Referendariat und Technokratie

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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blizz80
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Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von blizz80 »

Ich habe nun eine Woche versucht, auf möglichst viele Beiträge zu antworten und meinen Standpunkt darzustellen. Dass hat jedoch viel Zeit gekostet, zu mal ich eigentlich kein Freund digitaler Kommunikation bin. Vor allem nicht bei solchen Themen. Es entstehen doch schnell Missverständnisse.

Meine teils provokativen Äußerungen sollten nicht allzu wörtlich und pauschal genommen werden. Aber in einer Demokratie sollte es möglich sein, hin und wieder auch mittels Provokation gewisse Dinge in Frage zu stellen.

Ich muss mich nun wieder mehr meinen beruflichen Verpflichtungen widmen und kann daher nicht mehr so häufig und ausführlich antworten.

LatinaTeacharin
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Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von LatinaTeacharin »

Troll.

q.e.d.

Freidenker
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Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von Freidenker »

LatinaTeacharin (In Wirklichkeit keine Teacharin) sprach :
Troll.
Immer dann, wenn man keine Gegen-Argumente parat hat, lässt es sich trefflich in die Troll-Signal-Trompete blasen. Dass hier kritische Denker oft als Trolle abgestempelt werden, ist ja nun nichts neues.

blizz80 hat hier in intellektuell überzeugender Weise seinen Standpunkt dargelegt. Nicht ein einziger anderer User konnte seine Thesen auch nur ansatzweise widerlegen (Ich gehe davon aus, dass die meisten ihm gar nicht folgen konnten).

Wie dem auch sei, ob wir nun als USA-Konzern-Marionetten dirigiert werden oder nicht (Vielleicht hat blizz80 auch die falschen Schlussfolgerungen getroffen), finde ich es reichlich befremdlich, ihn als Troll abstempeln zu wollen.

In diesem Forum würde ich mir anstelle von z.B. kindisch/pubertärem Gelaaber über Schultaschen mehr Beiträge im geistigen Format von blizz80 wünschen. 8)
Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

Valerianus
Beiträge: 602
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Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von Valerianus »

Das Wesen des Trolls ist es kritisch und provokant zu sein. Da sowohl blizz, als auch du Freidenker beides sind könnt ihr durchaus als Trolle bezeichnet werden, ihr solltet es dann nur mehr als Auszeichnung sehen. Solange nicht gespammt oder beleidigt wird, ist Troll sein nichts schlimmes.

Und auch wenn ich eurer Meinung in vielen Fällen nicht ansatzweise zustimme, ist es doch hilfreich auch mal Gegenpositionen zu lesen, ansonsten wäre es auch irgendwie langweilig.

Das heißt aber nicht das ich auch nur einen Punkt meiner Kritik zurücknehme. :p
Non vitae, sed scholae discimus (Seneca)

chrisy
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Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von chrisy »

ABCD123 hat geschrieben:Toll hier......vor allem das jemand als links gilt, der sein Vaterland gerne autonom gegenüber den bösen internationalen Mächten sehen würde.
Richtig. Leider gehen einige "globalisierungskritische / antiimperialistische" Positionen bei beiden totalitären Ideologien Hand in Hand den selben Weg. Da du den Begriff des strukturellen Antisemitismus erwähnt hattest, denke ich, du weißt was ich meine. :wink:
"Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen."

wolfgang1
Beiträge: 10
Registriert: 10.10.2011, 21:28:33

Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von wolfgang1 »

