Ausbilder

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Fitze
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Ausbilder

Beitrag von Fitze »

Hallo :)

So, gestern ist es also passiert, der Albtraum aller Studenten und Referendare wurde wahr: Mein Ausbilder hat sage und schreibe 2 (!) Stunden vorm Seminar auf mir rumgehackt, mir unterstellt, dass ich seine Kritik nicht verstünde und gesagt, dass ich mit so einer Stunde hochkant durchs Examen geflogen wäre. Er sieht nicht ein, dass Kritik nicht zwangsläufig ausschließlich negativ sein muss und ein positives Wort nicht zwingend dazu führt, dass man sich als den besten Lehrer der Welt begreift. Nach den zwei Stunden musste ich dann auch weinen (auch vorm Seminar). Toll!!!!

Seltsamerweise haben alle Teilnehmer gesagt, dass das eine schöne Stunde war, selbstverständlich mit dem ein oder anderen Punkt, der der Weiterarbeit bedarf. Manch eine hat auch gesagt, dass sie Elemente meines Unterrichts übernimmt und Ideen gewonnen hat. Komisch, oder?

Ich könnte kotzen!

Viele Grüße

Fitze

bianquita
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Beitrag von bianquita »

pädagogisch sehr wertvoll, würde ich da mal sagen.....
wie wäre es, wenn du nochmal mit deinem ausbilder unter vier augen sprichst? geh auf ihn zu und frage ihn, was genau ihm an deiner stunde nicht gefallen hat.
ansonsten finde ich es eine unverschämtheit, dass er dich vor dem seminar zur sau (sorry) gemacht hat. macht er das auch mit seinen schülern? dann sollte er mit dem ausbilder-beruf nichts zu tun haben. bzw. ganz auf einen lehrerberuf verzichten. es gibt nichts schlimmeres, als sich vor versammelter mannschaft über einen auszulassen.

wenn es nichts bringt und er uneinsichtig ist und auch die anderen nichts negatives an der stunde fanden, würde ich mich beschweren beim "ober"- seminarleiter..... ;)

man muss sich nicht alles gefallen lassen. und man sollte immer so handeln, wie man selbst behandelt werden möchte :)

toi toi toi, später wirst du über solch einen armseligen ausbilder nur lachen können, wenn du als klassenlehrer vor deiner klasse stehst und siehst: ich habe alles (oder fast) richtig gemacht...

Fitze
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Beitrag von Fitze »

Ich hab eigentlich keine Lust auf ein persönliches Gespräch. Der versteht meine Sicht der Dinge sowieso nicht! Grundsätzlich hatte er ja auch Recht, jedenfalls vom Prinzip her, aber meine Schüler (Förderschule) sind einfach des komplexen Denkens nicht so mächtig und hätte ich das exemplarischer gemacht, wär auch alles wieder ok gewesen.

Aber das was der da gemacht hat war nicht im geringsten kontruktiv.

francoise
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Typenmodel SL

Beitrag von francoise »

Hallo,
ich kenn das auch ganz gut. Seminarlehrer, die einen fertig machen und machen wollen. Ich habe den Eindruck während meines zum Glück überstanden Ref. gewonnen, dass es verschiedene Typen, resp. Richtungen bei SL gibt.

Zwei davon sind:

1. die Austester: sie bewegt die Frage, wie reagiert mein Ref, rechtfertigt er sich, zieht er sich zurück, wird er rot, fängt er an zu weinen etc..
Also : die möchten mit dir nur ein Spielchen spielen (Hat mir selbt einer meiner drei SL gesagt.)
Vielleicht verwenden die SL aber dein Verhalten auch, um zum Schluss in ihrer Bewertung deiner Persönlichkeit Anhaltspunkte zu haben (z.B. Kritikfähigkeit).

2. die sozial Deprivierten: diese SL haben keine Vorstellung mehr davon, bzw. es ist ihenen egal, wie sie auf die anderen wirken; es gibt nahezu keine Instanz mehr, die ihre Tätigkeit evaluiert und ihnen ihre Grenzen aufzeigt. Also hauen sie drauf ohne Rücksicht auf menschliche Verluste; denn Kritik müssen sie nicht fürchten.

SL fehlt m.E. auch die Ausbildung, zwischen der Rolle als Ausbilder und der Rolle als Bewerter differenzieren zu können.


LG

Fitze
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Beitrag von Fitze »

der gehört eindeutig zu der zweiten Gruppe!

Beatrice
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DIE RACHE IST MEIN ...

Beitrag von Beatrice »

Hi!

