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Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
refex
Beiträge: 172
Registriert: 31.05.2005, 11:56:33

Beitrag von refex »

Danny hat geschrieben: Willst du die Kinder alle einsperren ?
Nein, einzelbetreuen.
Immer unter Strom ist zu stehen hält die stärkste Birne nicht aus.[url]http://www.proll-is-out.de[/url]

dapapa
Beiträge: 75
Registriert: 23.05.2005, 12:27:04

Beitrag von dapapa »

Einen schoenen Dienstag wuensche ich :-)


Severus, refex ..... ihr seid in gewisser Weise unfair.

Derjenige, der argumentiert wird immer im Nachteil sein, denn er ist vielschichtig angreifbar - besonders, wenn man ihm einzelne Saetze hinknallt.
Bei Euch kommt verbal eben die Null-Bock-Generation zum Vorschein - auf hoeherem geistigen Niveau.

Danny, Du musst Dich nicht verteidigen, entschuldigen oder rechtfertigen - wie bereits erwaehnt ... der Argumentierende ist immer in der Defensive. Das ist der Grund, warum erfolgreiche Geschaeftsleute nie argumentieren - sie fahren ihr Gegenueber immer mit Tatsachen an die Wand, um diese in die Defensive zu bringen. Versucht der Gegenueber sich dann zu rechtfertigen, so ist er endgueltig verloren, weil es immer einen Satz "dagegen" gibt und der Argumentierende sich in seinen eigenen Argumenten verstrickt. Stichwort "Problemloeser".

Nein !
Vorschule und Einzelbetreuung werden keine Loesung bringen.

Willst Du die Kinder ab der Geburt in der Vorschuloe betreuen lassen ?
Die Entwicklung ist bereits abgeschlossen - da bringt Einzelbetreuung nicht mehr viel. Stop - stimmt nicht ganz.

In vielen anderen Bereichen geht man vom "Einzelunterricht" wieder zurueck zum "Gruppenunterricht" - aus gutem Grund.

Das mit der Ueber- bzw. Unterforderderung ist ein interessantes Thema - zwar hatte ich es bisher als "Schlagwort" im Hinterkopf, allerdings ist mir dazu etwas eingefallen, als ich Dein Posting durchgelesen hatte.

Ist es wirklich zu spaet fuer diesen Jungen ?
Die Frage ist eben der Ansatz - welche Theorie verwende ich .... siehe meine anderen Postings.

Sind diese Schueler wirklich aggressiv ? Nun, ich meine im Sinne von boesartig. Aggressivitaet kann ja durchaus auch positiv sein, ja sogar lebensnotwendig.

Vielleicht haben diese Schueler nur Angst, sind verzweifelt, ohne Perspektive oder eben ueberfordert. Das macht aggressiv.

Sind Sie so, weil das Elternhaus verwahrlost ist (in beide Richtungen - zu wenig, wie auch zuviel Zuneigung) ?
Ist es der Druck der Gesellschaft und ihrer Anforderungen ?

Ich bin darauf gekommen, weil eine Bekannte von uns ein sog. hyperaktives Kind hat, welches mittels Ritalin ruhig gestellt wird.
Was ich nicht wusste: Ritalin ist ein Aufputschmittel. Man koennte diesen Kindern auch starken Kaffee geben und sie wuerden ruhiger werden. Das bedeutet, dass diese Kinder einfach wahnsinnig uebermuedet (= ueberfordert !!!) sind - ist das gleiche wie bei kleinen Kindern, die auch komplett unausstehlich und unruhig werden, wenn sie muede sind oder mit einer neuen Situation konfrontiert waren.
Fast mit dem gleichen Gedanken konnte ich einen Bezug auf unsere heutige Generation von Kindern herstellen. Warum werden die Kinder immer unruhiger - ich stelle das die letzten 15 Jahre fest. Es wird immer schwerer Kindern etwas zu vermitteln - sie verhalten sich so, als waeren sie gerade stark gefordert gewesen und braeuchten Zeit, um das zu verarbeiten.

