Ausbilder

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Lysander

Beitrag von Lysander »

bobtail hat geschrieben:@Fitze
Was du erzählst, erinnert mich an einen meiner Horrorbesuche ... Wunderbarer, wahrhaft wissender Seminarleiter, der einem nach dem Besuch so richtig zeigte, wo es nicht lang geht (aber vorher Antworten verweigerte - muss dann mehr Spass machen) und niemals in seinem Leben etwas von "train the trainer" oder auch nur minimalen Regeln menschlicher (im positiven Sinn) und konstruktiver Kommunikation gehört hatte bzw. auf sein Verhalten bezogen hat. Kleine, allmächtige Götter - die auf Menschen los gelassen werden, die verletzlich sind, da sie in einer abhängigen Position sind.
Die Geschichte mit der sachbezogenen Kritik seinereseits glaub ich nicht. Nur 20% unserer Kommunikation ist tatsächlich sachbezogen (wenn überhaupt) - der Rest ist Wahrnehmung der Körpersprache etc. Von daher: Es gibt haufenweise scheinsachliche Kritik und das muss bei dir so gewesen sein - weil kein unterstützend denkender Seminarleiter (auch die gibt es) dich 2 h vorm Seminar im Beisein von anderen "bearbeitet" hätte.
Vergiss es. Auch mein wissender Seminarleiter hatte arge Bedenken für meine Prüfung, wirklich... Und? Examen bestanden und das besser als gut. Also - er braucht das wahrscheinlich nur für sein mickriges Selbstbewusstsein. Mit dir hat es wenig zu tun.
Gruß bobtail
Ich überlege mir gerade, bei dem, was Du da schreibst, dass unsere Schüler eines Tages auch so von uns denken könnten, obwohl wir es gar nicht so böse meinen.
Wäre es denkbar, dass wenn alle Reffis den Kopf einziehen udn alles mit sich machen lassen, dass ein Selbstläufer wird bzw. das sogar der Grund sein könnte, warum sich so viele Seminarleiter so verhalten?
Wenn man seitens der Referendare geschlossen gegen solche Verhaltensweisen vorgehen würde, dann würde der Seminarleiter auch wissen, wo die Grenzen sind. Wenn man sie ihm aber nicht setzt, dann geht er eben soweit, wie er kann/will. Das kann auch unbewusst passieren.

Ich als Lehrer komme mit Schülern, die auch mal Kontra geben, viel besser klar und habe zu diesen Schülern auch einen viel besseren Draht, weil ich bei diesen Schülern weiß, woran ich bin.

Wenn ein Seminarleiter also sozusagen ein "Lehrer-Lehrer" ist und Referendare die "Lehrer-Schüler", dann ist das obengenannte Prinzip das Gleiche.

Kein Schüler würde von einer Lehrerkonferenz pauschal von der Schule gewiesen oder sitzenbleiben gelassen, nur weil er mal gegen einen oder zwei Lehrer etwas gesagt hat. Mit dem Studienseminar verhält es sich im Grunde nicht viel anders.
Problem ist nur, dass zuviele Referendare sich ausschließlich in der Abhängigkeitssituation sehen bzw. sich im ausgeliefert sein suhlen und nicht genau das tun, was man auch von ihnen erwartet - auch mal Kontra geben oder sich für KollegInnen einsetzen. Da überwiegt dann doch der Egoismus bloß selbst gut durchzukommen.

Gruß
Lysander

tiki
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Registriert: 28.02.2006, 16:08:32

Beitrag von tiki »

Huhu Fitze,

ich möchte auch noch einen anderen Aspekt zu deinem Trost beisteuern:
Die Ausbilder am Seminar sind manchmal von der Schule dort hin gelobt, weil sie eben keine guten Lehrer sind.
Wenn meiner mich frustriert, dann denk ich daran.

Es sind einfach nur Menschen, die Fehler haben. Ich finde, man muss sie deshalb nicht bekämpfen und nicht vollschleimen.

Dein Ziel ist das Examen zu machen, er ist auf diesem Weg. Und es gibt viele "Zwischenarten" damit umzugehen.

Ich musss mich da Lysander anschließen:
Problem ist nur, dass zuviele Referendare sich ausschließlich in der Abhängigkeitssituation sehen bzw. sich im ausgeliefert sein suhlen und nicht genau das tun, was man auch von ihnen erwartet - auch mal Kontra geben oder sich für KollegInnen einsetzen. Da überwiegt dann doch der Egoismus bloß selbst gut durchzukommen.
Ich versuche so einen Weg zu gehen: Gute Laune behalten, auch mal was für die anderen tun, nicht nur an die Endnote denken, ein wenig wagen, den Mund aufzumachen und die Sachen nicht zu persönlich nehmen.
Was ich nicht machen würde, ist mit ekligen Methoden kämpfen, dann sind wir nicht besser, als die, über die wir schimpfen.

