Permanentes Mobbing im Unterricht

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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Daniel773
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Permanentes Mobbing im Unterricht

Beitrag von Daniel773 »

Hallo liebe Community,
in meinen letzten Unterrichtsbesuchen musste ich mit ansehen, wie vor mir eine Mitschülerin permanent gehänselt wurde. Sie wurde aufs Unterste beschimpft, ihre Schulsachen wurden entwendet usw.
Mein Mentor zeigte kein Interesse und ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll ...
Schließlich ist er der Lehrer und ich ein Referendar.
Ich wurde nun eingeteilt, während der Fortbildung meines Mentors, die Klasse zu übernehmen und zu unterrichten. Soll ich dieses Thema neu aufgreifen? Und wenn ja, wie?

Bedanke mich schon mal im Voraus für die Antworten!
LG Daniel

melle1
Moderator
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Re: Permanentes Mobbing im Unterricht

Beitrag von melle1 »

Habt ihr einen Schulsozialarbeiter? Diese nehme ich bei solchen Geschichten immer gerne mit ins Boot. Allerdings ist das sicher erst einmal die Aufgabe der Klassenleitung. Hast du den Lehrer schon darauf angesprochen? Vielleicht hat er schon einiges unternommen, was du gar nicht weißt? Leider ist oft Mobbing nicht einfach mit einem Gespräch in der Klasse zu lösen. Dafür ist das Thema zu komplex.
Liebe Grüße melle1

Fränzy
Moderator
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Re: Permanentes Mobbing im Unterricht

Beitrag von Fränzy »

Sprich zuerst mit dem Klassenlehrer.

Mein Tipp wäre dann alleine mit der Schülerin zu sprechen, ggf. mit ihren Eltern.

Es wäre herauszufinden, wie weit das Mobbing schon fortgeschritten ist. Am Anfang kann man das Ganze mit dem No Blame Approach angehen. Sollte der Prozess allerdings schon eine Eigendynamik entwickelt haben, müssen konfrontative Ansätze her.

Wir gehen dazu als Team in die Klasse (5 Lehrer/5 Schüler fremder Klassen, unangekündigt) und konfrontieren die Klasse mit den Vorwürfen. Dabei kommt erst das Opfer zu Wort (vorher besprechen) bzw. jemand des Teams übernimmt dies (in der ICH Form). Danach darf die schweigende Mehrheit sich äußern und zum Schluss die Täter. (Tatfolgenkonferenz). Ein Teammitglied moderiert. Die anderen Mitglieder greifen sofort ein, wenn auch etwas aus dem Ruder läuft.
Die Klasse wird aufgefordert konkrete Hilfsangebote zu machen. Auch wird klar gesagt, dass die Klasse absofort keine Mobbingklasse mehr ist. Ausreden von wegen, "der ist doch selbst schuld" werden nicht geduldet, weil das kein Grund ist, jemanden mies zu behandeln.

Außerdem gibt es einen Täter Opfer Ausgleich. Wieder im Team mit Schülern und Lehrern der Mobbinginterventionsgruppe.

Dies in aller Kürze

Funktioniert dies nicht, dann werden die Mobber ausgeschult.

Frag mal nach, ob es schon solche Programme gibt.

Wenn nicht, in der schulpsychologischen Beratungsstelle sind sie auch für sowas da.
שָׁלוֹם

Fränzy
Moderator
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Re: Permanentes Mobbing im Unterricht

Beitrag von Fränzy »

Ein Nachtrag: mach nichts alleine. Das kannst und darfst du als Ref nicht machen. Zu komplex.

Es bringt auch nichts mit den Eltern der Täter zu sprechen oder ad hoc mit der Klasse
שָׁלוֹם

anneb68
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Re: Permanentes Mobbing im Unterricht

Beitrag von anneb68 »

Ein Gespräch mit Schülerin und deren Eltern sollte nicht schaden.

