An alle, die abgebrochen haben

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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Gast

An alle, die abgebrochen haben

Beitrag von Gast »

Hallo,
es ist Freitag abend und anstatt rauszugehen sitze ich hier und weiß nicht mehr weiter. Ich habe mit meinen BdU - Klassen große Probleme, ich empfinde meinen Unterricht als schlecht und schaff es nicht, das zu ändern. Einige Schüler respektieren mich nicht und lassen mich das richtig spüren. Mein Ref. geht noch bis nächsten Februar, aber ich überlege immer öfter, ob ich abbrechen soll.
Was war bei euch der Grund abzubrechen? Gab es eine konkrete Situation oder habt ihr euch das lange überlegt? Habt ihr mit Leuten aus der Schule oder dem Seminar vorher darüber gesprochen? Was sind für euch Gründe für einen Abbruch?
Vielen Dank für alle Antworten!

Grazia123

Beitrag von Grazia123 »

Hallo,

ich glaube, das, was du gerade empfindest, kennen wir alle.

Siehst du irgendwelche Ursachen für das Verhalten deiner Schüler? Bei mir liegt es zumeist an mangelnder Strenge (daran arbeite ich allerdings). :roll:

Wenn du noch im Ref bist, sollten deine Mentoren dir eigentlich beistehen und dir dabei helfen, die Situation für dich erträglicher zu machen. Warum empfindest du deinen Unterricht als schlecht? Sollten dir die Schüler das gesagt haben - mach dir nichts draus. Solche Kommentare kommen immer wieder mal, auch wenn der Unterricht objektiv betrachtet gut ist.

Abbrechen solltest du nur, wenn du für dich in diesem Beruf überhaupt keine Perspektiven siehst, und zwar auch nur dann, wenn du über einen langen Zeitraum zu dieser Einstellung gekommen bist. Wenn du irgendwie durchhalten kannst, tu es auf jeden Fall.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es immer wieder Phasen gibt, in denen man mit Klassen Probleme hat. Normalerweise legen sich diese Probleme aber nach einer Zeit wieder, so dass der Beruf wieder Spaß macht. Ich habe zum Beispiel eine Chaos-Klasse in Englisch (die ich jetzt gerade durch einen Vertrag und klare Regeln mit entsprechenden Konsequenzandrohungen bändige). Diese Klasse hat mir das Leben teilweise auch schon recht schwer gemacht. Seit ich aber den Vertrag eingeführt und auch schon "gelbe Karten" (= Verwarnungen) verteilt habe, die beim nächsten Verstoß zu Disziplinarmaßnahmen führen, ist die Situation schon besser geworden.

Gleichzeitig habe ich aber auch andere Lerngruppen, die wirklich toll sind und wo das Unterrichten viel Spaß macht. Insofern gleicht sich das Ganze meist wieder aus, so dass man doch die Freude am Beruf behält.

Wenn es geht, versuche mal, mit den Schülern zu besprechen, woran es liegt, dass es Probleme gibt (z.B. per Fragebogen). Wahrscheinlich werden mehr Strafen eingefordert werden. Ich würde dann klare Regeln erarbeiten und mir diese in einem Vertrag von den Schülern mit Unterschrift akzeptieren lassen. So hast du etwas in der Hand, wenn es darum geht, diese Regeln durchzusetzen. Meine Schüler haben das anstandslos akzeptiert (es gab kaum Proteste).

Wenn das nicht klappt, zieh auf jeden Fall deine Mentoren hinzu. Sie sind dazu verpflichtet, dir zu helfen.

Alles Gute und liebe Grüße,
Grazia

PS: An dir bzw. deinem Unterricht liegt es höchstwahrscheinlich nicht, dass die Klassen Probleme machen. Eher daran, dass sie austesten, wie weit sie gehen können. Kopf hoch!

Tanja

Weitermachen!

Beitrag von Tanja »

Hallo!
Solange es keine "unüberbrückbaren Differenzen" mit Ausbildungsschule und/oder Seminar gibt, sehe ich in deinem Fall KEINEN Grund für einen Abbruch. Weitermachen und an der Methode arbeiten, bis die Sache sitzt! Niemand verlangt von Lehrern, das sie von jedem Schüler gemocht werden. Das funktioniert nicht mal unter Kollegen im Lehrerzimmer! Und wenn es „nur“ am geringen Selbstbewusstsein liegt, daran kann jeder Mensch arbeiten. Schüler sind launisch und Lehrer eben auch. Hauptsache, man steht zu sich selbst und kann das auch überzeugend vermitteln ;-) Nutze die Zeit im bdU für Experimente und Methoden.

Du packst das!

Tanja

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