Das Referendariat ist nicht so schlimm!

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
refex
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Registriert: 31.05.2005, 11:56:33

Re: !

Beitrag von refex »

KTS hat geschrieben: Wo ist eigentlich Beatrice?
WO SIND DIE KNALLHART RECHERCHIERTEN
:roll: PHTALM :roll: L :roll: GISCHEN ERKENNTNISSE ?
Immer unter Strom ist zu stehen hält die stärkste Birne nicht aus.[url]http://www.proll-is-out.de[/url]

bobtail
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Beitrag von bobtail »

Bei manchen Personen ist eine Spätfolge des Referenderiats die retrograde Amnesie, wie man häufiger feststellt. Kaum sind sie fertig: Schwupp, war alles nicht so schlimm! Kann jeden treffen, hat mit dem Charakter - glaub ich - nichts zu tun. Das die "freie" Wirtschaft schlimmer ist, kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil würd ich gern einigen FL´s dringend ein "Train the trainer" Seminar empfehlen. Tanja´s Einschätzungen sind hübsch, überlege, ob ich zu den Mutigen oder den Spätdepressiven gehöre, glaube aber, es ist schlicht diese oberätzende Form der Ausbildung, die eindeutig Depressionen fördert und langfristig in die berühmte erlernte Hilflosigkeit führt, da man nie weiß, woran man ist.

Alex-H
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Beitrag von Alex-H »

ganz genau, das nervt mich auch tierisch.
andererseits kenne ich kaum einen lehrer, der nicht sagt, das Ref. sei die schlimmste Zeit seines Lebens gewesen.
Am schlimmsten finde ich, dass diese Zeit offensichtlich in den Augen der FSL so sein MUSS. Warum? warum wird gerade in einem Beruf, wo es auch darum geht, Sch. die Angst vor dem Versagen zu nehmen, ihnen Spaß an Erfolgen und Lernen zu vermitteln, künstlich massiver Druck erzeugt? Mir geht es überhaupt nicht um den zeitlichen Stress in der Schule. Mir macht es kaum was aus, 18 Stunden in der Woche zu unterrichten (AU und U.i.e.V.), aber der psychische Druck, dieses ständige Drohen, diese Kontrolle, ob man auch ja genug Stress habe, das geht an die Nerven. Wer sich mal ein freies WE gönnt (indem er vorher ordentlich vorgearbeitet und nachher entsprechend anchgearbeitet hat....), der muss es ja schon vor den Seminarleitern verheimlichen....
Dann kommt noch dazu, dass die SL überhaupt nicht auf die Berufsbiographie eingehen. Es interessiert sie null, ob man schon in verantwortlicher Tätigkeit gewesen war, ob man mit Jugendlichen gearbeitet hat, ob man schon andere Berufs- oder Studiumsabschlüsse hat. Dabei ist es die erste Aufgabe eines Lehrers, eine LG-Analyse zu machen und den Unterricht darauf abzustimmen. Die SL scheren alle über einen Kamm. Eine SL meinte wörtlich: Erst müssen alle Referendare zerbrochen werden, um sie dann neu aufzurichten und zu formen....WAS SOLL DAS????

Lysander

Beitrag von Lysander »

Hallo Alex!

Ich denke, die Seminarausbildung unterscheidet sich doch in einigen Punkten von der Schule. Ich habe mich als Referendar nie als "Lehrer-Schüler" gesehen.
Was die Berufsbiographie angeht, so ist es doch andererseits völlig OK, wenn die Seminarausbilder jeden Referendar gleich behandeln. Man sollte hier nicht vergessen, dass Vorerfahrungen in der Arbeit mit Jugendlichen etc. sich durchaus positiv auswirken können, d.h. den Stress während des Referendariats verringern können.
Und ganz ehrlich: Ich würde mich sogar eher auf den Schlips getreten fühlen, wenn ich von den Ausbildern wie ein Schüler behandelt würde (LG-Analyse der Seminarleiter).

Aus meiner Sicht - und das habe ich an einigen Stellen auch schon geschrieben - ist es unbedingt notwendig, während des Refs einem gewissen Druck und einem gewissen Stress ausgesetzt zu sein, weil der Lehrerberuf nun mal kein Spaziergang ist. Was nutzt es die Referendare im Schongang zu behandeln, wenn sie dafür auf die Realität nicht vorbereitet werden?
Der Arbeitsaufwand mit einer 25,5 Stunden Planstelle ist keinesfalls geringer - die Korrekturen deutlich mehr - Konferenzen, Dienstbesprechungen, Elterngespräche etc. etc.

Ich möchte nicht soweit gehen und behaupten, dass wer das Referendariat nervlich nicht schafft, möglicherweise dem späteren Druck langfristig auch nicht gewachsen ist, weil das zu vermessen wäre.

Gruß
Lysander

Lysander

Beitrag von Lysander »

bobtail hat geschrieben:Bei manchen Personen ist eine Spätfolge des Referenderiats die retrograde Amnesie, wie man häufiger feststellt. Kaum sind sie fertig: Schwupp, war alles nicht so schlimm! Kann jeden treffen, hat mit dem Charakter - glaub ich - nichts zu tun. Das die "freie" Wirtschaft schlimmer ist, kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil würd ich gern einigen FL´s dringend ein "Train the trainer" Seminar empfehlen. Tanja´s Einschätzungen sind hübsch, überlege, ob ich zu den Mutigen oder den Spätdepressiven gehöre, glaube aber, es ist schlicht diese oberätzende Form der Ausbildung, die eindeutig Depressionen fördert und langfristig in die berühmte erlernte Hilflosigkeit führt, da man nie weiß, woran man ist.
Hallo bobtail!

Ich gehöre zu denen, die laut Deinen Aussagen unter retrograder Amnesie leiden und bleibe bei meiner These, dass das Referendariat zumindest in meinem Fall alles andere als schlimm war.
Und ich behaupte ferner, dass das durchaus etwas mit der jeweiligen Persönlichkeit zu tun hat (hier geht es jetzt nicht um besser oder schlechter) und darüber hinaus auch mit dem jeweiligen Studienseminar.
Ich hätte auch kein Problem damit zu behaupten, dass ich möglicherweise schlichtweg "Schwein gehabt habe".
Wenn ich mir meine KollegInnen aus dem Ref. in Erinnerung rufe, so bleibe ich auch nachwievor dabei, dass auch sie das Ref. als eine intensive und stressige Zeit empfunden haben aber gleichzeitig nicht als so unmenschlich wie einige es darstellen.

Ich kann nur wiederholen, dass wer im Ref. alles direkt persönlich nimmt und sich direkt auf den Schlips getreten fühlt, dann hat er/sie ein nicht unerhebliches Problem. Damit knüpfe ich auch wieder an eines meiner länger zurück liegenden Postings an: Vieles macht sich an unserer Rolle, aber nicht an unserer Person fest.
Und diese Erkenntnis ist für die späteren Jahre als Lehrer überlebensnotwendig.

Gruß
Lysander

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