In meiner Tätigkeit als Dozent in der Lehre und in der beruflichen und nebenberuflichen Erwachsenenbildung geht es zwar nur um rein technische Themenfelder, jedoch bin ich der Meinung, dass die von blizz80 aufgeworfenen Aspekte nicht nur auf den musisch-geisteswissenschaftlichen Bildungsbereich beschränkt sind. In den Kompetenzmodellen meines Bildungsbereiches vermisse ich z.B. ethische Inhalte. Auch der technische Bildungsbereich darf nicht einseitig technokratieorientiert (das Themenfeld "Wirtschaft" zähle ich dazu) ausgerichtet sein. Leider ist dies jedoch der Fall. Es fehlt der ethische Überbau. Technologie wird immer mehr und immer rasanter unkontrolliert für Profitvermehrung, Machtausübung etc. eingesetzt. Auch deshalb finden sich weltweit genügend Fachkräfte, die z.B. ohne ethische Bedenken aber mit einer grenzenlosen Technologiebegeisterung an immer perfideren Waffensystemen mitarbeiten oder an technischen Systemen für Pharmakonzerne, die dann dazu dienen, die Bevölkerung Afrikas durch Biopiraterie auszubeuten.

Insofern war ich zunächst sehr erfreut, zu sehen dass dieser Themenkomplex in diesem Forum diskutiert wird und zwar jenseits von "oben" diktierter und konformer Denkmuster. Wie "Freidenker" war auch ich überrascht über den Tiefgang einiger Diskussionsbeiträge hier. In der Tat waren Diskussionsbeiträge wie der von blizz80 und entprechende Diskussionen noch in den 70er und 80er Jahren weitverbreitet und fast schon an der Tagesordnung. Jedoch ging ab den 90er Jahren in dieser Hinsicht langsam das "Licht" aus.

Nachdem ich nun aber alle vorliegenden Beiträge dieses Forum-Threads gelesen habe, muss ich sagen, dass ich die Art und Weise, wie hier mit der Meinung eines Andersdenkenden umgegangen wird, erschreckend finde. Die Art, wie diese Diskussion bisher verlaufen ist, ist für sich alleine betrachtet bereits eine Bestätigung für die Kernaussagen und -analysen von blizz80. Dabei sind zahlreiche dieser Aussagen gar nicht brandneu, sondern schon lange bekannt und können in zahlreichen auch weltbekannten Quellen gefunden werden. So zum Beispiel bei Aldous Huxley in seinem Roman "Brave New World" (http://de.wikipedia.org/wiki/Brave_New_World). Aber auch kluge und weise Köpfe der heutigen Zeit denken in diese Richtung, wie zum Beispiel die wirklich emanzipierte Arundhati Roy (http://www.zeit.de/2011/37/Interview-Roy).

Und wer mit offenem Geist und offenen Augen durch die Welt geht, findet etliche Fakten, welche die Aussagen von blizz80 bestätigen. Ganz aktuell sind die vielen Reaktionen (auf allen gesellschaftlichen Ebenen) auf den Tod von Apple-Gründer Steve Jobs zu nennen, in denen eine Technologie und ihr Kopf auf einen Göttersockel gestellt werden. Da offenbart sich der ganze Wahnsinn dieser einseitigen Technokratieorientierung unserer Wohlstandsgesellschaft. Das dieser Wahnsinn inzwischen nur noch von wenigen wirklich erkannt und in der Öffentlichkeit beim Namen genannt wird, spricht für sich. Das Gros der Menschen marschiert im vorgegebenen Gleichschritt mit. Das sind die Anzeichen einer aufkommenden Technokratie-Diktatur (oder wie auch immer man das bezeichnen will). Noch tut es uns hier nicht sonderlich weh jedoch dem "Rest" der Welt und das schon sehr lange. Z.B. das bei uns so vergötterte iPhone tut vielen Menschen im "Rest" der Welt sehr weh: http://netzpolitik.org/2011/frontal21-a ... as-iphone/ Wird z.B. dieses Thema jemals wirklich ernsthaft an einer deutschen Schule besprochen werden??? Lässt das Kompetenzmodell dies zu???

Beweise auf Basis (empirischer) wissenschaftlicher Methoden für die Aussagen von blizz80 bedarf es hier also nicht. Auch weil diese Methoden bei komplexen Sachverhalten an ihre Grenzen stossen, weil sie eigentlich für komplizierte (eher technische) und nicht für komplexe Sachverhalte entworfen worden sind. Hier wissenschaftliche Beweise zu fordern ist deshalb nur der Versuch, um vom eigentlichen Thema abzulenken und einer ernsthaften Diskussion und Auseinandersetzung über das Thema aus dem Weg zu gehen.

