Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Jméno
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Re: Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Beitrag von Jméno »

schotti hat geschrieben:Mein Problem war damals, dass meine Fachleiter auch gleichzetig meine Prüfer gewesen sind. Das kannte ich aus meinen vorherigen Ausbildungen nicht, dort kamen immer unbekannte Prüfer von anderen Dienststellen zu den Prüfungen.
Das war – zumindest zu meiner Zeit – Standard bei der Ausbildung in Hessen: in einem Fach hatte ich meine Ausbilderin als Prüferin, für Fach Nr. 2 kam ein Fremdprüfer aus einem anderen Seminar. Klingt also erst mal zumindest halbwegs nach dem, was du vorschlägst... ist aber an zwei Punkten trotzdem negativ:

Erstens hat die Personenidentität von Ausbilderin und Prüferin den Vorteil, dass ich weiß, was sie sehen will. Das Sachurteil, ob Unterricht in Ordnung ist und funktioniert, ist sicherlich nicht so schwierig zu fällen; das Werturteil, ob denn nun Unterricht wirklich gut ist und just so auch bewertet werden sollte, basiert ein stückweit auf individuellen Vorlieben. Die zu kennen, ist also vorteilhaft.

Zweitens kam bei dem Fremdprüfer aber hinzu, dass er und meine Ausbilderin für Fach Nr. 2 (mit der ich menschlich überhaupt nicht klar kam) sich natürlich vorher »kurzgeschlossen« haben. Sprich: Da kam jemand, beladen mit allen Vorurteilen und negativen Assoziationen, welche Ausbilderin Nr. 2 in 24 Monaten so angesammelt hatte, und überdies hatte ich nicht die Chance, meine Stunde auch nur marginal an seine persönlichen Präferenzen anzupassen. Es war also doppelt blöd.
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jimihenrik
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Re: Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Beitrag von jimihenrik »

Ich bin auch absolut der Meinung, dass Fachleiter viel zu viel Macht haben, die leider auch viele willkürlich ausüben. Das zusätzliche Kontrollgremium was der Fragensteller hier vorschlägt halte ich aber für lächerlich. Wenn man eine Kontrolle will könnte man die in den Schulen einbauen. Z.B. wenn immer ein Schulvertreter (Schulleiter, ABB, Didaktischer Leiter o.ä.) Bei UBs anwesend ist (ist bei mir sowieso der Fall), könnte man es so machen, dass die Fachleiter die NOten schriftlich beim jeweiligen Schulvertreter rechtfertigen muss. Ich fände es aber besser, wenn Fachleiter einfach weniger Macht hätten. Also, wenn ihnen alle Ausbildungsbefugnisse gegeben würden, aber eben nicht die der Bewertung. Jeder, der einen Masterabschluss, oder 1. Staatsexamen hat kann dann Lehrer werden. Der Lehrerberuf beginnt dann aber einfach mit einer 18-24 Monatigen Ausbildungszeit. Also ohne Prüfung. Das fände ich mal gut.

Löwenherz
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Re: Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Beitrag von Löwenherz »

Supi-dupi, Wattebäusche für alle! Unsere SuS sollen Abschlussprüfungen machen wir Lehrer aber nicht im Rahmen einer Prüfung nachweisen, dass wir den Job beherrschen für den wir bezahlt werden wollen? Damit dann Menschen die erkennbar ungeeignet sind mangels Prüfungen nicht mehr aussortiert werden und sich einbilden dürfen sie hätten es drauf. Nein danke.

Ja, das Ref ist anstrengend, manchmal scheiße, nicht immer fair, es menschelt von vorne bis hinten mit allen dazu gehörigen Stärken und Schwächen aber 1. ist genauso auch der Beruf danach (ohne Prüfungen, aber es menschelt, ist anstrengend, manchmal scheiße, nicht immer fair...), 2. die Mehrheit der Leute die tatsächlich geeignet sind für den Job sind auch ausreichend erfolgreich im Ref für eine Einstellung, nur eine absolute Minderheit erleidet grobes, vollkommen unangemessenes Ungemacht in Form eines unangemessenen, endgültigen Nichtbestehens infolge des Versagens sämtlicher Ausbilder und Prüfer.

Maximer
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Re: Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Beitrag von Maximer »

Löwenherz hat geschrieben:Supi-dupi, Wattebäusche für alle! Unsere SuS sollen Abschlussprüfungen machen wir Lehrer aber nicht im Rahmen einer Prüfung nachweisen, dass wir den Job beherrschen für den wir bezahlt werden wollen?
So einseitig würde ich das nicht unbedingt sehen wollen Löwenherz. Unsere Schüler haben wesentlich mehr Rechte als wir Referendare, früher mag das mal anders gewesen sein, aber in momentane Entwicklung ist hier ganz klar und von daher würde ich diesen Vergleich nicht bemühen. Schüler bekommen auch schriftliche Leistungsnachweise und wir Lehrer müssen die Bewertungskriterien jederzeit offenlegen und stichhaltig begründen, das alles müssen unsere Ausbilder ganz offensichtlich nicht. Ich habe schon Prüfungen hinter mir und bis jetzt nichts verwertbares Schriftliches in der Hand, alles mündlich und wischi-waschi begründet. Also auch hier stimmt der Vergleich nicht. Lassen wir die Ebene also besser beiseite.

