Wozu gibt es Mentoren?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
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Stark
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Re: Wozu gibt es Mentoren?

Beitrag von Stark »

Refiiiiiii1.0 hat geschrieben: Ich finde, Mentoren sollten zu Fortbildungen gehen und ihre Aufgabe vernünftig machen, sonst kann man das auch gleich sein lassen und keinen Mentor haben. In der freien Wirtschaft braucht ein Ausbilder auch einen Ausbilderschein und ein Couch geht zu Seminaren und weiß zumindest, was er da machen soll.
Dir ist aber schon klar, dass Mentoren (in den meisten Bundesländern) diese Aufgabe zusätzlich ohne Entlastung oder Vergütung machen - und zwar meistens nicht freiwillig, sondern dazu zwangsverpflichtet werden? Das sollte man vielleicht mal berücksichtigen, bevor man sich darüber beschwert, wie unmotiviert und ungeeignet sie alle sind. Meine Güte.

Im Übrigen lohnt es sich gar nicht, auf deine Kritik über ihren Unterricht einzugehen. Die meisten Mentoren unterrichten seit mehreren/vielen Jahren erfolgreich im schulischen Alltag, der sich nunmal von den Unterrichtsbesuchutopien der Referendare unterscheidet. Ob vor diesem Hintergrund das Mentorensystem Sinn macht, kann disktuieren. Allerdings sollten Grünschnäbel ohne jede Praxiserfahrung nicht vorschnell über den Unterricht der erfahrenen Kollegen urteilen. Darüber können wir in 10 Jahren nochmal diskutieren.

Löwenherz
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Re: Wozu gibt es Mentoren?

Beitrag von Löwenherz »

Refiiiiiii1.0 hat geschrieben:Also mir ist auch aufgefallen, dass eine Mentoren ihre Aufgabe nicht richtig erfüllen. Nicht unbedingt meine, sondern eher was ich von anderen mitbekomme. Letztendlich sind die so eine Art Coach, die uns helfen sollen, besser zu werden. Einige Mentoren haben allerdings selber kaum eine Idee von Unterricht bzw. modernen didaktischen Ansätzen, sodass deren Feedback nicht richtig ernst genommen werden kann. Ich finde, Mentoren sollten zu Fortbildungen gehen und ihre Aufgabe vernünftig machen, sonst kann man das auch gleich sein lassen und keinen Mentor haben. In der freien Wirtschaft braucht ein Ausbilder auch einen Ausbilderschein und ein Couch geht zu Seminaren und weiß zumindest, was er da machen soll.
Den Ausbilderschein benötigen die oft fachlich hervorragenden Handwerker und Co. die in der Ausbildung aktiv werden, weil sie originär halt erstmal Praktiker sind die lernen müssen, wie man das Ganze ans Kind bzw.den Menschen bringt. Mentoren sind Lehrer, also Menschen die nicht nur fachlich fit sind (1.Staatsexamen), ihre grundständige Qualifikation als Lehrende durch Erlangen der Lehrbefähigung unter Beweis gestellt haben (2.Staatsexamen), sondern auch seit Jahren in der Praxis aktiv sind (Praktiker). Das sollte man sich dann doch erstmal vor Augen halten bei dem hanebüchenen Vergleich.

In BaWü finden jedes Schuljahr für neue Mentoren an den Seminaren Mentorenschulungen statt, die bei Wechseln des Ausbildungssystems dann durchaus auch noch einmal von erfahrenen Mentoren besucht werden. Einer meiner Mentoren bildet seit Jahren Referendare aus, konnte aber zu Beginn meines Refs nicht zur Neuschulung gehen. Was sich geändert hat in den Ausbildungsstandards erfährt er von mir, das sind aber letztlich Details. Das Alltagsgeschäft lerne ich von ihm, denn das ist letztlich an ganz vielen Stellen heute nicht anders, als vor 15 Jahren und ich baue dann die Dinge ein, die ich zusätzlich im Seminar lerne. Im Bereich Classroom-Management macht meinem Mentor beispielsweise keiner was vor (da wird es mir SEHR fehlen, ihn irgendwann gar nicht mehr hinten im Raum sitzen zu haben und grinsen, lächeln, nicken, strinrunzelnd Schüler ansehen zu sehen, während ich mit diesen interagiere- das sind einige meiner schönsten Momente mit ihm im Ref und unheimlich wertvoll. Nonverbale Ausbildung wenn man so will.). Um z.B. im Bereich kooperativer Lernformen voranzukommen, habe ich mich halt zusätzlich noch zu einer anderen Kollegin in den Unterricht gesetzt zu Beginn des Refs.

