Referendariat und Technokratie

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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MariusD
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Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von MariusD »

Guten Abend!
Technologie wird immer mehr und immer rasanter unkontrolliert für Profitvermehrung, Machtausübung etc. eingesetzt.
Ganz aktuell sind die vielen Reaktionen (auf allen gesellschaftlichen Ebenen) auf den Tod von Apple-Gründer Steve Jobs zu nennen, in denen eine Technologie und ihr Kopf auf einen Göttersockel gestellt werden. Da offenbart sich der ganze Wahnsinn dieser einseitigen Technokratieorientierung unserer Wohlstandsgesellschaft.
- Nicht-konforme Meinungen sind häufig weitreichend unbequem, da sie oft implizieren, dass man auch das eigene Leben resp. eigene Lebensgewohnheiten (z.B. gedankenloser Konsum) wirklich kritisch hinterfragen und ändern muss. So weit möchten dann die meisten Menschen besonders in den Wohlstandsländern nun doch nicht gehen.
Soweit d'accord!
Z.B. das bei uns so vergötterte iPhone tut vielen Menschen im "Rest" der Welt sehr weh: http://netzpolitik.org/2011/frontal21-a ... as-iphone/ Wird z.B. dieses Thema jemals wirklich ernsthaft an einer deutschen Schule besprochen werden??? Lässt das Kompetenzmodell dies zu???
Ich würde sagen: Ja, das Kompetenzmodell lässt es zu - eher noch als das vorige Lernzielmodell. Die Freiräume, die Lehrer inzwischen genießen, sind durchaus recht groß, vor allem, was die (exemplarischen) Inhalte angeht, mit Hilfe derer man die Kompetenzen fördern kann.
Möchte man Recherche- und Urteilsfähigkeit schulen, könnte man durchaus das iPhone, dessen Produktion und Vermarktung, heranziehen. Problematisch ist jedoch, dass die Freiheit der neuen Bildungspläne kaum umgesetzt, die Kompetenzmodelle kaum Interpretation erfahren.

Systemisch bedingt ist das Dilemma insofern, als der Lehrerberuf heutzutage - sicherlich im Sinne einer Rationalisierung des Bildungssektors - mit Verwaltungsaufgaben, oberflächlicher Bedarfsdeckung etc. belastet wird, anstatt didaktische und pädagogische Reflexion dieses "Paradigmenwechsels" als echte Arbeitszeit im professionellen Lehrerberuf anzuerkennen. Möglicherweise spielen auch Fachegoismen eine Rolle: Viele Lehrer klammern an der fachlich-inhaltlichen Vollständigkeit des Stoffes, unabhängig davon, ob die Inhalte relevant oder aktuell sind.

Ich räume durchaus weiter ein, dass eben diese gründliche Reflexion und Interpretation, vielleicht sogar Schaffung umsetzbarer fachspezifischer Kompetenzmodelle politisch nicht gewollt ist: Die Bildungspläne werden gerne nachjustiert und (in kleinen Schritten) wieder eingeengt. Ebenso erkenne ich an, dass das Kompetenzmodell der Wirtschaft und Politik mit ihren kurzfristig angelegten, standardisierten Zielen und Zwecken entsprungen ist.
Dennoch wurden mir in dieser Diskussion keine Alternativen angeboten, außer vielleicht wohlfeile Verweise auf humboldt'sche Bildungsideale. Mag sein, dass ich blizz80 Vorstellungen für ein gelungenes Bildungssystem missverstanden habe; mir jedenfalls sind seine Vorschläge dann doch zu diffus.
Ebenso wenig, wie ich den utilitaristischen Bildungsbegriff seitens Politik und Wirtschaft, allen voran OECD und Konsorten, befürworte, dessen Ziel die Hervorbringung funktionaler Konformisten ist, befürworte ich einen ideellen Bildungsbegriff, der lediglich Einstellungen oder Geisteshaltungen im Menschen schafft und m.E. die Gefahr birgt, selbstzweckhaften Nonkonformismus zu fördern.
- Ein Thema (hier das Ref) wird aus seinen Zusammenhängen gerissen und isoliert betrachtet und diskutiert. Man kritisiert dann zwar das Ref, zieht daraus jedoch nicht weitere Schlüsse. Die vielschichtigen Zusammenhänge von Ref und anderen Systemteilen (Konzerne etc.) verschwinden so natürlich aus dem Blickfeld.
Meines Erachtens wird das Ref hier aus seinen Zusammenhängen gerissen und in einen vielleicht nicht unbedingt anderen, aber doch größeren Zusammenhang neu positioniert und bewertet. Dass das Ref in seiner Ausgestaltung sicherlich politischen Winkelzügen unterliegt, halte ich für berechtigte Kritik. Das Ref jedoch als filigranes, genau dazu bestimmtes Werkzeug eines totalitären Systems aus Marionetten-Politik und kapitalistischer Herrschaft zu charakterisieren, halte ich für etwas überzogen. Stark überzogen halte ich die Vorstellung, das Ref als entscheidendes Bauteil in einem historischen Mechanismus sich wiederholender, kapitalistischer Herrschaftssicherung zu sehen. Vielleicht ist es eine Artikulation dessen, aber m.E. reichlich unbedeutend.

