Seminarerwartung - Realität im Hospitationsunterricht

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
donaldinho
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Re: Seminarerwartung - Realität im Hospitationsunterricht

Beitrag von donaldinho »

einerseits hat man als "vollzeitlehrer" am anfang wirklich kaum zeit, aufwändige stunden zu planen. ich bin nun im ersten jahr, bereite bei 26 stunden pro woche 22 stunden vor (habe nur 2 doppelt) und dauernd wird man in ein neues lernfeld geschickt, wenn irgendwo ein kollege ausfällt. da rette ich mich hauptsächlich auch mit frontalunterricht und ausarbeitungsaufgaben aus dem lehrbuch. habe aber dennoch das gefühl, dass die schüler bei mir (größtenteils) gut lernen und (bis auf ein paar komplizierte klassen) auch gerne in meinen unterricht kommen.

über der didaktik steht in meinen augen das fachliche. wenn ich wirklich mal zwei jahre am stück oder länger die selben berufe/ lernferlder unterrichten sollte (bin seit dem ref eher "springer") hoffe ich aber doch, die motivation zu finden und meinen unterrichtsstunden ein gewisses feintuning zu geben.

und, "realität" hin oder her, muss ich auch anmerken dass es durchaus lehrer gibt, die teilweise seit jahrzehnten das selbe programm fahren. teilweise stimmt es ja dann selbst fachlich nicht mehr so wirklich, weil inhalte 25 jahre alter folien schlichtweg überholt sind.

trifft um gottes willen nicht auf alle lehrer zu. teilweise ist kritik aber sicher berechtigt.


großes problem an unserem beruf: ob ich mir nach jahren noch mühe gebe oder nicht macht, bei unbefristeter stelle oder gar verbeamtung, doch keinen großartigen unterschied. alle verdienen gleich, alle haben die selben "karrierechancen" (anführungsstriche bewusst gesetzt). ^-^

da fällt es teilweise evtl schwer, sich für die weiterentwicklung des eigenen unterrichts zu motivieren.

weiterhin muss ich aber auch anmerken, dass ein stetig wachsender berg an verpflichtungen, neben dem kerngeschäft unterricht, natürlich auch zeit frisst und der qualität des eigentlichen kerngeschäfts nicht gerade zuträglich ist.

Agamemnon
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Re: Seminarerwartung - Realität im Hospitationsunterricht

Beitrag von Agamemnon »

Oh Mann...

Wenn all die alteingesessenen Kollegen mit ihren "bewährten Methoden" sich mal so reflektieren würden, wie es von uns Reffis verlangt wird, dann würden sie vor Scham im Boden versinken.

Aber es hinterfragt sich ja keiner mehr... denn Unterricht ist offensichtlich Privatsache und per se gut, wenn man ihn schon immer so gemacht hat...

Und das traue ich mich jetzt nur zu sagen, weil ich irgendwann dann doch in den Genuss von wirklich sehr gutem Unterricht gekommen bin, von einer Kollegin, die Ende des Jahres in den Ruhestand geht. Es geht eben doch! Man muss sich nur Mühe geben. Und wollen. Und Talent haben.

Katta
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Re: Seminarerwartung - Realität im Hospitationsunterricht

Beitrag von Katta »

Wow. Hast du eigentlich irgendeinen der Beiträge hier in deinem thread gelesen?
Ich finde deine Haltung echt... daneben...

Dass es schlechten Unterricht und schlechte Lehrer gibt, ja (unter den Referendaren übrigens auch). Ich halte auch mitunter wirklich schlechte Stunden, aus unterschiedlichsten Gründen (Fehlplanung, fehlende Zeit, einfach unfit, neues Thema oder was auch immer...). Reflektiere ich das mit Referendaren? Nicht unbedingt (hängt von den Umständen ab). Ist mir selber das klar? Natürlich.
Und manchmal halte ich auch wirklich gute Stunden. Und manchmal sind nur einzelne Phasen wirklich gut gelungen.

Und in der Rückschau verstehe ich auch deutlich besser, was mir im Referendariat sowohl vom Seminar als auch von der Schule/ den Kollegen vermittelt wurde.

Als eine der wichtigsten Fähigkeiten sehe ich neben der Reflexionsfähigkeit allerdings auch die Geduld: mit den Schülern und mit sich selber, da man als Lehrer immer weiter lernt. Das ist ja das Schöne.

Ob ich das allerdings in der Realität mit einem so arroganten Schnösel so besprechen würde...

Agamemnon
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Re: Seminarerwartung - Realität im Hospitationsunterricht

Beitrag von Agamemnon »

Ich habe die Beiträge gelesen.

