Chaos in Klasse

[Stefan24]

Was bei mir gut funktioniert, ist absolute Strenge bei Verstößen gegen die Regeln.

Absolute KOnsequenz ist das einzige, was funktioniert.

Danke für deinen Beitrag.
Wir sind zu dritt... Honeybee, du und ich.

Lass uns einen Verein aufmachen...

[Nachteule]

Ich hatte gestern einen längeren Beitrag geschrieben, der im Nirwana des www "verschütt" gegangen ist.

Hier die Kurzfassung:

Strenge ja, aber "liebevoll", sprich den Schülern zugewandt, d. h. den Schülern vermitteln, dass ihr Verhalten kritisiert wird, nicht sie als Mensch insgesamt. Ich kenne Kollegen, die da keinen Unterschied machen. Das gefällt mir (und den Schülern) nicht.

Die Schüler freuen sich über eine klare Linie, aber akzeptieren auch Varianten (je nach Stimmung des Lehrenden, der Klasse). Sie wollen verstehen, was wann warum wie geschieht, aber ich lasse mich nicht (ständig) auf Diskussionen ein, Erklärungen/Hinweise ja, Debatte jedenfalls nicht im laufenden Unterricht. Wer mit mir diskutieren will, kann das gerne nach dem Unterricht tun. Absprachen treffen mit den Kollegen, aber den Schülern erklären/sagen, dass unterschiedliche Lehrer eben auch unterschiedliche Regeln aufstellen können.

Letztendlich sind die Schüler diejenigen, die davon profitieren. Sie müssen die Relation von Rechten (z. B. Recht auf ungestörten Unterricht) und Pflichten kennen und umsetzen.

[Sebastian_]

Der Spruch mit dem Barbar ist so alt und falsch, dass man Ihn echt nicht weiter befolgen sollte. Was man höchstens mitnehmen kann ist, dass man von Anfang an konsquent sein muss. Strafarbeiten oder Nachsitzen androhen und dann nichts manchen geht nicht!

Ich kann die ebenfalls das Buch von Nolting oder das Buch von Lohmann "Mit Schülern klarkommen" empfehlen. Im Lohmann würde ich dir mal Kapitel 1,5,4,2 in der Reihenfolge empfehlen, in Nolting (1),3,2.

Kapitel 5 aus L und 3 aus N beschäftigen sich mit der Intervention, d.h. die Störung tritt auf, was mache ich? Wie reagiere ich? Teilweise gar nicht zu reagieren kann unter umständen eine Lösung sein. Systemische Techniken - ein Schüler wird unruhig, d.h. es ist mal Zeit für einen Methodenwechsel von meiner Seite oder Ansprache auf "falsches Verhalten" plus aufzeigen von Konsequenzen. Die Abschnitte sind für dich wahrscheinlich erstmal die wichtigsten. Aber wenn man auf Störungen reagiert ist das Kind halt schon in den Brunnen gefallen und was noch schlimmer ist, Intervention sorgt auch nicht dafür, dass es nicht wieder reinfällt.

Viel wichtiger ist Prävention. Wo liegt die Störung, wie kann ich die Ursachen bekämpfen.
Ich habe zum Beispiel einen problematischen Schüler XY in der 6. Klasse, der fachlich viel weiss, teilweise unterfordert ist und sonst viel "Scheiss" baut. Ich probiere in jede Stunde mal eine XY-Minute einzuplanen, wo XY eine Bühne bekommt und sich mit seinem Wissen profilieren kann. Dann stört er den Rest der Stunde nicht mehr. Ziel erreicht und die eine Minute ist mir das Wert. Wenn ich XY zehnmal ermahnen und Strafarbeiten verteilen muss, geht mehr Zeit in der Klasse drauf und der Rest der Klasse hat davon garnichts. Ausserdem kann ich speziell von XY positives Verhalten in dem Moment des auftretens durch die XY-Minute honorieren. Nach zwei Monaten merke ich, dass XY sich mittlerweile bessert und weniger Verhaltensauffällig ist - wenn man es mal platt und technokratisch formuliert: XY ist dadurch langsam umprogrammiert worden.

[Sebastian_]

Nachtrag: Im Nolting finde ich die Praxisbeispiele wirklich gut, Im Lohmann die vielen Hilfmittel (Checklisten, Bewertungsbögen ...).

[Leni3001]

