Ref beginnen oder alternative suchen?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Rets
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Re: Ref beginnen oder alternative suchen?

Beitrag von Rets »

Wer kennt das nicht, haben wir alle im Ref gelernt. Eine gute Laufbahnberatung erfordert noch mal das Nachtreten mit der moralischen Keule. Wenn man dem anderen nicht klar gemacht hat, dass er schon seit einiger Zeit dumme Fehler kumuliert, könnte es ja sein, dass die Menschen zufrieden sind und nicht erkennen, wie viel mehr Recht wir haben als sie.

Typisches Beispiel aus der Beratungspraxis:

Schülerin, Klasse 13, überlegt angesichts ihrer Minderleistungen doch keine allgemeine Hochschulreife zu erlangen und stattdessen das Fachabitur abzulegen. Wenn man da nicht mal mindestens den Spruch los lässt, hat man nicht gut beraten: "Also bei den schlechten Noten hätten Sie schon in der Stufe 11 erkennen müssen, dass sie fürs Abitur nicht geeignet sind. Ihr IQ ist ja ein relativ andauerndes Persönlichkeitsmerkmal, das bereits frühzeitig in seinen Auswirkungen auf ihre Leistungen hin bedacht hätte werden können..."


Ne mal im Ernst tiger:
In der Sache bin ich wirklich oft bei dir. Auch mich nervt es, dass viele das Lehrerdasein als Spaßveranstaltung verstehen, bestimmte Unterrichtsfächer (wenn nicht alle) als Laberfach kultivieren, aus den falschen Gründen (A13) Lehrer werden und / oder sich generell durch Zurückhaltung bei allem was Arbeit verschafft hervorheben. Das ganze kombiniert mit mangelnder Selbstreflexion und unsere beiden Emotionen dürften ähnlich hochkochen.

Aber: Dein Kommentar war zu 0% lösungsorientiert. Du machst Vorhaltungen anstatt Lösungen aufzuzeigen. Finde ich - besonders als Lehrer - keinen guten Stil...

Löwenherz
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Re: Ref beginnen oder alternative suchen?

Beitrag von Löwenherz »

Ich habe aus Neugier (da ich nicht nachvollziehen konnte, woraus Maximer schließt, dass saurus weiblichen Geschlechts ist), mal die anderen Beiträge von saurus nachgelesen, die aus der Studienzeit von 2011 stammen (viewtopic.php?f=14&t=23605).
Da schreibst du interessanterweise einiges, was sich jetzt in der Praxis zu bestätigen scheint, wie beispielsweise dein Unverständnis für das Erfordernis erzieherischer Arbeit in Schule und Unterricht, welches schon 2011 für Diskussionen gesorgt hat. Tatsächlich macht genau dieser Aspekt dir bei deiner aktuellen Tätigkeit besonders zu schaffen, da deiner Beschreibung nach das Classroom-Management sehr kräftezehrend und nur teilweise effektiv ist, wodurch Lernpozesse gestört, behindert, unterbrochen oder gar verunmöglicht werden. (Lohmann, Becker, Winkel und Gordon, ick hör euch trapsen...)
Auch die Extraversion und Kommunikation war bereits ein Thema, da du bereits damals sehr ungern vor Gruppen sprechen wolltest, dich dabei äußerst unwohl gefühlt hast und du die Hoffnung bzw.Hypothese hattest, dass dieses Problem sich schon lösen würde, wenn du nur über genügen Fachwissen verfügen würdest, um damit entspannt 45-90min zu füllen, dass alles weitere sich im Laufe der Zeit lösen und finden würde vor dem Hintergrund einer Hypothese über den Beruf, dass hohes Fachwissen dich zu einer Autorität werden lasse, welche die SuS automatisch respektieren werden, so dass du selbst keine weitere Autorität aufbauen müsstest.

Bereits damals wurdest du darauf hingewiesen, dass zwar manches sich üben lässt wie das freie Sprechen, dass aber guter Unterricht nicht auf der Basis von viel Fachwissen entsteht, dieser zentral lebt von einer inneren Motivation für den Beruf und die Zielgruppe, Erziehung und Unterricht konstant ineinander greifen (was insbesondere unerlässlich ist im Rahmen eines funktionierenden Störungsmanagements, welches stark von präventiven Maßnahmen getragen wird, nicht von interventionellen Maßnahmen, die erst die letzte Kosequenz darstellen). 7 Jahre später scheinst du genau die Probleme in der Praxis zu haben, die sich damals anhand deiner berufsbezogenen Haltungen, Vorannahmen und geschilderter Motivation vermuten ließen saurus, Studium (und Fachwissen), studienbezogene Praktika und die jetztige Arbeitstätigkeit im Zielberufsbereich konnten also lediglich die vorhandenen Probleme, die gegen eine Lehrtätigkeit sprachen, bestätigen.

