Ausbilder

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Lysander

Beitrag von Lysander »

Hallo Fitze!

Ich weiß nicht, ob Dir das hilft, aber ich würde etwas anders vorgehen als Du vorschlägst oder als Bea vorschlägt.

Grundsätzlich ist es doch so:

Es gibt zwei Arten von Kritik. Die eine betrifft das, was Du tust, die andere das, was bzw. wie Du bist.

Sofern die Kritik nur das, was Du tust, betrifft, ist das zwar unangenehm, aber da muss man als Referendar in der Tat durch und muss sich ein(!)passen - nicht anpassen.

Persönliche Kritik bzw. Kritik an meiner Person kann mich eigentlich nur dann treffen, wenn ich a) nicht mit mir selbst im Reinen bin oder b) mir an der Person, die mich kritisiert, etwas liegt (Partnerin bzw. Freunde) oder c) die Kritikpunkte in der Tat zutreffen und ich das auch mehr oder weniger einsehe.

Wichtig ist aber zu wissen, dass man immer nur in dem Maße angreifbar ist, wie man es selbst zulässt.

Wenn Dir also nach Weinen ist, solltest Du Dir überlegen, woran das liegt bzw. ob es die Summe oder die Art der Kritik war, die das ausgelöst hat. Auch Schüler kennen mitunter kein Pardon - und da hilft auch nicht, dass man als Lehrer "über ihnen steht".

Kurzum:
Du musst nach Wegen finden, mit dieser Kritik Deines Seminarleiters umzugehen bzw. ggf. auf Durchzug zu schalten oder aber eben in der Tat Kontra zu geben. Wenn er dann aber mangelnde Kritikfähigkeit anprangert, dann bleibt Dir nichts anderes übrig als ihm über die Metakommunikation zu sagen, dass er da möglicherweise eine sehr einseitige und festgefahrene Sichtweise hat.
Er kann dann offenbar nicht gegen "sich gegen subjektiv empfunden ungerechtfertigte Kritik zur Wehr setzen" und "pauschal kritikunfähig sein" differenzieren. Das sollte man ihm spiegeln. Im Übrigen hast Du durchaus auch das Recht, ihn zu kritisieren. Was von späteren Lehren verlangt wird - nämlich auch kritikfähig zu sein - sollen gerade auch die Ausbilder beherrschen.

Kopf hoch!

Gruß
Lysander

Beatrice
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Beitrag von Beatrice »

Liebe Fitze,

Du weißt was Du machst und was viel wichtiger ist: Du weißt für wen Du es machst.

Lass Dich also nicht von Menschen "brechen", die Dein Potential nicht erkennen (wollen) und ihre privaten Probleme mit in den Job bringen und ihren Stimmungsschwankungen an anderen Menschen auslassen (es sei denn, er macht es mit schwarzem Humor). Doch so, wie Du den Typ und die Situation geschildert hast, kann der nicht mal über sich selbst lachen, geschweige denn würde er das Lachen der anderen über sich ertragen. Diese "Seht-her-ich-bin-Gott-Typen" gibt es in jedem Job - selbst bei uns im Unternehmen. Kritik teilen Sie aus, als verschenkten sie Bonbons. Doch wehe, sie werden selbst kritisiert, dann spielen sie entweder die beleidigte Leberwurst oder werden zum Knallfrosch - laut und ballern in alle Richtungen.

Zum Glück haben wir viele ältere und erfahrene Mitarbeiter in den Abteilungen, die damit umgehen können. Ich habe schon manchen Busch zum Brennen gebracht und kann von Glück sagen, das ich eine Frau bin (das aktiviert den Beschützerinstinkt vieler Männer in den besten Jahren). Da können sich die "Gott-Typen" bis zum Platzen aufblähen, wie sie wollen: Die nette Herrenliga um die 52 bis 66 ist auf meiner Seite und hat im Unternehmen eine Menge Einfluss. Ihre Partner auch und mit denen habe ich mich bereits von Beginn an verbündet (auch wenn mir viele Nasen von denen nicht gefallen). Selbstverständlich passt das den anderen Kollegen in meiner Abteilung weniger, die schon seit Jahren im Unternehmen hocken und auf die Gunst der Stunde warten. Vergeblich ;-)

Hauptsache ist doch, dass man seine eigenen Fähigkeiten kennt und gut verkaufen kann und man machtvolle Unterstützung erhält. An der Schule waren leider die falschen Menschen auf meiner Seite, denn sie mussten selbst den Bückling machen. Aus der Position erreicht man leider nichts. Suche Dir die Vertrauensperson deshalb ganz oben, dann kann Dir nichts mehr passieren! Sollte der Ausbilder sehen, dass Du z. B. "gut" mit der Seminarleitung kannst, dann wird er sich schnell ein anderes Opfer aussuchen. Diese "Gott-ist-nichts-ich-bin-alles-Typen" machen das. Und diese sind es auch, die nach 25 Jahren im Dienst noch keine Freu(n)de im Job gefunden haben weil sie allen ihren Stempel aufdrücken möchten und dabei nur alt werden. So lasse ich die Knallfrösche gewähren, denn je älter sie werden, desto leiser werden sie.