In diesem Forum-Thread zeigen sich eine ganze Reihe von typischen Reaktions-/Verhaltens- und Denkmustern, die auftreten, wenn heutzutage einseitig technokratisch orientierte Personen mit einer nicht-konformen Meinung konfrontiert werden:

- Ein Thema (hier das Ref) wird aus seinen Zusammenhängen gerissen und isoliert betrachtet und diskutiert. Man kritisiert dann zwar das Ref, zieht daraus jedoch nicht weitere Schlüsse. Die vielschichtigen Zusammenhänge von Ref und anderen Systemteilen (Konzerne etc.) verschwinden so natürlich aus dem Blickfeld. In der Folge verlaufen dann derartige Diskussionen seltsam eindimensional, z.B. ist dann ein Tenor "Das Ref ist zwar zu kritisieren aber das ganze System resp. das Bildungssystem ist ja ganz prima so wie es ist".

- Es wird um den heissen Brei herum geredet und oft nicht wirklich auf die eigentlichen Themen eingegangen, sondern auf Nebenthemen ausgewichen. Leider hat blizz80 hier einige Steilvorlagen selber geliefert, die natürlich dankbar aufgegriffen wurden. (z.B. statt den Deutschen Faschismus konkret zu nennen, hätte es in diesem Kontext genügt, ganz allgemein von totalitären Strukturen zu sprechen).

- blizz80 hat sich viel Mühe damit gegeben, seine Meinung recht ausführlich und tiefgehend zu begründen. Bei den Gegenmeinungen ist dies weitgehend nicht der Fall. Stattdessen wird oft oberflächlich und unvollständig oder aus einer einseitig technokratischen Sicht argumentiert und werden papageienhaft konforme von "oben" verordnete Denkmuster wiedergegeben. Und teilweise wird einfach nur Polemik betrieben.

- Mehrfach wird blizz80 Polemik vorgeworfen. Zum Teil auch zu Recht. Jedoch wird dabei unter den Teppisch gekehrt, dass blizz80 oft zuerst selber polemisch attackiert wurde und dann ebenfalls polemisch reagierte (ist nur allzu menschlich). Auch werden hierzulande klare Ansagen/Aussagen oft als Polemik stigmatisiert. Was dann dazu führt, dass alle brav um den heissen Brei herumreden und es nach Diskussionen oft keine Ergebnisse gibt und weiterhin vieles im Unklaren bleibt. So läuft es im Schulunterricht dann oft auch.

- Tatsachen werden ignoriert. Es wird regelrecht weggeschaut. Siehe dazu http://le-bohemien.net/2011/09/27/homo-ignorantis/

- Auf nicht-konforme Meinungen wird häufig mit dem Vorwurf der Ideologie bzw. des Dogmatismus reagiert. So geschehen auch hier im Thread. Interessant dabei ist, dass die Seite, welche diesen Vorwurf vorträgt, oft selbst ideologisch verblendet ist. Hier im Thread tritt bei einigen Teilnehmern ganz klar eine Technokraten-Ideologie zu Tage. Das blizz80 ein Ideologe sei, kann man ihm nun wirklich nicht vorwerfen. blizz80 hat ja nicht gefordert, alle Technologien abzuschaffen und wieder zurück auf die Bäume zu gehen, sondern auf Gefahren und Folgen für das Bildungssystem und die ganze menschliche Gesellschaft hingewiesen, die von dieser einseitigen Technokratie-orientierung ausgehen und die hier zugrundeliegenden Ursachen (z.B. Konzernpolitk) analysiert.

