Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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Illi-Noize
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Re: Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Beitrag von Illi-Noize »

Nach 5 Jahren kann man sich doch erneut bewerben? Der Wartelistenbonus ist halt futsch, aber die Tür ist nicht komplett verschlossen.
1. sollen Lehrer sich überall hinversetzen lassen, wo er Staat sie gerade braucht (normale Berufsgruppen: in der Regel nur für Projekte einige Wochen, danach Rückkehr an den Firmenstandort)
Sag das mal den Leuten von Weltbild usw... Da droht evtl. nach jahrelanger Festanstellung nicht nur eine völlige Umorientierung an einem anderen Ort, sondern evtl. längere Arbeitslosigkeit.

Ich finde schon, dass man auch als Lehrer flexibel sein muss, um ins System reinzukommen. Unsere Einsatzrefs der letzten Jahre waren eigentlich alle flexibel und sind deutschlandweit verstreut, so denn sie wollten, auch untergekommen...

donaldinho
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Re: Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Beitrag von donaldinho »

Flexibel, flexibel, ich bin flexibel. Als Single und ohne Kinder. Kann aber durchaus verstehen, dass eine Vater nicht unbedingt 400 km von Frau und Kind wegziehen und sein Familienglück aufgeben möchte. Auch wenn ich mir durchaus darüber im klaren bin, dass das vom perfekten Arbeitgeber im Jahre 2014 eigentlich erwartet wird, dass zuerst der Beruf, dann erstmal nichts, und dann die Familie kommen sollte.

Da sehe ich auch das Problem der langen Studienzeit. Nach dem Ref ist man nun einmal 26, 27 da sind unheimlich viele bereits familiär gebunden.

Klar ergibt sich daraus kein Anspruch auf Arbeit. Ist kein Geld für Stellen da, dann kann man das nicht ändern.

Dennoch würde ich hier zustimmen: ich kenne durchaus viele Ingenieure und Ökonomen, die finden zumindest in pendelbarer Entfernung Jobs (auch wenn nicht immer die Traumstelle) in größeren Städten und können meist Kompromisse finden.

Und sei es, dass jemand jeden Tag insgesamt 1,5 h von Freiberg nach Dresden im Auto verbringt.

Wenn in nem Bundesland ebend keine Stelle frei ist, sind die Alternativen da schon rarer. Wäre Blödsinn das zu bestreiten. Kp wie es bei euch so an Privatschulen ausschaut. In Dresden und Umgebung werden meist um die 2000€ Brutto bei Stundendeputaten jenseits der 30 Unterrichtsstunden pro Woche geboten. Dafür würde ich diesen Job niemals machen, da habe ich ja mit meinen ganzen Übergangsjobs besser verdient und hatte weniger Arbeit.

Abschließend muss ich dennoch sagen: jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Denke mal jeder von uns hatte nach dem Abi die Möglichkeit, aus einer Vielzahl von Studiengängen zu wählen. Hätte man mal drei Schritte weitergedacht - ich glaube dann hätte man das Häckchen im Zweifelsfall doch lieber woanders gesetzt. :roll:

Rayanne
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Re: Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Beitrag von Rayanne »

Illi-Noize hat geschrieben:
Ich finde schon, dass man auch als Lehrer flexibel sein muss, um ins System reinzukommen. Unsere Einsatzrefs der letzten Jahre waren eigentlich alle flexibel und sind deutschlandweit verstreut, so denn sie wollten, auch untergekommen...
Logisch. Ich fand nur, dass auch mal Gegenargumente gegen das "Bashing" der angeblich so Unflexiblen ins Spiel gebracht werden müssen. Das Argument "andere müssen auch flexibel sein" regt mich in diesem Zusammenhang eben auf.


Danke für die Info mit der Warteliste. Da bin ich den Halbwahrheiten der Panikmache erlegen (und hoffe jetzt, dass deine Info stimmt 8) )

cyhyryiys
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Re: Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Beitrag von cyhyryiys »

Das Argument Familie, Haus und Hof kann ich zwar gut nachvollziehen. Aber ich kenne Leute aus anderen Berufsgruppen (ob Geringverdiener oder Jurist), welche des Jobs wegen auch Haus und Hof wechselten (hier hatten die Partner mitgespielt und bald auch eine Anstellung gefunden). Im einen Fall wurde das Eigentum vermietet. Es geht also schon.

Zumindest in BaWü kann man meist seinen Job ausüben und in der Heimat bleiben, wenn man KV macht - man muss dann aber auch das geringere Einkommen in Kauf nehmen. Man muss halt immer bedenken, das GG kennt kein Recht auf Sicherheit!

