Lehrer werden in Deutschland ? Nein , danke oder ja , bitte?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Nachdenklicher

Lehrer werden in Deutschland ? Nein , danke oder ja , bitte?

Beitrag von Nachdenklicher »

Erfurt und anderswo
Gewalttaten gegen Lehrer
in Deutschland


Gewalttätige Übergriffe an deutschen Schulen und auf Lehrer haben in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Besonders erschütternd war dabei 2002 der Amoklauf eines 19jährigen im Gutenberg-Gymnasium von Erfurt.

16. Januar 2005: Ein Schüler (18) soll in Ahrensburg (Schleswig-Holstein) zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Bruder eine Lehrerin in deren Wohnung erstochen haben. Beide sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Als Motiv werden schlechte Zensuren vermutet.

26. April 2002: Der Robert Steinhäuser (19) erschießt im Gutenberg-Gymnasium in Erfurt (Thüringen) zwölf Lehrer, zwei Schüler, eine Sekretärin und einen Polizisten. Danach tötet er sich selbst. Der Amokläufer war von der Schule verwiesen worden.

19. Februar 2002: In einer Berufsschule im oberbayerischen Freising tötet ein 22jähriger den Direktor und verletzt einen Lehrer schwer. Anschließend begeht der vorbestrafte Ex-Schüler Selbstmord. Zuvor hatte der schwer bewaffnete Täter in einer Firma zwei ehemalige Kollegen erschossen. Als Motiv gelten Rache und Haß.

16. März 2000: Weil er am Vortag von seinem Realschulinternat in Brannenburg (Bayern) verwiesen worden war, schießt ein Schüler (16) den Leiter der Anstalt in den Kopf, fügt sich dann selbst schwere Verletzungen zu. Das Opfer (57) stirbt sechs Tage später.

30. November 1999: Die Polizei nimmt in Metten (Bayern) drei Jugendliche fest, die Mordpläne gegen ihre Schulleiterin und eine Lehrerin geschmiedet hatten.

09. November 1999: In Meißen (Sachsen) dringt ein Gymnasiast (15) maskiert in ein Klassenzimmer ein und ersticht seine Lehrerin (44). Der Junge hatte die Tat angekündigt, wird kurz darauf gefaßt.

Gast

Beitrag von Gast »

Angst vor neuem Erfurt
Schüler (14) schießt auf seinen Lehrer

Regensburg – Zitternd umarmen sich Mädchen vor dem Schulgebäude. Ein 14jähriger Mitschüler hätte beinahe ein Blutbad angerichtet.
Montag, 8 Uhr: Unterrichtsbeginn an der Volksschule Rötz (Bayern). 23 Schüler der 8. Klasse saßen im Klassenzimmer: Arbeitslehre bei Jens E. (35).

Einige Schüler hatten einen Fragebogen nicht ausgefüllt, die Hausaufgaben vergessen.

Sie diskutierten mit dem Lehrer, 15 Minuten lang. Weil sich Maximilian H. (14) nicht beruhigte, schickte der Lehrer ihn hinaus, sagte: „Wir brauchen dich hier nicht!“


Mitschülerin Luise (13): „Nach fünf Minuten kam er wieder, zog seinen Pullover hoch. Er hatte eine Pistole in der Hose stecken. Er zog die Waffe und ging auf den Lehrer zu. Er bedrohte ihn aus einem Meter Entfernung, sagte: ‚Sie sind so dumm!‘“

In Todesangst entschuldigte sich der Lehrer.

Die Mitschülerin weiter: „Maxi lachte, drehte sich zur Klasse. In diesem Moment packte der Lehrer die Hand mit der Pistole.“

Es war ein Revolver Magnum, Kaliber 9 Millimeter.

Die Zeugin: „Maxi fiel auf den Rücken, der Lehrer auf ihn, dabei löste sich ein Schuß. Die Pistole fiel ihm aus der Hand. Die ganze Klasse schrie. Der Lehrer forderte einen Mitschüler auf: Schnapp die Pistole! Andere Schüler rannten zum Rektor. Der Lehrer hielt Maxi im Schwitzkasten, bis Polizei kam.“

Danach brach er zusammen. Schock!