ich habe gerade diesen thread hier gefunden und muss sagen, dass bei mir in einer klassen auch chaos herrscht.
von 23 sus sind ca. 10, die konsequent den unterricht stören. ich habe schon allerhand versucht, um dem problem herr zu werden (strichesystem mit entsprechenden konsequenzen, trainingsraum, schüler in eine andere klasse schicken, anrufe bei eltern, briefe an eltern, nachsitzen), aber es nützt irgendwie alles nichts. ich habe das gefühl, je mehr ich die sus die konsequenzen ihres verhaltens spüren lasse, also zusatzaufgaben verteile, die sus nachsitzen lasse, sie vor die tür setze oder sie in den trainingsraum schicke, desto schlimmer wird es.
ich weiß im moment echt nicht mehr, was ich machen soll.
ich bin im 2. halbjahr vom ref und eigentlich sehr motiviert auch guten unterricht zu machen, habe mir einen großteil der ferien den kopf darüber zerbrochen, wie ich die themen für die sus interessant gestalten kann, welche schüleraktivierenden methoden ich dabei anwenden könnte etc., aber bei dieser klasse fruchtet wirklich gar nichts. teilweise werden die sachen überhaupt nicht ausgepackt und arbeitsaufträge gar nicht erfüllt. hausaufgaben machen auch ganz viele nicht, was natürlich dazu führt, dass es bereits bei der besprechung der hausaufgaben teilweise sehr laut wird, da die, die die hausaufgaben nicht gemacht haben, meinen, sie hätten jetzt erstmal "frei", so lange wie man mit den anderen die ha bespricht.
im moment ist bei denen auch das papierfliegerbasteln und - werfen total angesagt. aber häufig kann ich gar nicht ausmachen, wer den flieger geworfen hat.
ich weiß gerade echt nicht mehr weiter. den großteil der stunde bin ich wirklich nur damit beschäftig, die sus zu ermahnen, zusatzaufgaben zu verteilen usw.
eigentlich müsste ich jede stunde wirklich ca. 10 schüler dazu bekommen, dass sie sich ruhig verhalten. nur irgendwann sind die möglichkeiten auch ausgeschöpft. ich kann ja nicht alle vor die tür schicken, alle zum klassenlehrer in den unterricht oder alle in den trainingsraum schicken (der leider auch zur zeit meines unterrichts nicht geöffnet ist und daher keine möglichkeit ist, den unterricht sofort zu "entlasten"). klar, ich kann allen zusatzaufgaben geben, aber selbst dabei stören sie noch und zurück bekommen tut man auch die wenigsten davon.

ich versuche auch immer mal wieder zwischendurch, kurz persönlich mit den einzelnen sus zu reden, spreche sie dann freundlich auf ihr verhalten an, sage ihnen, was ich mir wünschen würde oder frage, was sie vorschlagen würden, was man machen könnte, damit sie ihr verhalten bessern können, versuche sie zu motivieren usw.
aber das funktioniert auch nicht.

so, es tat mal gut, die sache einfach mal aufzuschreiben. vielleicht hat ja noch jemand eine zündende idee.

[metaplanerin]

Um was für eine Klasse in welcher Schulform handelt es sich denn?

Die zündende Idee an sich gibt es wohl nicht, denn du hast ja offensichtlich schon alles probiert. Normalerweise wirkt nachsitzen lassen schon, besonders am Freitagnachmittag.

ich versuche auch immer mal wieder zwischendurch, kurz persönlich mit den einzelnen sus zu reden, spreche sie dann freundlich auf ihr verhalten an, sage ihnen, was ich mir wünschen würde oder frage, was sie vorschlagen würden, was man machen könnte, damit sie ihr verhalten bessern können, versuche sie zu motivieren usw.

Zielvereinbarungen - das lernt man so im Seminar. Aber wenn die Schüler mal so weit sind, mit Papierfliegern rumzuwerfen, musst du nicht mehr fragen, was sie sich wünschen. Dann sagst du ganz klar, was nicht mehr geht und Punkt.

Du hast eine Verantwortung den Schülern gegenüber, die etwas lernen möchten. Wer sich nicht konzentrieren kann oder will und die anderen stört, der muss konsequenterweise raus. Den Stoff muss er/sie dann eben in ein bis zwei Zusatzstunden am Nachmittag nachholen.

Wenn das nicht hilft, dann solltest du eine neutrale Person (Mentor/in) bitten, sich eine Unterrichtsstunde anzusehen und dir Rückmeldung zu geben.

[Leni3001]

das ist eine grundkurs in der 8. klasse an einer hauptschule.

ich weiß, dass ich eine verantwortung denen gegenüber habe, die etwas lernen wollen. ich möchte diesen sus auch gerne die möglichkeit geben, einen interessanten und lehrreichen unterricht dargeboten zu bekommen, deshalb suche ich ja dringend nach einem weg, diese störungen zu unterbinden. wie schon gesagt, dass probelm ist, dass es so viele sind, die ständig stören und alle kann ich nicht raus/bzw. woanders hin schicken. irgendwann sind die kapazitäten ausgeschöpft.

der rektor und meine mentorin haben mir auch angeboten, sich mal hinten reinzusetzen, was ich auch sehr nett finde.
das problem, was ich nur dabei sehe ist, dass sich die sus dann ganz anders verhalten. meine mentorin ist deren alte klassen- und englischlehrerin, die auch ziemlich guten zug in der klasse hatte und beim rektor werden die eh alle ganz klein. und ich finde, dass zeigt denen ja erst recht, dass die da vorne nicht mehr weiter weiß und es könnte passieren, dass ihnen das nur zeigt, dass sie mit ihrem verhalten das erreichen, was sie auch wollen. verstehst du, was ich meine?

was ich noch schwierig finde ist, bei so vielen störern, auch irgendwie fair zu bleiben in den konsequenzen. wie gesagt, ich kann nicht alle gleichzeitig rausschicken, also muss ich irgendwie immer abwägen, wer jetzt die größten störungen verursacht. die person fühlt sich dann häufig unfair behandelt, weil die anderen ja auch stören. so staut sich dann teilweise noch unmut gegen mich als lehrperson auf, was die ganze sache nicht gerade noch leichter macht.

wie schön wärs, wenns einfach nen patentrezept für solche situationen geben würde