Ich verstehe vor dem Hintergrund des anderen Threads durchaus, warum du dich dafür entschieden hast ungeachtet deiner massiven Zweifel bereits zu Studienbeginn dieses Studium zu beenden. An dieser neuen Schnittstelle kann ich dir aber nur den Mut zusprechen dir selbst ehrlich zuzuhören und dir das zu erlauben, was du bereits 2011 mindestens geahnt hast, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ebenso wie die Lehrtätigkeit nicht dein Berufsfeld ist.
Ich sehe aktuell bei mir im Ref zuviele Mitanwärter, die zwangsweise aussortiert werden, da vorhandene unterrichtliche Mängel (insbesondere zu wenig effektive Lernzeit infolge ineffektiven Classroom-Managements und/oder Planungsfehlern/fachlichen Fehlern) nicht innerhalb der begrenzten Zeit des Refs behoben werden konnten bzw.können. Für einige von denen bricht eine Welt zusammen, da es sich um ihren "Traumberuf" handelt, manche wirken aber auch beinahe erleichtert, vielleicht, weil sie ähnlich wie du eher infolge von wirtschaftlichen Überlegungen oder auch einer selbst empfundenen Zwangsläufigkeit von Lehramtsstudium und Lehramts-Ref ins Ref gestartet sind, welches sich aus vielen anderen Gründen aber ganz falsch anfühlte.

Für mich hat das auch etwas mit einer gesunden Lebenseinstellung zu tun: Wenn etwas sich so falsch anfühlt, so viele Vorbehalte auslöst, die nicht nur auf zu starke Selbstzweifel, Ängste und Perfektionismus zurückführbar zu sein scheinen (was es ja auch oft gibt), dann darf man finde ich auch seinem Körpergefühl vertrauen. Statt mich in solchen Momenten (die ich auch kenne) per Willenskraft zu zwingen etwas auszuhalten, versuche ich den Mut zu finden einen neuen Weg zu suchen und mir zu erlauben eine Zeit lang "blind" voranzuschreiten, bis ich diesen Weg sehen kann. Auch das kostet Willenskraft, die aber zumindest meiner Erfahrung nach deutlich lohnenswerter eingesetzt ist, als im Festhalten an vielleicht Vertrautem aber für mich Falschem.

kecks
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Re: Ref beginnen oder alternative suchen?

Beitrag von kecks »

liebe threaderstellerin oder ersteller, bitte orientiere dich beruflich neu. das, was dir wohl fehlt nach eigenaussage, kann man nur sehr begrenzt lernen. du magst keine kleinen menschen. das ist für lehrer eine denkbar schlechte ausgangsbasis. mach dich und vor allem tausende kinder nicht unglücklich und such dir eine tätigkeit, die *dir* entspricht.

und ad lehramt: hättest du mir, tiger, mit 24 oder noch vorher gesagt, dass ich mal gerne und immer wieder lehrerin würde, hätte ich dich lauthals ausgelacht. aber sowas von. bitte lies eine beliebige wissenschaftliche einführung in persönlichkeitspsychologie.

Bender5
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Re: Ref beginnen oder alternative suchen?

Beitrag von Bender5 »

Ich finde die Aussage "Kinder geben mir nichts" oder "ich arbeite nicht so gerne mit Kindern" weniger problematisch als manche hier, in einigen deiner Aussagen erkenne ich mich sogar wieder.
Problematisch finde ich aber eher den zweiten Absatz, wo du schreibst, dass dich das unterrichten belastet, du dich laufend unsicher und unwohl in der Situation fühlst.
Natürlich kann man da einiges erlernen und an seinem Auftreten arbeiten, aber irgendwie klingt es dann doch so nach unterrichten generell ist nichts für mich und dann wäre ein Ref eine schlechte Entscheidung.
Ich habe mich bei "Kinder geben mir nichts" wieder erkannt, was ich im Laufe meiner Ausbildung doch immer weiter festgestellt habe. Das Referendariat habe ich trotzdem durchgezogen, das Unterrichten generell fand und finde ich super und meine Fachleiter und ich haben immer mehr gesehen Oberstufenunterricht klappt prima, Unterstufe geht so.
Hat für mich gereicht, das Referendariat halbwegs gut rumzubekommen, an eine Schule zu wechseln, an dem es keine Kinder und keine Unter- und Mittelstufe gibt und dort total aufzublühen.
Hier habe ich auch keinen Tag mehr gezweifelt, dass es unterm Strich doch das richtige für mich war Lehramt zu studieren, an einer "normalen" Schule als Klassenlehrer in Klassenstufe 5 hätte ich da meine bedenken.
Daher erst einmal überlegen, ob unterrichten (an der Uni, Abendschule, Erwachsenenkollegs) generell nichts für dich ist oder ob die Arbeit mit Kindern (Sek1) dein Problem ist.