Beste Grüße

Marius

blizz80
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Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von blizz80 »

Ich schalte mich mal wieder ein. Jetzt lohnt es sich auch wieder...
Ich würde sagen: Ja, das Kompetenzmodell lässt es zu - eher noch als das vorige Lernzielmodell. Die Freiräume, die Lehrer inzwischen genießen, sind durchaus recht groß, vor allem, was die (exemplarischen) Inhalte angeht, mit Hilfe derer man die Kompetenzen fördern kann.Möchte man Recherche- und Urteilsfähigkeit schulen, könnte man durchaus das iPhone, dessen Produktion und Vermarktung, heranziehen. Problematisch ist jedoch, dass die Freiheit der neuen Bildungspläne kaum umgesetzt, die Kompetenzmodelle kaum Interpretation erfahren.
Ich finde, dass es auch nötig war, die alte Fixierung auf bestimmte unantastbare Inhalte aufzulockern. Doch dazu braucht es nicht das Kompetenzmodell.
Am Anfang fand ich diese neue Freiheit auch ganz nett, obwohl mich die Kompetenzen gestört haben. Ich meine aber, dass es im Sinne des Humboldtschen Bildungsgedankens ist, eine Flexibilität in Bezug auf Inhalte zu erlauben. Bildung ist ein individueller Prozess, der nicht Standardisiert werden darf. Der Bildungsbegriff Humboldts erscheint einigen als diffus. Nun, man weiß ja auch nie, was bei einem Bildungsprozess herauskommt. Das hängt vom Individuum ab, wie es sich entfaltet. Diese Ungewissheit muss man lernen auszuhalten. Das Leben lässt sich eben nicht in allen Bereichen kontrollieren und vorausplanen. So ist es auch in der Bildung. Ein gewisser Freiraum muss erhalten bleiben.

Auch an den alten Lernzielen lassen sich Dinge kritisieren. Ich sehe aber nicht ein, warum man jetzt aber den Bildungsgedanken aufgibt. Der war ja nicht verkehrt, sondern eher das bürokratische und dogmatische Klammern an bestimmen Inhalten.

In der konkreten Schularbeit lässt sich sicher über das IPod reden. Nach außen hin kann man es als Lehrer ja auch mit den Kompetenzen begründen, damit die Schulbehörde zufrieden ist. Nur innerlich sollte einem klar sein, dass das Modell nichts taugt.

Mag sein, dass ich blizz80 Vorstellungen für ein gelungenes Bildungssystem missverstanden habe; mir jedenfalls sind seine Vorschläge dann doch zu diffus.
Ebenso wenig, wie ich den utilitaristischen Bildungsbegriff seitens Politik und Wirtschaft, allen voran OECD und Konsorten, befürworte, dessen Ziel die Hervorbringung funktionaler Konformisten ist, befürworte ich einen ideellen Bildungsbegriff, der lediglich Einstellungen oder Geisteshaltungen im Menschen schafft und m.E. die Gefahr birgt, selbstzweckhaften Nonkonformismus zu fördern.
Bildung ist immer eine ganzheitliche Sache d.h. es werden auch lebenspraktische Fähigkeiten gebildet. Diese sollten einer Gesellschaft echten Nutzen bringen. Non-Konformismus ist sicher hin und wieder angebracht, sollte aber natürlich kein Selbstzweck werden. Da gebe ich dir recht.

