Schüler verhielten sich unter aller S** in Dachau!

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
melimuc
Beiträge: 68
Registriert: 20.05.2013, 9:07:12
Wohnort: München/GS/HS/Kath. Religion

Re: Schüler verhielten sich unter aller S** in Dachau!

Beitrag von melimuc »

Es gibt die Möglichkeit vorher mit dem Referenten zu besprechen, welche Schwerpunkte man möchte, wie viel Zeit die Führung in Anspruch nehmen soll, welches Wissen die SuS mitbringen usw.
Die wenigsten Lehrkräfte nutzen leider diese Möglichkeit.

Ich versuche immer vorher mit den Lehrkräften zu sprechen und all diese Dinge abzuklopfen. Ich habe Führungen, die dauern eine Stunde bis hin zu Führungen, die drei Stunden in Anspruch nehmen. Also es ist durchaus möglich, den Besuch an die Bedürfnisse anzupassen.

Ich bin allerdings auch nicht direkt über das Forum tätig, von daher kenn ich die Vorgaben dort nicht. Bei uns ist das sehr frei.

Letztes Jahr z. B. habe ich Schwerpunktführungen zum Thema "Alltagsleben im KZ", "Hierarchie im KZ", "Glauben im KZ" usw. gemacht.
Beim Thema Alltagsleben lag dann der Schwerpunkt natürlich viel mehr in den Baracken als am Krematorium.
Machbar ist das schon.

krabappel
Beiträge: 2329
Registriert: 21.08.2011, 20:08:49

Re: Schüler verhielten sich unter aller S** in Dachau!

Beitrag von krabappel »

Ich fasse zusammen: 3 Teenies haben bei der Führung durch eine Gedenkstätte etwas gegessen und einige nicht zugehört, weil nichts zu verstehen war.
Illi-Noize hat geschrieben: Ansonsten klingt die ganze Geschichte aber auch so, dass die Schüler nicht ausreichend darauf vorbereitet worden sind.


Klingt für mich auch so. Es war deine Entscheidung, mit der Klasse die Veranstaltung so durchzuführen und deine Aufgabe, sie darauf angemessen einzustimmen.

(Ich habe mich als Schüler übrigens geweigert, in eine Gedenkstätte mitzufahren, weil ich solche Verhaltensberichte gehört hatte, das absolut unangemessen fand und mir das in dem Rahmen nicht antun wollte. "Zur Strafe" musste ich mit meiner Mutter ins Rektorat einreiten und eine Erklärung abgeben, warum ich nicht mitmöchte.)

rumo
Beiträge: 938
Registriert: 19.02.2007, 11:12:00
Wohnort: Bayern StR (RS) D/G/SK

Re: Schüler verhielten sich unter aller S** in Dachau!

Beitrag von rumo »

@melimuc: Das ist ja immerhin ein Ansatz. Leider habe ich bei meinen zahlreichen Besuchen bzw. Buchungen von Führungen nie die Möglichkeit erhalten, irgendwelche Schwerpunkte anzugeben bzw. den Wissensstand der Schüler mitzuteilen, lediglich einen Wisch mit Datum und Treffpunkt. Über welche Organisation bist du tätig (gerne auch per PM)? Vielleicht wäre diese dann ja einen neuen Versuch wert...

kecks
Beiträge: 1628
Registriert: 01.04.2009, 6:09:18

Re: Schüler verhielten sich unter aller S** in Dachau!

Beitrag von kecks »

unsere führer vor ort (die besagten kollegen) haben das oft recht gut gemacht - gerade wenn es sehr heiß oder sehr kalt war und man ewig beim einleitenden vortrag auf dem ungeschützten offenen hof stand: erstmal schüler anherrschen und deutlich sagen, dass sie aufhören sollen zu quatschen, zu zappeln etc. und stattdessen stehen sollen und zuhören - schärfer im tonfall als meist sonst an schulen üblich. dann die geschichte von den stundenlangen appellen der inhaftierten an eben dieser stelle. wirkt.

rumo - ehrlich, du findest das nicht wild genug für einen verweis? was muss man bei euch für einen verweis denn noch anstellen? respektlosigkeit - auch wenn nicht als solche vom betreffenden schüler intendiert - gegenüber den opfern des nationalsozialismus empfinde ich als ziemlich schwerwiegend...

