Stress mit Mentor

[Pusteblume86]

Hallo,

seit Februar bin ich im Referendariat (Realschule). Eigentlich gefällt es mir an der Schule sehr gut. Ich komm mit meinen Schülern gut klar, war mit auf Schüleraustausch und engagiere mich auch im Sanitätsdienst.

Allerdings hab ich einen Mentor, dem das wohl nicht so zu passen scheint. Er versetzt mich, kritisiert mich vor Schülern und hat mich schon den OHP vor einer 8. Klasse putzen lassen. Zudem macht er Termine über meinen Kopf hinweg, obwohl er genau weiß, dass ich da Unterricht hab (er hat ja schließlich meinen Stundenplan). Wenn ich dann sage, dass ich zu dem Termin nicht kann, dann bezeichnet er mich als unfähig und arbeitsfaul und ich sollte doch an meiner Einstellung arbeiten, denn so würde ich das Referendariat nicht bestehen.
Unterstützung in der Unterrichtsplanung bekomme ich von ihm keine, aber ich kann ja eh nichts recht machen. Oft entscheidet er dann 2 Tage vor dem Unterricht, dass ich den Unterricht doch nicht halten soll, sondern er es lieber selber macht, damit man mit dem Stoff weiter kommt (ich hab ja nur das ganze Wochenende damit verbracht 3 (!!) verschiedene Unterrichtsskizzen zu entwerfen, weil eine ja nicht reicht).

Inzwischen bin ich echt verzweifelt und habe Angst davor ins neue Schuljahr zu gehen, weil mein Referendariat auch deswegen verlängert wurde. Er hat dafür gesorgt, dass ich nicht in den eigenständigen Unterricht darf, weil er sich nicht sicher ist, ob ich das alleine schaffe. Aber wie denn bitte, wenn er mir nichts zutraut und mich nur verunsichert?? Bin ich einfach zu blöd für das Referendariat oder hab überhöhte Ansprüche an meinen Mentor?

Ich hab das relativ lange hingenommen, merke aber, dass mich das psychisch echt fertig macht. Seine Kritik endet leider nicht im fachlichen Bereich, sondern er kritisiert mich auch persönlich (z.B. soll ich doch bestimmte Lebensmittel lieber nicht essen, da ich ja eh schon "fett" bin). Ich hab schon Alpträume und dabei hat das Schuljahr noch nichtmal begonnen.

Macht es Sinn das Ref jetzt abzubrechen und nochmal neu anzufangen?

Liebe Grüße
Pusteblume

[Fränzy]

Hallo,

das klingt sehr ungut.

Es geht Deinen Mentor erstmal nichts an, wie Du Dich ernährst (ich hatte im Ref das selbe Problem, meine Mentorin meinte, ich müsse mehr essen und anders).

Wenn ihr einen Beratungslehrer an der Schule habt, kannst Du Dich an ihn wenden. Er unterliegt der Schweigepflicht (und Beratungslehrer halten sich auch dran). Dort kannst Du ein erstes Sondierungsgespräch führen und er kann DIch - ohne Dich zu drängen - sicher beraten, was sinnvoll ist. Er kennt ja die Personen und Gepflogenheiten, die wir aus der Ferne nicht beurteilen können. Ob es z.B. sinnvoll ist, sich an den Schulleiter zu wenden oder ob es einen Ausbildungskoordinator gibt.

Aus der Ferne kann ich nur sagen, dass Du versuchen musst, ihm zu beweisen, dass Du so brennst, dass Du Deine Stunden (ihm persönlich, wegen seiner Fachlichkeit) zeigen willst. Sprich: wie gerne Du seine Ratschläge annehmen willst. Und dass Du Interesse hast Dich regelmäßig mit ihm zu besprechen, (dann lösen sich evtl. auch Terminprobleme).

Zum eigenverantwortlichem Unterricht: Gab es nicht die Möglichkeit einen zusätzlichen Besuch durch Seminarlehrer zu bekommen? Gabs überhaupt UBs vom Seminar? Ich weiß nicht, wie das bei euch läuft? Die sprechen ja auch dann mit den Mentoren. Und normalerweise kommt ja auch der Schulleiter noch.