Ach, bei der Gelegenheit fällt mir übrigens ein Name ein: STROMBERG

Lass die Nieten links liegen und konzentrier Dich auf den Hauptgewinn!

Bea :-)
Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse. (Antoine de Saint-Exupéry)

Fitze
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Beitrag von Fitze »

@ Lysander

Ich kann die Kritik, die er losgelassen hat durchaus nachvollziehen. Folgendes hat mich aber echt fertig gemacht:

1. mich als doof darzustellen und so zu tun, als hätte ich dir Kritik nicht verstanden

2. die Dauer der Kritik (wenn man mit nem Hämmerchen dauerend gegen eine Wand hat, bröckerlt auch irgendwann der Putz ab)

3. dass er nichts positives erwähnt hat und auch nicht einsieht, dass, obwohl die Kritik sich auf die Sache bezieht, selbstverständlich auch verletzend ist

Lysander

Beitrag von Lysander »

Fitze hat geschrieben:@ Lysander

Ich kann die Kritik, die er losgelassen hat durchaus nachvollziehen. Folgendes hat mich aber echt fertig gemacht:

1. mich als doof darzustellen und so zu tun, als hätte ich dir Kritik nicht verstanden
OK - das muss in der Tat nicht sein.
2. die Dauer der Kritik (wenn man mit nem Hämmerchen dauerend gegen eine Wand hat, bröckerlt auch irgendwann der Putz ab)
Auch richtig. Was mich nur wundert ist, dass sowohl Du als auch Deine KollegInnen das zugelassen haben.
3. dass er nichts positives erwähnt hat und auch nicht einsieht, dass, obwohl die Kritik sich auf die Sache bezieht, selbstverständlich auch verletzend ist
Wieso ist sachliche Kritik selbstverständlich verletzend? Genau das solltest Du nicht so empfinden. Falls Du es doch tust, dann könnte das zum Problem werden, weil Du Dir im Laufe des Refs tausendfache Kritik anhören darfst. Und wenn Du auf sachliche Kritik verletzt reagierst, dann öffnest Du dem Seminarleiter Tür und Tor Dich als nicht kritikfähig darzustellen.

Sorry, wenn ich mal versuche die andere Seite zu beleuchten, aber ich denke, dass muss mal sein.

Gruß
Lysander
Zuletzt geändert von Lysander am 08.03.2006, 22:54:18, insgesamt 1-mal geändert.

Fitze
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Beitrag von Fitze »

Zitat:

2. die Dauer der Kritik (wenn man mit nem Hämmerchen dauerend gegen eine Wand hat, bröckerlt auch irgendwann der Putz ab)



Auch richtig. Was mich nur wundert ist, dass sowohl Du als auch Deine KollegInnen das zugelassen haben.


Es wurden derartige Versuche gestartet, aber dann hat er einen hochroten Kopf bekommen und noch schlimmer weitergemacht!


Mit dem letzten Punkt haste Recht, letztendlich wars auch weniger das WAS als das WIE.

Fitze
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Beitrag von Fitze »

Na das Zitieren muss ich wohl noch üben ;)

bobtail
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Beitrag von bobtail »

@Fitze
Was du erzählst, erinnert mich an einen meiner Horrorbesuche ... Wunderbarer, wahrhaft wissender Seminarleiter, der einem nach dem Besuch so richtig zeigte, wo es nicht lang geht (aber vorher Antworten verweigerte - muss dann mehr Spass machen) und niemals in seinem Leben etwas von "train the trainer" oder auch nur minimalen Regeln menschlicher (im positiven Sinn) und konstruktiver Kommunikation gehört hatte bzw. auf sein Verhalten bezogen hat. Kleine, allmächtige Götter - die auf Menschen los gelassen werden, die verletzlich sind, da sie in einer abhängigen Position sind.
Die Geschichte mit der sachbezogenen Kritik seinereseits glaub ich nicht. Nur 20% unserer Kommunikation ist tatsächlich sachbezogen (wenn überhaupt) - der Rest ist Wahrnehmung der Körpersprache etc. Von daher: Es gibt haufenweise scheinsachliche Kritik und das muss bei dir so gewesen sein - weil kein unterstützend denkender Seminarleiter (auch die gibt es) dich 2 h vorm Seminar im Beisein von anderen "bearbeitet" hätte.
Vergiss es. Auch mein wissender Seminarleiter hatte arge Bedenken für meine Prüfung, wirklich... Und? Examen bestanden und das besser als gut. Also - er braucht das wahrscheinlich nur für sein mickriges Selbstbewusstsein. Mit dir hat es wenig zu tun.
Gruß bobtail

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