Erster Tiefpunkt im Referendariat - wie komme ich daraus ?!

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Katta
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Re: Erster Tiefpunkt im Referendariat - wie komme ich daraus

Beitrag von Katta »

Vielleicht verstehe ich euch ja gerade falsch, aber aus meiner Sicht sollte man als Lehrer schon vom Großen zum Kleinen denken - wobei ich das jetzt halt so verstehe, dass ich die (großen) Zusammenhänge kennen muss, um es exemplarisch so weit runterbrechen zu können, dass die Schüler mit ihren noch eingeschränkten Wissenshorizont nachvollziehen, verstehen, idealerweise selber herleiten können.
Und wenn ein Fachleiter, Kollege, Ausbilder sagt, dass du noch zu groß denkst, ist vielleicht genau das gemeint, dass du dein großes Überblickswissen noch nicht so weit runterbrechen, dass du am Level der Schüler bist, so dass sie dann auch von ihrem Wissenstand aus anknüpfen können, oder du überspringst drei, vier Schritte, die für Schüler wichtig sind, so dass sie nicht mehr hinterherkommen? Nach meine Erfahrung, ein durchaus häufiges Problem für Berufsanfänger, weil wissenschaftliches Arbeiten ja nun mal tatsächlich anders funktioniert (es mehr ums Große, um die Zusammenhänge geht), Schüler müssen aber dafür ja überhaupt erst mal eine Basis aufbauen.

Daher kommt dann eben auch die Idee, Grammatik noch so simplifiziert zu unterrichten, da es ums Exemplarische geht, für viele ist es Herausforderung genug, dass man Sprache überhaupt abstrakt betrachten und untersuchen kann, anstatt sie einfach nur zu benutzen. Ähnlich ist es z.B. in der Literatur in Deutsch und Englisch, wenn es an die Erzählperspektiven geht. Ich weiß natürlich, dass es in Wahrheit deutlich mehr als die drei klassischen Erzähler gibt, die wir in der Schule zunächst vermitteln (und zumindest in der Oberstufe erläutere ich das auch kurz), aber es geht ja zunächst einmal darum, dass sie verstehen, dass man Erzählungen überhaupt aus der Sicht eines Erzählers betrachten kann, dass man versteht, inwiefern die Perspektive auf ein Geschehen die Deutung und das Verständnis dessen, was erzählt wird, beeinflusst und um das Prinzip zu verstehen, ist es eben einfacher, dieses zunächst zu reduzieren, es eben exemplarisch zu behandeln. Das heißt nicht, dass man das nie erweitern sollte - zunächst muss aber einmal das Prinzip verstanden sein. Vielleicht hast du ja schlicht diese Schritte übersprungen und somit war es noch zu komplex für die Kinder?

Vielleicht hast du auch einfach Pech mit der Schule und Ausbildern. Meine Fachleiter waren für mich auch schwierig, weil ich ihre "Sprache" nicht sprach und sie auch nicht in der Lage (teils auch nicht daran interessiert) waren, sich für mich verständlich auszudrücken (im Nachhinein und mit mehr Erfahrung habe ich durchaus verstanden, was zumindest einer von beiden mir vermitteln wollte... er war halt nicht in der Lage zu verstehen, wo ich eigentlich festhing...). Meine Schulen (inzwischen 5) und Kollegien habe ich aber im Großen und Ganzen alle als sehr kollegial empfunden, ich habe immer problemlos Leute gefunden, mit denen ich Material und Ideen getauscht habe... ich habe aber auch immer ganz selbstverständlich damit angefangen und einfach meine Sachen direkt weitergegeben, ohne extra Aufforderung oder bestehendes System wie Tauschordner o.ä.. Ja, es gibt auch hier den ein oder anderen, der meint, in jedem einen Konkurrenten sehen zu müssen. Die Kollegien sind groß, irgendeinen Vollhonk gibt es halt immer. Egal, halte ich mich halt an die, mit denen ich gut zusammenarbeiten kann und gut ist.
Warum ich das erzähle? Ein bisschen kann man das auch selber steuern, indem man eben einfach anfängt.
Manchmal hat man aber auch schlicht Pech, dann muss man zusehen, dass man woanders Austausch findet (im Seminar, Internet...) und zusehen, dass man sobald es geht die Schule wechselt.

Bezüglich der Fachdidaktik im Fach Bio habe ich keine Ahnung, in Englisch kannst du ja mal einen Blick in die Aufsatzsammlung, die von Uwe Timm herausgegeben wurden (Cornelsen Verlag), vielleicht beantwortet dass dir Fragen, die du gerade noch hast oder gibt dir einen Anknüpfungspunkt für eine übergreifende Struktur? Kann aber auch sein, dass dir das nichts bringt oder es für dich immer noch zu schematisch ist.

sabisteb
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Re: Erster Tiefpunkt im Referendariat - wie komme ich daraus

Beitrag von sabisteb »

Yep, ich bin noch nicht auf der Detailebene angekommen. Werde aber im Seminar nur mit Details konfrontiert, mit denen ich somit gerade herzlich wenig anfangen kann.

Je schematischer und abstrakter, desto besser für mich. Damit komme ich am besten klar.
Uwe Timm habe ich gegoogelt, aber das Buch beim bösen A***z*** nicht gefunden. Welches Buch meist Du?

Katta
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Re: Erster Tiefpunkt im Referendariat - wie komme ich daraus

Beitrag von Katta »

Englisch lehren und lernen, Uwe Timm (Hrsg), hab ich beim Onlinehändler gefunden ;- )

Einiges davon ist inzwischen sicherlich veraltet, aber ich fand die Aufsätze damals durchaus interessant so als ersten Anhaltspunkt (meine Fachdidaktik an der Uni war nämlich zum in die Tonne kloppen...), ich predige das auch nicht als das non-plus-ultra, aber irgendwo muss man ja mal anfangen und darin fand ich für mich einiges deutlich übertragbarer, wobei ich mir einbilde, durchaus auch die Theorie dahinter verstanden zu haben. ;- )

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