Hallo liebe Forumsmitglieder!
Die Sommerferien sind da und eigentlich sollte ich mich freuen endlich frei zu haben. Dennoch sehe ich mich im Moment nicht in der Lage, irgendwie abschalten zu können. Ich bin, auf gut Deutsch, einfach nur fertig mit der Welt. Leider bin ich noch nicht mal in der Lage zu weinen, um ein Ventil für meine negativen Gefühle zu haben. Ich schreibe mit zittriger Hand, möchte aber dennoch auf diesem Wege meine wahren Gefühle einmal loswerden:
Ich glaube, dass ich zu dumm für das Referendariat bin. Ich habe große Probleme mit dem Fach Deutsch (Gym.). Ich weiß nicht, wie ich vernünftigen Deutschunterricht planen soll. Manchmal hapert es schon an der Sachanalyse. Ich habe einen sehr guten Hochschulabschluss (1,4), glaube im Moment aber, dass unsere Uni irgendwie zu einfach benotet hat. Ich hatte im letzten Quartal auch eine sehr tolle Ausbildungslehrerin *Ironie*, die meinte, dass ein 5. Klässler mehr Ahnung von der Sache habe als ich. Seitdem bin ich wirklich total am Boden zerstört und denke, dass ich das Ref. in Deutsch nicht schaffe. In meinem Zweitfach (Geschichte) läuft alles in Ordnung. Bei meinem inoffiziellen Ausbildungsstandsgespräch in Päd. meinte meine FL', ich hätte den Ausbildungsstand in weiten Teilen erreicht (ist ja jetzt auch nicht die beste Aussage), solle mir aber die Fachdidaktik in Deutsch noch einmal genauer ansehen.
Ich weiß auch nicht, ob ich einfach zu dumm bin oder einfach nur blockiert, sodass mir der Deutschunterricht solche enorme Schwierigkeiten bereitet.
Leider ist es im Moment wirklich so, dass meine Gedanken ANDAUERND um dieses Thema kreisen: Du bist zu doof dafür. Du schaffst das Ref. nicht. Du fällst durch und blamierst dich.
Ich muss noch dazu sagen, dass ich vor vier Jahren eine sehr schwere Krankheit hatte: Einen Hirntumor. Er konnte mir zum Glück vollständig entfernt werden. Danach war ich aber für ein halbes Jahr außer Gefecht gesetzt, weil er an einer sehr sensiblen Stelle (Hirnstamm) lag und ich kein Gleichgewichtsgefühl etc. mehr hatte. Hier habe ich aber das Semester, welches ich aussetzen musste, aufgeholt und meinen Abschluss somit in 9, anstatt 10 (Regelstudienzeit) Semestern gemacht. Dennoch habe ich ein sehr geringes Selbstbewusstsein und halte mich für dumm. Ich weiß auch nicht woran das liegt. Wenn ich etwas gut mache, ist das für mich selbstverständlich und ich freue mich nicht darüber. Das Gegenteil wird dann aber zur persönlichen Katastrophe: Klappt etwas nicht auf Anhieb, bin ich frustriert und blockiert, rede mir ein, ich bin zu doof und komme mit meinen Gedanken davon nicht weg.
Genauso geht es mir jetzt im Moment: Ich hatte Tage, da war mir schon morgens schlecht. Ich konnte nichts essen und nur daran denken, durch das Ref. zu fallen.
Jetzt hab ich Ferien und möchte auch an was anderes denken, aber es gelingt mir einfach nicht. Mir ist schlecht und ich empfinde ein sehr bedrückendes und beklemmendes Gefühl.
Tut mir leid, dass ich mich hier so ausgeheult habe, aber ich verspreche mir dadurch wenigstens etwas Besserung hinsichtlich meiner Gefühlslage.
Ich weiß, dass es so viel Schlimmeres (s. Hirntumor) als das Ref. gibt und ärgere mich so sehr über mich selbst, dass ich mich trotz dieser Krankheit mal wieder so verrückt mache, aber meine Versagensängste sind leider um ein Vielfaches höher.
Ich hoffe, ihr könnt mir irgendwie helfen.
Liebe Grüße
Bin ich zu dumm für das Ref.?
Re: Bin ich zu dumm für das Ref.?
Hallo!
Ich kann dir natürlich kein Patentrezept für deine Lage liefern, aber vielleicht etwas Ermutigung.