Ein Ideal dient der Orientierung, es wäre naiv zu meinen, man könne ein Ideal vollkommen verwirklichen. Außerdem soll es ja auch berufliche Ausbildung geben. Nur war es traditionell so, dass Humboldt gefordert hat, allgemeine Menschenbildung vor beruflicher Ausbildung zu machen. Schule diente also auch ersterem und jetzt nur noch letzterem. Und das ist das Problem...
Stark überzogen halte ich die Vorstellung, das Ref als entscheidendes Bauteil in einem historischen Mechanismus sich wiederholender, kapitalistischer Herrschaftssicherung zu sehen. Vielleicht ist es eine Artikulation dessen, aber m.E. reichlich unbedeutend.
Sicher ist das Ref nicht das entscheidende Bauteil. Aber es doch nicht ganz unwichtig, da dort eben die künftigen Lehrer ausgebildet werden. Und die werden ja auf die Kinder direkt ''losgelassen''. Letztlich gibt es viele Puzzleteile, die dann das Gesamtbild ergeben. Das Ref ist ein solcher Teil.

chrisy
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Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von chrisy »

- Es wird versucht nicht-konforme Meinungen durch Schönreden von Tatsachen zu entkräften. Hier im Thread wurde z.B. durch den "Auswanderer" versucht, die vermeindliche Souveränität Deutschlands damit zu belegen, dass sich die Schröder-Regierung dem 2. Irakkrieg "verweigert" hätte. Tatsächlich war dies ein Wahlkampf-Manöver Schröders, denn um einen Krieg zu unterstützen, muss ein Land heute keine Soldaten mehr entsenden. Die Schröder-Regierung hat natürlich den 2. Irakkrieg so unterstützt, wie es der us-amerikanische "Dienstherr" erwartet hat. Eine echte Verweigerung der Unterstützung des 2. Irakkriegs wäre z.B. gewesen, der us-amerikanischen Luftwaffe das Überfliegen des deutschen Luftraumes oder noch besser die Nutzung der Militär-Basen auf deutschem Boden zu untersagen. Ergänzend sei noch anzumerken, dass das Duo Schröder/Fischer in Deutschland Krieg wieder hoffähig gemacht hat - auf Wunsch des us-amerikanischen "Dienstherrn" natürlich.
Provokante Frage: Warum sollte Deutschland (das für manchen hier nicht souverän genug ist) denn heute überhaupt Souveränität erlangen? Seither ist Europa ja deutlich friedlicher geworden. Und: Bei wem liegt die Souveränität? Wirklich nur bei den "US-Imperialisten"? Oder nicht längst bei China und Iran? Und: Wie kann das Referendariat zur vollen Souveränität Deutschlands beitragen? :wink:
"Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen."

cancre
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Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von cancre »

Schön, dass "wolfgang1" plötzlich vorbeigeschaut hat, um "blizz80s" Diskussion wieder anzuschieben. :D

Freidenker
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Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von Freidenker »

wolfgang1 sprach :
In der Tat waren Diskussionsbeiträge wie der von blizz80 und entprechende Diskussionen noch in den 70er und 80er Jahren weitverbreitet und fast schon an der Tagesordnung. Jedoch ging ab den 90er Jahren in dieser Hinsicht langsam das "Licht" aus.
Nicht nur das allgemeine Niveau der Diskussionsbeiträge (Ich spreche von studierten Menschen) sondern auch z.B. die Satire-Verstehens-Kompetenz. -Und das im Zeitalter des hochgepriesenen Kompetenzmodells !

In einer Demokratie und freien Gesellschaft muss man, zumindest als intellektueller Mensch, Satire im Alltag leben, damit die Gesellschaft, zumindest Teilbereiche, ständig gespiegelt und die Frage über die weitere gesellschaftliche Entwicklung in Bewegung gehalten wird.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass etliche (ältere) Kollegen sich früher im Zusammenhang mit Schulalltagssituationen im Lehrerzimmer "Satirische Gefechte" mit sehr vielen Wortspielereien und Witz geliefert haben. Banale Schul-Alltagssituationen, Schulpolitik und weitere Probleme wurden parodiert und damit auf die Schüppe genommen. So konnte es z.B. vorkommen, dass ein Kollege im Ton von "Helmut Kohl" ein Schul-Problem angesprochen , während der andere mit dem parodierten "Helmut Schmidt" gekontert hat. Ein Dritter kam als "Franz-Strauß" dazu, der dann von "Herbert Wehner" ausgebootet wurde...Auch die "Schulministerin" durfte nicht fehlen. Es gab auch Geschichtskollegen, die vergangene historische Persönlichkeiten in satirischer Weise zum Leben erweckt haben.

Aktuelle Politik, Schule, Gesellschaft etc. wurde damit in höchst humorvoller aber geistvoller Weise angesprochen. Es hat halt eine gewisse geistige Beweglichkeit und Horizont (Das über dem Tellerand sehen könnnnen) vorausgesetzt. -Leider sind diese Kollegen in Pension gegangen.