Tiberius
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Re: Quasi-Einstellungsstopp in Bayern (GYM)

Beitrag von Tiberius »

Der Thread hier ist inzwischen ja viele, viele Jahre alt; aber manch einer hier liest ja doch noch mit. Daher wollte ich mich abschließend noch einmal zu Wort melden, auch wenn die ursprünglichen Mit-Diskutanten vielleicht gar nicht mehr hier im Forum aktiv sind. Das Thema an sich ist ja durchaus noch bzw. immer wieder mal aktuell.

Mit den Jahren kommt die Weisheit, könnte man sagen. Ich hatte mich damals über die Einstellungspraxis des KM sehr geärgert, weil viele KandidatInnen trotz Bestleistungen keine Chance auf Übernahme in den Staatsdienst hatten. Wenn man sich anstrengt und gute Leistung bringt und hinterher trotzdem Angst haben muss, keinen Fuß in die Türe zu bekommen, weil scheinbar so gut wie niemand eingestellt wird, dann ist das einfach im ersten Moment extrem frustrierend. So ging es mir jedenfalls seinerzeit.

Mit einigen Jahren Abstand und "Lebenserfahrung" kann ich jedoch sagen, dass sich einige "Binsenweisheiten" bewahrheitet haben, die einige Formumsmitglieder hier ja schon als Gegenargumente ins Feld geführt hatten. 1.: Wir sind alle unseres eigenen Glückes Schmied, jedenfalls zu einem gewissen Teil. Wenn der Staat gerade niemanden einstellt, dann habe ich als Akademiker immer noch genügend Möglichkeiten, woanders zu arbeiten. Und ich kann denen, die das für billiges Gewäsch oder einen Allgemeinplatz halten, aus eigener Erfahrung sagen: Das ist wirklich so. Wir sind immerhin ausgebildete Fachkräfte mit Staatsexamen - das ist viel Wert! Wir sind keineswegs AbsolventInnen "zweiter Klasse", sondern durchaus auf dem Arbeitsmarkt gefragt - das ist jedenfalls meine bisherige Erfahrung aus diversen Gesprächen, Praktika und sonstigen Kontakten in die Arbeitswelt. Und damit hängt eng Punkt Nr. 2 zusammen: Das Leben meint es nicht immer nur schlecht mit einem. Wer wirklich etwas finden will, der findet. Und wer annehmbare Leistungen im Studium oder im Ref gebracht hat, der wird erst recht nach dem fündig, was er sucht. Ich habe in den letzten Jahren viele Lehramts-StudentInnen kennengelernt; fast alle davon haben inzwischen gut bezahlte Jobs. Diejenigen, die das nicht haben, sind teilweise - meines Erachtens jedenfalls - auch selbst daran schuld. Wenn beispielsweise jemand mit Haus, Hof, Familie und Kindern nicht unbedingt alles aufgeben will, um in ein anderes Bundesland zu ziehen, dann ist das völlig verständlich und nachvollziehbar. Wenn aber jemand, der mit Ende 20/ Anfang 30 Single und auch sonst familiär ungebunden ist, nicht bereit ist, dorthin zu ziehen, wo die Arbeit ist, dann ist das eine Anspruchshaltung, die im Zeitalter der Globalisierung und eines geeinten Europas mit Personenfreizügigkeit nicht mehr zeitgemäß ist. Wenn diese Leute dann lieber einen befristeten Vertrag nach dem anderen annehmen, statt sich entweder eine außerschulische Alternative zu suchen oder in ein anderes Bundesland zu gehen, dann kann da auch "der Staat" nichts für. Leider sind es meiner Erfahrung nach oft vor allem diese Stimmen, die am lautesten jammern.

Deshalb möchte ich zum Abschluss noch denjenigen einen "Mutmacher" mit auf den Weg geben, die sich hierher verirren und diesen alten Faden noch einmal ausgraben, weil auch sie die Frage umtreibt, was einmal aus ihnen werden soll: Kopf Hoch, das wird alles schon - ich spreche aus Erfahrung! Es besteht kein Grund, sich als Opfer vermeintlich höherer Mächte zu sehen, auch wenn die Lage "von unten" noch so unschön und erbarmungslos aussieht. Ich habe mich jedenfalls in den letzten Jahren ganz einfach auf das konzentriert, was ich gut kann - nämlich meine Fachwissenschaften und das Unterrichten. Beides habe ich bislang jedenfalls erfolgreich unter Beweis gestellt, und das hat sich in jeder Hinsicht ausgezahlt. Und in Sachen Bildungspolitik haben sich im Nachgang der Ereignisse sowohl die (Junglehrer-)Vertreter des BPV als auch des BLLV sehr für die Belange unserer "Zunft" eingesetzt. Mit diesen versöhnlichen Tönen verabschiede ich mich vorerst aus dem Forum und wünsche allen Noch- oder Bald-Referendaren viel Erfolg und vor allem viel Spaß im Referendariat ;-)

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