Ich hatte ebenfalls D und G mit einem sehr guten 1. Staatsexamen. Mittlerweile habe ich auch das zweite sehr gut abgeschlossen (auch in D) und ich weiß ebenfalls oft nur theoretisch, wie "guter" Deutschunterricht funktioniert. Ich habe mich oft mit meinen Co-Referendaren und den D-Kollegen unterhalten und denen ging es ähnlich. Wir waren auch oft am verzweifeln, wie wir diese Vorgaben in der Praxis umsetzen sollten. Oft kam es uns so vor, als würde unser FL Kaninchen aus dem Hut zaubern. Das beginnt bei integrativem Grammatikunterricht, führt über die induktive Erfassung literarischer Werke bishin zu dem Anspruch, Dramen wie "Wilhelm Tell" in der 8. Kl. handlungs- und produktionsorientiert mit Placemat-Methode, Gruppenarbeit und Malspielen zu behandeln.
D ist von der Fülle der Inhalte her sicherlich eines der komplexesten Fächer. Ich selbst fand es immer hilfreich, mir die Vorgaben der FD als Soll-Stand vorzustellen, den ich irgendwann vlt. erreiche, ohne den Anspruch an mich zu haben, dies von Anfang an perfekt umzusetzen. Solange die Stunde solide geplant ist und am Schluss etwas im Heft steht, dürfte sich auch der Schaden für die Schüler in Grenzen halten, zumal diese die Qualität deiner Stunden ohnehin mit anderen Maßstäben messen dürften, als dein FL. Einer meiner Ausbilder hat mal gesagt: "Gute Stunden sind meistens besser als sehr gute". Ständige didaktische Feuerwerke überfordern dich und die S.
Dagegen ist die G Didaktik viel klarer und m.E. logischer strukturiert, wie dir ja auch selbst aufgefallen ist.
Also, ich nehme stark an, dass du nicht zu doof bist, sondern lediglich Probleme hast, dich in ein teilweise widersprüchliches, mitunter unausgegorenes didaktisches Lehrsystem einzudenken, bei dem einiges mit heißer Nadel gestrickt wurde. Und damit bist du bei weitem nicht alleine!
Ich kann dir natürlich kein Patentrezept für deine Lage liefern, aber vielleicht etwas Ermutigung.
Ich hatte ebenfalls D und G mit einem sehr guten 1. Staatsexamen. Mittlerweile habe ich auch das zweite sehr gut abgeschlossen (auch in D) und ich weiß ebenfalls oft nur theoretisch, wie "guter" Deutschunterricht funktioniert. Ich habe mich oft mit meinen Co-Referendaren und den D-Kollegen unterhalten und denen ging es ähnlich. Wir waren auch oft am verzweifeln, wie wir diese Vorgaben in der Praxis umsetzen sollten. Oft kam es uns so vor, als würde unser FL Kaninchen aus dem Hut zaubern. Das beginnt bei integrativem Grammatikunterricht, führt über die induktive Erfassung literarischer Werke bishin zu dem Anspruch, Dramen wie "Wilhelm Tell" in der 8. Kl. handlungs- und produktionsorientiert mit Placemat-Methode, Gruppenarbeit und Malspielen zu behandeln.
D ist von der Fülle der Inhalte her sicherlich eines der komplexesten Fächer. Ich selbst fand es immer hilfreich, mir die Vorgaben der FD als Soll-Stand vorzustellen, den ich irgendwann vlt. erreiche, ohne den Anspruch an mich zu haben, dies von Anfang an perfekt umzusetzen. Solange die Stunde solide geplant ist und am Schluss etwas im Heft steht, dürfte sich auch der Schaden für die Schüler in Grenzen halten, zumal diese die Qualität deiner Stunden ohnehin mit anderen Maßstäben messen dürften, als dein FL. Einer meiner Ausbilder hat mal gesagt: "Gute Stunden sind meistens besser als sehr gute". Ständige didaktische Feuerwerke überfordern dich und die S.
Dagegen ist die G Didaktik viel klarer und m.E. logischer strukturiert, wie dir ja auch selbst aufgefallen ist.
Also, ich nehme stark an, dass du nicht zu doof bist, sondern lediglich Probleme hast, dich in ein teilweise widersprüchliches, mitunter unausgegorenes didaktisches Lehrsystem einzudenken, bei dem einiges mit heißer Nadel gestrickt wurde. Und damit bist du bei weitem nicht alleine!
