Entwurf für Oberstufenunterricht abgeschrieben

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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Jméno
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Re: Entwurf für Oberstufenunterricht abgeschrieben

Beitrag von Jméno »

Rotschreiber hat geschrieben:Das ist eben nicht der Punkt. Es geht auch darum, dass die Themenstarterin keinerlei Einsicht in ihr - nennen wir es "nicht völlig einwandfreies Verhalten - zeigt.
Mein Eindruck war eher, dass die TE durchaus einsichtig ist, aber hier Pro- und Contra-Fraktionen sich noch Gefechte liefern zu müssen meinen.
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dreistein
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Re: Entwurf für Oberstufenunterricht abgeschrieben

Beitrag von dreistein »

Jméno hat geschrieben:Pro- und Contra-Fraktionen
Ich kann nicht verstehen, wie man "pro Plagiat" sein kann.

Jméno
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Re: Entwurf für Oberstufenunterricht abgeschrieben

Beitrag von Jméno »

dreistein hat geschrieben:
Jméno hat geschrieben:Pro- und Contra-Fraktionen
Ich kann nicht verstehen, wie man "pro Plagiat" sein kann.
Das mag sein, liegt ja aber nicht in der TE begründet.
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Piccola
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Re: Entwurf für Oberstufenunterricht abgeschrieben

Beitrag von Piccola »

Valerianus hat geschrieben:Ganz ernstgemeinte Frage: An welcher Uni und in welchem Fachbereich haben sie dir so eine Einstellung beigebracht? Bei uns in den Fachbereichen Geschichte und Erziehungswissenschaften sind Studenten für deutlich weniger exmatrikuliert worden und das Prinzip "wörtliche Übernahme nur als Zitat, nicht wörtliche mit Fußnoten" hatte nach dem Propädeutikum auch jeder verstanden und sich daran gehalten. In Mathematik wurde das etwas laxer gehandhabt, aber auch nur, weil da während des Studiums alles über Klausuren geklärt wurde.

Und da die Oberstufe nun einmal wissenschaftspropädeutisch ist, sollten wir eben auch vermitteln wie man wissenschaftlich korrekt mit geistigem Eigentum umgeht. Jetzt zum Punkt: Dazu gehört, dass man als Lehrer ein Vorbild ist und z.B. bei kopierten Materialien die Quelle angibt (was man ja laut Urheberrecht sowieso muss) und das man keine fremden Dinge als eigene ausgibt...
An der Uni Heidelberg habe ich studiert und das Ref gemacht.
Ich selbst habe nie irgendetwas abgeschrieben. Das macht auch so gut wie niemand.
Ich habe aber sehr wohl Referendaren meine Unterlagen zur Verfügung gestellt mit dem Hinweis, dass es für mich in Ordnung ist, wenn sie davon Teile übernehmen. Solange sie natürlich ihr Eigenes daraus basteln.
Ich weiß nicht, wie es bei Euch ist, aber bei uns sind die Referendare noch in der Lage aus bestimmten Bausteinen meiner Materialien (oder aus denen von Kollegen, die auch gerne ihre Materialien / Entwürfe weitergeben) ihre eigenen für die Schüler profitbringenden Stunden zusammenzubasteln. In einem Unterrichtsentwurf für einen UB wurde mein Zeug (z.B. meine 2. Staatsexamensarbeit, die sich seit 10 Jahren für jeden frei zugänglich in der Seminarbibliothek befindet) dann auch in der Fußnote erwähnt.
Von Plagiat ist hierbei in meinen Augen nicht die Rede.
Und was die Schüler angeht, das ist ein anderes Kapitel. Ich habe oft genug die Note "ungenügend" verteilen müssen, wenn jemand in seiner GFS (trotz intensiver Vorbereitung auf das wissenschaftliche Arbeiten und von mir für mein Fach erstellten Handreichungen über Aufbau, Formalitäten und Plagiat) im Internet abgeschrieben hat ohne Quellenangabe. Ich lasse sogar eine Antiplagiatserklärung unterschreiben. Noch Fragen?

Und mir ist es lieber, wenn ein potentieller "Betrüger" schon in der Schulzeit auf die Nase fällt mit seinem Betrugsversuch als später als Erwachsener. Denn da sind die Konsequenzen unter Umständen recht hart.

In diesem Thread geht es in meinen Augen um eine in Teilen zwar ähnliche, im Detail aber eben völlig andere Situation:
Was den Threadstarter anbelangt: Man kann über so eine Sache reden, miteinander reden. Und ich habe das Gefühl, dass der Threadstarter durchaus erkannt hat, dass es besser gewesen wäre, die Person, welche die Materialien zur Verfügung stellte, vorher zu informieren, dass Teile davon im eigenen Entwurf landen.