Edit: Das klingt nach "ich hasse Kinder", in Wahrheit denke ich eher, dass ich in Sek1 zwar versucht habe guten Unterricht zu machen und den Kindern wirklich etwas beizubringen, letztendlich aber total verschenkt war.

tiger
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Re: Ref beginnen oder alternative suchen?

Beitrag von tiger »

Rets hat geschrieben:Dein Kommentar war zu 0% lösungsorientiert. Du machst Vorhaltungen anstatt Lösungen aufzuzeigen. Finde ich - besonders als Lehrer - keinen guten Stil...
Das sehe ich anders.

Zum einen hinkt das Beispiel mit der Schülerin, denn saurus ist erwachsen. Man darf also eine altersgerechte Einsichts- und Reflexionsfähigkeit erwarten. Unsere Schüler haben diese gerade nicht in dem Maße, die man bei einem Erwachsenen annehmen kann.

Zum anderen liefert mein Beitrag einen ganz klaren Hinweis auf die Lösung des Problems: saurus kommt "mit der Fragestellung ob ich das Ref beginnen sollte", und meine Antwort ist: nein! Viele (gute) Gründe hat saurus selbst angeführt.

In dieser Situtation über die unklare berufliche Perspektive zu jammern, das ist einfältig. Jeder weiß, dass das Lehramtsstudium wie nur wenige andere Studiengänge mit einer ganz konkreten späteren Tätigkeit verbunden ist, und jeder hat auf der Grundlage seiner eigenen Schulzeit eine grobe Vorstellung davon, dass ein Lehrer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet. Wer sich erst nach jahrelanger Ausbildung eingesteht, dass er in diesem Beruf gar nicht arbeiten will oder kann, der braucht nicht auf ein "Goldenes Ticket" zu einer anderen Karriere hoffen, da werde ich nichts beschönigen.

saurus
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Re: Ref beginnen oder alternative suchen?

Beitrag von saurus »