Schulwechsel ist die letzte Option, manchmal aber angezeigt.

Es gibt große Unterschiede bei den Schulen. In meiner Ausbildungsschule waren die Refs für die Vertretung im ganzen Haus zuständig, teilweise waren es über 20 Stunden in der Woche, in wahllosen Fächern und Klassen. Meine Mentorin ist dann noch erkrankt, es war nicht schön, aber es ging. Und man war der kleine Ref. Es war ja absehbar. In meiner aktuellen Schule werden Refs kaum je in Vetretung eingesetzt, man begegnet ihnen auf Augenhöhe und räumt ihnen viele Schwierigkeiten aus dem Weg. Seit ich weiß, dass das alles auch anders geht, wie damals bei mir (und dass das nicht normal war) denke ich, dass Schulwechsel sehr gut sein können.

Alles Gute!

[Pusteblume86]

Hallo Fränzy,

danke für deine Antwort. Ein Gespräch mit dem Beratungslehrer führen ist eher schlecht- denn diser Beratungslehrer ist mein Mentor... Allerdings hab ich mit einer Lehrerin gesprochen, die für die Streitschlichtung zuständig ist. Es gab später auch ein Gespräch mit meinem Mentor bei dem wir offen dargelegt haben, was wir jeweils vom anderen erwarten. Danach hab ich gedacht: Wow, mit ihm kann man ja doch reden und das wird schon alles. Ein Fehler. Er hat es mir ziemlich übel genommen, dass ich mit jemand anderem darüber geredet habe. Dabei war das keine einfache Entscheidung. Es wurde eher schlimmer als besser ("Ich werde dafür sorgen, dass Sie das Referendariat nicht bestehen, wenn das nochmal vorkommt.")

Bei den UBs war es so, dass mein Rektor nur zum dritten kommen konnte. Ich hatte alle innerhalb von 2 Wochen und er war zu der Zeit auf Schüleraustausch. In meinem Hauptfach lief die Stunde sehr gut und ich hab auch von meiner LB gute Rückmeldung bekommen. Im Leiftfach war es auch okay, aber nicht überragend und in meinem dritten Fach....naja: Es hätte sicher noch schlimmer kommen können. Mein Lehrbeauftragter hat dann auch gemeint, dass ich in dem Fach mehr Unterstützung brauche. Mein Rektor hat dann bedenken geäußert, ob man mich selbständig Unterrichten darf und mein Mentor hat die Chance genutzt um gegen mich zu reden. Saß nach dem Beratungsgespräch auch heulend im Lehrerzimmer. Mein LB hat in der Woche drauf nochmal das Gespräch mit mir gesucht und mir gesagt, dass er mich ganz anders wahrgenommen hat als mein Mentor, aber nach Absprache von Schule und Seminarleitung ich nicht in den eigenständigen Unterricht kann. Die Seminarleitung selber überprüft nur, wenn es darum geht ob man es zum zweiten Mal nicht schafft.

Von der Seminarleitung wurde mir nur die Option angeboten, dass ich das Referendariat unterbreche und dann mit dem neuen Kurs nochmal anfange. Sie lässt uns da ziemlich im Stich.

Liebe Grüße

[Jméno]

Moin!
Ich kenne mich zwar mit den präzisen Bedingungen im nordrhein-westfälischen Ref nicht aus, aber es klingt, als sei Dir dieser Mentor quasi zugewiesen worden, ohne dass Du ein Mitspracherecht gehabt hättest. Ist das korrekt? In Hessen kann man sich seine Mentoren nämlich frei wählen und könnte auch entsprechend wechseln. Ich würde mich erkundigen, inwiefern das eine Option ist.

Ferner hast auch Du als Referendar/in einen zuständigen Personalrat, der für genau solche Fälle auch zuständig ist; der für Dich zuständige PR müsste im Studienseminar untergebracht sein, nicht in Deiner Schule. Auch da würde ich auf jeden Fall ein Gespräch suchen und die Problemlage erläutern, v.a. auch die Konsequenzen, die das bereits mit sich zieht (Verlängerung).

