für so wichtig halte ich mich nicht, dass ich denke, mit einem Posting Ängste "schüren" zu können. Die Ängste sind bei der Threaderstellerin (obwohl offensichtlich bisher rundherum erfolgreich) schon da.Zitronenfalter hat geschrieben: Damit unstellst du pauschal allen Prüfern Willkür und schürst auch so bei vielen Ängste...
Und ja: Ich halte - dazu stehe und stand ich stets frei heraus - das derzeitige Ausbildungssystem für suboptimal in mehrerlei Hinsicht. Hauptproblem: Wir wollen/sollen anders auf Schüler zugehen, also "adaptiv" und bedürfnisorientiert unterrichten (halte ich für erstrebenswert), werden während der Ausbildung aber oftmals nicht für voll genommen oder im schlimmeren Fall sogar persönlich "gebrochen".
Das ist nach wie vor (heulende Referendare nach Lehrproben zuhauf) ein verfestigtes Bild und daher halte ich nichts davon, an der Realität vorbei zu reden. Illusionen schaffen (wie z.B. in Gesprächstherapien) kurzzeitig für Stunden eine gewisse Erleichterung, das Problem aber bleibt.
Weißt du, mit dem Wort "unterstellen" sollte man eher zurückhaltend operieren, es ist ja nun nicht so, dass ich nicht direkt genug wäre in meinen Aussagen.Zitronenfalter hat geschrieben: Vor allem: Du unterstellst auch dem Threadstarter indirekt, dass seine guten Beurteilungen eben nicht auf die Leistung, sondern in dem Fall auf das Wohlwollen der Prüfer zurückzuführen sind. Auch nicht unbedingt ermutigend...
Das Problem ist weniger, dass Menschen nicht objektiv beurteilbar sind oder urteilen können, sondern problematisch ist vielmehr, dass sie dies nicht selten tatsächlich von sich denken: Man rechnet sich Erfolge als persönliche Leistung zur Gänze an, Misserfolge werden dann aber der Situation zugeordnet. Der Fragende hält sich dem Befragten gegenüber für intellektuell überlegen, ohne zu berücksichtigen, dass er über einen gewichtigen situativen Vorteil verfügt. Alles aus der Psychologie zureichend bekannt, spielt aber in der Ausbildungskonzeption bisher keinerlei prominente Rolle.
Abschließend: Mir hat es jedenfalls geholfen, das Gefühl zu haben, nicht für alles und jedes selbst die Verantwortung zu tragen. Man "tut" sein Bestes und entweder es klappt oder es läuft schief - eine nüchterne Fehleranalyse ist hinterher allemal besser als ein subjektiv verzerrtes Sich-Selbst-Feiern oder Versinken in tiefe Schuldgefühle/Niedergeschlagenheit ob der eigenen Mängel.
Lieben Gruß
Irrwitz