Als Lehrerin kann ich nur sagen, auch mit Freunden des Opfers würde ich reden.
Es ist immer schlecht, über den direkten Weg einzugreifen.
Dort entsteht die Gefahr, dass die Betroffene als Petze oder ähnliches beschimpft werden kann.
Man kann das Versöhnen der Beteiligten nur unterstützen bzw. beschleunigen, wenn man Eingebundene manipuliert.
Indem man nämlich Freunde, Familie und Lehrkräfte indirekt informiert.
Diese können bei der nächsten Situation vorgewarnt eingreifen.
Sich intern in den Konflikt zu mischen bringt laut meiner Erfahrung Überhauptnichts.
Das war nur ein Beispiel von mir, wie man an die Sache rangehen kann.
Ich gebe dir mal einen Linktipp mit auf den Weg:

http://www.beamten-infoportal.de/blog/t ... ng-lehrer/

Daran könntest du dich ein wenig orientieren.

Mir persönlich gefällt der Leitfaden echt gut.
Ich verwende ihn selber mit Erfolg!

LG Anne

Coffee
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Re: Permanentes Mobbing im Unterricht

Beitrag von Coffee »

Ich habe sowas leider auch erlebt, da wurde ein Junge so gehänselt und geärgert in der Pause, das ging gar nicht. Meine Mentorin guckte nur weg, als ich sie daraufhin ansprach, und meinte dann: "Das interessiert mich nicht, ich unterrichte hier nur!" Hoffentlich liest sie hier mit und erkennt sich wieder! :evil: Dabei hatte der Junge sogar schon Morddrohungen von Mitschülern bekommen. Aber das hat die alles überhaupt nicht interessiert. Was für eine "tolle" Mentorin ich da hatte, da sagt man nichts mehr. Und ich in meiner ersten oder zweiten Unterrichts- Woche sollte das nun richten? Oder sollte ich auch einfach nur wegsehen? Das konnte ich aber nicht, denn ich hatte doch noch so etwas wie einen Gerechtigkeitssinn! Mir kommt's jetzt noch hoch wenn ich an diese Mentorin denke- fruchtbare Frau, keinerlei soziale Kompetenz, die konnte sich wohl selbst nicht mal leiden und für Kinder hatte sie ebensowenig ein Herz. Ihre eigenen Aussagen waren: "Ich bin eben nicht so ein mütterlicher Typ!" Gut, das muss sie auch nicht, aber wenigstens fair sollte so sein und nicht unverschämt und arrogant.
Dann wusste ich mir nicht anders zu helfen und informierte meine Seminarleiterin über dieses Problem mit dem gemobbten Schüler- ein weiterer schlimmer Fehler. Die wollte das alles erstmal komplett runterspielen und dann meinte sie, es wäre meine Pflicht da weitergehend etwas zu unternehmen- "und wehe nicht" (so nach dem Motto). Ja was denn zu Hölle wenn es so gar keinen interessiert? Und wie sowas dann enden kann, wenn es keinen interessiert, wissen wir ja von diversen Schulattentaten. Erst hört keiner zu und dann wird man aber plötzlich hektisch wenn was Schlimmes passiert. *kopfschüttel* Und sowas soll eine Ausbildung sein und künftige junge Lehrer auf den Schulalltag und junge Menschen auf das Leben vorbereiten? Wenn's nicht mal den eigenen Mentoren interessiert, was Wichtiges in seiner Klasse passiert? Oder der ist schon so abgestumpft, dass er filtern muss. Klar, wegsehen ist ja immer einfach. :roll:

ffm313
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Re: Permanentes Mobbing im Unterricht

Beitrag von ffm313 »

Coffee hat geschrieben: Ich habe sowas leider auch erlebt, da wurde ein Junge so gehänselt und geärgert in der Pause, das ging gar nicht. Meine Mentorin guckte nur weg, als ich sie daraufhin ansprach, und meinte dann: "Das interessiert mich nicht, ich unterrichte hier nur!" Hoffentlich liest sie hier mit und erkennt sich wieder! :evil:
Sie wird sich sicherlich NICHT wiedererkennen, denn solche Typen gibt es leider viel häufiger im Schuldienst als du wahrscheinlich vermutest :shock: Nach fast 30 Dienstjahren als Hauptschullehrerin (sogenanntes Frontschwein) wage ich diese Behauptung einfach mal!

Zum Thema "fruchtbare Frau" kann ich nur Folgendes sagen: Ein einziger Buchstabendreher kann einen ganzen Satz urinieren :lol:

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