Viele von Euch sind doch auch selber schuld...

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
anderemeinung

Beitrag von anderemeinung »

Grundsätzlich hat er NICHT Recht!
Wahrscheinlich hat er weder selbst Kinder noch steht er in näherem Kontakt zu welchen.
Kinder sind grundsätzlich neugierig, interessiert, begeisterungsfähig und sehr, sehr nett - boshaft macht erst das Leben. Nur halt auch noch unbeholfen und unerfahren und sie denken von uns Großen oder Alten, dass wir wissend und überlegen sind und erwarten dass wir auf sie zugehen, uns Zeit nehmen und ihnen zeigen wie alles läuft.
Die fühlen sich halt missachtet wenn sie das Gefühl bekommen sie sind nur ein Job für uns. Dann fangen sie an Grenzen zu testen und machen vor allem die Erfahrung dass man mit schlechtem Benehmen viel mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Wer wegen der Freizeit und dem Gehalt Lehrer wird bleibt chancenlos. Wer Talent für den Umgang mit Kindern hat, bekommt eine befriedigende Arbeit, viel Freizeit (bei guter Organisation) und ein gutes Gehalt :wink:

lolle

Beitrag von lolle »

Früher hab ich auch so gedacht und war mir der guten und schlechten Seiten des Berufs durchaus bewusst.
95% meiner Schüler sind intelligent, wollen gefördert werden und mir macht der Unterricht viel Spaß.

Es gibt aber auch die 5% die mich (zusammen mit Kollegen, Beratungslehrer und Schulleitung) an die Grenzen des möglichen bringen, da wir hier nicht mehr wirklich wissen, wie wir reagieren sollen und die Mutter die Zusammenarbeit mit einem Psychologen ablehnt.

Man sollte sich bewusst sein, dass nicht jeder Tag eitel Sonnenschein ist, dass einem die Entscheidungen von Schulleitung, Kultusministerium und Fachleitern bisweilen gegen den Strich gehen oder völlig willkürlich erscheinen.

Hier wird sehr viel polemisiert, man sollte aber immer im Auge behalten, was unterm Strich bleibt. Trotz bekoppter Schüler macht es mir dennoch Spaß und Tatsache ist, dass mir dessen Verhalten auch nur manchmal an die Nieren geht und ich dann von Kollegen wieder aufgefangen werde.

Also, seht's realistisch, wo gibt es schon einen Job, in dem man sich nicht mal ärgert.

Grüße
Lolle

Lysander

Beitrag von Lysander »

anderemeinung hat geschrieben:Grundsätzlich hat er NICHT Recht!
Wahrscheinlich hat er weder selbst Kinder noch steht er in näherem Kontakt zu welchen.
Kinder sind grundsätzlich neugierig, interessiert, begeisterungsfähig und sehr, sehr nett - boshaft macht erst das Leben.
OK - grundsätzlich stimmt das. Dann spielt das Leben aber einigen Kindern übel mit, denn ich erlebe auch am Gymnasium viele Kinder und Jugendliche, die sich nicht länger als 5 Minuten konzentrieren können, die alles andere im Kopf haben als Schule und die mitunter auch wie Du sagtest "boshaft" sein können.
Er hat aber insofern Recht, dass wir uns einige Probleme selber schaffen, wenn wir mit den falschen Erwartungen (Naivität, Blauäugigkeit, Hyper-Idealismus o.ä.) an den Beruf herangehen.
Nur halt auch noch unbeholfen und unerfahren und sie denken von uns Großen oder Alten, dass wir wissend und überlegen sind und erwarten dass wir auf sie zugehen, uns Zeit nehmen und ihnen zeigen wie alles läuft.
Die fühlen sich halt missachtet wenn sie das Gefühl bekommen sie sind nur ein Job für uns. Dann fangen sie an Grenzen zu testen und machen vor allem die Erfahrung dass man mit schlechtem Benehmen viel mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Hier sehe ich die Ursache woanders. Wer zu Hause unter Umständen ein Lehrerbild vermittelt bekommt, in dem der Lehrer mit den üblichen Klischees behaftet wird, bringt das in die Schule und geht dann auch so auf die Lehrer zu. Viele Schüler haben sich bei mir beispielsweise extremst gewundert (in positiver Hinsicht), dass ein Lehrer auch so sein kann, wie ich (und sicherlich tausende meiner KollegInnen).
Tatsache ist und bleibt aber, dass der Lehrer in vielen Schülerköpfen immer noch latent "der Feind" bzw. "der Gegner" ist - und dass einige Schüler genau mit dieser Einstellung auf mich als Lehrer zukommen, ohne dass sie mich als Lehrerpersönlichkeit kennengelernt haben. Bei vielen gelingt es mir, dieses Feindbild abzubauen und es eher in Richtung Partner im Lernprozess zu drehen.
Wer wegen der Freizeit und dem Gehalt Lehrer wird bleibt chancenlos. Wer Talent für den Umgang mit Kindern hat, bekommt eine befriedigende Arbeit, viel Freizeit (bei guter Organisation) und ein gutes Gehalt :wink:
Da stimme ich zu. Dieses Talent setzt aber auch voraus, dass man in seine eigene Psychohygiene ausreichend Zeit investiert. Wer mit zuviel Idealismus ("Ich will die Welt verbessern") in die Schule geht oder meint, alle psychischen Probleme der Kinder auf sich laden und sie lösen zu müssen, der wird sehr bald entweder enttäuscht sein oder an der Last zerbrechen.