Auch in dieser Hinsicht gestaltet sich ein Abgang ziemlich nachhaltig für Schule und Seminar, wenn man sowohl die Gunst der Stunde als auch die dienstlichen Möglichkeiten nutzt und jeden Menschen, der ein Amt bekleidet und dessen Nase einem nicht gefällt, mit einer offiziellen Dienstaufsichtsbeschwerde "belohnt".

Zumindest habe ich in meiner Dienstzeit genug davon geschrieben, denn sie verfehlen ihre Wirkung selbst bei denen nicht, die sich für unantastbar halten, da jede Dienstaufsichtsbeschwerde bei der vorgesetzten Dienststelle aktenkundig wird - unabhängig der inhaltlichen Vorwürfe! So freuen sich heute einige Lehrer an meinen ehemaligen Schulen und nicht zuletzt Personen aus dem Seminar, das ihre Personalakte um ein Dokument bereichert wurde, das im Falle einer Beförderung Grund zum Ärgern gibt, denn insbesondere bei Beamten auf Lebenszeit bleibt ein Personalvermerk beständig - ein Leben lang.

Lass Euch also nicht erzählen, es gibt keine Wege der Gerechtigkeit. Wichtiger als eine Instanz, die die Tätigkeiten der Verantwortlichen evaluiert, ist und bleibt für mich die Option, sich nachhaltig rächen zu können. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde ist so ziemlich das letzte Bonbon, was ein Beamter für seine "Karriere" gebrauchen kann und selbst wenn die Vorwürfe haltlos sind, bleibt der Vorgang (der formelle Part) akut und wirft immer Fragen auf, wenn man in der Personalakte der betreffenden Person blättert. Im Fall von Fitze bettelt der Ausbilder doch um eine Dienstaufsichtsbeschwerde, die Gründe müssen gar nicht den Tatsachen entsprechen. Wichtig ist nur, dass man die Beschwerde schreibt, die über das Seminar an die Bezirksregierung einreicht und weiterleitet und auf die Bestätigung wartet, dass der Vorgang bearbeitet wird. Sicher, dazu gehört etwas Mut und Sachverstand (vor allen Dingen wenn man gegenüber dem Seminar rechtfertigen muss, warum man das tut), denn hinterher ist nichts mehr wie vorher. Aber wer den Dienst ohnehin verlässt, bleibt auf diese Weise in guter Erinnerung - bei den Personen, die es betrifft.

Bonbon: Der Beschuldigte erfährt nur im Fall einer Untersuchung, das eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen seine Person und Funktion vorliegt und wenn kein Handlungsbedarf besteht, kommt das Schreiben direkt in die Personalakte und dort schlummert es, bis jemand die Personalakte zur Einsichtnahme anfordert. So kommt es erst Jahre später zu einer Explosion und die betroffene Person fragt sich dann, wie es dazu gekommen ist? Zu spät ;-)

Ja, es hat mir sichtlich Freude bereitet - denn alle haben es verdient.

Lieber Schwein sein als von einem Schwein wie ein Schwein behandelt werden! Heute kann ich darüber nur noch lachen, denn wenn ich die Sachen längst vergessen habe, so bleiben doch die Dienstaufsichtsbeschwerden Teil ihrer Personalakten und darüber kann ich mich immer wieder amüsieren. Und was habe ich nicht alles dazugedichtet um es überzeugend zu verpacken.

Fröhliche Abwehr wünscht
Bea
Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse. (Antoine de Saint-Exupéry)

Fitze
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Beitrag von Fitze »

Nein, das ist nix. Hin oder her, letztendlich schneid ich mir mit so einer aktion nur ins eigene Fleisch. Das ist ja das Paradoxon der ganzen Ausbildung: Ich muss mich ergeben, schlecht behandeln lassen usw. weil ich definitiv in einem Abhängigkeitsverhältnis steh. Ich würd ihm auch gerne mal sagen wie beschissen ich sein Seminar finde, dass meine Schüler in der einen Stunde mit Sicherheit mehr gelernt haben als ich in dem gesamten Seminar. Aber das geht nicht. Ich bin diejenige mit der Arschkarte.

Mit einer offiziellen Beschwerde bekomm ich doch kein Fuß mehr auf die Erde. Ich muss mich jetzt abregen und dann angekrochen kommen, ihm die Füße küssen und seinen Popo von innen kennen lernen. Eine ganz neue Sicht der Dinge wird das sein. Meine revolutionäre Phase ist vorbei. Es bleibt professionelles Handeln. Leider.

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