Fächerkombination wichtig?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
StudIng
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Registriert: 16.11.2005, 4:16:50

Beitrag von StudIng »

Dille hat geschrieben:
StudIng hat geschrieben:Gedankenexperiment: Wenn ich in einigen Semestern mein Elektrotechnikdiplom habe und man nähme an, ich dürfte mich ohne Hürde als Lehrer betätigen, könnte ich ohne Probleme Physik und Mathematik bis in die Abiturstufe geben - rein fachlich gesehen.
Ein Magisterstudent, der an der Universität Münster Germanistik studiert, darf "rein fachlich gesehen" nach absolviertem Magisterexamen nicht als Deutschlehrer arbeiten, weil ihm neben Pädagogik und Fachdidaktik noch folgendes fehlt: Im Grundstudium genau 2 Teilnahmenachweise aus dem Bereich Mediaevistik und Neuere deutsche Literatur, im Hauptstudium 1 QSN / Mediaevistik sowie ein Leistungsnachweis im Bereich Sprecherziehung. Ich denke, mit Diplom Elektrotechnik und Physik / Mathe auf Sek-II-Lehramt verhält sich die Differenzierung ähnlich; es reicht halt nicht aus, wenn die zu absolvierenden Studienleistungen irgendwo in irgendwelchen Köpfen vorliegen, sondern sie müssen es vielmehr auf dem Papier. Das ist das.

Auf dem Papier hab ich das alles doch. Siehe Ergebnisse der Prüfungsklausuren, siehe Leistungsscheine. Was in den einzelnen Stoffgebieten vermittelt wurde, läßt sich außerdem zusätzlich auch noch einmal bescheinigen.
Übrigens: Was heißt QSN? Bei Ingenieurwissenschaftlern läuft das Studium in seiner Terminologie ein ganzes Stück anders. :(

Es ging mir ja auch nur um den fachlichen Aspekt als Vergleich, nicht um den Quereinstieg an sich - daß ein Physiklehrer ohne Probleme Mathematik bis zur Klasse 12 (in manchen Bundesländern 13) geben kann und ich annahm, Leherämtler bekämen mehr als genug allgemeine Didaktik mit auf den Weg, um eben ein so verwandtes Fach (Physik-Mathe) ebenfalls problemlos lehren zu können.

Der Hintergrund meiner Frage war, wieso es eben eine Hürde ist, wenn man meinetwegen Deutsch und Politik studiert hat (auf Lehramt), eine Stelle in greifbarer Nähe hat, die aber mit Deutsch und Sozialkunde tituliert ist - obwohl rein inhaltlich ein Politikler auch Sozialkunde geben könnte - das *anscheinend* nicht einfach so darf. Zumindest erhielt ich bei den Kommentaren hier von manchen Junglehrern so den Eindruck.

Und *das* ist für einen Außenstehenden nicht verständlich.
Als Lehrer gilt man allgemein hin als didaktisch und pädogisch bewandert - wenn dann eine fachliche Qualifikation vorliegt, sollte es doch klar sein, daß der Lehrer auch ein inhaltlich verwandtes Fach geben kann.

Anscheinend ist es aber nicht so. :?

Dille
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Beitrag von Dille »

StudIng hat geschrieben:Übrigens: Was heißt QSN? Bei Ingenieurwissenschaftlern läuft das Studium in seiner Terminologie ein ganzes Stück anders
Ein QSN ist ein "Qualifizierter Studiennachweis" - mag sein, dass es bei Ingenieurwissenschaften terminologisch anders heißt, aber irgendwelche Scheine müsst Ihr ja sicher auch machen. War auch nur ein Fallbeispiel, das nicht mit sämtlichen Fachrichtungen kompatibel sein muss. Und dennoch erklärt dieses, nämlich obiges Fallbeispiel, weshalb es bei Lehrämtern offiziell nicht möglich ist bzw. sein sollte, fächerbezogen über den Tellerrand zu schauen - an der Schule und im Hinblick auf die Unterrichtgebung, versteht sich. Denn wer Sozialkunde respektive Soziologie auf Lehramt studiert, hat mitunter andere inhaltliche Schwerpunkte zum Gegenstand seines Studiums gemacht, wobei die Quantität und Qualität der Scheine gar identisch sein kann. Aber jedes Fach bietet nunmal die Möglichkeit der individuellen Schwerpunktsetzung, die bei Politik unter Umständen dahin führen kann, dass, ganz banal gesprochen, politische Aspekte in Wechselwirkung mit sozialen Aspekten beleuchtet werden, wohingegen, auch hier wieder banal gesagt, in Soziologie soziale Aspekte in Wechselwirkung mit politischen thematisiert werden. Das eine eben sekundär, das andere primär, auch wenn in beiden Fachrichtungen irgendwie alles oder zumindest vieles zusammengehört. Aber hier entscheidet eben das, was möglich, sinnvoll und durch Studienordnungen vorgegeben ist, die Vorbereitung auf das später zu unterrichtende Fach. In Pädagogik als Unterrichtsfach ist es genauso: Hier möchte man ebenfalls meinen, dass es doch irgendwie auch deckungsgleich sein kann mit Sozialkunde - zumindest in vielen wichtigen und schulisch relevanten Unterrichtsbereichen. Aber in diesen beiden sind nicht nur unterschiedliche Scheine zu absolvieren, auch die Schwerpunkte sind anders zu setzen. Wenn Du in Pädagogik Deine Examensarbeit mit soziologischem Schwerpunkt abgibst, bekommst Du sie unter Umständen zurück; der Fokus gehört auch hier wieder auf das später zu unterrichtende Unterrichtsfach und seine angestammte Thematik. Und es gibt noch weitere Beispiele: Ethik vs. Philosophie, ... sehe gerade, das war wohl doch das letzte.
Ob das alles nun Haarspalterei ist und nicht irgendwie auch albern, vermag ich nicht zu sagen. Will man was ändern, muss man natürlich zuerst bei den Studieninhalten und eventuell sogar bei den Studienfächern anfangen; will man Letzteres, empfiehlt sich hier sicherlich eine Zusammenlegung von Politik und Soziologie, so dass man dann also beides zusammen studiert, wenn es eh dasselbe zu sein scheint.