Tanja

...

Beitrag von Tanja »

schäfchen hat geschrieben:Tanja, bist du eigentlich in der Lage, Postings zu verfassen, die vor Gehässigkeit nicht triefen?
Hallo Schäfchen,
ich bin mir nicht zu schade, die Situationen an meiner ehemaligen Schule zu überzeichnen, die ich selbst erleben durfte. Wenn andere Teilnehmer ihre Erfahrungen ebenfalls darin erkennen, dann trägt das erfolgreich dazu bei, eine Diskussion zu beleben. Selbstverständlich habe ich nicht die Absicht „gehässig“ zu sein, denn dafür habe ich viel zu viel Freude am Leben. Und die Beteiligten, um die es geht, können damit auch professionell umgehen oder bedienen sich der gleichen Instrumente, wenn es um einen gegenseitigen Austausch geht. Ich kann nur hoffen, dass es niemand persönlich nimmt, denn das liegt mir fern. Wie wäre es denn, wenn du die Angelegenheit ebenfalls mit einem Schmunzeln betrachten würdest? Nicht jeden Satz sollte man auf die Goldwaage legen, denn dann würde man sich ja nichts mehr zu sagen haben. Kritik hat viele Gesichter und die Gradwanderung von Ehrlichkeit und der richtigen Formulierung ist keine leichte Aufgabe. Menschen, die sich nicht mitteilen können, haben i. d. R. auch nichts zu sagen.
Dazu gehöre ich sicher nicht, denn ein freier Geist kennt keine Grenzen, die Zunge aber schon. Zumindest arbeite ich daran ;-)

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende
Tanja

@Snape
Take it easy!

Thomas - der Ursprungspos

Doch, ich habe Kinder

Beitrag von Thomas - der Ursprungspos »

Doch, ich habe Kinder. Zwei Mädchen im Alter von 5 und 7 Jahren und ich habe gaaaaanz viel Kontaktzu anderen -auch älteren Kindern- weil wir ein ganz offenes Haus sind mit mega viel Freunden und Besuch.

Ich bin keineswegs ein verhärmter Kinder- oder Lehrerhasser; in diese Ecke lasse ich mich nicht reinstecken.

Aber: Zunächst sehe ich da diese neurotischen Kinder. Beispielsweise beim 6. Geburtstag meiner Tochter. 6- oder 7jährige sagen heute nicht mehr Guten Tag oder Hallo und sie essen auch keinen Geburtstagskuchen mehr. Kind 1 isst sowie schlecht. Kind 2 hat eine Mehlallergie, Kind 3 ist satt, da die Eltern vorher bei McDonalds waren (man muss halt nachhelfen, denn sonst wäre das Kind ja nicht alleine zum bösen fremden Kindergeburtstag gegangen). Kind 3 ist nur Schokoladenkuchen ("Lukas ist da etwas eigen") und Kind 4 kann erst gar nicht still am Tisch sitzen sondern rennt lieber um den Tisch rum. Fairerweise muss man sagen, dass Kind 5 schon isst - es stopft sich gerade das vierte Stück Kuchen rein, weil zu Hause für dieses Kind gerade wieder eine Diät gefahren wird, die aber auch tatsächlich notwendig ist.

Heute Nacht hatten wir einen 5jährigen bei uns zu Besuch zum übernachten. Der ist erst nach elf eingeschlafen, weil er nie gelernt hat alleine ins bett zu gehen und regelmäßig bei den Eltern im Bett schläft - mit Glotze an natürlich. Dass der heute morgen natürlich nur den Belag vom Brot gegessen hat, brauchte mich ja gar nicht groß zu wundern, denn zu Hause kriegt er "nur Toast" oder "Schokopoppies".

O.k. vielleicht bin ich doch verbittert.

Jedenfalls kommt da echt was auf Euch zu...

Thomas

dapapa
Beiträge: 75
Registriert: 23.05.2005, 12:27:04

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Beitrag von dapapa »

Servus an Alle !

Ich kann die Meinung im letzten Posting von Thomas teilen und moechte dazu auch auf mein Posting unter der Umfrage "Einschulung mit 5 - Abitur mit 17" verweisen.

Den Kindern fehlt einfach das Elternhaus.
Eltern muessen den Kindern wieder etwas vermitteln und beibringen. Zugleich muessen die Eltern wieder von den Kindern lernen. Kinder geben einem die Moeglichkeit, dass eigene Verhalten zu reflektieren.
Beide Seiten brauchen einander.

In der Schule ist es zu spaet mit der Erziehung zu beginnen.

Schule soll Wissen vermitteln, das Elternhaus die Voraussetzungen dafuer schaffen, dass dies moeglich ist.


Wir sind inzwischen ein Staat von gestoerten Egoisten und schicken uns an in die Fussstapfen der USA zu treten.
In meiner Kindheit habe ich mich immer darueber belustigt, wie seltsam die Amis doch sind - Hocken jede Woche bei ihrem Psychologen - heute vertehe ich warum.

Die Welt rueckt immer naeher zusammen. In 6 Stunden ueberfliegen wir den Atlantik ......
Aber in Wirklichkeit entfernen wir uns immer weiter voneinander.


Bis bald,
dapapa

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