Verweigerung?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Scooby

Re: Verweigerung?

Beitrag von Scooby »

Ripley hat geschrieben:
ich unterrichte nur und ausschließlich dann, wenn es leise ist, das schont die Nerven aller Beteiligten. Daran würde ich zuerst arbeiten.
... tja, man hats oder man hats nicht scooby, oder?
Schön, wenn's jemand einfach so "hat", ich musste es leider erst mühsam lernen, dass mein ganzer Unterricht für alle Beteiligten einfacher, angenehmer und ertragreicher wird, wenn ich von der ersten Stunden an darauf achte, dass eine absolut ruhige Arbeitsatmosphäre als Grundlage des Unterrichts vorhanden ist. Die Aussage im Ausgangsartikel impliziert, dass der Fragensteller die Unruhe mit der Heterogenität der Klasse begründet, sie also als gesetzte Rahmenbedingung akzeptiert. Und das ist m.E. ein Fehler, denn Unruhe ist eine denkbar ungünstige Ausgangsbedingung für guten Unterricht.

Dass der OP sinngemäß schreibt, dass er grundsätzlich gut mit den SchülerInnen auskommt und eher als "lieber" Lehrer gilt, deutet in meinen Ohren darauf hin, dass die SchülerInnen bereitwillig mitarbeiten, so lange der Unterricht so abläuft, wie sie es sich vorstellen. Ist das nicht der Fall, kommt es zu lautstarkem Protest. Das wiederum bedeutet, dass sich das Verhältnis von Autorität umgekehrt hat: Nicht mehr der Lehrer bestimmt den Unterricht, sondern die SchülerInnen nach dem Lustprinzip. Wenn sich so eine Führungsumkehr (die sehr lange unbemerkt bleiben kann, so lange alles "gut" läuft) einmal eingeschlichen hat, ist es ein mühsamer Weg, da wieder herauszufinden und den Lehrer wieder als Autorität in der Gruppe zu installieren. Das müsste aber m.E. dringend passieren.

Hutchence
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Re: Verweigerung?

Beitrag von Hutchence »

Scooby hat geschrieben:Dass der OP sinngemäß schreibt, dass er grundsätzlich gut mit den SchülerInnen auskommt und eher als "lieber" Lehrer gilt, deutet in meinen Ohren darauf hin, dass die SchülerInnen bereitwillig mitarbeiten, so lange der Unterricht so abläuft, wie sie es sich vorstellen. Ist das nicht der Fall, kommt es zu lautstarkem Protest. Das wiederum bedeutet, dass sich das Verhältnis von Autorität umgekehrt hat: Nicht mehr der Lehrer bestimmt den Unterricht, sondern die SchülerInnen nach dem Lustprinzip. Wenn sich so eine Führungsumkehr (die sehr lange unbemerkt bleiben kann, so lange alles "gut" läuft) einmal eingeschlichen hat, ist es ein mühsamer Weg, da wieder herauszufinden und den Lehrer wieder als Autorität in der Gruppe zu installieren. Das müsste aber m.E. dringend passieren.
Popsängerin Nena betreibt nach diesem Prinzip eine ganze Schule :roll:

..von daher würde ich meine Kinder dort auch nicht anmelden 8)

Krähe
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Re: Verweigerung?

Beitrag von Krähe »