Aber ich finde, dass auch derjenige, der die Materialien zur Verfügung stellte, nachsichtig sein sollte. Denn wozu stellt man Materialien zur Verfügung???
Man kann es auch wirklich übertreiben damit, auf Leuten herumzuhacken und den Moralapostel zu spielen, andere zu be- und verurteilen über's Internet (!)!!!

Beurteilst Du auf der Basis eines Teilwissens über bestimmte Situationen immer so vorschnell andere Menschen und deren Handlungen oder nur im Internet?

Das (also "nur im Internet") hoffe ich doch stark, denn als Lehrer solltest Du Vorbild sein, auch im menschlichen Bereich! ;-D

Wie lange bist Du denn schon im Lehrerberuf tätig?

Liebe Grüße

Piccola
Mens sana in corpore sano :-)

Valerianus
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Re: Entwurf für Oberstufenunterricht abgeschrieben

Beitrag von Valerianus »

Wenn regelmäßig Fußnoten gesetzt werden, ist es auch kein Plagiat (sondern wissenschaftlich saubere Arbeit), ansonsten könnte man sich ja auch nicht an die Planung aus dem Schulbuch oder aus Praxiszeitschriften anlehnen (was bei uns im Seminar pro Fach einmal gefordert war, also eine Schulbuchstunde zeigen). Davon stand hier in dem Thread aber nirgendwo etwas.

Falls du mal etwas zurückgehst, dürftest du festgestellt haben, dass ich der Threaderstellerin immer versucht habe Tipps zu geben und mich nur über die Plagiatsbefürworter aufrege. Und nochmal: Wenn etwas ordentlich zitiert angegeben wird, ist es selbstverständlich kein Plagiat (das heißt dann aber bei wörtlichen Zitaten entsprechend "" usw.). Nur ging es darum nicht. ;)

3 Jahre Studenten, danach 5 Jahre Schüler. Und im menschlichen Bereich gehört Verlässlichkeit zu den ganz großen Dingen, die man Anderen beibringen kann. Alle Konsequenzen die ich durchziehe sind vorher bekannt, ansonsten wäre das in der Tat nicht besonders hilfreich...
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Piccola
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Re: Entwurf für Oberstufenunterricht abgeschrieben

Beitrag von Piccola »

Danke Valerianus, für Deine zeitnahe Rückmeldung.
Ich muss zugeben, ich habe die Konversation nicht lückenlos mitverfolgt und wusste daher nicht, dass Du bereits mehrere Tipps gegeben hattest.

Vielleicht hatte ich mich in vorherigen Postings auch missverständlich ausgedrückt.
Im Gegenzug dazu hatte ich vielleicht auch andere Postings als zu "übertrieben" oder "der Situation nicht angemessen" aufgefasst.

Ich fand es nur übertrieben, gleich so hart vorzugehen, weil die Threadstarterin ja offensichtlich ihren Fehler erkannt hat und daher hier um Rat suchte.
Ich finde, dass jedem Menschen mal ein Fehler unterläuft. Natürlich gibt es manche Fehler, die nicht gutzumachen sind (z.B. wenn andere Menschen dadurch schwerwiegend zu Schaden kommen).

Aber in diesem Fall ist ja noch nichts Schlimmes passiert. Ich denke und hoffe die Situation ließ sich doch noch auf einer vernünftigen Ebene klären.

Ich tue mich weiterhin schwer in Bezug auf diese Situation. Ich wüsste im ersten Moment auch nicht, wie ich als diejenige Lehrerin reagieren könnte, deren Entwurf ohne Rücksprache mit mir in großen Teilen für eine Lehrprobe übernommen wurde.
Sauer wäre ich zwar nicht, aber der Referendar schadet sich ja damit selbst, und genau das würde ich am Schlimmsten finden.

Wahrscheinlich würde ich das Gespräch suchen und genau das zum Ausdruck bringen.
Positiv zu bewerten ist, dass die Threadstarterin sofort zu ihrem "Fehler" gestanden hat.

