Ungerechte Beurteilung

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Ehemann
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Registriert: 23.05.2005, 18:55:05

Beitrag von Ehemann »

Nur zur Info, "die braut" ist nicht meine Frau.

Ehemann :roll:

lena

Beitrag von lena »

Das hat auch niemand gedacht, Ehemann! Gott sei dank unterbleibt jetzt dieses sinnlose Gesabbel von jj und Co.

Zu deinem Problem:
Ich glaube, dass das, was du schreibst genau der Grund für dieses Forum ist. Man ist im Ref den Prüfern manchmal einfach hilflos ausgeliefert. Ich für meinen Teil habe es gut erwischt, aber eine Studien-Freundin in einem Nachbarseminar berichtet genau dasselbe. Referendare, die bei den Schülern ausgesprochen gut ankommen, werden von den Prüfern schlecht beurteilt. Warum? Gute Frage! Ist es Neid? Ist es Unfähigkeit, Neues zuzulassen? Sind es Vorgaben aus den Kultusbehörden? Man weiß es nicht!
Das Problem ist, dass es so viele beurteilungsrelevante Kriterien gibt. Unterricht zu halten ist zwar grob schon zu beurteilen (Spannungsbogen, Methodenwechsel, Erreichen eines Lernzieles). Aber mit einem solch groben Muster müsste fast jeder eine gute Note bekommen. Deshalb gibt es Feinkriterien. Da man auf 1000fache Weise den Unterricht führen kann, gibt es dementsprechend 1000 Kriterien. Wenn sich der Ref 1000 mal für die Möglichkeit A entschieden hat, kann es sein, dass der Prüfer 1000 mal die Möglichkeit B hätte haben wollen. (Motto: Warum haben Sie in der 14. Minute den Overhaed-Projektor nicht kurz ausgemacht, als die Schüler nachdenken mussten? Das hat abgelenkt! --- Warum haben Sie den Overhead-Projektor in der 14. Minute nicht angelassen, als die Schüler nachdenken mussten? Das hätte ihnen eine zusätzliche Anregung sein können!)
Tja ... und nu?
Ich glaube, wir müssen damit leben und versuchen irgendwie damit klarzukommen. Ich für meinen Teil versuche eine 100% Kopie meines Prüfers zu werden. Ich weiß, dass das nicht sehr individuell ist und auch ganz und gar nicht mutig. Aber ich will ne gute Note und sonst nichts.
Nur wenn ich ganz sicher bin, dass keiner von den Prüfern meinen Unterricht besucht, dann versuche ich was eigenständiges - so ist das Leben als Reffi...

lena

Ehemann
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Beitrag von Ehemann »

Ich für meinen Teil versuche eine 100% Kopie meines Prüfers zu werden. Ich weiß, dass das nicht sehr individuell ist und auch ganz und gar nicht mutig. Aber ich will ne gute Note und sonst nichts.
Hi Lena,
das funktioniert leider nicht wenn man Fremdprüfer hat. Ansonsten hast du Recht, was bei ihr gelobt wurde, wurde bei anderen kritisiert und umgekehrt. Sie hatte eben Pech und wird diese eine Prüfung wiederholen müssen (war leider kein Drittfach, also Ref-Verlängerung...). Die Vorstellung dass dann eine einzige Schulstunde darüber entscheidet, ob man Lehrer ist oder völllig umsonst studiert hat, ist allerdings wirklich gruselig. Für mich wär das zuviel.
Aber egal, es ist halt passiert, sie kommt mit der Situation klar und kann, jetzt wo die Prüfungen vorbei sind, das Leben endlich wieder geniessen. Für uns ist das Thema vorläufig erledigt.