Scooby hat geschrieben:Dass der OP sinngemäß schreibt, dass er grundsätzlich gut mit den SchülerInnen auskommt und eher als "lieber" Lehrer gilt, deutet in meinen Ohren darauf hin, dass die SchülerInnen bereitwillig mitarbeiten, so lange der Unterricht so abläuft, wie sie es sich vorstellen. Ist das nicht der Fall, kommt es zu lautstarkem Protest. Das wiederum bedeutet, dass sich das Verhältnis von Autorität umgekehrt hat: Nicht mehr der Lehrer bestimmt den Unterricht, sondern die SchülerInnen nach dem Lustprinzip. Wenn sich so eine Führungsumkehr (die sehr lange unbemerkt bleiben kann, so lange alles "gut" läuft) einmal eingeschlichen hat, ist es ein mühsamer Weg, da wieder herauszufinden und den Lehrer wieder als Autorität in der Gruppe zu installieren. Das müsste aber m.E. dringend passieren.
Mrkorre möchte sein gutes Verhältnis mit der Klasse hat gerne erhalten und hat dazu ein paar typische Anfängerfehler gemacht. Den Schülern passt der Sitzplan nicht, und sie probieren aus, ob sie einen entsprechenden Machtkampf mit dem netten, unerfahrenen Lehrer gewinnen können.
Das meiner Meinung nach eine ganz alltägliche Situation, die ich schon oft erlebt habe - deshalb würde ich nicht gleich von "Führungsumkehr" sprechen. Und aus der Situation wieder rauszukommen, stelt sich mir auch nicht übermäßig schwer dar: Mrkorre muss jetzt eben bei seiner Entscheidung bleiben und im Falle einer Verweigerung die entsprechenden Konsequenzen ziehen.
Dann merken die Schüler schon, dass sie auf diesem Wege nicht weiter kommen. Man sitzt als Lehrer nun mal letztlich am längeren Hebel, ob die Schüler das wollen oder nicht - man muss den Hebel nur einsetzen.

Sebastian_
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Registriert: 14.05.2009, 16:57:10

Re: Verweigerung?

Beitrag von Sebastian_ »

Auslosen ist keine gute Methode, aber jetzt musst Du erstmal ein paar Wochen dabei bleiben. Man kann durchaus die Schüler regelmässig (2x pro Halbjahr) umsetzen. Das kann das Kooperationsvermögen fördern und sorgt langfristig für ein besseres Klassenklima. Allerdings sollte man schon selbst den Sitzplan machen. Mädchen und Jungen getrenn? Unruheherde aufbrechen! Wer soll nach vorne? Laute Schüler um die unter Kontrolle zu halten oder ruhige S., damit die auchmal drankommen? Wer kann evtl. mit wem im Moment gar nicht? Wer kooperiert gut?

Hier gibt es Tausend Optionen, die sich alle gleichgut rechtfertigen lassen. Deshalb ist ein regelmässiger Sitzplan wechsel OK.

Beim nächsten Wechsel aber bloss nicht die alten Verhältnisse wieder schaffen, sonst hast du in den Augen der Schüler verloren.

mrkorre
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Registriert: 25.06.2009, 0:20:37

Re: Verweigerung?

Beitrag von mrkorre »

Erstmal vielen Dank für viele interessante Anregungen und Gedanken.

Ich bin mir meiner momentanen "Darstellung" vor den Schülern bewusst, bekomme ja noch das Feedback von der Mentorin. Es ist auch nicht verkehrt, dass mir das passiert, denn nur so kann ich lernen.
Mit dem Sitzplan ist das so eine Sache. Natürlich entstehen durch den Zufall wieder neue "Störfelder" und andere lösen sich auf. Die Vertreter meinen, dass ein Kind eben seine Umgebung mitlernt und damit sein entwickeltes Störverhalten. Es lernt schnell, wo nebenan beim Banknachbar etc. die Ablenkung ist. Der Wechsel soll das immer wieder verändern im Kopf.
Es war ein Versuch, dafür ist das Ref. ja auch da. Ich habe schon einige Kollegen gesehen, bei denen das sehr erfolgreich war.
Die Rücksprache meiner Mentorin zeigte, dass nicht alles verkehrt war. Eine Übung als LK zu verkaufen sollte sicherlich der letzte Anker sein, aber die "Härte" war erstmal gut.
Die geschaffene Autorität gilt es jetzt zu halten, d.h., konsequent sein und demnach den Sitzplan zu erhalten. Sonst mache ich mich völlig unglaubwürdig.
Mehrere Kollegen rieten mir, nun erstmal straff frontal zu bleiben und straff und ohne Pausen zügig zu führen.
Nun ja, ich versuch's. Der Weg ist das Ziel.
Nicht bei jedem funktioniert alles gleich und gerade der Übergang vom angeleiteten zum selbstständigen Utnerricht (sprich: ohne Mentor) ist wohl für mich nicht ganz ohne.
Nochmal danke ;)

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