Irgendwer, der ERNSTHAFT abbrechen will?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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Zitronenfalter
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Beitrag von Zitronenfalter »

@ malina

natürlich wäre es gut, wenn man "vor" der Ausbildung bereits wüsste, was einen "hinterher" erwartet und ob man für diesen Beruf überhaupt geeignet ist - keine Frage. Aber mal ehrlich: Das klappt doch bei Licht besehen in keinem Beruf wirklich. Wer weiß denn schon zu Beginn einer Ausbildung, wie es nachher im Berufsleben zugeht? Denn die wirklich belastenden Faktoren (nämlich auf der zwischenmenschlichen Ebene, die es aber bei jedem Beruf gibt), kann kein noch so gutes Praktikum offenbaren. Die Gesamtheit der Postings zeigt für mich bei aller Verschiedenheit zwei Dinge:
1. Man kann es von den Rahmenbedingungen (Schüler, Eltern, Kollegen, Seminar, Schulleitung etc.) vom Grundsatz her sehr gut oder aber auch sehr schlecht erwischen.
2. Je nach eigenen Fähigkeiten und persönlicher Einstellung kann man aber die vorgefundenen Rahmenbedingungen wesentlich verbessern oder verschlechtern.

Und auch das trifft doch irgendwie für jedes Berufsbild zu. Insofern ist der Lehrerberuf vom möglichen Erfahrungshorizont zu Ausbildungsbeginn gar nicht soooo anders - auch wenn das die Betroffenen immer gerne so sähen.

Natürlich ist gegen eine gewisse Praxisorientierung zu Beginn oder zu einem frühen Zeitpunkt im Studium wünschenswert. Viele Prüfungs- und Studienordnungen sehen das auch immer mehr vor. Hinzu kommt, dass es auch (zumindest in BaWü) noch viele Pilotprojekte gibt, bei denen die REffis teilweise nach 2 Semestern Uni ein ganzes Jahr in der Schule sind und diese Zeit aufs Studium angerechnet wird. Wenn man sich da ein wenig umtut, kommt man auch an solche Schulen mit solchen Ausbildungsprogrammen. Deshalb: Es kommt immer darauf an, was man draus macht.

Gruß

Zitro
heiter weiter!

Jakordia

Beitrag von Jakordia »

Also ich finde auch, man sollte die Möglichkeit der freien Berufswahl möglichst unverzüglich unterbinden. Oder zumindest in noch stärkerem Maße einschränken! Berufe müssen - wie in der guten alten Zeit - nach jeweiligem Bedarf besetzt werden! Selbsteinschätzung ist viel zu fehleranfällig und führt dann zu unerwünschten Ausbildungsabbrüchen! Bei Direktzuteilung kann sich wenigsten keiner sagen, er hätte sich seinen selbst ausgesuchten Job ganz anders vorgestellt. Das Wahlrecht sollte sowie so beschnitten werden. Auch hier besinne man sich am besten auf die gute alte Zeit. :roll:

Bär
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Re: Deshalb sind Studiengebühren immer noch viel zu billig

Beitrag von Bär »

Zitronenfalter hat geschrieben:Achtung! Polemik-Beitrag...dennoch ernst gemeint :shock:

@ alle Möchtegern-Abbrecher, Unlustigen, Selbstverwirklicher und sonstigen "die-Schuld-bei-anderen-Sucher"

Ich möchte mal eine ganz andere Komponente - weg vom "ich"-zentrierten hin zu einer gesellschaftlichen Gesamtproblematik ins Spiel bringen:

Wer bezahlt eigentlich für die ganzen Fehlentscheidungen? Als Elternteil und Steuerzahler hab ich primär auf zwei Dinge gar keine Lust:
1. Auf demotivierte, unfähige, und/oder unwillige Lehrkräfte. Sowas will niemand in der Schule haben.
2. Auf Leute, die nach 8+x Semestern und einem wie lang auch immer geartetem Ref. feststellen, den Beruf "eigentlich" gar nicht ausüben zu wollen / zu können / meinen zu wollen / meinen zu können - letzen Endes egal, oder?

Wenn man die ganzen Abbrecher-Threads so durchforstet, ist immer nur die Rede von "Ich hab nicht...", "Ich bin nicht...", "Ich kann nicht...", "Ich will nicht..." usw. usf.

Nirgends auch nur ein (!) Gedanke in der Richtung wie "Wer hat jetzt für mich diesen Irrweg bezahlt?" oder "Wer hat möglicherweise durch meine Entscheidung keinen Studien- / Ausbildungsplatz bekommen" oder "Wie viel Zeit hab´ich jetzt für mich und mein zukünftiges Leben verloren?" [...]

Ich finde, langsam wird hierzulande die Sache mit der freien Berufswahl und den damit verbundenen Ansprüchen an das Berufsleben etwas übertrieben. Ich fragte mal einen Rentner, wie er damals zu seiner Ausbildung gekommen ist. Er sagte mir, dass das nach dem Krieg für ihn ganz einfach war: Er ging einfach in den einzigen (!) Betrieb in seiner Heimatstadt, in den keine Bombe reingeflogen war. Und fertig. Berufswahl light.