Werden sie vielleicht von der Gesellschaft, bzw. deren Anforderungen ueberfordert ? Wenn jemand ueberfordert ist, so wird er muede oder steigt aus.
Tatsache ist, dass der "Zug" immer schneller faehrt, und es fuer die Personen (Kinder) immer schwieriger wird auf diesen Zug aufzuspringen.

Nun koennte man argumentieren, dass in frueheren Zeiten das Leben ja viel haerter war. Stimmt nur bedingt. Es war koerperlich haerter - das ist ein grosser Unterschied.
Oder sind da die vielen Referendare dieses Forums anderer Meinung - wer tagelang (und naechtelang) hinter dem Schreibtisch gesessen hat, der sollte wissen was ich meine.

Vielleicht habe ich Deine Aufmerksamkeit nun auf andere Dinge gelenkt und wuerde geren Deine Meinung dazu hoeren.

Wirken diese Kinder nicht eher muede oder angestrengt anstatt aggressiv ?

Um auf ein anderes Thema zu verweisen:
Glaubst DU, dass diese Kinder wegen ihrer Erziehung so sind wie sie sind ?
Wuerde es - Deiner Meinung nach - etwas aendern, wenn diese Kinder bereits mit 3 Jahren die Vorschule und mit 5 Jahren die Schule besucht haetten ?
Oder wuerde das nur das Gegenteil hervorrufen - sie wuerden noch schwieriger werden.


Ich freue mich auf Deine (Eure Antworten) !


dapapa

sebbi

Beitrag von sebbi »

@danny: Es ist erschreckend für mich, zu lesen, welche immensen Probleme es außerhalb meiner "heilen" Schulwelt gibt. Schon bei mir sind die Verhaltensauffälligkeiten so, dass an geordeten (Gymnasial)Unterricht nicht zu denken ist. Aber deine Ausführungen und Andeutungen sind ja wohl der Overkill. Jedenfalls muss ich sagen: Hut ab vor dir und deiner echt schwierigen Arbeit als Pädagogin für Verhaltensauffällige (heißt das bei euch so?) Ich glaube, das könnte ich nicht leisten. (Insofern erwische ich mich dabei so zu denken wie refex.)
Tja, du suchst Gelichgesinnte? Ich würde gerne mit dir diskutieren, aber ich glaube, was du erlebst, ist schon ziemlich selten und ich kenne hier im Forum sonst echt keinen, der von solchen Erlebnissen berichtet hätte. Ich glaube, wir lesen das alle und sind sehr betroffen. (wie schon dapapa sagt: Es hilft uns vielleicht unsere Situation besser einzuordnen.) Unsere sprachlose Betroffenheit darfst du uns aber nicht zum Vorwurf machen, Danny.

@severus: Hast ja recht, in so einem Fall plädiere ich auch für Vorschule oder Einschulung ab 5. Bloß für meine "heile Welt" hielte ich das für unsinnig. Da würden Kinder aus funktionierenden Familien gerissen.
@severus + danny: Danny, die Anspielung konntest du als Neuling gar nicht richtig verstehen, sie bezieht sich auf eine zurückliegende Diskussion.

@dapapa: Gute Fragen wirklich! Respekt auch dafür, in diesem schwierigen Thema sinnvoll mitdiskutieren zu wollen. Du scheinst ein sehr fundiertes psychologisches Wissen zu haben oder täusche ich mich? In welcher Schulform unterrichtest du eigentlich?

SO, und was kann ich dazu sagen? Ganz ehrlich, als Gymnasiallehrer wären alle meine Vorschläge nur inkompetentes Gebrabbel. Dennoch:
Ich erinnere mich daran gelesen zu haben, dass für solche Fälle ein Lehrer und ein Sozialarbeiter gemeinsam arbeiteten. D.h. zwei top ausgebildete Fachleute für 10 Schüler. Dann ging es in erster Linie nicht um Unterrichtsstoff, sondern um die Vermittlung von Werten und einer positiven Lebenshaltung. (Jetzt kann ich wieder refex verstehen!)
Ich frage mich wirklich ernsthaft: Was soll das, mit einer solchen Klasse eine Ganzschrift lesen zu müssen? Wird die Beschäftigung mit Literatur irgendeinen dieser Jungs weiterbringen? Null!!! Diese Jungs müssen das Leben lernen und nicht irgendweinen Stoff! Denn: Das bisschen Wissen, was die aus der Schule mitnehmen, wird ihnen auch keine Arbeitsstelle bringen. Diese Jungs werden ohne Arbeit sein, aufgrund ihres Verhaltens, ihrer Agressivität, ihrer sozialen Minderintelligenz usw. Also wäre es wichtig, mit der Klasse zu zelten, Projekte mit ihnen zu machen, die ihnen zeigen, dass sie angenommen werden, dass sie etwas leisten können usw. Lehrer und Sozialpädagogen müssen quasi eine Art Familienersatz für sie werden.
Wie gesagt Danny, du bist die Fachfrau, ich habe keine Antworten, ich bin entsetzt; was ich schreibe, ist meine persönliche Sicht der Dinge, helfen kann ich leider nicht. Trotzdem Danke für die Denkanstöße.

