Weg vom Lehrerjob

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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Geo
Beiträge: 62
Registriert: 16.07.2006, 12:29:04

Weg vom Lehrerjob

Beitrag von Geo »

Seit zwei Jahren bin ich nun "fertiger" Lehrer und fertig im doppelten Sinne. Und ich erinnere mich noch gut, wie motiviert ich am Anfang war! Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich irgendwann einmal nur noch raus will. Hier ein kurzer Auszug aus dem Lehrerjob, wie er wirklich ist: Die Schulleitung hört sich immer wieder gerne Beschwerden von Elternseite an. Dazu ist es auch nicht nötig, dass die Eltern zuvor mit dem entsprechenden Kollegen gesprochen haben. In der Beurteilung kann man anschließend davon lesen. Die Schüler fühlen sich deswegen schon in der 5.KLasse so mächtig, dass man als Lehrer permanent unter Druck steht, wer denn heute wieder bei den Eltern hetzt. Die Kollegen stehen unter dem gleichen Druck und sind dementsprechend ängstlich, zynisch und aggressiv - je nach Typ. Dazu die ständige Beobachterei, alles wird registriert, kommentiert und bewertet. Notfalls erfindet man was dazu. Natürlich habe ich auch das Buch von Vera Frey gelesen ("Mut zur Macht"), aber es wird mir die nächsten 40 Jahre nicht wirklich weiter helfen. Einige der jüngeren Kollegen überlegen, wie sie sich aus dem Job verabschieden können. Die einen bekommen Kinder, die anderen bewerben sich in der Wirtschaft. Mittlerweile überlege ich, was ich tun könnte. Dabei ist es mir auch fast gleichgültig, was ich dann verdiene. Denn wenn ich heute die Krankenversicherung und die ganzen Ausgaben für Büro- und Lehrmaterial von meinem Gehalt abziehe, verdiene ich auch nicht mehr als ein Facharbeiter. Der hat allerdings am Wochenende frei. Ich würde mir Ideen und Tipps wünschen, was man machen kann, um aus diesem Job rauszukommen. Wer von Euch ist diesen Weg gegangen oder spielt mit dem Gedanken, es zu tun?
Vielen Dank schon mal!
Geo

karink532

Beitrag von karink532 »

zu diesem "... der Lehrerjob, wie er wirklich ist...":

Er mag in deinen Augen so sein, aber das ist keine objektive Betrachtung und daraus kannst Du nicht ableiten, dass das grundsätzlich so ist.

Ich war bis Freitag an einer wirklich schlimmen Hauptschule und nicht mal dort war das so, wie Du es beschreibst...

Vielleicht kannst Du auch einfach die Schule wechseln, statt direkt den ganzen Beruf aufzugeben?

TommySmith
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Registriert: 13.03.2006, 18:53:10

Beitrag von TommySmith »

Michaela hat geschrieben: zu diesem "... der Lehrerjob, wie er wirklich ist...":

Er mag in deinen Augen so sein, aber das ist keine objektive Betrachtung und daraus kannst Du nicht ableiten, dass das grundsätzlich so ist.
Interessiert den Thread-Steller kein bisschen ! Und darum geht es hier auch nicht. Akzeptieren wir einfach, dass erwachsene Menschen sich ihre Meinung durchaus selbst bilden können und danach Entscheidungen treffen.

Meine dringende Empfehlung : Nicht jeden Thread in eine Pro -Contra - Lehrer - Diskussion ausarten zu lassen.

Hier geht es konkret um ein Einzelschicksal ( das sich bestimmt an vielen anderen Stellen wiederholt ).

Ich stell mir das gerade so vor :

"Guten Tag Herr Wachtmeister. Ich bin soeben in einer dunklen Gasse hier in dieser Stadt überfallen worden. Es war so schrecklich. Können sie mir bitte helfen ?"

"Wer wird sich denn gleich so aufregen ?! In anderen Teilen der Stadt werden die Leute nicht überfallen und sind überglücklich."

Konkret zum Thema :

Du musst natürlich schon eine Vorstellung haben, was Du Dir außer dem Lehrberuf noch vorstellen könntest. Im Prinzip kannst Du so gut wie alles machen. Du kannst Dich in Richtungen orientieren, die näher am Lehrerberuf sind ( Schulbuchverlage, Nachhilfe-Institute, Privatschulen ), Du kannst aber auch einen komplett anderen Weg einschlagen.

Hast Du Dir über Deine Vorlieben schon mal Gedanken gemacht ?