Heute habe ich den Eindruck, dass so langsam die Spaßgeneration ins Berufsleben drängen (will?), dass aber der Beruf "immer" genügend Raum für Selbstverwirklichung und Tralala bieten muss. Und das ausgerechnet (!) und das ist für mich der am wenigsten nachvollziehbare Klopfer - ausgerechnet im konservativsten Beschäftigungsverhältnis, nämlich dem Berufsbeamtentum, das unsere Republik zu bieten hat. Hallo? Noch alle Sinne beisammen??? Was erwartet Ihr eigentlich vom (Berufs-)Leben und was seid Ihr bereit dafür zu tun? Wenn Ihr diese 2 Fragen ehrlich (!) beantwortet und danach handelt (!), seid ihr alle ein gutes Stück weiter - und zwar ohne jahrelang Kosten verursacht zu haben, die sich an keiner Stelle rechnen.

Nix für ungut - aber ich finde, das musste mal gesagt werden.

Gruß

Zitro
Das ist alles schon irgendwie richtig, aber Du schreibst es ja selbst : Auch für die Schüler ist es undankbar, wenn sich Lehrer jahrelang weiter quäulen, weil sie ja so viele Steuergelder verbraucht haben und offentliche Dienste missbraucht haben und Studienzeit verschwendet haben und jetzt dafür büßen müssen. Du bietest ja auch leider gar keine konkrete Lösung an, außer vielleicht "sich nicht so anstellen und weitermachen"? Oder die Gesellschaft ändern? Keine freie Berufswahl, ist das besser? Solange es Entscheidungfreiheit gibt, gibt es auch Fehlentscheidungen. Was eigentlich geändert werden muss, und das wird ja oft genug gesagt, ist dass sehr viel früher Praxiserfahrungen in das Studium müssen, damit man überhaupt weiß (und nicht glaubt zu wissen), worum es eigentlich geht.

Ansonsten bin ich auch Abbrechen, meine Güte, und ich habe seitdem soviel Steuern gezahlt.. ich würde mich selbst jedenfalls nicht nur als "Verbraucher" von Steuergeldern sehen.

Zitronenfalter
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Beitrag von Zitronenfalter »

@ bär
Du bietest ja auch leider gar keine konkrete Lösung an,
Das kommt darauf an, was man unter einer Lösung versteht.

Ich denke durchaus, dass man die 2 Fragen "Was erwartet Ihr eigentlich vom (Berufs-)Leben und was seid Ihr bereit dafür zu tun?" als Hilfe zur Entscheidungsfindung verstehen kann.
Mehr ist in einem freien Land mit freier Berufswahl nicht leistbar.

Schön wäre nur, wenn diese Freiheit auch als Verantwortung begriffen werden würde und nicht primär als "ich kann tun und lassen was ich will".

Gruß

Zitro
heiter weiter!

luckygirl
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Re: Seit einem Jahr raus (durch Abbruch)

Beitrag von luckygirl »

RonSom hat geschrieben:
(Ich kann übrigens innerhalb von drei Jahren das Ref. wieder aufnehmen und an der Stelle weitermachen, an der ich voriges Jahr abgebrochen habe - ich war Realschule/Bayern. War damals auch beruhigend zu wissen und hat meine Entscheidung erleichtert. Also, mal informieren - aber bei ofizieller Stelle, z.B. Schulleiter oder KM.)
Hast du auch an der gleichen Schule weitergemacht???

neu2008
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Re: Irgendwer, der ERNSTHAFT abbrechen will?

Beitrag von neu2008 »

Ich habe großen Respekt, vor ALLEN die abbrechnen. Ich habe unterbrochen, was eine sehr gute Entscheidung war. Immer noch ist ein Abbruch eine Option. Warum ?
1. FachleiterInnen , mit null Sozialkompetenz, geschweige denn Humankompetenz, obwohl die GLEICHEN Leute das jeden Tag im Seminar erzählen.
2. FachleiterInnen, die Benoten nach nicht nachvollziehbaren Kriterien, null Transparenz, keine Objektivität.
3. Ausbildungs"lehrer" die Referendare wie Menschen 2. Klasse behandeln, dämliche Hierarchien, Unterordnung als Selbstzweck.
4. Enormer Psychodruck durch Erwartungshaltung VIELER Personen an dich, die nicht immer von Freundlichkeit geprägt ist. Wo "Beratungsgespräch" darauf steht, ist "Anschiss-Gespräch" drin.
5. Keine Offenheit, Freundlichkeit gegenüber Refis in einigen (!) Schulen.

Drei Worte zum Thema Referendariat: Willkür, Mangelnde Transparenz, Psychodruck

Ich verstehe jedenE , der abbricht. "Da muss man halt durch" kann ich nicht mehr hören. Jeder Mensch ist anders.
Wenn nicht Unterrichten Freude bereiten würde und es wahrhaftig nette Klassen gäbe,
könnte ICH mir auch einen anderen Beruf vorstellen.
Abbrecher sind keine Versager, das System versagt.

Ripley
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Re: Irgendwer, der ERNSTHAFT abbrechen will?

Beitrag von Ripley »

4. Enormer Psychodruck durch Erwartungshaltung VIELER Personen an dich, die nicht immer von Freundlichkeit geprägt ist. Wo "Beratungsgespräch" darauf steht, ist "Anschiss-Gespräch" drin.
... ein beliebiger punkt aus deinem katalog: frag mal bei banken, versicherungen, speditionen, anwaltskanzleien etc..etc. obs da anders zugeht? ... dein beispiel mit der mogelpackung ist aber sehr gut gewählt und deswegen ist es so wichtig, dass transparent wird, wie wo gehandelt wird.... wenn du weißt, dass "beraten" im fl - gespräch eher "kritik ertragen" ist, kannst du dich darauf einstellen und es mit humor hinnehmen... solange man diese form der gespräche bezahlt bekommt, ists doch ok... bei einem stundenlohn von 20 euro hast du dir pro minute 33 cent schmerzensgeld verdient. so what! 8)

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