Max_Cohen hat geschrieben:
Dann werden genau in der Art und Weise, wie ich es kritisiert habe, klar definierte und abgegrenzte Begriffe vollkommen falsch verwendet. Die Psychologen weisen mittlerweile selbst auf diese nicht zielführende Fehlinterpretation hin, siehe z.B. Gold oder Kunter/Trautwein.
Sicherlich existieren zahlreiche klar voneinander abgegrenzte Definitionen der oben genannten Begriffe, aber diese unterscheiden sich - wie dir ja bekannt sein wird - z.T. sehr deutlich voneinander. Das meine ich mit "schwierig", um das nochmal klarzustellen. Die Erziehungswissenschaften/Bildungswissenschaften sind ja kein unbedingt homogenes Gebilde, sondern weisen z.T. starke Kontroversen und völlig unterschiedliche Sichtweisen/Herangehensweisen an ihren vermeintlich gemeinsamen Gegenstand auf. Das sollte man schon im Blick behalten, auch wenn man selbst vielleicht der Meinung ist, die Begriffe ließen sich eigentlich eindeutig verstehen/definieren.
Max_Cohen hat geschrieben:
Die hier konstruierte Alternative nennt man unprofessionelles Verhalten, das gerne euphemistisch als "Praxis" gegenüber einer als Feinbild konstruierten "Theorie" bezeichnet wird, um diese Tatsache zu verschleiern.
Ich komme ja frisch von der Uni, habe also ein Hochschulstudium erfolgreich hinter mich gebracht und bin mir absolut dessen bewusst, dass Theorie und Praxis zwei unterschiedliche Wahrnehmungsfelder kennzeichnen. In der Theorie muss man sich nicht zwangsläufig mit konkreten Praxisproblemen auseinandersetzen, die es je nachdem notwendig machen, griffige und vielleicht auch verkürzte Begriffe zu verwenden, die im Alltag klare Unterscheidungen und Verständnishilfen bieten, aus theoretischer Sicht aber nicht unbedingt einwandfrei bzw. logisch konsistent sind etc.
Was ich sagen will: Es wäre von mir als Theoretiker anmaßend, mein Wissen unreflektiert auf das jetzt vor mir liegende Praxisfeld zu projizieren und den faktischen Unterschied zwischen Theorie/Praxis zu nivellieren. Dafür hätte mein jetziges Umfeld verständlicherweise kein Verständnis übrig.
Es gehört mehr dazu, Praxis und Theorie gerecht zu werden als die erhabene (und irgendwie widersprüchliche) Einstellung, dass aus theoretischer Sichtweise kein eigentlicher Unterschied zwischen Theorie und Praxis existiert und die Praktiker allesamt Feinde der erhabenen Theorie seien etc.
Das finde ich wiederum verkürzt gedacht. Nein, es gehört viel mehr dazu; man muss hinschauen und hinhören und dann schauen, wie man sich gegenseitig besser verstehen und an Problemen gemeinsam arbeiten kann.
Schönes Wochenende!
Maximer