Abbruch des Refs Ende Oktober

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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Drops
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Re: Abbruch des Refs Ende Oktober

Beitrag von Drops »

Ach je, jetzt bin ich aber wirklich deprimiert. :cry:

philliboy
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Re: Abbruch des Refs Ende Oktober

Beitrag von philliboy »

@Phaon: Ich arbeite ab November in einem sehr jungen Unternehmen, dass erst nächstes Jahr richtig "an den Start" gehen wird. Es hat mit Bildung zu tun. Mehr kann und darf ich derzeit nicht sagen. Natürlich ist es auch ein Risiko. Man kann ja nicht vorhersehen, ob das alles so rund läuft, dass das Unternehmen sich dauerhaft am Markt halten kann.

Zu den Rahmenbedingungen des Lehrerberufs allgemein:
Vieles war mir natürlich schon vorher bekannt. Dass der Lehrerberuf kein vollzeitbezahlter Halbzeitjob ist - entgegen der "landläufigen Meinung - wusste ich. Genauso dass die Trennung von Privatleben und Arbeit schwierig wird.
Schwieriges Klientel (hier: die Schüler) hat man auch in anderen Berufen. Zusammengefasst kann ich sagen, dass ich mir zumindest grundsätzlich hätte vorstellen können, mit den schwierigen Rahmenbedingungen des Lehrerberufs zurechtzukommen.
Dass man natürlich eingiges verbessern könnte, ist klar. Manches lässt sich auch verbessern, z.B. die technische Ausstattung. Anderes wird hingegen ein frommer Wunsch bleiben. Der Lehrerberuf wird sich nicht in absehbarer Zeit grundlegend neu erfinden.

Ich kann nochmal betonen, dass es die Art der Ausbildung ist, die mir den Beruf vermiest hat. Wenn Ausbilder systematisch alles schlechtreden (sogar den eigenen Beruf), es gleichzeitig nicht besser hinbekommen, dann läuft etwas schief.
Genauso wenn es so viele Schleimscheißer unter den Referendaren gibt, die schleimen, sich profilieren, schauspielern, von Teamwork aber nie was gehört haben... U.a. prahlen sie damit, dass sie 60-80 Stunden in der Woche ackern. Schaut man dann mal genauer hin, machen sie noch allerhand "nebenbei" in der Freizeit. Es sei ihnen gegönnt, aber dann müssen sie nicht mit ihrer vermeintlich hohen Arbeitsbelastung so hausieren gehen.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass man das Referendariat in "Zentrum für Profilneurotiker" umbenennen könnte.
Wie gesagt - alles meine Erfahrungen. Woanders mag es vielleicht besser sein.

dreistein
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Re: Abbruch des Refs Ende Oktober

Beitrag von dreistein »

Phaon hat geschrieben:Hübner / Werle (1997) stellen fest, dass Lehrer an Gymnasien im Durchschnitt 50,9 Stunden pro Unterrichtswoche arbeiten.
Die Originalveröffentlichung finde ich auf die Schnelle nicht, aber bei diesen Zahlen muss man folgendes bedenken: Sie beziehen sich in der Regel auf Schulwochen. Dabei wird außer Acht gelassen, dass Lehrer ca. 69 unterrichtsfreie Werktage pro Jahr haben, also 39 unterrichtsfreie Tage, die kein Urlaub sind. Berechnet man die mittlere Zahl an Wochenarbeitsstunden, muss man entsprechend berücksichtigen, dass in den Ferien weniger gearbeitet wird. Bei der von mir genannten Zahl von 43,x Stunden hat man das getan. In der o. g. Lehrerarbeitszeitstudie wurde auch herausgefunden, dass Lehrer in den Sommerferien fast gar nicht arbeiten, dafür aber in allen anderen Ferien durchaus, und auch an Samstagen und Sonntagen jeweils ca. 2 bzw. 3 Stunden.