Im Elternhaus des Jungen fand die Polizei noch drei Gewehre. Der Vater ist Jäger, bewahrte die Waffen in einem Waffenschrank auf.

Maximilian hatte den Lehrer schon mehrfach bedroht.

Motiv: Er wurde wegen seines Aussehens gehänselt. „Auch Affen werden so leicht aggressiv wie du“, soll der Lehrer einmal gesagt haben. Vor kurzem verliebte er sich in das schönste Mädchen der Klasse: Luisa, die Augenzeugin.

Sie: „Er fragte mich per SMS, ob ich mit ihm gehen will. Und drohte: ‚Ich bring mich in der Schule um. Die gehen mir so auf die Nerven‘.“

Lysander

Beitrag von Lysander »

Ich habe selten eine so dumm begründete Frage gesehen.

Natürlich gibt es Gewalt an Schulen - auch von Schülern gegen Lehrer. Vergleichen wir aber einmal die vielen Schultage, an denen schlichtweg GAR NICHTS in diese Richtung passiert, mit den von Euch beiden erwähnten Vorfällen, dann ist der Lehrerberuf immer noch ein in Puncto Gefahren sehr sicherer Job.

Wer so argumentiert mit Gewalt an Schulen, der dürfte nicht am Straßenverkehr teilnehmen und erst recht nie ein Schiff oder Flugzeug betreten.

Severus Snape

Beitrag von Severus Snape »

Vergleichen wir aber einmal die vielen Schultage, an denen schlichtweg GAR NICHTS in diese Richtung passiert, mit den von Euch beiden erwähnten Vorfällen, dann ist der Lehrerberuf immer noch ein in Puncto Gefahren sehr sicherer Job.
Klar, das kannst du dann auch für die GSG-9 Truppe oder die Polizei sagen. Wie viele GSG-9 Leute sind 2002 im Job getötet worden? Mehr als Lehrer?

Gruß,
Snape

Lysander

Beitrag von Lysander »

Severus Snape hat geschrieben:
Vergleichen wir aber einmal die vielen Schultage, an denen schlichtweg GAR NICHTS in diese Richtung passiert, mit den von Euch beiden erwähnten Vorfällen, dann ist der Lehrerberuf immer noch ein in Puncto Gefahren sehr sicherer Job.
Klar, das kannst du dann auch für die GSG-9 Truppe oder die Polizei sagen. Wie viele GSG-9 Leute sind 2002 im Job getötet worden? Mehr als Lehrer?

Gruß,
Snape
Severus, jetzt mal im Ernst. Darum geht es doch gar nicht. Wenn ich nur die Horrormeldungen von irgendwelchen Berufen oder sonstigen Dingen wahrnehme oder als Grundlage für eine Frage oder Entscheidung nehme, dann kann ich doch keine objektive Entscheidung mehr treffen. Wenn ich nur von Flugzeugabstürzen lesen würde und dann die Frage stellen würde, ob es nicht absolut riskant wäre, mit einem Flugzeug zu fliegen, dann ist die Antwort doch vorbelastet und eine objektive Auseinandersetzung gar nicht möglich.
Es ist schade um jedes Opfer, denn jedes Opfer ist eines zuviel. Aber von diesen Meldungen ausgehend eine Grundsatzfrage zum Lehrerberuf zu stellen halte ich für Unsinn.