Cassandra
Beiträge: 3440
Registriert: 26.02.2006, 22:54:07
Wohnort: Bayern

Re: Schüler verhielten sich unter aller S** in Dachau!

Beitrag von Cassandra »

Vielleicht interpretiere ich das falsch, aber hier kommt immer wieder "deine Schüler haben die Tragweite des Themas nicht erkannt" - ist das nun die "Schuld" der TE? Speziell bei krababbels Satz "Es war deine Entscheidung, mit der Klasse die Veranstaltung so durchzuführen und deine Aufgabe, sie darauf angemessen einzustimmen." habe ich das so empfunden.
Falls ich das richtig verstehe - :shock: Geht gar nicht! Man kann Schüler auf gewisse Dinge drauf vorbereiten und mit ihnen auch die Schrecken der Geschichte an Hand von Bildern, Videos, usw. nachvollziehen, aber das bedeutet nie und nimmer, dass sie sich auch so verhalten, wie wir uns das wünschen!
Falls ichs falsch verstehe - gut 8) - und sorry!

Wir haben bisher immer das örtliche Gymnasium gebucht und hatten vor einem Jahr einen derart krassen Zwischenfall mit einem "Kollegen", sodass die Führung von ihm dann abgebrochen wurde. Angeblich weil ICH mich falsch verhalten habe. Dass er absolut inkompetent war, falsche Sachen erzählt hat und dazu noch absolut nicht schülergerecht gearbeitet hat und ich somit viele Zusatzinfos geben musste, hat ihn erstmal nicht interessiert. Deswegen haben wir das ab heuer so, dass die Geschichtslehrer mit den 9. Klassen dieses verpflichtende Projekt in Dachau machen. Bzw die Schüler leisten Vorarbeit und halten ihre Präsentationen in Dachau.

Das zur "Qualität" dieser Führungen - das war quasi der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Wir waren schon Jahre zuvor nicht mehr so zufrieden.

Zum Fehlverhalten an sich: Ich bin ein Freund von sofortigen Maßnahmen, heißt: ich hätte die Störer sofort aus dem KZ rausgebracht und im Bus oder sonst wo warten lassen. Dazu einen Verweis, wenn nicht sogar verschärft (ich verstehe bei Fehlverhalten im KZ oder irgendwelchen Juden-Witzen 0,0000000000 Spaß!) und ein Zusatzprojekt über richtige grausame Dinge aus dem KZ, nicht unbedingt Dachau, aber zB Auschwitz. Daneben Dr. Mengele mit seinen ganzen Versuchen - Zwillings"forschung", Zwangsabtreibungen, usw. Das Mädel, dass sich da die Haar gekämmt hat, der würde ich ein schönes Thema über "Hygiene im KZ" geben oder so. Argh, ich werd schon wütend beim Lesen. :evil:
☼ Fertig seit 09/09 ☼

melimuc
Beiträge: 68
Registriert: 20.05.2013, 9:07:12
Wohnort: München/GS/HS/Kath. Religion

Re: Schüler verhielten sich unter aller S** in Dachau!