Löwenherz hat geschrieben:Ich habe aus Neugier (da ich nicht nachvollziehen konnte, woraus Maximer schließt, dass saurus weiblichen Geschlechts ist)
weiß ich auch nicht.
Löwenherz hat geschrieben: Da schreibst du interessanterweise einiges, was sich jetzt in der Praxis zu bestätigen scheint, wie beispielsweise dein Unverständnis für das Erfordernis erzieherischer Arbeit in Schule und Unterricht, welches schon 2011 für Diskussionen gesorgt hat. Tatsächlich macht genau dieser Aspekt dir bei deiner aktuellen Tätigkeit besonders zu schaffen, da deiner Beschreibung nach das Classroom-Management sehr kräftezehrend und nur teilweise effektiv ist, wodurch Lernpozesse gestört, behindert, unterbrochen oder gar verunmöglicht werden. (Lohmann, Becker, Winkel und Gordon, ick hör euch trapsen...)
Sehr richtig. Der erzieherische Aspekt darf nicht zu kurz kommen, das erfahre ich gerade.
Löwenherz hat geschrieben: Bereits damals wurdest du darauf hingewiesen, dass zwar manches sich üben lässt wie das freie Sprechen, dass aber guter Unterricht nicht auf der Basis von viel Fachwissen entsteht, dieser zentral lebt von einer inneren Motivation für den Beruf und die Zielgruppe, Erziehung und Unterricht konstant ineinander greifen (was insbesondere unerlässlich ist im Rahmen eines funktionierenden Störungsmanagements, welches stark von präventiven Maßnahmen getragen wird, nicht von interventionellen Maßnahmen, die erst die letzte Kosequenz darstellen). 7 Jahre später scheinst du genau die Probleme in der Praxis zu haben, die sich damals anhand deiner berufsbezogenen Haltungen, Vorannahmen und geschilderter Motivation vermuten ließen saurus, Studium (und Fachwissen), studienbezogene Praktika und die jetzige Arbeitstätigkeit im Zielberufsbereich konnten also lediglich die vorhandenen Probleme, die gegen eine Lehrtätigkeit sprachen, bestätigen.
Richtig. Dennoch ist die entscheidende Frage für mich: Inwiefern kann sich eine Änderung meiner berufsbezogenen Haltung und Einstellung in Laufe des Referendariats und darüber hinaus ergeben?
Meine aktuelle Tätigkeit bestätigt mein negatives Gefühl während dem Studium. Dennoch ist nicht alles schlecht. Wenn ich bemerke, dass die Kinder einen Lernzuwachs erreichen, dann motiviert und bestätigt mich dies. Meine negative Haltung basiert sicherlich auch auf fehlenden Erfolgserlebnissen und auf einem schwach ausgeprägten Selbstbewusstsein.
Es existiert das Konzept der neuroplastizität, sprich: alte Denkkonzepte können durch neue und "bessere" ersetzt werden. Und auch das Erziehen bzw. Umgang mit Unterrichtsstörungen der Kinder im Sinne eines Classroom-Managements kann gelernt werden. Es gibt sicherlich Lehrer, die vom Himmel gefallen sind und die Erziehung intuitiv erledigen. Jedoch gehören diese Individuen zur Minderheit.Und das ist der Knackpunkt: Kann ich es schaffen, durch intensives Üben und viel Reflexion mir die bis dato fehlenden Fähigkeiten im Bereich Classroom-Management und Erziehung anzueignen? Und daraus würde sicher auch eine Änderung meiner Haltung gegenüber Kindern und allgemein gegenüber dem Beruf des Lehrers ergeben. Klar ich habe gesagt ich mag keine Kinder. Aber ich hätte lieber sagen sollen: Ich fühle mich aufgrund von fehlenden Routinen und Erfahrungen sehr unsicher zu unterrichten und der Gedanke vor der Klasse zu stehen erfüllt mich mit unbehagen. In meinem jetzigen Job nehme ich den Kids nicht übel, wenn sie über die Stränge schlagen. Es sind Kinder. Außerdem trage ich als Lehrer oder Übungsleiter zu einem destruktiven Verhalten der Kinder bei, wenn der Inhalt z.b keinem roten Faden folgt oder ich mich nicht konsequent verhalte. Was ich damit sagen will: Wenn ich mich handlungssicher fühle, eine innere Entspanntheit entwickeln kann und mich selber als Lehrer sehe, sprich den Übergang vom Studenten zu einem Lehrer gedanklich festmachen kann, würde sich meine Einstellung grundsätzlich verändern. Auch den Kindern, den Kollegen und der gesamten Institution Schule gegenüber.
Löwenherz hat geschrieben: Ich verstehe vor dem Hintergrund des anderen Threads durchaus, warum du dich dafür entschieden hast ungeachtet deiner massiven Zweifel bereits zu Studienbeginn dieses Studium zu beenden. An dieser neuen Schnittstelle kann ich dir aber nur den Mut zusprechen dir selbst ehrlich zuzuhören und dir das zu erlauben, was du bereits 2011 mindestens geahnt hast, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ebenso wie die Lehrtätigkeit nicht dein Berufsfeld ist.
Es würde kurzfristig eine Erleichterung für mich sein, wenn ich mir das eingestehe und diesen Gedanken erlaube. Keine Frage. Langfristig würden sich dann Zweifel bei mir einstellen im Sinne von "Hättest du das Ref wenigstens probiert und dein Bestes gegeben, vlt hast du nun etwas verpasst".
Desweiteren ist es so, dass kein Job der Welt für mich einfach ist oder ich sagen würde "das ist mein Berufsfeld". Eine intensive Einarbeitung und viel Anstrengung gehört für mich überall dazu. Genau wie im Ref.
Löwenherz hat geschrieben: Für mich hat das auch etwas mit einer gesunden Lebenseinstellung zu tun: Wenn etwas sich so falsch anfühlt, so viele Vorbehalte auslöst, die nicht nur auf zu starke Selbstzweifel, Ängste und Perfektionismus zurückführbar zu sein scheinen (was es ja auch oft gibt), dann darf man finde ich auch seinem Körpergefühl vertrauen. Statt mich in solchen Momenten (die ich auch kenne) per Willenskraft zu zwingen etwas auszuhalten, versuche ich den Mut zu finden einen neuen Weg zu suchen und mir zu erlauben eine Zeit lang "blind" voranzuschreiten, bis ich diesen Weg sehen kann. Auch das kostet Willenskraft, die aber zumindest meiner Erfahrung nach deutlich lohnenswerter eingesetzt ist, als im Festhalten an vielleicht Vertrautem aber für mich Falschem.
Ich finde, du hast das sehr eloquent und treffend ausgedrückt.
Jedoch kann ich meinem Körpergefühl nicht vertrauen, denn ich weiß, dass ich grundsätzlich nicht gerne aus meiner Comfort Zone ausbreche. Und das Ref wäre nichts anderes: Ausbrechen aus meiner Blase, das Eingehen einer großen Herausforderung, Konfrontation mit meinen Problemen. Diese Gedanken waren unter anderem auch der Grund dafür, dass Studium trotz erheblicher Bedenken seit em 2ten Semester bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Dennoch kann man das auch beziehen auf die Abwendung vom Lehramt und das Suchen und Finden eines alternative Berufes.
Löwenherz hat geschrieben:Ich kann mich Rets nur anschließen: Vor allem der Umstand, dass du deutlich analysierst, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen dich nicht erfüllt und auch nicht motiviert spricht klar gegen eine Absolvierung des Refs. Mal ganz abgesehen davon, dass SuS Lehrer und Lehrerinnen verdient haben, die den Job gerne machen und sie grundlegend mögen, ist das auch für dich keine gesunde Basis, schon gar nicht im Ref, wo du durch viele Durststrecken nur durchkommst mittels der Motivtion dich in genau "deinem" Beruf zu qualifizieren und für deine SuS so gut zu werden, wie du es vermagst und leisten kannst
Das mich die Arbeit nicht "erfüllt" liegt aber nicht an einer grundsätzlichen Einstellung, die ich im Laufe meiner Sozialisation erworben habe. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass diese "Erfüllung" sich entwickeln kann. Jedoch müssen hierfür Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu gehört auf jeden Fall ein mannigfaltiges Handlungsrepertoire in Bezug auf Erziehung, Unterrichtsinhalt und Methoden sodass ich mich als Lehrer sicher, fähig und professionell in meiner Haut fühle.
Und diesen Anspruch stelle ich durchaus an mich im Sinne einer Professionalität. Auch ist eine Sensibilisierung für die eigentümlich Lebenswelt von Kindern und Menschlichkeit bei mir vorhanden, auch wenn das aus meinen Äußerungen vielleicht nicht deutlich wurde. Ich wäre mir meiner Verantwortung als Lehrer durchaus bewusst, wenn ich das Ref antreten würde und als Lehrer arbeite.