StudIng
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Beitrag von StudIng »

Dille hat geschrieben:
Ein QSN ist ein "Qualifizierter Studiennachweis" - mag sein, dass es bei Ingenieurwissenschaften terminologisch anders heißt, aber irgendwelche Scheine müsst Ihr ja sicher auch machen. War auch nur ein Fallbeispiel, das nicht mit sämtlichen Fachrichtungen kompatibel sein muss. Und dennoch erklärt dieses, nämlich obiges Fallbeispiel, weshalb es bei Lehrämtern offiziell nicht möglich ist bzw. sein sollte, fächerbezogen über den Tellerrand zu schauen - an der Schule und im Hinblick auf die Unterrichtgebung, versteht sich. Denn wer Sozialkunde respektive Soziologie auf Lehramt studiert, hat mitunter andere inhaltliche Schwerpunkte zum Gegenstand seines Studiums gemacht, wobei die Quantität und Qualität der Scheine gar identisch sein kann. Aber jedes Fach bietet nunmal die Möglichkeit der individuellen Schwerpunktsetzung, die bei Politik unter Umständen dahin führen kann, dass, ganz banal gesprochen, politische Aspekte in Wechselwirkung mit sozialen Aspekten beleuchtet werden, wohingegen, auch hier wieder banal gesagt, in Soziologie soziale Aspekte in Wechselwirkung mit politischen thematisiert werden. Das eine eben sekundär, das andere primär, auch wenn in beiden Fachrichtungen irgendwie alles oder zumindest vieles zusammengehört. Aber hier entscheidet eben das, was möglich, sinnvoll und durch Studienordnungen vorgegeben ist, die Vorbereitung auf das später zu unterrichtende Fach. In Pädagogik als Unterrichtsfach ist es genauso: Hier möchte man ebenfalls meinen, dass es doch irgendwie auch deckungsgleich sein kann mit Sozialkunde - zumindest in vielen wichtigen und schulisch relevanten Unterrichtsbereichen. Aber in diesen beiden sind nicht nur unterschiedliche Scheine zu absolvieren, auch die Schwerpunkte sind anders zu setzen. Wenn Du in Pädagogik Deine Examensarbeit mit soziologischem Schwerpunkt abgibst, bekommst Du sie unter Umständen zurück; der Fokus gehört auch hier wieder auf das später zu unterrichtende Unterrichtsfach und seine angestammte Thematik. Und es gibt noch weitere Beispiele: Ethik vs. Philosophie, ... sehe gerade, das war wohl doch das letzte.
Ob das alles nun Haarspalterei ist und nicht irgendwie auch albern, vermag ich nicht zu sagen. Will man was ändern, muss man natürlich zuerst bei den Studieninhalten und eventuell sogar bei den Studienfächern anfangen; will man Letzteres, empfiehlt sich hier sicherlich eine Zusammenlegung von Politik und Soziologie, so dass man dann also beides zusammen studiert, wenn es eh dasselbe zu sein scheint.

Bei uns heißt das Leistungsnachweis/Leistungsschein. Den gibt es entweder benotet oder unbenotet.
Alles andere wird bei uns per Prüfungsklausur oder mündlicher Prüfung geregelt. Seminare, Proseminare und solches Zeug gibt es praktisch gar nicht.

Naja, Poltik und Sozialkunde sind nicht unbedingt dasselbe, aber in einem gewissen Sinne das gleiche.

Es geht mir nur darum: Wenn ich ein Fach studiert habe, muß es doch möglich sein, daß mir erlaubt wird, ein verwandtes Fach zu geben. Eildieweil man Didaktik und Methodik hatte, um sich eventuelle Lücken oder Unterschiede bei den Schwerpunkten aufarbeiten zu können.
Dazu muß man aber auch als Voraussetzung beim Studium allgemeine Didaktik lernen, also erst einmal völlig unabhängig von einem konkreten Fach. Ich finde das erschreckend, wenn ich hier höre, daß den Lehrer das "Beibringen" von Stoff nur auf ihr schmales Fenster an Fächern vermittelt wird.

Ich denke, das ist der Grundfehler.

Darüber hinaus ist doch Sozialkunde (bei mir hieß das in der Schule Gesellschaftskunde) sowieso Teilgebiet der Politologie/Politikwissenschaften :) ...

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