Beitrag von melimuc »

Cassandra hat geschrieben:Vielleicht interpretiere ich das falsch, aber hier kommt immer wieder "deine Schüler haben die Tragweite des Themas nicht erkannt" - ist das nun die "Schuld" der TE? Speziell bei krababbels Satz "Es war deine Entscheidung, mit der Klasse die Veranstaltung so durchzuführen und deine Aufgabe, sie darauf angemessen einzustimmen." habe ich das so empfunden.
Falls ich das richtig verstehe - :shock: Geht gar nicht! Man kann Schüler auf gewisse Dinge drauf vorbereiten und mit ihnen auch die Schrecken der Geschichte an Hand von Bildern, Videos, usw. nachvollziehen, aber das bedeutet nie und nimmer, dass sie sich auch so verhalten, wie wir uns das wünschen!
Falls ichs falsch verstehe - gut 8) - und sorry!
Es geht hier wohl kaum um Schuld. Die schulische Herangehensweise deckt sich kaum mit den Empfindungen vor Ort. Es findet das Weitergeben von Fakten statt, gepaart mit dem moralischen Zeigefinger, aber selten eine Sensibilisierung für das Thema. Die SuS wissen, dass dort "Schlimmes" passiert ist, aber an dem Ort zu stehen, wo Menschen ermordert wurden, wo - selbst für uns - Unfassbares geschehen ist, ist doch noch mal eine andere Nummer. Und hier findet sich häufig eine Überforderung, die zusammen mit pupertärer Großmäuligkeit eben zu Gackern, Kichern, Desinteresse usw. führt.
Nicht schön, kaum zu belegen - einfach ein Erfahrungswert.
(Ich bin übrigens ein großer Schreiber-Fan in dem Bereich. Meiner Meinung nach, die einzig mögliche Herangehensweise!)
Es geht also nicht darum, dass speziell EINE Person etwas falsch gemacht hat, sondern eher darum, zu überlegen, warum Führungen häufig aus dem Ruder laufen und wo die Schnittmengen zwischen Vorbereitung und Besuch zu klein sind, so dass Lücken klaffen, die den Schülern die Möglichkeit geben innerhalb der Führung auszubrechen und ein unerwünschtes Verhalten an den Tag zu legen.

Übrigens habe ich festgestellt, dass die Führungen häufig funktionieren, wenn die SuS eine KONKRETE Fragestellung in Kleingruppen mitbringen und versuchen diese während der Führung zu füllen. Die konkreten Fragen führen zu einem besseren Zuhören, mehr Interesse und keiner Überflutung von Informationen.

...und ein Zusatzprojekt über richtige grausame Dinge aus dem KZ, nicht unbedingt Dachau, aber zB Auschwitz. Daneben Dr. Mengele mit seinen ganzen Versuchen - Zwillings"forschung", Zwangsabtreibungen, usw. Das Mädel, dass sich da die Haar gekämmt hat, der würde ich ein schönes Thema über "Hygiene im KZ" geben oder so.
Und WAS glaubst Du, kannst Du damit erreichen?
Nun, dass alles "schlimm" [sic!] war, wissen die Schüler. Also welchen Zuwachs erhoffst Du dir durch die Erarbeitung von "richtig grausamen Dingen"? :shock:

Curly84
Beiträge: 71
Registriert: 20.06.2012, 13:00:48
Wohnort: Hessen, Gym, E/G

Re: Schüler verhielten sich unter aller S** in Dachau!

Beitrag von Curly84 »

Also ja, da liegt die Schuld mitunter bei mir, ich bin erst zum Halbjahr in diese Schule gekommen und gleich das volle Programm mit 17h und 7 Klassen... Das Thema Nationalsozialismus und besonders Holocaust waren, laut Stoffplan, schon fertig. Da hätte ich nochmal etwas mehr vorbereiten müssen.

Meine Schüler haben sogar an der ersten Station schon gefrgt, ob der Referent lauter sprechen kann, aber es hat nicht wirklich viel gebracht. Da will ich auch keinen dafür verantwortlich machen. In den Baracken waren dann auch Himmel und Menschen, Amerikaner, andere Schulklassen, ein schreiendes Baby...
Das mit dem zum Bus, haben wir Lehrer als Anregung für zukünftige Fahrten besprochen und abgesegnet. Es ist mein erstes Einsatzjahr und, ich weiß, das entschuldigt meine Naivität und *Dummheit* auch nicht, aber nun denne... ist nun nicht mehr zu ändern.
The bridge you burn now may be the one you later have to cross.

Antworten