LG Tiki

Beatrice
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Registriert: 31.05.2005, 12:49:15

Beitrag von Beatrice »

tiki hat geschrieben:Die Ausbilder am Seminar sind manchmal von der Schule dort hin gelobt, weil sie eben keine guten Lehrer sind.
Trifft das nicht auf alle Lehrer zu?

Stets zeitlos und immer aktuell:
"Wer nichts kann, der unterrichtet, und wer nicht unterrichten kann, gibt Sport, und die, die das auch nicht konnten, waren todsicher Lehrer an unserer Schule."

Woody Allen (1977, Annie Hall)

Bea :-)
Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse. (Antoine de Saint-Exupéry)

mia
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Beitrag von mia »

Na ja Bea, über die Aktualität deines Zitates lässt sich streiten. Geh mal mit 25 Hauptschülern für 90 Minuten in die Sporthalle, da wird sich ganz schnell zeigen, ob du was drauf hast oder nicht.

Fitze
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Beitrag von Fitze »

Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten. Die haben mir wirklich weiter geholfen. Ich werd mir Mühe geben, einiges in mein Referendarsleben aufzunehmen :)

LG

Fitze

Beatrice
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Registriert: 31.05.2005, 12:49:15

Beitrag von Beatrice »

Geh mal mit 25 Hauptschülern für 90 Minuten in die Sporthalle, da wird sich ganz schnell zeigen, ob du was drauf hast oder nicht.
Hallo mia,

ist es für eine Sportlehrerin nicht viel effizienter, wenn sie mit 90 Hauptschülern für 25 Minuten in die Sporthalle geht, damit die Kids zeigen können, was sie drauf haben, statt die Lehrerin? Den Rest der Stunde verbringen die Schüler ohnehin im Umkleideraum. Zur Not besteht ja noch die Chance, dass die Decke der Turnhalle einstürzt, damit endlich Ruhe ist. ;-)

Ich finde das Zitat von Woody Allen passt wie die Faust aufs Auge. Ist zwar nicht mehr frisch wie der Morgentau, aber solange die Medien stündlich im Radio darüber berichten, dass die Sängerin Vicky Leandros im Jahre 1972 den Grand Prix d'Eurovision gewonnen hat und dabei so tun, als wäre es eine aktuelle Meldung, kann man sich gut damit abfinden, das das Zitat von Woody Allen ebenfalls brandheiß ist. Der Film erschien nämlich erst 5 Jahre später! Der Witz liegt doch darin begründet, dass sich Lehrer 39 Jahre lang vergeblich bemühen, aus dem Schatten ihrer Komik zu treten und man sie nicht ernst nimmt. Sicher, was Woody Allen darüber denkt, mag den einen oder anderen Kopf nicht interessieren, aber es ist schon ironisch, wenn man mit Lehrern Kasse macht, obwohl man auf sie schimpft. Das Lehrerhassbuch macht da weiter, wo das Filmzitat endet. Was wäre eine Welt ohne Lehrer? Gar nicht lustig! Und wie begründet man den Erfolg? Weil jeder was dazu beitragen kann, weil alle mit Lehrern Erfahrungen sammeln konnten.

Es muss schon seinen Grund haben, warum es für mein Navigationssystem keine Erweiterung gibt, die alle Schulen in der Umgebung grafisch darstellen. Es gibt zwar Erweiterungen für öffentliche Toiletten und für Imbissketten, die dann wieder zur Toilette führen, aber Navigationspunkte für Schulen gibt es nicht. Damit lässt sich eben kein Geschäft machen, denn Schulen geht man aus dem Weg. Immerhin hat der Großteil der Bevölkerung mehr als 9 Jahre dort verbracht um endlich frei zu sein. Was kann man positives darüber berichten, wenn es die Pausen nicht gegeben hätte?

Bea :-)
Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse. (Antoine de Saint-Exupéry)

Knochenhund
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Beitrag von Knochenhund »

Diese Trottel von Fachleiter, etc. !

Augen zu und durch. Beschweren kannst du dich nicht -- dann gibts noch mehr Druck!
Obwohl die Idee mit der Aufsichtsbeschwerde gar nicht schlecht ist!
Ich hab das REf fertiggemacht und bin dann an ein wiss. Institut.
Heut kann ich über die Zustände im Ref nur noch lachen!
Und die Tage,an denen ich mich trotz Krankheit in die Schule schleppte (wg Lehrproben) hole ich mir jetzt zurück --mit längerer Krankmeldung!
Ich vergesse nichts.

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