Re: Bin ich zu dumm für das Ref.?
Hallo Iunos,
ich verstehe Deine Verunsicherung recht gut, ging es mir mit dem Fach Deutsch im Ref doch ähnlich. Mein FL meinte einmal zu uns im Seminar, im Grunde müssten wir die Gesellschaftslehren, Philosophie und Kunst perfekt beherrschen, sonst könnten wir Deutsch am Gym nicht unterrichten.
Ein hehrer Anspruch, an dem man eigentlich nur scheitern kann.
An meiner Uni bestand die Deutsch-Didaktik quasi nur aus Methodik; ich wusste wie ich den SuS etwas vermitteln konnte, aber was?
Irgendwann geriet ich im Ausbildungsunterricht dann an eine wirklich hervorragende Fachlehrerin, die mir die Angst nahm, als Deutschlehrer ein Allrounder sein zu müssen. Erstmal ist es wichtig, Dich auf den Text vor Dir zu stürzen und alles, was Du kannst, aus diesem herauszuziehen. Da Du studiert hast, kommen die Verknüpfungen von ganz alleine, ich lese aber immer noch Zusatztexte, um auch ganz sicher zu sein.
Denke zunächst daran: Was sollen die SuS lernen in Deiner Stunde! Was gibt der Text her, was sagt er Dir und den SuS. Erst danach kommt das wie will ich den SuS das vermitteln.
Mir persönlich half das sehr, ich mache es jetzt immer noch so.
Du hast gewiss ein breit gefächertes Allgemeinwissen und nicht nur Fachwissen und das benötigst Du für das Fach Deutsch auch. Bleib vielseitig interessiert und lass solche Dinge in Deinen Unterricht einfließen.
Da Du ein sehr gutes Studium hinter Dir hast, glaube ich auf keinen Fall, dass Du zu dumm fürs Ref bist. Nimm Dir selbst den Druck und arbeite Dich im Fach Deutsch kleinschrittig voran. Erfolge werden kommen, vielleicht nicht so schnell wie bei den anderen Refs, aber darauf kommt's ja auch nicht an.
ich verstehe Deine Verunsicherung recht gut, ging es mir mit dem Fach Deutsch im Ref doch ähnlich. Mein FL meinte einmal zu uns im Seminar, im Grunde müssten wir die Gesellschaftslehren, Philosophie und Kunst perfekt beherrschen, sonst könnten wir Deutsch am Gym nicht unterrichten.
Ein hehrer Anspruch, an dem man eigentlich nur scheitern kann.
An meiner Uni bestand die Deutsch-Didaktik quasi nur aus Methodik; ich wusste wie ich den SuS etwas vermitteln konnte, aber was?
Irgendwann geriet ich im Ausbildungsunterricht dann an eine wirklich hervorragende Fachlehrerin, die mir die Angst nahm, als Deutschlehrer ein Allrounder sein zu müssen. Erstmal ist es wichtig, Dich auf den Text vor Dir zu stürzen und alles, was Du kannst, aus diesem herauszuziehen. Da Du studiert hast, kommen die Verknüpfungen von ganz alleine, ich lese aber immer noch Zusatztexte, um auch ganz sicher zu sein.
Denke zunächst daran: Was sollen die SuS lernen in Deiner Stunde! Was gibt der Text her, was sagt er Dir und den SuS. Erst danach kommt das wie will ich den SuS das vermitteln.
Mir persönlich half das sehr, ich mache es jetzt immer noch so.
Du hast gewiss ein breit gefächertes Allgemeinwissen und nicht nur Fachwissen und das benötigst Du für das Fach Deutsch auch. Bleib vielseitig interessiert und lass solche Dinge in Deinen Unterricht einfließen.
Da Du ein sehr gutes Studium hinter Dir hast, glaube ich auf keinen Fall, dass Du zu dumm fürs Ref bist. Nimm Dir selbst den Druck und arbeite Dich im Fach Deutsch kleinschrittig voran. Erfolge werden kommen, vielleicht nicht so schnell wie bei den anderen Refs, aber darauf kommt's ja auch nicht an.
Re: Bin ich zu dumm für das Ref.?
Danke für eure Antworten.