Und heute die jungen KollegInnen im Lehrerzimmer ? Bürokratischer (technokratischer) Aktionismus im Lehrerzimmer, Verbiestertheit in kleinen Dingen, Papierkriegfetischmus, Humorlosigkeit, kaum Wortwitz, kein Sinn für Satire, wenn lockere Gespräche dann in oberflächlichlicher und banaler Form...Schockiert war ich darüber, dass etliche (junge) Kolleginnen mein parodistisch zelebriertes "Ronald-Profalla-Zitat" überhaupt nicht einordnen konnten und sehr verdattert reagiert haben.

Mein Eindruck ist der, dass satirisches Denken, bei jüngeren (auch studierten) Menschen nicht nur nicht erwünscht (weil manche es als zu albern empfinden) sondern von vornherein nicht mehr verstanden wird.-Ich kritisiere das auch öfter in diesem Forum.

Schon das ist ein Hinweis dafür, dass Du, geehrter wolfgang1, keine allzu zahlreichen anspruchsvollen Diskussionen, bei denen über dem Tellerrand geschaut wird, erwarten kannst. 8)
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Auswanderer
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Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von Auswanderer »

@ wolfgang1

Ich habe dieses Beispiel der ausgeübten Souveränität gebracht in dem Wissen, dass Deutschland eingebunden ist in eine Vielzahl internationaler Bündnisse, von denen die NATO nur eines ist. Zudem ist es seit längerem so, dass nicht wenige deutsche Politiker und Diplomaten für Deutschland einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der UN beanspruchen. Da muss man halt auch was tun. Da war die Aktion von Rot/Grün seinerseits schon das äußerst politisch Machbare. Den Amerikanern einfach ihre Überflugerlaubnis zu entziehen hätte einen freiwilligen Austritt aus der NATO bedeutet. In den Zeiten vor der Wiedervereinigung und damit den 2+4-Verträgen war "Scheckbuchkriegsführung" für Deutschland normal. Mittlerweile funktioniert das leider nicht mehr. Ich will hier nicht den Krieg befürworten, ich verabscheue ihn. Aber man muss auch die internationalen Realitäten sehen, so traurig das ist. Man reißt in Deutschland schon länger den Mund ziemlich weit auf, so als ob man international alles am besten wüsste - in der Politik und in der Gesellschaft. Nur teilweise mit unterschiedlichem Tenor. Das nur am Rande...

Allgemein:

Des Weiteren finde ich die Diskussion insgesamt zwar interessant, aber ich habe durchaus Besseres zu tun, als im Internet druckreife Kurzaufsätze in veröffentlichbarer Form zu produzieren. Ich habe in anderen Foren früher weit ausgreifendere Postings produziert, dafür aber auch teilweise zwei Stunden Zeit investiert. (Mit Recherche) Diesen Luxus leiste ich mir aus privaten und praktischen Gründen nicht mehr. Es hat meist eh keinen Sinn, weil nur auf kleine handwerkliche oder argumentative Fehler losgegangen wird und nicht mehr auf das eigentlich Gesagte. (Im Prinzip ist es auch hier so, von allen Seiten, so dass ich mich hier bestätigt sehe..)

Dieses Forum habe ich immer als eine Hilfseinrichtung für Referendare und auch Junglehrer empfunden. (Sicher auch für Lehrer, die schon länger im Dienst sind und mal unabhängige Meinungen hören wollen...) Es handelt sich um kein Forum, dass der intelektuellen Selbstdarstellung dient, auch wenn einige Nutzer es als dieses nutzen und dann abschätzig auf die herabschauen, die es nicht können oder wollen. Der heutige Schuldienst, der sicher auch mit dem vor 20 oder 30 Jahren nicht verglichen werden kann, verlangt eine gute Portion Pragmatismus. Das Ref lässt diesen Pragmatismus aber oft nicht zu. Hier den goldenen Mittelweg zu finden ist das, was viele in diesem Forum zu vermitteln versuchen. Es ist nicht der Ort sich selbst zu produzieren. (Meine Wenigkeit hat sich lange Zeit in Foren rumgetrieben, die an Polemik Dinge seitens der Moderation zugelassen haben, die hier zum Ausschluss führen würden, ich habe ein dickes Fell. Aber das kann man nicht von allen Menschen erwarten. In einem zweckgebunden Forum sollte man sich auch zweckdienlich verhalten. Dieser Thread tut dies nur eingeschränkt...)