Allerdings würde ich mir aber auch Gedanken machen, welche Vorwürfe vielleicht eher nebensächlich sind und welche wirklich gar nicht gehen. Mein Eindruck beim Lesen Deiner Darstellung schwankte da nämlich ein bisschen (bspw. sehe ich das Problem nicht, wenn bei zwei anwesenden Lehrkräften einer der OHP sauber macht; auch zwei Tage Vorwarnzeit für das Nicht-/Halten einer Stunde finde ich nach meinen Erfahrungen fast luxuriös; andere Dinge aber sind definitive No-Gos und schweres Fehlverhalten Deines Mentors!).

[Pusteblume86]

bspw. sehe ich das Problem nicht, wenn bei zwei anwesenden Lehrkräften einer der OHP sauber macht; auch zwei Tage Vorwarnzeit für das Nicht-/Halten einer Stunde finde ich nach meinen Erfahrungen fast luxuriös.

Normalerweise hab ich auch kein Problem damit mal was zu putzen, aber die Art und Weise, WIE er das gemacht hat, ging gar nicht. Man braucht nicht vor den Schülern zu sagen: "Schauen Sie mal, was Sie letzte Stunde mit dem OPH gemacht haben. Jetzt kann ich meinen Unterricht nicht halten. Das putzen Sie am besten gleich, damit ich auch weiß, dass Sie es wirklich machen."
Sorry. Das war eine 8. Klasse, die natürlich gemerkt haben, dass mein Mentor kein Respekt vor mir hat- dementsprechend gut haben die auch auf mich später gehört. Vertrauen tut er mir ja eh nicht.
Aber es ist nicht mal sicher, dass ich das überhaupt war, weil noch 6 Lehrer nach mir in dem Klassenzimmer waren und den OHP genutzt haben und keiner hat sich beschwert, dass man da nichts sieht.

Vielleicht ist das nicht schlimm, wenn das EINMAL oder so vorkommt, aber wenn der Mentor ständig mit der Begründung Unterrichtsstunden übernimmt, dann versteh ich das nicht mehr. Schließlich bin ich an der Schule um zu lernen. Und dass am Anfang vielleicht mal was nicht klappt oder man für was länger braucht, kann passieren. Und wie soll ich lernen, wenn ich keinen Unterricht halten darf??

Unsere Mentoren dürfen sich das nicht aussuchen. Er wurde zugeteilt und wollte auch keine Referendarin. Er hat mir schon in der 2. Woche gesagt, dass er keinen Bock auf mich hat.

Liebe Grüße

[krabappel]

Rein theoretisch bin ich ja immer fürs "drüber reden" aber das klingt etwas sadistisch was der Typ abzieht und ich persönlich sehe da keinen Redebedarf mehr (du hast dir ja bereits Hilfe gesucht, daraufhin wurde es schlimmer. Ich vermute in diesem Fall, wenn du noch stärker sagst, dass er ganz toll ist und du seinen geschätzten Rat hören willst, wird er dich noch mehr wie einen Deppen behandeln. Nur so ein Gefühl.).

Wenn du das Ref. jetzt sowieso verlängern musst, kannst du dann keinen neuen Mentor/ neue Klassen bekommen?

[Bergwurm]

Tach in die Runde!

Ich habe viel in meinem Ref erlebt, aber das hier ist ja wohl kaum zu akzeptieren. Dieses Verhalten ist, so wie Du es darstellst, einfach Mobbing. Ich weiß nicht wie lange Du schon im Ref bist, aber hast Du mal überlegt die Schule oder das Seminar zu wechseln? In jedem Fall den Personalrat einschalten.

Laß Dich nicht unterkriegen!!!!! Mein Ref ist jetzt ein Jahr vorbei und ich denke kaum noch daran, obwohl Narben geblieben sind. Aber der Job ist eben geil. (Sorry für den flachen Ausdruck!)