Sony hat geschrieben:@StudIng :
Du überschätzt dich einwenig,
indem du die Geisteswissenschaften und Sprachen unterschätzt.
Hmm - tut mir leid
-- ich schreibe eigentlich nie irgendwelche konkreten Referenzen hin, selbst in hitzigsten Streitgesprächen nicht, weil das immer so einen Beigeschmack hat.
Aber um die Sache ein bißchen aufzuklaren: Ich wurde sehr sprachlich (bezogen auf Deutsch) erzogen und habe mich hobbymäßig über Jahre (auch wenn ich noch ziemlich jung bin) mit bspw. Linguistik und Sprachmythologie beschäftigt. Daß das mit keinem Studium in der Richtung vergleichbar ist, steht außer Frage.
Dennoch meinte ich Deutsch eigentlich weniger, sondern spielte auf Englisch an. Die Sprache habe ich nunmal im Kindergarten mit 4 Jahren das erste Mal erlebt, habe fast vier Schuljahre mehr also normal gehabt und wohne in den USA - zumindest immer eine gewisse Zeit im Jahr (wegen GreenCard).
Was Geisteswissenschaften angeht, hab ich mir auch sicherlich ein einschlägiges Wissen angeeignet, was sicherlich nicht mehr unter Allgemeinbildung fällt.
Ich habe mich ja auch ausdrücklich davon distanziert, all das irgendjemandem strukturiert beibringen zu können. Es ging mir nur um das Gedankenspiel, daß ein Lehrer auch immer mehr kann, als er in der Schule von sich gibt. Und hier habe ich schon desöfteren Besorgnis aufflammen sehen, weil (willkürlich ausgedacht) meinetwegen Deutsch und Politik studierte wurde, die erwünschte (neue) Arbeitsstelle aber als Deutsch + Sozialkunde oder sowas ausgeschrieben war.
Das war mir nicht so ganz schlüssig, da man doch ohne Probleme kompatible Fächer auch geben könnte.
Zu der ET-Sache.
Mathe geht ohne Probleme, da die allgemein üblichen 4 Semester, mit denen man geschunden wird, exorbitant über jeden gymnasialen Stoff hinausgehen. Dazu kommen erhebliche Einblicke und Ergänzungen (an der Uni grundsätzlich immer [mathe]theoretisch genug eingeführt bevor es zum konkreten Fachbezug kommt, sofern es den gibt *fg*) aus anderen Fächern hinzu. Man hat eben lediglich keine expliziten Numerikvorlesungen, Statistikvorlesungen, Algebravorlesungen et cetera - dafür decken das andere Fächer ab.
Numerik krieg ich momentan bei den "Numerischen Methoden in der Elektrotechnik", den ganzen Kram mit Ringen, Algebren, Körpern, Gruppen, Wasweißichwas-morphismen kann man sich in "Mathematische Grundlagen der Digitaltechnik" reinziehen usw. usw..
Einzig wie ein Ingenieur rechnet, könnte so manchem Mathematiker graue Haare bescheren - was da so alles *nicht* bewiesen wird, was da so alles einfach gekürzt, genähert, gerundet, abgesägt, zu Null gesetzt wird... hehe. Aber für eine Gymnasialstufe ist das auch keine Hürde, man kann sich ja mit seiner Rechenwut zurücknehmen und vorher die ans Herz gewachsene mathematische Literatur in die Hand nehmen, wenn man sich unsicher ist, ob das jetzt zu "unmathematisch" ankommt.
Bei Physik ist es sogar noch einen Tick besser. Zwar hat man nicht ganz soviel Physik wie Mathe, aber was den Praxisbezug und die Verständlichkeite angeht, kann man als Physiklehrer schnell eins von einem Ing auf den Kopf kriegen.
Man verzeih mir die Pauschalisierung, sind nur ganz subjektive und persönliche Erfahrungen, also kein Angriff gegen Leute hier, okay ^___^.
Das fängt bei der Elektrotechnik (Haha, Gassenhauer!) an und hört bei Quantenmechanik auf. Der Kram wird uns ja teilweise immer noch knüppelhart (natürlich auch theoretisch genug) in die Glieder geprügelt. Auf jeden Fall kann man die Schüler mit relevanten Beispielen totlabern (ich kenne nämlich die klagenden Worte aus diversen Physik-LKs noch, wie praxis*un*bezogen das immer gewesen wäre...).
Man kann durch die technischen Einblicke unendliche Anwendungsmöglichkeiten zeigen und das Studium auf Natur-oder Ingwissenschaften richtig schmackhaft machen: Physik dünner Schichten, Halbleiter/organische Halbleiter, Mikroprozessoren der Zukunft, Laser, Holographie, Schaltungstechnik, Magnetschwebe-, Magnettraktions - und Magnetlagertechnik, Werkstoffe, Supraleitung, Kernfusion, physikalische Chemie/ Quantenchemie, (meine ganze Spezialsparte:) Leistungselektronik, Elektrische Antriebe, Elektrische Maschinen, Hochspannungstechnik, [technische] Elektrodynamik, Elektroenergieerzeugung/Elektroenergieübertragung, regenerative Energien --- blablabla.
Vom Theoretischen ist es nicht das Problem, da ja dem Ingenieur vorenthaltener mathematischer Formalismus erspart bleibt beim Schulstoff.
Wenn ich ehrlich bin, hätte ich mir dieses ganze Zeug, was ich als Ideenpool angegeben habe, damals gerne als Ausblick gewünscht, damit man Bezug zu den ganzen Sachen herstellt.
Ist ja schön, wenn man ein kubisch raumzentriertes Kristallgitter zeichnen kann - doch einen solchen Klumpen in der Hand zu haben, zu mikroskopieren, oder interessante Einblicke in die Konsequenzen des behandelten Stoffes, tja, das wäre es gewesen.
Heute ist das wichtiger als je zuvor, denn es hat sich auf breiter Bahn eine Abneigung gegen technisch-physikalische Dinge eingeschlichen (ganz abgesehen vom Trend, sowieso nicht mehr zu studieren, und wenn, BWL oder Soziologie *Augne verdreh* - die hier übervorteilten ernsthaften Studenten dieser Fächer mögen es mir verzeihen).
Wenn man schon keine Möglichkeit zum Basteln hat, oder am Gymnasium eben wenig Unterricht in diese Richtung existiert, muß man den Kindern wenigstens sowas zeigen.
MfG Robert