wolfgang1
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Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von wolfgang1 »

@chrisy
Provokante Frage: Warum sollte Deutschland (das für manchen hier nicht souverän genug ist) denn heute überhaupt Souveränität erlangen?
Vielleicht um das von seinen Bürger sauer erarbeitete Bruttosozialprodukt nicht für us-amerikanische Wirtschaftskriege zu verheizen, sondern für seine Bürger (z.B. für Schulinfrastruktur) einzusetzen???
Seither ist Europa ja deutlich friedlicher geworden.
Was nicht allein an Deutschlands eingeschränkter Souveränität liegt. Und die Welt ist nicht insgesamt deutlich friedlicher geworden, ganz im Gegenteil. Und deutsche Waffen sind beliebte "Werkzeuge" in den Kriegen auf dieser Welt. Also wir exportieren inzwischen Krieg in alle Welt anstatt ihn hier in Europa anzuzetteln ist man fast versucht zu sagen. Hat sich da unterm Strich weltweit gesehen (also nicht aus dem Blickwinkel unserer Kuschelstube hier in Europa) wirklich etwas geändert? Man könnte dazu z.B. eine Rechnung aller jährlichen Kriegstoten machen und die Zahlen dann mit "damals" vergleichen usw. Das wäre doch eine "schöne" Aufgabe für unseren Chef-Empiriker hier im Forum :wink:
Und: Bei wem liegt die Souveränität? Wirklich nur bei den "US-Imperialisten"? Oder nicht längst bei China und Iran?
Im Moment haben noch die US-Amerikaner (zsuammen mit den Russen) die Macht, die Erde mehrfach zu vernichten. Und Deutschland ist (noch) im Bündnis mit den US-Amerikanern. Deshalb sind natürlich noch die USA der "Dienstherr" Deutschlands und sonst niemand (hat man ja wieder sehr schön sehen können als Westerwelle zurückgepfiffen wurde in der Lybien-Sache). Natürlich sind die anderen Weltmächte (Russland, China) und die kleineren Mächte (Iran...) auch keine "Engel". Jedoch kenne ich kein anderes Land, dass so viel Unheil weltweit gesehen angerichtet hat wie die USA. Schon vergessen, welches Land die Atombombe tatsächlich schon einsetzt hat und zwar gegen Zivilisten? Und welches andere Land hat andere kaum bewaffnete Länder (z.B. Laos) mit zig Tausenden Tonnen Bomben (auch Streubomben) dem Erdboden gleichgemacht??? Trotzdem werden die USA hierzulande als der "Good Guy" angesehen (das spiegelt sich auch im Schulunterricht wieder), dass ist es was mich stört. Die anderen Mächte unterscheiden sich dahingehend von den USA, dass sie "nur" im eigenen Land und im näheren Umfeld Unheil anrichten und dann natürlich in der Menge der eingesetzten Bomben <- da kann kein Land der Welt mit den USA mithalten. Entschuldigung, jetzt bin ich ausgeschweift. Aber die ganzen Themen hängen nun mal auch zusammen.
Und: Wie kann das Referendariat zur vollen Souveränität Deutschlands beitragen? :wink:
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Indem es angehenden Lehrern ermöglicht, die notwendigen Fähigkeiten auszubilden, später in der Schule die Schüler für solche Themen zu sensibilisieren und hierzu Denkanstöße zu geben, die über die von "oben" verordneten Denkmuster hinausgehen und zu wirklich eigenständigem Denken anzuleiten/anzuregen. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Vorbeugung gegen totalitäre Strukturen aller Art. Jedoch das Kompetenzmodell macht auf mich nicht den Eindruck, dass es diesen Beitrag fördert. Ganz im Gegenteil, es verhindert diesen Beitrag. Menschen, die nicht wirklich eigenständig denken, sind ein wichtiger Teil des Nährbodens für totalitäre Strukturen. Das sich langsam wieder totalitäre Strukturen entwickeln, kann man z.B. dieser Tage gut beobachten in der EURO-Sache. Da sollen jetzt also die Slowaken solange in ihrem Parlament abstimmen, bis das Ergebnis der "EU-Diktatur" in den Kram passt. Ich glaube kaum, dass irgendwo an einer deutschen Schule ein Referendar dieses aktuelle Thema wirklich kritisch mit seinen Schülern behandeln wird - vor allem nicht im Beisein der SL. Aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben :)

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