Auch der Nachweis, ob man nun den Lehrerjob beherrscht, wird wohl kaum durch das derzeitige Referendariat geführt werden. Genügend Leute, die nichts wirklich was auf dem Kasten haben, mogeln sich irgendwie durch, beschleimen widerlichst die Ausbilder und bekommen ihre guten Noten hinterher geworfen. Da kann man teilweise nur den Kopf schütteln.

Natürlich ist das ganze stressig und Leute mit psychischen Problemen oder Verhaltensstörungen werden selektiert, aber das ist nun keine exklusive Leistung, wofür es solch eine aufwändige Ausbildung bräuchte. Ich finde schon, dass nach dem mehrjährigen Studium noch eine Praxisphase mit Prüfung/Zulassung erfolgen sollte, aber dieses teure und aufgeblasene Referendariat mit den ganzen Unwägbarkeiten ist dazu bestimmt nicht erforderlich.

Das Referendariat ist doch nur deshalb noch vorhanden, weil es immer um die Verbeamtung geht. Es ist ein staatlich organisiertes Ritual, so wie in anderen klassischen Beamtenberufen auch. Wenn mal das Beamtentum wegfällt, wird das Referendariat automatisch auch abgeschafft und keiner wird es vermissen...

Maximer

kecks
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Re: Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Beitrag von kecks »

also, zumindest in meinem seminar waren die kriterien transparent, und gelernt haben wir auch alle eine ganze menge. vielleicht solltest du deine erfahrungen nicht generalisieren. die sus haben mit sicherheit weniger rechte. z.b. können sie nicht einfach kündigen und daheimbleiben.

Maximer
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Re: Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Beitrag von Maximer »

kecks hat geschrieben:also, zumindest in meinem seminar waren die kriterien transparent, und gelernt haben wir auch alle eine ganze menge. vielleicht solltest du deine erfahrungen nicht generalisieren. die sus haben mit sicherheit weniger rechte. z.b. können sie nicht einfach kündigen und daheimbleiben.
Ich sage nicht, dass man nichts lernt im Referendariat. Man lernt sogar ziemlich viel, aber nicht unbedingt Sachen, die man als Lehrer können muss. Man lernt z.B. Unterricht so zu gestalten, dass man später die Prüfungen besteht. Es ist ein Lernen auf die Prüfung in erster Linie. Ist nicht schlimm, aber es ging darum, dass das Referendariat nötig ist, um Lehrer zu sein und die Untauglichen zu selektieren.

Schüler können nicht daheim bleiben, das ist mal klar. Können wir aber genauso wenig, wenn wir Lehrer werden wollen. Mir geht es aber mehr um die Rechte der Ausbildung. Da hat man als Schüler mehr Optionen: Schule wechseln, Lehrer wechseln (hab ich als Schüler mal verlangt, weil ich mich ungerecht behandelt fühlte). Man hat auch mehr "Ausbilder" (Lehrer halt), dadurch sinkt die Chance, dass man sich mit einem nicht versteht und der einem die Schulzeit verhagelt.

Nun sind Reffis keine Schüler, logisch, aber dafür funktionieren Reffis auch bis auf wenige Ausnahmen sehr gut, sind engagiert (sie wollen ihr Ziel erreichen) und sozial viel reifer als Schüler. Das Problem ist nur: Man wird leider oft nicht so behandelt.

Maximer

BlackandGold
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Re: Fachleiter brauchen Grenzen und Kontrollen !

Beitrag von BlackandGold »

Maximer hat geschrieben: Ich sage nicht, dass man nichts lernt im Referendariat. Man lernt sogar ziemlich viel, aber nicht unbedingt Sachen, die man als Lehrer können muss. Man lernt z.B. Unterricht so zu gestalten, dass man später die Prüfungen besteht. Es ist ein Lernen auf die Prüfung in erster Linie. Ist nicht schlimm, aber es ging darum, dass das Referendariat nötig ist, um Lehrer zu sein und die Untauglichen zu selektieren.
Da du keine Einschränkung in deiner Generalaussage gemacht hast, kann ich genauso generell antworten:

Das ist Unfug, man lernt, vernünftigen Unterricht zu gestalten, strukturiert eine Stunde zu planen und durchzuführen und sinnvoll eine Unterrichtsreihe so zu gestalten, dass tatsächlich am Ende die Kompetenzen des Kernlehrplans erfüllt werden können.


Wir könnten natürlich beide ein "meiner Erfahrung nach" davorsetzen. Aber dann wäre es ja nur noch halb so toll, aufs Ref zu schimpfen.
(BTW: Ich habe meine UPP mit ner 2,x bestanden, bin also sicherlich nicht der Überflieger)

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