Suche Betroffene: Depressionen

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Manja

emotionaler/sozialer Stress

Beitrag von Manja »

Hallo,

ich habe auch zeitweise depressive Verstimmungen. "Depressionen" im richtigen Sinne sind es bei mir noch nicht, aber eben Verstimmungen, die besonders zu Herbstanfang auftreten. Wenn ich verstimmt bin, habe ich Probleme mit dem UNterrichten. Es ist dann so, wie Janina es beschreibt: ich wirke dann müde, lustlos, und unsicher, und das färbt dann auf die Klasse ab. Fühle ich mich gut, klappt es auch mit dem UNterrichten besser. Ich bin gerade im Ref und stelle fest, dass mein Verhältnis zu dem Job ein problematisches ist und dass ich wahrscheinlich eher nch dem REf was anderes machen werde. Ich fühle ich oft nicht stabil genung. Es ist schon richtig, dass man in der Wirtschaft auch gefordert wird (Leistung, Unsicherheit wegen Arbeitslosigkeit), aber der EMOTIONALE Stress ist meines Erachtens im Lehrberuf größer. In anderen Jobs wird man eher mit seinen Emotionen in Ruhe gelassen, sie werden nicht so aufgewühlt wie beim Lehrberuf. Wenn ich verstimmt bin und ein Schüler macht mich schräg an, stresst mich das ungemein. Und dies kommt ja in anderen Berufen eher weniger vor.
Daher denke ich, ist es ein entscheidender Faktor, inwieweit man mit emotionalem, sozialen Stress umgehen kann. Mir macht es schon einige Probleme.

Gruß Manja

Melosine

Re: emotionaler/sozialer Stress

Beitrag von Melosine »

Ich glaub eher nicht, dass der emotionale Stress in anderen Berufen soviel geringer ist. Aber vielleicht empfindet es jeder einfach unterschiedlich?
Mein alter Beruf hat mich enorm gestresst - gut, es war auch was "soziales". Aber auch Freunde von mir, mit "normalen" Berufen sind gestresst, wenn der Chef sie mal wieder schräg angemacht hat oder ihnen die Schuld an etwas gegeben hat, das er selbst verbockt hat. Die lieben Kollegen im Büro können auch sehr nett sein...oder die Kunden...

Es gibt immer was. Klar, ich will nicht in Abrede stellen, das Lehrer sein auch stressig ist (und vom Refi reden wir hier mal lieber gar nicht), aber mir geht es so, dass ich dabei auch ganz viel Energie bekomme.
Ich empfinde die Arbeit als sinnvoll und kreativ und genieße (meistens) den Kontakt mit den Schülern.
In UB freien Zeiten find ich es richtig Klasse und kann mir gut vorstellen, diesen Beruf lange auszuüben. Müsste ich den ganzen Tag in ner Bank oder nem Steuerbüro sitzen, würde ich vermutlich zu depressiven Verstimmungen neigen.

Vermutlich sollte sich wirklich jeder ehrlich fragen - egal ob depressiv oder nicht - ob der Lehrerberuf der richtige ist. Ist das so, kann er, wie gesagt, ja eventuell sogar hilfreich bei der Überwindung der Krankheit sein.

LG, Melosine

Ehemaliger Lehrer

Die schlimmste Zeit meines Lebens

Beitrag von Ehemaliger Lehrer »

Die schlimmste Zeit meines Lebens liegt nun ein paar Jahre zurück. Je mehr Distanz ich gewinne, desto besser.
Es braucht ein paar Jahre, um aus dem Referendariat wieder zu gesunden...
Verliert nicht den Mut, viele Referendare tragen Selbstmordgedanken, das bringt es mit sich, wenn man so behandelt wird, wenn man nicht darüber reden kann, wenn die Kollegen, die ja auch leiden, heile Welt heucheln. Es lohnt sich nicht, sich wegen Berufsfrust umzubringen. Aber es lohnt sich, über einen endgültigen Ausstieg aus der Lehrerszene auszusteigen. Ich kenne die Orte, an denen sich gestandene Lehrer in den Tod gestürzt haben. Mein ehemaliger Konrektor lernt nach einem Schlaganfall wieder das Laufen. Ich möchte jedem Mut machen, den Horror hinzuwerfen - nicht weil man selbst Probleme hätte - sondern aus ganz nüchterner Bertrachtung der Realitäten.