In den allermeisten steht, dass Seminar-Vorstellungen nicht alltagstauglich sind, viele Posts enthalten Rechtfertigungen dafür, dass Unterricht auch mal schlecht sein darf... Wobei ich, wenn ich mit Mitreferendaren spreche eigentlich immer nur höre, wie schlecht und einschläfernd Unterricht bei ihnen an der Schule abläuft. Es ist also mitnichten etwas, das ich mir einbilde oder ausdenke.

Ich habe deutlich gemacht, dass ich den Unterricht der KollegInnen nicht für grundsätzlich schlecht halte... aber jeder Lehrer muss nun mal ausbilden (theoretisch). Geringe Teile meiner Ausbildung bestehen nun mal aus Hospitationen, der Rest ist Unterricht unter Anleitung und selbstständiger Unterricht.
Und weder die Hospitationen noch der Unterricht unter Anleitung waren bisher wirklich ertragreich. Bis auf Ausnahmen. Ich halte das für totalen Nonsense. Ich habe eher das Gefühl, dass mir Ausbildungsunterricht stellenweise geschadet hat und meine Entwicklung beeinträchtigt hat.
Ich bekomme teilweise gegensätzliche Rückmeldungen, was wichtige Teile meines Unterrichts angeht. Mir wird persönliche Meinung als sachliches Urteil verkauft. Häufig erkenne ich an der Art der Rückmeldung zu meinem Unterricht schon die mangelnde Reflexion des eigenen Unterrichts. Es gab schon ein paar "Tut mir leid, aber das geht gar nicht"-Momente und ich musste nur schmunzeln, da ich das genau wie selbiger Kollege/selbige Kollegin gemacht habe.
Dass Schülerinnen und Schüler Verständinsprobleme haben, wird grundsätzlich nicht auf die Qualität des eigenen Unterrichts, sondern an mangelnde Mitarbeit bzw. Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler geschoben.
Viele der Kolleginen und Kollegen lehnen Erkenntnisse der aktuellen Bildungsforschung ab. Ich habe auch schon häufiger sachliche Fehler entdeckt.... ich könnte die Liste noch fortführen...

Und ich höre immer nur Selbstgerechtigkeit und Rechtfertigungen. (Und häufiger, als mir lieb ist, dass die Schüler dumm seien.)
Und auch die Reaktionen auf meinen Post gehen zu großen Teilen in diese Richtung. Zusätzlich dieser Hauch von: Undankbare Referendarin hat keine Ahung, macht bestimmt schlechten Unterricht, ist arrogant und versteht das Tagesgeschäft nicht. Und erdreistet sich, ihre unqualifizierte Kritik zu äußern.

Es wird nicht besser dadurch, dass man es wegredet.

Crayfish
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Re: Seminarerwartung - Realität im Hospitationsunterricht

Beitrag von Crayfish »

Die Gehirnwäsche des Seminars hat offensichtlich gut funktioniert. Ich bin jetzt im vierten Jahr an einer Realschule, dachte zu Beginn meines Refs damals ähnlich: Von mir werden Showstunden erwartet, ich selbst sehe aber keine. Heute weiß ich, warum das so war: Weil es als Vollzeitlehrer einfach nicht zu leisten ist.

Guter Unterricht ist auch nicht unbedingt das, was das Seminar sagt. Oft lernen die Schüler das Gleiche, wenn nicht gar mehr, wenn ich den Methodenfirlefanz weglasse und die Dinge einfach frontal erkläre.

Vorschlag: Beende dein Ref, nimm eine volle Stelle mit 27 Stunden an und plane die Stunden so, wie vom Seminar vorgegeben. Ich freue mich bereits heute auf deine Berichte hier.

Liebe Grüße und viel Erfolg!

kecks
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Re: Seminarerwartung - Realität im Hospitationsunterricht

Beitrag von kecks »

sorry, aber dein text klingt unreif und überheblich für mich. mach erstmal ein paar jahre unterricht auf voller stelle, und dann lies dir das hier nochmal durch. entweder hast du dann auf teilzeit reduziert und damit zeit für perfekten unterricht und/oder du arbeitest wie alle anderen auch - mal gut, mal schlecht, mal solala. das ist menschlich. unterrichten ist arbeiten mit menschen.

sabbel
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Re: Seminarerwartung - Realität im Hospitationsunterricht

Beitrag von sabbel »

Stimmt, Dein Post klingt arrogant. Es tut mir leid, dass ich das so schreibe, aber das ging mir wirklich durch den Kopf und unten drunter schreibst Du es selbst.
Ich weiß nicht, ob Dir klar ist, dass Du im Ref erstmal lernst, wie Unterricht generell funktioniert und Du danach lernst möglichst guten Unterricht in allen Phasen machen zu können.
Tja, Vollzeit ist das leider nicht immer möglich, aber einen Teil der Stunden kann man noch immer so planen und durchführen.
Dass von Refs etwas anderes erwartet wird, hängt damit zusammen, dass sie können sollen.

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