Spaßpädagogik führt zu Niveauverfall!

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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nanu
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Registriert: 30.03.2009, 10:57:40

Spaßpädagogik führt zu Niveauverfall!

Beitrag von nanu »

Gestern gab es bei "Hart aber fair" eine aufschlussreiche Diskussionsrunde zum Thema "Wie viel Härte braucht Erziehung?".
Der Moderator konstatierte, dass asiatische Schüler, bei denen Drill und Pauken auf dem Stundenplan stehen, die ersten Plätze im Pisa-Ranking belegen, während deutsche Schüler sich nur im Mittelfeld tummeln.

Brauchen deutsche Schüler also mehr Leistungsorientierung, mehr Disziplin und mehr Fleiß?

Bezeichnenderweise verneinte dies der in der Runde vertretene Pädagoge Brumlik strikt. Gebetsmühlenartig wiederholte er, dass Lernen "Spaß" machen müsse. Die Begriffe "Disziplin" und "Leistung" versah er stets mit negativer Wertung. Als seine Lieblingsvokabel entpuppte sich "Kreativität". Motto: Na, ist doch egal, wenn deutsche Schüler losen, Hauptsache, sie sind schrecklich "kreativ".

Den erfrischenden Widerpart lieferte der Journalistenausbilder Wolf Schneider, durch dessen Schule schon viele erfolgreiche Journalisten gingen. Er stellte fest, dass das Niveau seiner Schüler über die Jahrzehnte kontinuierlich gesunken sei und er mit klarer Leistungsorientierung wett machen müsse, was die Schule vorher versäumte. "Spaß" sei schön und gut, aber nur ein nettes Nebenprodukt, denn etwas zu lernen, z. B. das Journalistenhandwerk, sei eben vor allem harte Arbeit.

Nachgerade ärgerlich war es zu erleben, wie der Pädagoge Brumlik alles daran setzte, den Leistungsabfall deutscher Schüler zu bestreiten. "Es ist doch alles in Ordnung, wie es ist", sprach aus seinen Sätzen.

Ein Beispiel: Der Moderator berichtete, dass BASF-Bewerber beim Einstellungstest, der über drei Jahrzehnte unverändert blieb, heute nachweislich und messbar schlechtere Ergebnisse liefern als noch vor 30 Jahren.

Darauf Brumlik: BASF stehe doch an der Spitze des DAX, somit verstehe er das Problem nicht.

Nicht verwunderlich ist es, dass Brumlik als Vertreter der heutigen Spaß- und "Motivations"-Pädagogik den Niveauverfall und Disziplinverlust bestreitet, ist er selbst mit seinen Kollegen doch in der Verantwortung dafür! Dass deutsche Schüler heute nicht mehr richtig lesen und schreiben können, ist nicht vom Himmel gefallen. Die Schüler sind nicht etwa "genetisch dümmer" geworden, sondern Opfer eine niveaulosen Spaß-Pädagogik.

Link zur Sendung:

http://www.wdr.de/tv/hartaberfair/sendu ... php5?akt=1

Eure Meinung?

Hubselzwerg
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Re: Spaßpädagogik führt zu Niveauverfall!

Beitrag von Hubselzwerg »

Im ersten Moment dachte ich, das hab ich auch gesehen.
War aber anscheinend doch eine andere Sendung, die nur zufällig den gleichen Titel hatte. :roll:
Dieser Beitrag wurde 666 mal editiert, zum letzten Mal von Gott: Morgen, 23:06

enrique
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Re: Spaßpädagogik führt zu Niveauverfall!

Beitrag von enrique »

Tja, Disziplin und Fleiß kennen die heute kaum mehr. Was nicht Spaß macht, ist langweilig: Die armen Kleinen können ja nichts dafür, dass sie in der Pubertät sind. Waren die Leute früher eigentlich nicht auch mal in der Pubertät? Ein weiteres Argument: Elternhaus. Klar, wenn daheim sich keiner um was kümmert. Aber irgendwann müssen sie halt mal selbst Verantwortung übernehmen und indem man ständig Entschuldigungen für sie sucht, werden sie das nie...

lavinia21
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Re: Spaßpädagogik führt zu Niveauverfall!

