Fächerkombination wichtig?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
StudIng
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Beitrag von StudIng »

emsige Biene hat geschrieben:bundesland?

ist politik das gleiche wie sozialkunde?
ich würde sagen, mit der kombi haste eher BESSERE chancen als mit den beiden sprachen! die sind sehr ausgelutscht und überlaufen im moment

Hmm, was ich als Nichtlehrer immer nicht verstehe: Werdet ihr armen Lehrer wirklich *derart* unflexibel auf haargenau den Namen des Faches festgelegt?

Gedankenexperiment: Wenn ich in einigen Semestern mein Elektrotechnikdiplom habe und man nähme an, ich dürfte mich ohne Hürde als Lehrer betätigen, könnte ich ohne Probleme Physik und Mathematik bis in die Abiturstufe geben - rein fachlich gesehen. Daß natürlich die professionelle Didaktik fehlt, ist mir klar.
Theoretisch könnte ich das sogar mit einer weiteren Reihe geisteswissenschaftlicher Fächer und ausgewählten Sprachen. Wie gesagt, rein fachlich - auf Grund eines nachweisbaren Werdeganges (der dann die notwendigen Referenzen herausstellen würde, auch wenn man keinen Hochschulabschluß in den Fächern hat).

In diesem Kontext verstehe ich nicht, warum diese spezifische Fächerkombination für euch so ein Problem ist.
Wenn ich Physiklehrer bin, muß ich auch anstandslos Mathe geben können - umgedreht ist es sicherlich in der Abiturstufe nicht verallgemeinernd drin, da dort keine reinmathematische Physik betrieben wird. Ähnliches gilt für Politik - unter Politik als Fach stelle ich mir genug vor, um auch Gesellschaftskunde/Sozialkunde reibungsfrei unterrichten zu können. Ich dachte eigentlich, ihr Lehrer bekommt auch genug allgemeine Pädagogik mit, die sich universell auf den Unterricht anwenden läßt (und nicht nur fachspezifische Methoden).
Somit stellt dann doch auch die Vorbereitung der Stunden usw. kein größeres Problem dar.
Es sollte dann doch keine Hürde sein, einen kompatiblen Lehrer in ein kompatibles Fach zu stecken - oder behandelt man den Lehrer wirklich als so hochspezialisiert auf seine konkrete Fächerkombination?

Klärt mich auf - auf mich als außenstehende Person wirkt das alles sehr, sehr träge, unflexibel und bürokratisch.

Sony
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Beitrag von Sony »

@StudIng :

Du überschätzt dich einwenig,

indem du die Geisteswissenschaften und Sprachen unterschätzt.

katzesturmi
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Beitrag von katzesturmi »

@Studlg

wir sind wirklich sehr festgelegt als Lehrer...jedenfalls hier in BY :roll: Das liegt aber nicht an den Studenten, sondern an dem ganzen System.

Allgemeine Pädagogik??? Wir müssen zwar Examen machen in AP, Schulpäd und Psycho, brauchen aber keine Nachweise über irgendwelche Veranstaltungen...d.h. es reicht wenn Du dir dein Wissen vor der Prüfung aus Büchern aneignest.
Aber mit Unterrichtsmethoden haben diese 3 Fächer sowieso nichts tun...
Didaktik lernt man nur fachspezifisch...

Du siehts, man wird wirklich festgenagelt.
Lg

Schaf
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Beitrag von Schaf »

Sony hat geschrieben:@StudIng :

Du überschätzt dich einwenig,

indem du die Geisteswissenschaften und Sprachen unterschätzt.
Warum unterschätzt StudIng sich dabei? ET ist nun mal ein Fach, mit dem man problemlos wahrscheinlich den Seiteneinstieg machen könnte für Mathe. Bei Physik weiß ich net so genau, da hab ich zu wenig von mitbekommen bei meinem Freund.

Und so aus allgemeiner Erfahrung würde ich sagen, dass Sozialkunde bei uns eine Menge Politik war und ich da die Nuancen, die scheinbar vorhanden sind, nicht ganz klar sehe.

Aber es läuft im Grunde auf das raus, was ich jetzt sage: mit Bio kann man genauso gut Naturphänomene unterrichten, wie mit dem Fach Physik. Man ist zumindest nicht bei jedem Fach total festgelegt.

Liebe Grüße,

Schaf

StudIng
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Beitrag von StudIng »

Sony hat geschrieben:@StudIng :

Du überschätzt dich einwenig,

indem du die Geisteswissenschaften und Sprachen unterschätzt.

Hmm - tut mir leid :) -- ich schreibe eigentlich nie irgendwelche konkreten Referenzen hin, selbst in hitzigsten Streitgesprächen nicht, weil das immer so einen Beigeschmack hat.