sebbi

refex
Beiträge: 172
Registriert: 31.05.2005, 11:56:33

Beitrag von refex »

sebbi hat geschrieben:
Lehrer und Sozialpädagogen müssen quasi eine Art Familienersatz für sie werden.
sebbi
Ja
Immer unter Strom ist zu stehen hält die stärkste Birne nicht aus.[url]http://www.proll-is-out.de[/url]

Severus Snape

Beitrag von Severus Snape »

Nein !
Vorschule ... werden keine Loesung bringen.
In Kanada funktioniert das gerade in Problemregionen mit multi-ethnischem Hintergrund prima. Warum sollte das hier nicht gehen?
Hast ja recht, in so einem Fall plädiere ich auch für Vorschule oder Einschulung ab 5. Bloß für meine "heile Welt" hielte ich das für unsinnig. Da würden Kinder aus funktionierenden Familien gerissen.
Komisch, ich reisse meine Kinder aus der heilen Welt der funktionierenden Familie mit nicht berufstätiger Mutter, damit sie in den Kindergarten gehen können. Aus meiner Sicht ist das eine ganz wichtige soziale Erfahrung, von der die Kinder sehr profitieren. Dieses soziale Lernen kann ihnen eine noch so engagierte Mutter daheim nicht bieten. Daher teile ich deine Ansicht überhaupt nicht.


Gruß,
Remus

Danny
Beiträge: 41
Registriert: 04.06.2005, 15:18:00
Wohnort: Berlin

Beitrag von Danny »

ENDLICH SOMMER!
Ich grüße alle interessierten Leser (schon so viele...) und vor allem die wenigen Mitdiskutierenden. Besonders herzlich dapapa (Was bedeutet denn diese Abk....in etwa???) und Sebbi, die sich für längere Gedanken Zeit genommen haben.
Eine derartige Diskussion hatte ich irgendwie gar nicht initiieren wollen, d.h. ich finde sie schon wichtig und bemerkenswert, hatte aber eher in eine etwas "praktischere" Richtung gedacht.
Daher werde ich mich jetzt auch zurücknehmen, da ich wohl trotz Staatsexamen und guten Noten auf dieser recht intellektuellen Ebene nicht recht "mithalten" kann.

Hinzu kommt, dass wir hier in Berlin näxte Woche Ferien haben und meine Klasse gerade auf Klassenfahrt ist. Der nächste UB steht auch erst Mitte August an, so dass ich momentan endlich zu entspannen beginne und mich mal zur Abwechslung wieder meinen eigenen Kindern zuwenden darf.

Also, an alle ernsthaft Antwortenden: Vielen Dank für eure Kommentare, es war doch sehr lehrreich für mich, wenn auch überraschend. Mit großem Interesse werde ich ab und zu in diesem Forum lesen und die verschiedensten Diskussionen mitverfolgen.
Im August vielleicht dann auch wieder selber aktiv teilnehmen, wenn es mir danach ist.

Unser Hauptseminarleiter sagte: "Sie haben die verdammte Pflicht, sich in den Ferien zu erholen. Denken sie an SICH!"

Genau das werde ich tun, und wünsche allen, bei denen es noch eine Weile hin ist bis dahin gutes Durchhaltevermögen, und dann, wenn es endlich soweit ist, viel Freude!

Bis bald, DANIELA E.

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