Tommy

Geo
Beiträge: 62
Registriert: 16.07.2006, 12:29:04

Beitrag von Geo »

Danke, Tommy! Ich denke, vieles von dem, was einem in diesem Job widerfahren kann, sieht man erst nach einiger Zeit. Im Ref habe ich vieles nicht gesehen und hab mich immer über die "faulen" Lehrer geärgert, weil ich an einer Unterrichtsstunde ein paar Stunden saß und die Lehrer eben nicht. Logisch, geht ja auch nicht mit vollem Deputat.
An anderen Schulen sieht es auch nicht viel besser aus. Möglicherweise liegt dort der Stress-SChwerpunkt mehr bei der Schulleitung oder mehr bei den Schülern, aber letztlich ist der Druck derselbe. Wir haben es derzeit eben mit einer anderen Schüler- und Elterngeneration zu tun als noch vor ein paar Jahren. Eltern, die sich nicht beschweren, sind eine Seltenheit geworden. Wer mag, kann gerne mal den Beitrag einer Kollegin auf lehrerforum-nrw nachlesen. Sie freut sich ganz dringend auf die Ferien.
Mir ist jedenfalls wichtig, dass ich die Personalakte loswerde. In anderen Jobs gibt es zwar Zeugnisse, aber erstens kann man gegen das Geschriebene etwas unternehmen und zweitens ist da jeder neue Job ein neuer Anfang. So ist es im Lehrerjob nicht. Laut SchG ist es zwar wünschenswert, dass sämtliche Personalakten vernichtet werden, wenn ein neuer Schulleiter kommt. Wünschenswert ist es in der Tat, es wird aber nicht immer so gehandhabt - zum Beispiel bei uns.
Vielleicht werde ich mich selbstständig machen, um aus diesem Job, der nach ein paar Jahren krank macht, rauszukommen. Aber ich suche noch weitere Ideen. Bitte meldet Euch, wenn es Euch auch so geht oder Ihr Ideen habt.
Ich wünsche Euch jedenfalls, dass Ihr, wenn Ihr den Job wirklich machen wollt, glücklich werdet.
Geo

TommySmith
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Registriert: 13.03.2006, 18:53:10

Beitrag von TommySmith »

Geo hat geschrieben: Vielleicht werde ich mich selbstständig machen, um aus diesem Job, der nach ein paar Jahren krank macht, rauszukommen.
Gib Bescheid, wenn Du was halbwegs Rentables gefunden haben solltest. Ich steig dann mit ein :wink: .

Tommy

Skara
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Wohnort: München

Beitrag von Skara »

Grüß Gott, Geo!

Wer Beamter ist, kann sich z. B. auf Antrag 3 Jahre (oder länger) vom Dienst beurlauben lassen, selbstverständlich ohne Bezüge. Jüngstes Beispiel für einen beurlaubten Beamten ist derzeit als TV-Bericht über Auswanderer zu sehen, wo sich ein Verwaltungsbeamter 3 Jahre Auszeit gönnt, um seine Ranch in Kanada auf Vordermann zu bringen, denn er und seine Frau (mit Tochter) haben dort ein Anwesen mit Gästehäusern erworben und wollen das in Zukunft hauptberuflich machen und nicht mehr nach Deutschland zurückkehren. Sollte die Sache nach 3 Jahren scheitern, kann er zurück nach Deutschland und seinen Job in der Verwaltung wieder aufnehmen - als Notlösung!

Gründe für eine Beurlaubung gibt es viele (man muss dabei auch ein bisschen lügen können, damit ein Antrag ohne Murren genehmigt wird). Die einen nehmen sich mehr Zeit für die Familie (Erziehungszeiten sind ohne Lügen möglich), die anderen suchen sich ein neues berufliches Standbein (das sollte man für den Antrag umformulieren, damit es kein böses Erwachen gibt) und andere segeln einfach mal ein paar Jahre um die Welt (auch das kann man geschickt verpacken). Kommt eben nur darauf an, wie man selbst die Jahre überbrückt, versichert und finanziert bekommt. Ach ja, der Mann aus dem TV-Beitrag hat sein Traum über die Frau finanziert bekommen, denn die hat frühzeitig geerbt.

Wer aus dem Schuldienst raus will, schafft das auch. Mein Mann hat es vor Jahren durch seine Selbstständigkeit geschafft und ich kehre auch nicht mehr zurück, denn wichtiger als die Kinder fremder Leute zu unterrichten, ist das Wohlergehen der eigene Familie und die Umsetzung gemeinsamer Lebensziele. Wie schön das Leben ohne Schuldienst sein kann, wird einem erst bewusst, wenn man auf andere Weise sein Auskommen verdient und selbst über den Tagesverlauf bestimmen kann - selbstverständlich auch in Fragen des Urlaubs, der nicht mehr an die "unterrichtsfreie Zeit" gekoppelt ist. Wir fliegen dann, wann es uns gefällt und bleiben solange dort, wo und wie es uns gefällt. Schule ist für Kinder gut, aber nicht für Erwachsene! :lol:

Warte nicht zu lange, denn die besten Jahre kommen nicht wieder. Je länger man in dem Trott Schule gefangen ist, desto schwieriger wird der Ausstieg aus dem Laufrad. Viel Vergnügen, beim Ketten- und Käfigsprengen!

Skara

Geo
Beiträge: 62
Registriert: 16.07.2006, 12:29:04

Beitrag von Geo »

Super, Skara, dass es bei Dir und Deinem Mann jetzt so gut läuft! Meine Frau ist auch im Schuldienst und wir sehen jeden Tag, wie sehr dieser Job in unser Privatleben eingreift. Wir werden es wahrscheinlich so machen, dass wir einen Job haben, der uns versorgt, und nebenbei noch eine kleine Firma führen.

Alles Gute für Euch!

Geo

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