Wenn ich mit Erziehern aus Kindergärten darüber spreche, höre ich meistens: Bei manchen Kindern, die im Alter von drei Jahren zu ihnen kämen, sei der Zug schon abgefahren. Die Rückstände in der sozial-emotionalen Entwicklung, in der Sprachentwicklung, in der motorischen Entwicklung usw. könne man zu einem so späten Zeitpunkt schon nicht mehr aufholen. Konkret bedeutet das etwa, dass sich die Kinder auf nichts mehr konzentrieren können, nicht in der Lage sind, ihre eigenen Bedürfnisse kurzzeitig zurückzustellen, nicht aus einem Becher trinken können sondern bestenfalls aus der Schnabeltasse und vieles mehr. Als Ursachen werden mehrheitlich Erziehungsmängel auf der Elternseite gesehen. Beispielsweise würden sich viele Eltern (eher die jungen, bildungsfernen) viel lieber und ausdauernder ihrem Smartphone zuwenden als ihren Kindern. Die übliche Zuwendung (Spielen, Vorlesen, Einschlafrituale) unterbliebe, die Kinder würden einfach sich selbst überlassen, kämen morgens ohne gefrühstückt zu haben in den Kindergarten, hätten dafür aber bereits eine Stunde Fernsehkonsum hinter sich (damit sie die Eltern nicht beim Frühstück stören).Löwenherz hat geschrieben:grundlegend erforderlich, (...) die frühkindliche Bildung in den Fokus zu nehmen. Was da verpasst wird, kann nunmal auch das fairste Schulsystem mit den engagiertesten Lehrern kaum noch auffangen.Da würde es uns gut zu Gesicht stehen, den Kindergarten zu einer verpflichtenden und damit kostenfreien Veranstaltung zu machen und auch die Kita komplett kostenfrei zu gestalten
Die Grundschulkollegen ihrerseits erzählen mir, dass viele ihrer Schüler schon bei der Einschulung so große Rückstände hätten, dass diese mit den Mitteln der Schule und in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht mehr aufgeholt werden könnten. Insgesamt werden die Entwicklungsdefizite im Laufe der Zeit sogar größer. Ich wiederum stelle bei den Fünftklässlern fest, dass viele sich für den Mittelpunkt der Welt halten, ihre Mitschüler nicht ausreden lassen, keine fünf Minuten still auf einem Stuhl sitzen können etc. etc.
Wie man dem begegnen soll, weiß ich auch nicht. Im Grunde sind Forderungen nach kostenlosem, verbindlichem und möglichst früh beginnendem Krippen-/Kindertagesstätten-/Kindergarten-/Vorschulbesuch naheliegend, um den schädlichen Einfluss mancher Elternhäuser abzumildern oder auszugleichen, aber gleichzeitig bedeutet das eine Entfremdung der Kinder von ihren eigenen Eltern.