Ich hab aber auch Probleme bei der Sachanalyse, da ich in der Uni in Deutsch nicht so viel Literaturwissenschaft hatte. Die besagte AU-Lehrerin meinte, dass ich eine Sprachanalyse machen müsse. Ich wusste nur nicht genau, was sie damit meinte und daraufhin sagte sie mir, ich habe Defizite und solle mich noch mal in die 7. o. 8. Klasse setzen.
Diese Worte kreisen nun die ganze Zeit in meinem Kopf umher und lassen mich unfähig erscheinen.
Wie macht ihr das denn bei Texten zu denen es keine Sekundärliteratur gibt? Bevor ich mit 5,0 vorbenotet werde, breche ich lieber ab...
Ich hab aber auch Probleme bei der Sachanalyse, da ich in der Uni in Deutsch nicht so viel Literaturwissenschaft hatte. Die besagte AU-Lehrerin meinte, dass ich eine Sprachanalyse machen müsse. Ich wusste nur nicht genau, was sie damit meinte und daraufhin sagte sie mir, ich habe Defizite und solle mich noch mal in die 7. o. 8. Klasse setzen.
Diese Worte kreisen nun die ganze Zeit in meinem Kopf umher und lassen mich unfähig erscheinen.
Wie macht ihr das denn bei Texten zu denen es keine Sekundärliteratur gibt? Bevor ich mit 5,0 vorbenotet werde, breche ich lieber ab...
Re: Bin ich zu dumm für das Ref.?
Bei Texten, zu denen es keine Lösung gibt, musst du selbst eine erstellen. Gerade bei der Sprachanalyse empfehle ich dir, alte Schulaufgaben zu kopieren und nach Material zu suchen, bei dem die Sprachanalyse dabei ist (Schulbuchverlage, Handreichungen etc.). Mit der Zeit wirst du sicherer werden, dafür muss man aber auch zuhause üben, selbst Texte erschließen. Wie sieht es denn mit den Schulbüchern aus? Da sollte doch auch was drin sein. Ich würde mir auch die der Unterstufe besorgen.
Sachanalyse und Sprachanalyse sind aber zwei unterschiedliche Sachen.
Hast du vielleicht auch noch eigene Schulsachen aus deinem Deutschunterricht?
Sachanalyse und Sprachanalyse sind aber zwei unterschiedliche Sachen.
Hast du vielleicht auch noch eigene Schulsachen aus deinem Deutschunterricht?
Re: Bin ich zu dumm für das Ref.?
Könntest Du Dein BL ergänzen, Iunos?
Wir mussten keine Sprachanalyse erstellen, wohl aber eine Sachanalyse.
In einer Sachanalyse nimmst Du Dir den Text mal genau vor: Was sagt er Dir, um was genau geht es, welche Hinweise gibt der Text, wo sind Knackpunkte, in welche Richtung möchtest Du damit im Unterricht. Aus ihr ergibt sich Deine Didaktische Analyse mit den Lernzielen. Im Grunde ist es eine etwas verkürzte Textanalyse, die Dir für Deinen Unterricht helfen soll, Schwierigkeiten und Möglichkeiten zu erkennen.
Wir mussten keine Sprachanalyse erstellen, wohl aber eine Sachanalyse.
In einer Sachanalyse nimmst Du Dir den Text mal genau vor: Was sagt er Dir, um was genau geht es, welche Hinweise gibt der Text, wo sind Knackpunkte, in welche Richtung möchtest Du damit im Unterricht. Aus ihr ergibt sich Deine Didaktische Analyse mit den Lernzielen. Im Grunde ist es eine etwas verkürzte Textanalyse, die Dir für Deinen Unterricht helfen soll, Schwierigkeiten und Möglichkeiten zu erkennen.
Re: Bin ich zu dumm für das Ref.?
Absolviere mein Ref. in Niedersachsen.
Was eine Sachanalyse ist, wusste ich ja. Aber was die AU-Lehrerin immer mit der Sprachanalyse hatte, war mir nicht klar.
Naja, ist ja jetzt auch egal. Bin die ja jetzt los, dennoch habe ich Angst nicht das Essenzielle aus den Texten ziehen zu können.
Was eine Sachanalyse ist, wusste ich ja. Aber was die AU-Lehrerin immer mit der Sprachanalyse hatte, war mir nicht klar.
Naja, ist ja jetzt auch egal. Bin die ja jetzt los, dennoch habe ich Angst nicht das Essenzielle aus den Texten ziehen zu können.