Gruß
Jules

sebbi

Beitrag von sebbi »

Zwei Gedanken schießen mir jetzt seit ner Stunde durch den Kopf und ich muss sie jetzt doch mal kurz hier niederschreiben um sie wenigstens ein bisschen zu ordnen.
Snape hat schon irgendwie Recht. Nur die Tage aufzuzählen, an welchen nichts passiert, genügt nicht. Klar darf ich aber auch nicht die Horrormeldungen als Maßstab nehmen und da hat dann Jules wiederum Recht.
Aber: Bei GSG9 und Polizei muss jedem Beamten klar sein, dass sein Job ein besonderes Gefahrenpotential birgt. Wenn diese beiden Gruppen sich die Frage stellen, ob sie ihr Leben für den Job zu opfern bereit sind, so ist dies eine Frage, die berechtigt ist.
Wir Lehrer sind aber ein ganz anderer Verein: Hier geht man ja gerade nicht davon aus, dass es zu massiver Gewalt (Schusswaffeneinsatz) kommt. Unser Klientel sind Schüler, nicht Gewalt-Verbrecher. Insofern hat eine solche Meldung für uns eine besondere Bedeutung.
Für einen Polizisten ist die Meldung vom Tod eines Kollegen eine Horrormeldung, aber er weiß (oder hofft) sich durch geeignete Vorsichtsmaßnahmen davor zu schützen.
Für einen Lehrer ist es aber grausame Realität, zu wissen, dass die Gewalt an den Schulen derartige Züge annimmt, wogegen wir kein Gegenmittel besitzen. Wir müssen zusehen und hoffen, dass unsere Schüler niemals eine Waffe zücken werden.
Der Polizist hat seine Ausbildung und die kugelsichere Weste, wir haben nichts.

Zweiter Gedanke:
Das Schlimme an der Aufstellung des nachdenklichen Gasts ist ja, dass er damit deutlich macht, dass unsere gesamte Erziehung nichts nutzt. Es gibt in unserer Gesellschaft zunehmend Jugendliche, die weder vom Elternhaus noch von der Schule Wertmaßstäbe mitbekommen haben, die ihnen den Gebrauch von Schusswaffen gegen Menschen verbieten.
Das Grausame ist, dass es der Schule nicht gelingt, auf diese Tendenzen zu reagieren. Ich weiß nicht, ob die Gewaltbereitschaft gegen Lehrer in den 60er und 70er Jahren ähnlich ausgeprägt war. Aber ich glaube zu wissen, dass Waffengewalt "damals" undenkbar war.
Tja ... zu einem echten Schluss komme ich jetzt auch nicht.
Lehrer werde ich trotzdem, denn ich denke, ich kann Respekt und Toleranz vermitteln.
Wenn aber doch mal eine schwer wiegende und harte Entscheidung gegen einen einzelnen Schüler zu fällen ist, wird mir vor obigem Hintergrund aber auch sicher nicht wohl dabei zumute sein.

Gruß
sebbi

Lysander

Beitrag von Lysander »

Wir Lehrer sind aber ein ganz anderer Verein: Hier geht man ja gerade nicht davon aus, dass es zu massiver Gewalt (Schusswaffeneinsatz) kommt. Unser Klientel sind Schüler, nicht Gewalt-Verbrecher. Insofern hat eine solche Meldung für uns eine besondere Bedeutung.
Für einen Polizisten ist die Meldung vom Tod eines Kollegen eine Horrormeldung, aber er weiß (oder hofft) sich durch geeignete Vorsichtsmaßnahmen davor zu schützen.
Für einen Lehrer ist es aber grausame Realität, zu wissen, dass die Gewalt an den Schulen derartige Züge annimmt, wogegen wir kein Gegenmittel besitzen. Wir müssen zusehen und hoffen, dass unsere Schüler niemals eine Waffe zücken werden.
Der Polizist hat seine Ausbildung und die kugelsichere Weste, wir haben nichts.
Aber hier sollte man erwähnen, dass dies nicht ausschließlich für den Lehrerberuf gilt. Man kann im Grunde überall Opfer von Gewalt und Gewalttaten werden. Wir haben unsere Ausbildung, dass wir beispielsweise unseren Schülern unsere Notengebung transparent machen können und die Schüler fair und mit Respekt behandeln können. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir ein Schüler eine ihm plausibel begründete Note - auch wenn es eine 5 war - noch nie übel genommen hat. Insofern hätte er auch keinen Grund, mit der Pistole auf mich zu schießen.
Gegen Amokläufer hingegen ist man machtlos, wobei die überall auftauchen können und dann zuschlagen können.

Gruß
Jules

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