Aber um die Sache ein bißchen aufzuklaren: Ich wurde sehr sprachlich (bezogen auf Deutsch) erzogen und habe mich hobbymäßig über Jahre (auch wenn ich noch ziemlich jung bin) mit bspw. Linguistik und Sprachmythologie beschäftigt. Daß das mit keinem Studium in der Richtung vergleichbar ist, steht außer Frage.
Dennoch meinte ich Deutsch eigentlich weniger, sondern spielte auf Englisch an. Die Sprache habe ich nunmal im Kindergarten mit 4 Jahren das erste Mal erlebt, habe fast vier Schuljahre mehr also normal gehabt und wohne in den USA - zumindest immer eine gewisse Zeit im Jahr (wegen GreenCard).


Was Geisteswissenschaften angeht, hab ich mir auch sicherlich ein einschlägiges Wissen angeeignet, was sicherlich nicht mehr unter Allgemeinbildung fällt.

Ich habe mich ja auch ausdrücklich davon distanziert, all das irgendjemandem strukturiert beibringen zu können. Es ging mir nur um das Gedankenspiel, daß ein Lehrer auch immer mehr kann, als er in der Schule von sich gibt. Und hier habe ich schon desöfteren Besorgnis aufflammen sehen, weil (willkürlich ausgedacht) meinetwegen Deutsch und Politik studierte wurde, die erwünschte (neue) Arbeitsstelle aber als Deutsch + Sozialkunde oder sowas ausgeschrieben war.

Das war mir nicht so ganz schlüssig, da man doch ohne Probleme kompatible Fächer auch geben könnte.


Zu der ET-Sache.

Mathe geht ohne Probleme, da die allgemein üblichen 4 Semester, mit denen man geschunden wird, exorbitant über jeden gymnasialen Stoff hinausgehen. Dazu kommen erhebliche Einblicke und Ergänzungen (an der Uni grundsätzlich immer [mathe]theoretisch genug eingeführt bevor es zum konkreten Fachbezug kommt, sofern es den gibt *fg*) aus anderen Fächern hinzu. Man hat eben lediglich keine expliziten Numerikvorlesungen, Statistikvorlesungen, Algebravorlesungen et cetera - dafür decken das andere Fächer ab.

Numerik krieg ich momentan bei den "Numerischen Methoden in der Elektrotechnik", den ganzen Kram mit Ringen, Algebren, Körpern, Gruppen, Wasweißichwas-morphismen kann man sich in "Mathematische Grundlagen der Digitaltechnik" reinziehen usw. usw..
Einzig wie ein Ingenieur rechnet, könnte so manchem Mathematiker graue Haare bescheren - was da so alles *nicht* bewiesen wird, was da so alles einfach gekürzt, genähert, gerundet, abgesägt, zu Null gesetzt wird... hehe. Aber für eine Gymnasialstufe ist das auch keine Hürde, man kann sich ja mit seiner Rechenwut zurücknehmen und vorher die ans Herz gewachsene mathematische Literatur in die Hand nehmen, wenn man sich unsicher ist, ob das jetzt zu "unmathematisch" ankommt.

Bei Physik ist es sogar noch einen Tick besser. Zwar hat man nicht ganz soviel Physik wie Mathe, aber was den Praxisbezug und die Verständlichkeite angeht, kann man als Physiklehrer schnell eins von einem Ing auf den Kopf kriegen.
Man verzeih mir die Pauschalisierung, sind nur ganz subjektive und persönliche Erfahrungen, also kein Angriff gegen Leute hier, okay ^___^.

Das fängt bei der Elektrotechnik (Haha, Gassenhauer!) an und hört bei Quantenmechanik auf. Der Kram wird uns ja teilweise immer noch knüppelhart (natürlich auch theoretisch genug) in die Glieder geprügelt. Auf jeden Fall kann man die Schüler mit relevanten Beispielen totlabern (ich kenne nämlich die klagenden Worte aus diversen Physik-LKs noch, wie praxis*un*bezogen das immer gewesen wäre...).

Man kann durch die technischen Einblicke unendliche Anwendungsmöglichkeiten zeigen und das Studium auf Natur-oder Ingwissenschaften richtig schmackhaft machen: Physik dünner Schichten, Halbleiter/organische Halbleiter, Mikroprozessoren der Zukunft, Laser, Holographie, Schaltungstechnik, Magnetschwebe-, Magnettraktions - und Magnetlagertechnik, Werkstoffe, Supraleitung, Kernfusion, physikalische Chemie/ Quantenchemie, (meine ganze Spezialsparte:) Leistungselektronik, Elektrische Antriebe, Elektrische Maschinen, Hochspannungstechnik, [technische] Elektrodynamik, Elektroenergieerzeugung/Elektroenergieübertragung, regenerative Energien --- blablabla.
Vom Theoretischen ist es nicht das Problem, da ja dem Ingenieur vorenthaltener mathematischer Formalismus erspart bleibt beim Schulstoff.