Löwenherz
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Re: Ref beginnen oder alternative suchen?

Beitrag von Löwenherz »

Ich finde was du schreibst sehr spannend saurus und deutlich differenzierter, als dein Ausgangsbeitrag.

Eine zentrale Frage die du aufwirfst ist, ob man Classroom-Management und den Umgang mit Unterrichtsstörungen lernen könne. Die simple Antwort ist: Ja, kann man.

Ich habe selbst vor Jahren in meiner ersten Dozententätigkeit mit einer extrem verhaltensauffälligen, störfreudigen Lerngruppe gearbeitet. Lohmann vom Feinsten quasi. Ich war zunächst ziemlich verzweifelt, weil ich mir kaum vorstellen konnte, diese hin zu einer Arbeitshaltung führen zu können. Dann hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich habe begonnen methodisch zu experimentieren und mir bei Bedarf Wissen anzulesen zum Störungsmanagement und auszuprobieren. Nach einem runden Monat war die Truppe "auf Kurs" und hatte in der neuen ruhigen Arbeitsatmosphäre auch große Lust und Freude am Lernen (was sich zuvor kaum vermuten ließ). Eine ähnliche Erfahrung habe ich zuletzt wieder mit einer Lerngruppe gemacht, bei der klare Regeln und Konsequenzen in Kombination mit einer sehr wertschätzenden Grundhaltung so viel Ruhe gebracht haben, dass plötzlich eine echte intrinsische Lernmotivation spürbar wurde, die seitdem den Unterricht trägt. Klappt also, ABER, du musst ganz klar nicht nur bereit sein, dir Fachwissen anzulesen, sondern auch den Mut haben in der Umsetzung methodisch zu epxerimentieren, um den richtigen Weg für dich und deine Lerngruppe zu finden. Mut ist glaube ich eine ganz zentrale Grundeigenschaft, die in Kombination mit Kreativität und Fachwissen (und einem guten Beziehungsmanagement) guten und manchmal auch mitreißenden Fachunterricht erbringen kann.

Ob du den Mut hast deine comfort zone zu verlassen -ganz gleich, was das bedeutet und in welche Richtung es geht- weißt nur du selbst saurus, ich wünsche es dir auf jeden Fall, denn Ängste verursachen sehr bittere und harte Grenzen im Leben eines Menschen.

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