Liebe Grüße

Piccola
Mens sana in corpore sano :-)

CatherineDuquesne
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Re: Entwurf für Oberstufenunterricht abgeschrieben

Beitrag von CatherineDuquesne »

Hab nun alles durchgelesen. Und auch wenns schon älter ist, dann hätte man hier sicherlich manche Dinge anders machen können. Von beiden Seiten übrigens. Heißt nicht, dass man hier ne Anleitung zum Abschreiben geben soll und heißt nicht, dass man den TE hier auseinandernehmen soll. Aber man könnte das z. B. schon so regeln:
- Diese Kollegin, die hier das zur Verfügung gestellt hat, hätte hier sagen können: Wenn du was nimmst, schreibs um. Schreibs um, dass das angepasst wird und dass hier noch das als deins durchgeht. Muss man nicht wollen!
- Sie hätte sagen können: Inspiration, nicht abschreiben. Oder gib die Quelle an, unbedingt!
- Die TE hätte hier noch ein bissl von sich aus umschreiben können. Aber ok, dazu hat sie genug gesagt und ich möchte hier jetzt nicht in diese Kerbe schlagen. Weil ja bewusst ist, dass da was quergelaufen ist.


Ich selbst helfe gerne, wenn mich jemand fragt.
Die meisten Leute sind so ehrlich und bedanken sich dann auch bzw. kennzeichnen das. Mich ärgert es nur bei einer Person, die hat dann ein super Gutachten bekommen (meins dagegen, da steht, ich sei unfähig???). Wem hat sie das wohl zu verdanken???

Jemand anderes hat sich nun erst wieder für die Hilfe bedankt. Der hat öfter dann gefragt, wie was ist bzw. wie man was machen kann.
War noch was:
Da hatten mich von seinen Schülern auch wer angesprochen, ob sie Material bekommen können (soviel zu meiner fehlenden Fachkompetenz, nochmal). Hier hab ich das aber so gemacht, dass ich das mit ihm abgesprochen hab. War seine erste Zehnte, und da war er dann einverstanden, dass ich das weitergebe. Da hab ich der Schülerin gesagt, das ist ok, wenns weitergegeben wird und die Klasse das dann hat (oder wer sonst). Das deswegen: War sowieso Zeug, das ich schon in den Vorjahren an Schüler rausgegeben habe oder in einer anderen Klasse erarbeitet habe (wenn Schüler beteiligt waren, hatte ich das aber auch schon bei den Musterlösungen für die Klasse selbst angegeben).
Wenn das so läuft, ist das vollkommen ok für mich. Wenn jemand das dann kennzeichnet, ists ok.

Und dann war noch was, da hat ne Kollegin jetzt auch ein komplettes Blatt an ihre Abschlussklasse rausgegeben. Das hatte sie aber vorher gesagt, dass sie das gerne tun würde. Vollkommen ok. Und wenn sie das wieder macht, auch ok. Hab das in ner Parallelklasse rausgegeben, das hätte also schon herumgeistern können. Ist es noch nicht, wir hatten mal geredet, wie wir bestimmte Dinge ansprechen.

Es soll ja immer ein Austausch stattfinden, das ist ja immer gewünscht. Wie man stets hört ;). Miteinander reden dafür, das ist der Punkt.

Ich kann die Verzweiflung des TE verstehen, so ist das nicht. Irgendwann hat man einen Durchhänger und man versucht, halbwegs zu überleben, wenn es einem mal temporär nicht gut geht. Das ist menschlich. Diese Gefühle sind menschlich.
Abschreiben, das ist eine Sache, die man hier abwägen kann, inwieweit man das darf.

Ich wäre wohl so vorgegangen: Wenn ich mir sicher wäre, dass das eine Ref wäre bzw. jemand wäre, die da durchkommt, auch sonst, die menschlich ok ist, da würde ich abwägen, wie ich das persönlich regle, bekomme ich raus, dass komplett abgeschrieben wurde (in Teilen hier). Heißt nicht, dass ichs übergehen würde, meine Erfahrungen sind da schon zu viel ;).
Es kann aber auch sein, dass die Mentorin hier wirklich erst einmal überlegen musste, was sie tut. Ich sage das auch, wenn ich einen Präzedenzfall habe, sozusagen, dass ich erst darüber nachdenke.

Dass man dann den Gang nach Canossa antritt, wird durchaus erwartet, auch von einem verständnisvollen Chef. Von dem besonders, denn, überlegt man mal so: Hier war vorher ein Vertrauensverhältnis da. Jetzt ist da ein Knick. Und wenn jemand von sich aus nach Canossa geht, zeigt er / sie Selbstreflexion und Bereitschaft, was geradezurücken und dazu zu stehen. Was positiv ist.
Kann man mal so sehen, dass das Verhältnis, was vorher da wird, bestätigt wird bzw. dass man das bestätigen möchte.
"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." B. Brecht

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