Versuch erstmal in den Betrieb reinzuwachsen, übernimm Verantwortung für deinen Bildungsweg im Ref, such dir die Kollegen, von denen du etwas mitnehmen kannst, was du brauchst und vor allem: Hab Respekt vor der Arbeit deiner Kolleginnen und Kollegen! Die mögen Dinge anders gelernt haben und umsetzen, als du oder ich das jetzt lernen oder umsetzen, stehen dafür aber bereits seit Jahren oder gar Jahrzehnten täglich ihren Mann und ihre Frau, haben erfolgreich Hunderte Schüler auf ihre Abschlüsse vorbereitet (das funktioniert nämlich auch mit den didaktischen Ansätzen von "gestern" (die sooo alt nun auch nicht sind), da man mit denen auch eine hervorragende Idee von Unterricht hat und diese durch Jahrzehnte der Arbeit schärfen, konkretisieren, aktualisieren konnte). Urteile über andere zu fällen kann so unheimlich leicht sein, wenn man noch nicht in ihren Schuhen gegangen ist...

Maximer
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Re: Wozu gibt es Mentoren?

Beitrag von Maximer »

Ich habe die meisten Beiträge nur überflogen, aber dabei wahrgenommen, dass es teilweise heiß zur Sache ging.

Nach meiner Warte gibt es gute Mentor/innen und weniger gute. Ich habe z.B. einen sehr guten Mentor in einem Fach und eine ziemlich mäßige Mentorin in einem anderen Fach. Letztere hat mir zu Beginn des Referendariats ausführlich geschildert, wie schlecht sie in ihrem Referendariat von ihrer Mentorin behandelt worden sei, nur um die exakt gleichen Verhaltensweisen, die sie noch zuvor bemängelt hatte, an mir zu praktizieren. Ich habe das alles geschluckt (bis heute) und habe mit ihr kein Problem, auch wenn ich sie für keine gute Mentorin halte. Zum Glück ist mein anderer Mentor das exakte Gegenteil, er hat z.B. gemerkt, wie sehr sie mich z.T. mit ewig langen Nachbesprechungen und recht überdetaillierter Kritik drangsaliert und mich daraufhin entlastet, indem er seinerseits fast ganz auf Nachbesprechungen (von kurzen, zweckmäßigen Feedbacks abgesehen) verzichtete.

Ich glaube, dass manche Mentor/innen ihr eigenes Referendariat, das vielleicht nicht immer ganz fair verlief, an ihren Referendar/innen kompensieren im Nachhinein. Das ist schließlich ein Verhaltensmuster, das man auch aus anderen Lebensbereichen kennt. Am Ende sind wir alle Menschen inklusive typischen Stärken und Schwächen.

Doof ist, dass man als Referendar/in im Grunde fast nichts machen kann, wenn man mit Leuten zu tun hat, die der eher unangenehmen Sorte angehören. Manchmal muss man sich einfach durchbeißen.

Maximer

Hauptschulpauker
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Re: Wozu gibt es Mentoren?

Beitrag von Hauptschulpauker »

Mein "Senf" zum Thema - als "alter Hase" und mehrfach zum Mentor ernannter Lehrer.
Wer Glück hat, bekommt für diese Aufgabe eine Anrechnungsstunde - oft erst im neuen Schuljahr - , darf sich im Gegenzug jedoch einige Nachmittage in Fortbildungen anhören, wie die Ausbildung am Seminar abläuft, wann Prüfungstermine sind und welche neuen Verordnungen erlassen wurden. Oder Didaktikvorlesungen anhören, die man als Student selbst bereits gehört - und gehasst hatte.

Welche neue, aktuelle "didaktische Sau" im Seminar gerade durch das Dorf getrieben wird, welche Unterrichtsmethoden gerade "en vogue" - und am Ende geprüft werden - erfährt man nur beiläufig - falls überhaupt.