SecretCrush
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Opportunisten

Beitrag von SecretCrush »

Ich für meinen Teil versuche eine 100% Kopie meines Prüfers zu werden. Ich weiß, dass das nicht sehr individuell ist und auch ganz und gar nicht mutig. Aber ich will ne gute Note und sonst nichts.
Ja, Lena,

genau DAS ist es, was - neben nervigen, ungerechten und weltfremden Fachleitern - das Schlimmste am Referendariat ist:
der Opportunismus der Referendare.

Auch ich kritisiere viele Ungereimtheiten und Fehlkonzeptionen im Referendariat - am häufigsten allerdings kann ich mich über meine Ref-Kollegen aufregen, von denen die Mehrzahl sich leider genauso wie du gibt: Sie wollen eine gute Note und sonst nichts. Kritik ja - aber bitte nicht laut! Es könnte ja jemand hören, der mir in einigen Monaten noch einmal ein Gutachten schreibt.
Sich tierisch über die Missstände im Ref aufregen ja - aber bloß keine Veränderungen vorschlagen oder gar anstreben, nicht mal im Kleinen (= dem eigenen Seminar)! Es könnte ja jemand missverstehen, der mir in einigen Monaten noch einmal ein Gutachten schreibt.
Über den ganzen Stress ständig stöhnen - aber nichts in Frage stellen, alle Vorgaben willig schlucken, sich an alle Paragraphen kleinlichst halten, nicht abweichen, nicht gegen den Strom schwimmen (nicht einmal 100 Meter), penibel alles nach Vorschrift erledigen. Es könnte sonst ja jemand verärgert werden, der mir in einigen Monaten noch einmal ein Gutachten schreibt.

Ich stimme voll und ganz dem zu, was du jetzt vielleicht erwidern würdest - dass nämlich das personenbezogene System im Ref den Opportunismus fördert. Natürlich tut es das. Andererseits: Zwischen völliger Anpassung und dem Versuch, zu einer Kopie seiner selbst zu werden und fruchtlosem Rebellentum a la Michael Kohlhaas gibt es noch eine ganze Menge sinnvoller Zwischenstufen...

Ich bin es wirklich leid, von erwachsenen Menschen umgeben zu sein, die nur eines im Kopf haben: gute Noten zu bekommen. Ehrlich, ihr opportunen Mitläufer nervt mich so dermaßen an - ihr seid schlimmer als die schleimigsten Schüler, die ihr tagtäglich unterrichtet (und vor denen ihr vermutlich auch noch über Eigenständigkeit, Individualität und Zivilcourage schwadroniert)! Werdet endlich erwachsen, werdet endlich standhafte Persönlichkeiten, die sich nicht wie die Fähnchen jedem Wind anpassen! Viele von euch würden doch sogar ihre Mutter verkaufen, wenn sie dafür einen Notenpunkt besser abschnitten...

Letztlich ist das System im Referendariat nämlich genauso, weil es die meisten Refs gar nicht anders verdient haben. Weil die Mehrheit der Refs ein angepasster, langweiliger Haufen ist, der nur auf eigenen Vorteil bedacht ist. Weil die meisten Refs zu dem gemacht werden, was sie sind - angepasste Schleimer nämlich. Und vor allem: Weil die meisten es widerspruchslos mit sich machen lassen.

Wollen wir eigentlich, dass solch unmündige Menschen Jugendliche unterrichten??

Im Übrigen, um der Frage vorzubeugen: Ja, auch ich bin ein Ref. Aber ich habe mich tatsächlich noch nicht verbogen - und noch nicht verbiegen lassen. Ich bin gewiss kein "Superref" und mir liegt es fern mit irgendwas zu prahlen - aber ich sage, wenn mir etwas stinkt. Und das Seltsame: Ich stehe notenmäßig dennoch sehr gut da.

Komisch, oder? Vielleicht solltet ihr einfach auch nur mal ein bisschen riskieren anstatt gleich den Schwanz einzuziehen. Es geht nämlich durchs Ref auch ohne Opportunist zu sein - auch mit ordentlichen Ergebnissen.

Nick[/quote]

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