Manja

@ehemaliger Lehrer

Beitrag von Manja »

Eben, also ich hatte auch schon öfters Selbstmordgedanken. Ich höre nach dem Ref auf, weiß aber noch nicht genau,was ich machen werde und sorge mich, dass ich ewig auf der Straße sitzen werde. Ich fühle mich ein wenig um meine berufliche Perspektive betrogen und habe Angst, dann nie auf einen grünen Zweig zu kommen. Aber den Stress, diesen Job ewig machen zu müssen, möchte und kann ich mir auch nicht antun.
Was machst du denn jetzt? Kannst du was raten, was man so machen kann? Gruß Manja

Ehemaliger Lehrer

Liebe Manja

Beitrag von Ehemaliger Lehrer »

Vorneweg:

Dies ist mein letztes Posting hier, ich bin gestern per Zufall hier gelandet und habe nicht vor, die ganze Scheisse aus der schlimmsten Phase meines Lebens noch mal auszubreiten.

Nach dem Ausstieg erwartet Dich dies:

1. Ämter und Öffentlichkeit:
Krankenkasse, Arbeitsamt, Vermieter, Banken, usw.:

Sie werden dich nicht verstehen können, und dich als Drückebergerin hinstellen.

2. Arbeitssituation:
Dein Studium ist wertlos. Du musst Dir das eingestehen und neu anfangen. Du kriegst auch schlecht einen Hilfsarbeiterjob, du wirst nach ganz unten fallen.

3. Freunde, Familie:
Sie werden dich fragen, was du so jetzt machst. Du wirst ein paar Beziehungen rechtzeitig und von Dir aus abbrechen.

4. Dein Leben:
Nach einem sauberen, aber endgültigen Abschied (ich persönlich bin während der Unterrichtszeit aus der Klasse gelaufen) geht es auch wieder aufwärts. Du wirst die Dinge nach einiger Zeit aus der Distanz sehen und ein wenig wieder so werden, wie du vor dem Referendariat warst. Ich wünsche allen Menschen, die nicht dazu fähig sind, sich als Zäpfchen im Dickdarm ihres Vorgesetzten zu wohl zu fühlen, alles alles Gute. Bringt euch deswegen nicht um. Es ist nicht so wichtig, was man macht. Es ist erst mal wichtig, was man nicht macht. Ich weiß nicht, ob ich mit dem, was ich mache, erfolgreich sein werden. Ich weiß aber, dass das Lehrerdasein für mich ein so elendes Dahinsiechen ist, dass ich auch als 1-Euro-Jobber glücklicher wäre.

5. Ich wünsche allen Lehrern, die dies wirklich sind und Freude daran haben, ein schönes Leben.
Allen anderen wünsche ich, das sie ihren Hass festhalten, sich ihrer Verzweiflung bewusst werden und so ihren Ausstieg in ein besseres Leben wagen.
Die Welt ist nicht so böse, wie es als Lehrer scheint.
Machts gut,

euer ehemaliger Lehrer und ehemaliger Forumsbesucher.

Peter

@Manja, ehem. Lehrer und alle die sich angeprochen fühlen

Beitrag von Peter »

Ehemaliger Lehrer hat geschrieben: ... alles alles Gute. Bringt euch deswegen nicht um. Es ist nicht so wichtig...
Machts gut,
************************keiner braucht Leute, die selbst alles mit dem Arsch umreissen und sich dann "um ihre Zukunft betrogen" fühlen :evil: :evil: :evil:
VG

Peter

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Beitrag von admin »

In diesem Thread ging es ursprünglich um Depressionen.
Wer noch etwas zum Thema Depresion zu sagen hat, darf dies gerne hier weiter tun.

Ich werde mit dem Posting des "ehemaligen Lehrers" einen neuen Thread beginnen. Reaktionen hierauf bitte im neuen Thread.

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