Zudem sind die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Pausen teilweise fließend: Unterhalte ich mich beim Mittagessen mit Kollegen anlassbezogen über Schüler, kann ich das Gespräch guten Gewissens als Arbeitszeit zählen. Ist das Gespräch hingegen anlasslos und nicht ergebnisorientiert ("Ach, diese schreckliche 9a mal wieder ..."), ist es keine Arbeitszeit. Diese Unterschiede zu erfassen, traue ich auch der sorgfältigsten Studie nicht zu. Es besteht also je nach Methodik das Risiko, dass die Zahlen in der Größenordnung von einigen Stunden pro Woche zu hoch oder zu niedrig ausfällt, was die Aussagekraft der Studien verringert – man will schließlich wissen, wie sich die Lehrerarbeitszeit zur Vorgabe von 40 Wochenstunden verhält.

WerkstattSchreiben
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Re: Abbruch des Refs Ende Oktober

Beitrag von WerkstattSchreiben »

Mach das alles, und in genau der Reihenfolge! Ich würde am liebsten auch abbrechen, dieses Ausbildungssystem ist krank, wird von zwangsneurotischen, narzisstischen Menschen gesteuert und produziert Kanonenfutter, um damit Schulkinder abzuknallen. Ich finde diese ganze Ausbildung absurd und unmenschlich und will nur noch raus!

Humboldt1
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Re: Abbruch des Refs Ende Oktober

Beitrag von Humboldt1 »

Hi,

du wirst deine Gründe haben, das Ref. abbrechen zu wollen. Aber zieh es durch!!!!!!!!
Es sind 1,5 bzw. 2 Jahre, in denen man "gleichgeschaltet werden soll" und in denen man der Willkür aller "Vorgesetzten" ausgesetzt ist. Sobald du aber das 2.Staatsexamen bestanden hast, ändern sich viele Sachen. Du hast warscheinlich 10 Semester studiert und bist jetzt in der Mitte des Refs? Es ist , langfristig betrachtet, wirklich klüger es durchzuziehen.
Dies ist als netter Rat gemeint, und nicht als Bevormundung zu lesen:-)

kecks
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Re: Abbruch des Refs Ende Oktober

Beitrag von kecks »

@phaon
äh. du warst überrascht, dass man intensiven kontakt zu schülern hat als lehrer? na dann. das ist teil deines kerngeschäfts unterricht. formal-distanziert kann man eventuell (mehr schlecht als recht) erwachsene unterrichten, aber sicherlich keine kinder und jugendlichen. beziehungsarbeit ist die grundlage von allem. das hast du aber *mit sicherheit* an der uni mal in erziehungswissenschaften gelernt und/oder im praktikum mitbekommen, wenn du es mitbekommen wolltest ;).

klingt in jedem fall so, als ob das ref in deinem fall seinen job erledigt hat: es hat dir und dem system schule gezeigt, dass ihr wenig bis nichts miteinander anfangen könnt. das ist doch letztlich besser so für dich und die schule.

die "ewig gleichen probleme" von kindern und jugendlichen sind im übrigen einer meiner hauptgründe, lehrerin zu sein und es gerne zu sein (und ja, ich kann auch fachlich was und war auch einige jahre an der uni tätig). das ist doch ungemein menschlich, spannend und immer wieder toll! klar, nervig auch mal, aber das ist leben eben manchmal. soap opera for free all day every day.

MarlboroMan84
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Re: Abbruch des Refs Ende Oktober

Beitrag von MarlboroMan84 »

dreistein hat geschrieben:Die Kosten kannst du sogar steuerlich absetzen, was eine Rückerstattung von ca. 25 % bedeutet.

Mehr. Da bei der steuerlichen Absetzbarkeit der Grenzsteuersatz zum Tragen kommt, was bei einem zu versteuerndem Einkommen von 45 000 EUR knapp 38% sind.

Phaon hat geschrieben:Die steuerliche Rückerstattung ist ein Witz, zumal der Höchstbetrag bei mir schon durch die enorm hohen Fahrtkosten gedeckt ist.
a) Du kannst umziehen
b) Gibt es keinen Höchstbetrag der Absetzbarkeit, höchstens durch die gesamte Rückerstattung der gezahlten Lohnsteuer.

Im Referendariat ist das natürlich anders, das ist richtig. Da ist man ziemlich zügig bei der vollen Rückerstattung.

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