Wenn ich ehrlich bin, hätte ich mir dieses ganze Zeug, was ich als Ideenpool angegeben habe, damals gerne als Ausblick gewünscht, damit man Bezug zu den ganzen Sachen herstellt.

Ist ja schön, wenn man ein kubisch raumzentriertes Kristallgitter zeichnen kann - doch einen solchen Klumpen in der Hand zu haben, zu mikroskopieren, oder interessante Einblicke in die Konsequenzen des behandelten Stoffes, tja, das wäre es gewesen.

Heute ist das wichtiger als je zuvor, denn es hat sich auf breiter Bahn eine Abneigung gegen technisch-physikalische Dinge eingeschlichen (ganz abgesehen vom Trend, sowieso nicht mehr zu studieren, und wenn, BWL oder Soziologie *Augne verdreh* - die hier übervorteilten ernsthaften Studenten dieser Fächer mögen es mir verzeihen).

Wenn man schon keine Möglichkeit zum Basteln hat, oder am Gymnasium eben wenig Unterricht in diese Richtung existiert, muß man den Kindern wenigstens sowas zeigen.

MfG Robert

StudIng
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Beitrag von StudIng »

katzesturmi hat geschrieben:@Studlng

wir sind wirklich sehr festgelegt als Lehrer...jedenfalls hier in BY :roll: Das liegt aber nicht an den Studenten, sondern an dem ganzen System.

Allgemeine Pädagogik??? Wir müssen zwar Examen machen in AP, Schulpäd und Psycho, brauchen aber keine Nachweise über irgendwelche Veranstaltungen...d.h. es reicht wenn Du dir dein Wissen vor der Prüfung aus Büchern aneignest.
Aber mit Unterrichtsmethoden haben diese 3 Fächer sowieso nichts tun...
Didaktik lernt man nur fachspezifisch...

Du siehts, man wird wirklich festgenagelt.
Lg


Das ist ja richtig böse.
Hmm, ich bin ja ehrlich und habe schon immer mit dem Lehrerberuf geschielt. Wenn ich irgendwann 'mal mein Diplom habe, wollte ich eigentlich einen Aufbaustudiengang Pädagogik nachschieben, damit man mich als potentiellen Quereinsteiger besser akzeptiert.

Meine Vorstellungen gingen immer dahin, daß ihr ganz allgemein Pädagogik *und* Didaktik lernt. Nennen wir es aufgebläht "universell einsetzbare Lehrmethoden".
Dann dachte ich, auf diesem eher allgemeinen Fundament, wird zusätzlich jedem für *seine* Fächer spezifisches Wissen mitgegeben. Das brächte den Vorteil, daß man, wenn es notwendig wäre, auch ohne Probleme ein absolut fremdes Fach *geben kann*, weil man über einen erheblichen Grundstock von Methoden verfügt. Das fehlende Fachwissen, so nimmt man eben als Außenstehender an, kann sich ein Lehrer dann auch wieder auf Grund seines entsprechend ausgelegten Studiums in gewissem Maße selbst aneignen, weil er auch *das* erlernt hat.

Was Du hier sagst, läßt einen ganz böse im Regen stehen. Klingt ja grausam.

Demzufolge wird also tatsächlich ein Hehl daraus gemacht, wenn ein Leher ein kompatibles Fach geben wöllte?

Krank. Einfach nur krank.

Dille
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Beitrag von Dille »

StudIng hat geschrieben:Gedankenexperiment: Wenn ich in einigen Semestern mein Elektrotechnikdiplom habe und man nähme an, ich dürfte mich ohne Hürde als Lehrer betätigen, könnte ich ohne Probleme Physik und Mathematik bis in die Abiturstufe geben - rein fachlich gesehen.
Ein Magisterstudent, der an der Universität Münster Germanistik studiert, darf "rein fachlich gesehen" nach absolviertem Magisterexamen nicht als Deutschlehrer arbeiten, weil ihm neben Pädagogik und Fachdidaktik noch folgendes fehlt: Im Grundstudium genau 2 Teilnahmenachweise aus dem Bereich Mediaevistik und Neuere deutsche Literatur, im Hauptstudium 1 QSN / Mediaevistik sowie ein Leistungsnachweis im Bereich Sprecherziehung. Ich denke, mit Diplom Elektrotechnik und Physik / Mathe auf Sek-II-Lehramt verhält sich die Differenzierung ähnlich; es reicht halt nicht aus, wenn die zu absolvierenden Studienleistungen irgendwo in irgendwelchen Köpfen vorliegen, sondern sie müssen es vielmehr auf dem Papier. Das ist das.

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