Beitrag von lavinia21 »

Abgesehen davon dass mein ehemaliger Dozent Herr Brumlik mehr als verquerte Ansichten hat, muss man einfach sagen, dass wir Lehrer, den häuslichen Mangel an Disziplin, Erziehung und Wertevermittlung (wozu für mich auch das Aushalten von langweiligem aber zielgerichtetem Unterricht gehört) einfach nicht ausgleichen können, wodurch auch wir immer weniger Anforderungen stellen (können) und somit zusehen (müssen), wie unsere Gesellschaft dümmer und dümmer wird.

Kreativität ist schön und gut, doch hilft das dem Maurer herzlich wenig, wenn er zwar seinen Namen tanzen kann, aber es nicht auf die Reihe bekommt, was ein Achtelmeter ist.
Warum gibt es denn die Langzeitstudenten, warum fragen hier ständig Leute, was sie zwischen Studium und Ref machen sollen? - Eben, weil sie keine Härte gewohnt sind und es anscheinend en vogue ist, sich erstmal selbst zu verwirklichen, bevor man ins "richtige Leben" startet. Und wenn ich daran denke, dass solche Menschen auch noch Kinder ausbilden bzw. unterrichten, dann ist es doch klar, dass nichts bei rauskommt.

Freidenker
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Re: Spaßpädagogik führt zu Niveauverfall!

Beitrag von Freidenker »

Guten Abend !
Der o.g. Journalistenausbilder Wolf Schneider hat klare und vernünftige Ansichten geäußert.

Ich sehe es auch so, dass unsere Schüler später unter chinesischen Chefs in untergeordeneten Positionen dienen werden müssen, weil die Nach-unten-Nivellierungs-Wie-fühlst-Du-Dich-Weichspül-mit-Eltern-auf-Schmusekurs-Kuschel-Pädagogik lebensuntüchtige Weichlinge, die im globalen Wettbewerb verlieren werden, produziert.

Leider werden im Deutschen Schulsystem die Begriffe Diziplin, Leistungsorientierung und Pauken von weltfremden aber einflussreichen Spinnern diskreditiert.

Mag das Erziehungskonzept von Amy Chuan zu sehr überzogen und für die europäische Mentalität nicht 1:1 anwendbar sein, so sollte man doch ernsthaft darüber diskutieren, welche Elemente daraus in unserer Deutschen (Nicht-) Erziehungs- und Bildungslandschaft gut täten. 8)
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Zitronenfalter
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Re: Spaßpädagogik führt zu Niveauverfall!

Beitrag von Zitronenfalter »

nanu hat geschrieben:Dass deutsche Schüler heute nicht mehr richtig lesen und schreiben können, ist nicht vom Himmel gefallen. Die Schüler sind nicht etwa "genetisch dümmer" geworden, sondern Opfer eine niveaulosen Spaß-Pädagogik.
Na ein Glück, dass Du das für alle (!) deutschen (!) Schüler so postulieren kannst. Damit stellst Du Dich nahtlos in eine Reihe mit dem Boulevard. Allerdings käust Du die dümmlich kolportierten Einstellungen nur wieder (wider?) - fraglich, ob sie dadurch mehr Gehalt bekommen, wenn doch nur noch Spucke dazukommt.

Mein Fazit:
Mit diesem Betrag hast Du - wieder einmal - eindrucksvoll belegt, dass Du selbst das größte Opfer der Spaßpädagogik bist.
Obwohl Du als Jugendliche ein echtes Wunderkind gewesen sein musst: Schließlich wusstest Du damals schon genau so viel wie heute.

Nix für ungut, aber was zu viel ist ist zu viel.

Gruß
Zitro
Zuletzt geändert von Zitronenfalter am 17.02.2011, 20:57:49, insgesamt 1-mal geändert.
heiter weiter!

enrique
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Re: Spaßpädagogik führt zu Niveauverfall!

Beitrag von enrique »

Mich kotzt vor allem diese Scheinheiligkeit an. Einerseits soll das hohe Niveau (?) gehalten werden, andererseits werden die Abschlüsse immer mehr verwässert und keiner soll mehr durchfallen, weil jeder weiß, wie schlecht das Niveau geworden ist...

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