Nun ist man selbst bereits weit weg von den Diskussionen an der Hochschule, hat eine persönliche Unterrichtsweise entwickelt, die aus Ritualen und der Verwendung von Methoden besteht, die nicht dem entspricht, was sich Leute ausdenken, die sich an der Hochschule recht weit weg von pubertierenden und medienüberfrachteten Kids bewegen - in Bücher packen, die wiederum Prüfungsgrundlage oder Muster für die Ausbildungslehrer am Seminar darstellen.
Ja. Meine Unterrichtsmethode besteht auch oft darin: "Bücher rauf, alles, was wir zum Thema wissen müssen, steht da drin. Auch passende Aufgaben". Da haben sich nämlich auch schlaue Leute aus den Hochschulen viele Gedanken bei der Entwicklung gemacht. Darauf greife ich gerne zurück - besonders, wenn ich fachfremd unterrichten "darf".

Die Aufgabe des Mentors kann daher gar nicht in der Prüfungsvorbereitung und der Heranführung an den "modernen Unterricht" liegen. Als Mentor zeigt man Unterrichtswirklichkeit, organisatorische Abläufe, Verwaltungsangelegenheiten, Elternarbeit uswusf.

Die Ausbildung zum "modernen Unterrichten" erfolgt am Seminar. Was dort vermittelt (und am Ende geprüft) wird, bekommen wir Mentoren nicht mit - dazu müssten wir ja selbst als Zuhörer im Seminar sitzen.

Wir geben Hilfestellung bei der Herstellung und Gestaltung von Unterrichtsmedien, dem Aufbau von Unterrichtsreihen, der Zeiteinteilung, der pädagogischen Gruppeneinteilung (weil wir die Kinder kennen) - aber die Lehrproben entwickeln die Referendare selbst. Hier gehe ich immer davon aus, dass ich mit Menschen zu tun habe, die ein abgeschlossenes Hochschulstudium hinter sich haben und im Seminar in dieser Hinsicht betreut werden. Dafür gibt es die Mentoren nicht.

Auch deshalb nicht, weil ich mir den Vorwurf ersparen will, an einer gescheiterten Lehrprobe schuld zu sein. Den Schuh ziehe ich mir nicht an. Und sicher nicht für die Gegenleistung, die ich erhalte.

JustMy2Cents

tiger
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Re: Wozu gibt es Mentoren?

Beitrag von tiger »

Hauptschulpauker hat geschrieben:Meine Unterrichtsmethode besteht auch oft darin: "Bücher rauf, alles, was wir zum Thema wissen müssen, steht da drin. Auch passende Aufgaben".
Damit hätten wir dann auch geklärt, wie die schlechten PISA-Ergebnisse zustandekommen.

Max_Cohen
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Re: Wozu gibt es Mentoren?

Beitrag von Max_Cohen »

tiger hat geschrieben:
Hauptschulpauker hat geschrieben:Meine Unterrichtsmethode besteht auch oft darin: "Bücher rauf, alles, was wir zum Thema wissen müssen, steht da drin. Auch passende Aufgaben".
Damit hätten wir dann auch geklärt, wie die schlechten PISA-Ergebnisse zustandekommen.
Oder: Manche Schüler lernen auch trotz des "Unterrichts".

Dieses Thema ist eine farbenfrohe Sammlung an Hindernissen, die einer Professionalisierung des Lehrerberufs entgegenstehen - allen voran das "Wunder der langjährigen Praxiserfahrung".
Ich möchte den mittlerweile klassischen Artikel "Richtig fördern - aber wie?" von Grünke zitieren:
Die besonders guten Lehrkräfte zeichneten sich v.a. dadurch aus, dass ihre Begründungen für ihr pädagogisches und didaktisches Vorgehen den aktuellen Forschungsstand über effektive
Fördermaßnahmen widerspiegelten. Demgegenüber gab es unter den eher wenig erfolgreichen
Kolleginnen und Kollegen eine ganze Reihe von Lehrkräften, die sich fest auf ihre langjährigen
Erfahrungen im Einsatz von unwirksamen Methoden und ihre wissenschaftlich unhaltbaren
Überzeugungen verließen (Stough & Palmer, 2003).
Dieser Befund ist ein weiteres Indiz neben vielen anderen Hinweisen aus der empirischen
Unterrichtsforschung, dass sich „gute“ Lehrkräfte offenbar nicht unbedingt durch die
Reichhaltigkeit ihrer Erfahrungen oder gar die Länge ihrer bisherigen Dienstzeit auszeichnen.

Hauptschulpauker
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Registriert: 22.04.2013, 14:55:13

Re: Wozu gibt es Mentoren?

Beitrag von Hauptschulpauker »

Nicht verstanden, was ich schreibe.

Zitat hingeworfen von einem Kollegen, den man nicht verstanden hat.

EOD. Weil sinnlos.

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