- Mangels ernsthafter Gegenargumente auf nicht-konforme Meinungen wird im Verlauf von solchen Diskussionen oft wie aus dem Nichts der Antisemitismus-Vorwurf erhoben. Dies ist erschreckend und beschämend zugleich. Antisemitismus wird hier aufs Übelste instrumentalisiert. Wenn es jedoch wirklich einmal angebracht ist, von Antisemitismus zu sprechen, bleibt es oft seltsam ruhig – nur so konnte z.B. der Nazi Hans Filbinger jahrelang unbehelligt Ministerpräsident von Baden-Württemberg sein.

- Es wird versucht nicht-konforme Meinungen durch Schönreden von Tatsachen zu entkräften. Hier im Thread wurde z.B. durch den "Auswanderer" versucht, die vermeindliche Souveränität Deutschlands damit zu belegen, dass sich die Schröder-Regierung dem 2. Irakkrieg "verweigert" hätte. Tatsächlich war dies ein Wahlkampf-Manöver Schröders, denn um einen Krieg zu unterstützen, muss ein Land heute keine Soldaten mehr entsenden. Die Schröder-Regierung hat natürlich den 2. Irakkrieg so unterstützt, wie es der us-amerikanische "Dienstherr" erwartet hat. Eine echte Verweigerung der Unterstützung des 2. Irakkriegs wäre z.B. gewesen, der us-amerikanischen Luftwaffe das Überfliegen des deutschen Luftraumes oder noch besser die Nutzung der Militär-Basen auf deutschem Boden zu untersagen. Ergänzend sei noch anzumerken, dass das Duo Schröder/Fischer in Deutschland Krieg wieder hoffähig gemacht hat - auf Wunsch des us-amerikanischen "Dienstherrn" natürlich.

- Es offenbart sich mangelnde Empathie. Hier im Thread konnte man dies gut an der geradezu zynischen Reaktion mit Hinblick auf die indischen Monsanto-Opfer erkennen.

Das nicht-konforme Meinungen oft auf (irrationale) Ablehnung stossen, ist u.a. auf folgende Gründe zurückzuführen:
- nicht-konforme Meinungen überraschen, da diese in der breiten Öffentlichkeit kaum noch vertreten werden und auch nicht mehr erwünscht sind. Deshalb denken viele (ev. die meisten) Menschen nur noch in starren vorgegebenen Bahnen (dies hat sich über einen langen Zeitraum vollzogen). Für den von vielen Konzernen herbeigeführten unnötigen und künstlichen XXXL-Konsum ist das natürlich sehr förderlich und deshalb auch so gewollt

- Nicht-konforme Meinungen sind häufig weitreichend unbequem, da sie oft implizieren, dass man auch das eigene Leben resp. eigene Lebensgewohnheiten (z.B. gedankenloser Konsum) wirklich kritisch hinterfragen und ändern muss. So weit möchten dann die meisten Menschen besonders in den Wohlstandsländern nun doch nicht gehen. Die sog. "Freiheit" wird dann gerne als Totschlagsargument angeführt <- Freiheit auf Kosten anderer (Menschen im Rest der Welt, Tiere und Umwelt) müsste es jedoch besser heissen) und es folgt mehr oder weniger rationale Ablehnung oder sogar Hysterie.

blizz80
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Registriert: 31.08.2010, 23:49:11

Re: Referendariat und Technokratie

Beitrag von blizz80 »

Jetzt habe ich das Forum eine Weile beobachtet und freue mich über den sehr ausführlichen Beitrag von wolfgang1. Mir werden dadurch selbst neue Aspekte der Thematik bewusst und mit ist doch eines klar geworden. Der westliche Wohlstands-Mittelschicht-BRD-Mensch, der sich für so tolerant, weltoffen, gebildet, etc. hält, ist doch hinter dieser Fassade oftmals nichts weiter als ignorant, intolerant und egoistisch.

Anders lässt sich wohl auch nicht erklären, wieso hier bis jetzt keine wirklich ernsthaften Gegenargumente vorgebracht wurden. Außer Freidenker scheint dies auch niemanden wirklich aufgefallen zu sein.

Ich bin jedenfalls mal gespannt, ob da noch was Brauchbares kommt.

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