Verweigerung?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
mrkorre
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Verweigerung?

Beitrag von mrkorre »

Hallo,

am Mittwoch ist in meiner 5. Klasse einiges anderes gelaufen als geplant ;(
In ihrem Verhalten ist die Klasse sehr heterogen, weswegen also chronische Unruhe da ist. In der letzten Stunde habe ich sie mit einem sogenannten Zufallssitzplan konfrontiert. Jeder zog ein Los und musste den Platz einnehmen, den er auf der Folie, auf der alle Sitzplätze nummeriert waren, fand. Viele empfanden das als unfähr, weil manche einen besseren und manche einen schlechteren bekamen. Das ist völliger Nonsens, denndas Los hat entschieden, was ich ihnen auch begreiflich machen konnte.
Trotzdem war ein Großteil der Klasse dermaßen bockig, dass Singen (Fach Musik) nicht bzw. kaum mehr möglich war. Ergänzend dazu verschlechterten sich die Disziplinprobleme im weiteren Verlauf derart, dass ich eine geplante Wiederholungsübung spontan als LK verkaufte, was die meisten dann doch schockte. Eigentlich finde ich es furchtbar, mit Notendruck agieren zu müssen, aber in diesem Moment erschien mir das als der einzige Ausweg.
Meine Sorge ist, dass die Klasse sch in der Folgestunde wieder weigern könnte, weil sie den Sitzplan nicht wollen.
Dieser ist aber einerseits gut, denn er hat gewisse Schüler-"verbindungen" getrennt und zum anderen gibt es psychologisch motivierte Gründe für einen Zufallssitzplan.
Ich gelte als ein lieber Lehrer, den viele mögen. Zum ersten Mal zeigte ich eine solche Konsequenz und meine, auch nicht ganz falsch agiert zu haben, denn immerhin bin ich der Boss und nicht die Schüler. Ein wenig bin ich auch stolz darauf, weil meine Mentoren mir oft bescheinigten, viel zu lieb zu sein.
Jetzt betteln sie, sich wieder umsetzen zu dürfen oder zu tauschen. Wenn ich das aber zulasse, mache ich mich vällig unglaubwürdig und wäre inkonsequent und gefährde damit meine Autorität.
Wie kann ich bei dieser Klasse dennoch weiter vorgehen? Was ist pädagogisch sinnvoll? Schließlich mag ich die Klasse nach wie vor, muss ihnen aber Grenzen einfasch mal aufzeigen...
Gruß

melle1
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Re: Verweigerung?

Beitrag von melle1 »

Hast du der Klasse erklärt, warum du das Los entscheiden lässt? Was dein Gedanke dahinter ist?

Ich habe meine 5. Klasse immer abwechselnd Mädchen-Junge sitzen :twisted: Du kannst dir vorstellen, wie begeistert die am Anfang waren :lol: Aber die gewöhnen sich an alles, aber einen Sinn sollen sie schon erkennen
Liebe Grüße melle1

mrkorre
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Re: Verweigerung?

Beitrag von mrkorre »

Hallo,

danke für die Antwort. Den Sinn habe ich ihnen erklärt und auch warum ich das tue.
Ich denke, sie werden sich daran gewöhnen müssen. Den Zufallssitzplan kann man letztlich häufig wiederholen, je nach dem, ob der alte funktioniert oder nicht.

wassen
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Re: Verweigerung?

Beitrag von wassen »

mknorre schreibt:
Meine Sorge ist, dass die Klasse sch in der Folgestunde wieder weigern könnte, weil sie den Sitzplan nicht wollen.
Das sollte nicht passieren - und wenn, dann energisch werden.

Erklär den Schülern noch mal eindringlich, warum du zu der Maßnahme gegriffen hast - und vor allem, dass Musik kein Nebenfach oder Spiel ist, sondern genauso ein Schulfach wie Mathematik (...und ruhig auch, dass es da durchaus auch mangelhafte Noten geben kann).
Ein wenig bin ich auch stolz darauf, weil meine Mentoren mir oft bescheinigten, viel zu lieb zu sein.
Na also, kannst Du ja mal Konsequenz üben - ist in ner 5 sicherlich einfacher als bei ner 8ten.

Also: los, setz dich durch!!

Krähe
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Re: Verweigerung?

Beitrag von Krähe »

Konsequenz ist wichtig, deshalb würde ich auch auf jeden Fall bis auf Weiteres bei der Sitzordnung bleiben.

Allerdings würde ich trotzdem versuchen, den Konflikt zu deeskalieren und mein gutes Verhältnis mit der Klasse (welches einen meiner Erfahrung nach pädagogisch oft weiter bringt als jede Sanktion) nicht dauerhaft aufs Spiel zu setzen. Ich würde noch einmal mit den Schülern sprechen, noch einmal kurz und deutlich (keine langen Diskussionen) erklären, warum die Sitzordnung jetzt so ist, wie sie ist und gleichzeitig in Aussicht stellen, dass ich bereit bin, nach einer bestimmten Zeit zur gewohnten Sitzordnung zurückzukehren, wenn sich das Verhalten der Klasse bessert und dieses Versprechen dann unter den gegebenen Bedingungen auch halten.

So setzt du dich durch, gibst gleichzeitig einen Ansporn zur Änderung des Verhaltens und eröffnest für alle die Möglichkeit, aus dieser momentanen Situation des Machtkampfes wieder herauszukommen.

Lysander
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Re: Verweigerung?

Beitrag von Lysander »

Eine fünfte Klasse sollte da eigentlich schlimmstenfalls murren und danach die neue Sitzordnung akzeptieren.
Ich habe meiner Klasse (9) bei einer gelosten Sitzordnung klar gesagt, dass ich als KL ihnen ein Mitspracherecht einräumen kann, es aber eben auch lassen kann.

Sie haben dann einmal heftig gemurrt, danach aber die neue Sitzordnung (inklusive wöchentlicher Rotation) selbstständig beibehalten.
Gruß
Lysander

Das beste Argument gegen Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit einem durchschnittlichen Wähler. (W. Churchill)

Hutchence
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Re: Verweigerung?

Beitrag von Hutchence »

Losen halte ich mit für die entlarvendste und gefährlichste Möglichkeit. Stelle mir nur mal das Triumphieren zweier Schüler vor, die eigentlich nicht zusammen sitzen dürften - sich per Los aber dennoch fanden. Steht man als Lehrer sowas von doof da und das ganze System gerät ins Wanken. Ich bestimmte als Lehrer, wer wo sitzt. Punkt! Immer diese Pseudo-Demokratie von wegen Zufall - nach dem Motto: Lieber Schüler, ICH war es ja nicht, es war ja das LOS. So darf man sich als Lehrer nicht vor Entscheidungen drücken. Bei Bedarf erkläre ich es auch jedem einzeln.

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