Sind Seiteneinsteiger Referendare 2. Klasse?

Wer sich seine Sorgen und Nöte mit dem Referendariat von der Seele reden will, ist hier richtig. Vielleicht gibt es ja jemanden, der einen guten Rat hat.
Scooter

Beitrag von Scooter »

Hallo Lara,
ich habe lediglich für ein bisschen mehr Demut plädiert. Natürlich werden überall Soft Skills verlangt; aber das ist in der freien Wirtschaft leider nicht das Maß aller Dinge!! Es ist nur komisch, dass du mir (indirekt) Neid vorwirfst oder Konkurrenzdenken. Damit gehst du davon aus, dass ich "nur" normaler LAA bin...wer sagt das denn?
Wie gesagt, Leben und leben lassen. Ich habe nur meine Erfahrungen mit Seiteneinsteigern geschildert. Es wird noch mehr Situationen geben, wo du dich auf den Schlips getreten fühlen wirst, aber bleib mal locker.

Eine Runde Johanniskraut spendierend

Scooter

Michi

Seiteneinsteiger

Beitrag von Michi »

Hallo Lara!

Ich finde Seiteneinsteiger völlig o.k., wenn sie genau das Fach studiert haben, das sie auch unterrichten (im Fall von Lara Biologie). Wichtig finde ich, dass sie ein reguläres Referendariat machen. Als noch vor einiger Zeit Seiteneinsteiger direkt mit (fast?) voller Stundenzahl eigenverantwortlich eingestiegen sind, war das wohl, wie man so hört, in vielen Fällen eine Katastrophe, daher wahrscheinlich der Ruf, der ihnen vorauseilt (Sie hatten wohl zumeist eine völlig falsche Vorstellung vom Lehrerberuf. Schule und Schüler sind nicht mehr so wie vor 20 Jahren). Aber mit regulärem Ref ist das völlig in Ordnung. Schwieriger wird es meiner Ansicht nach, wenn das Fach nicht einmal annähernd studiert wurde. Im Ref hat man genug zu tun und kann sich nicht noch allzusehr mit Fachlichem beschäftigen. Aber selbst das geht noch, wenn die Unterrichtsbesuche halbwegs gut ablaufen (eine Tendenz erkennt man spätestens nach dem dritten Besuch pro Fach). Stör Dich nicht an den Kollegen, mach gute Miene zum bösen Spiel ("Schleim muss manchmal sein"!), aber unterschätze das Referendariat auch nicht. Ich hab's schon länger erfolgreich hinter mich gebracht und fand es von der psychischen Belastung her (Unterrichtsbesuche, BdU) schon hart. Später, mit voller Stundenzahl arbeitet man genausoviel (bei Korrekturfächern noch mehr), aber immerhin ist der Prüfungsdruck nicht mehr da.
Die Realität im Referendariat erkennst Du langsam nach 4-6 Monaten, zuspitzen tut es sich mit dem eigenverantwortlichen Unterricht und den steigenden Ansprüchen der Fachleiter und ich habe gehört, dass nach der neuen Ausbildungsordnung das 3. Halbjahr extrem hart sein soll.

Viel Glück!

Christiane

Kiray

Beitrag von Kiray »

Wir haben im Seminar auch einige Seiteneinsteiger und es wird schon hier und da deutlich, dass sie weniger didaktische Erfahrung haben als LAAs aber die zwei Jahre Ref sind ja dazu da, um genau das auszugleichen.
Und da bei uns im Seminar sowieso davon ausgegangen wird, dass wir alle keine Ahnung von Didaktik haben, spielt das im Seminar eh keine Rolle...
VG, Ray

Thomas

Beitrag von Thomas »

Hallo "Michi"!

Das mit dem incognito hat wohl nicht so ganz geklappt, aber macht nichts, es wird schon kein Fachleiter lesen. Bin auch nicht Thomas...

XY

curl

Notenschnitt und Demut

Beitrag von curl »

Hallo an alle!

Demütig sein und nicht den Allwissenden raushängen lassen - das müssen Lehramter genauso wie Seiteneinsteiger (man kommt sich irgendwann vor wie ein Wackeldackel, weil man so oft zu allem nickt :lol: ).

Ein großes, hier noch nicht erwähntes Problem, das die normal ausgebildeten Lehrämter mit den Seiteneinsteigern haben, ist auch die unterschiedliche Studienausbildung.

Zum einen die Praktika in der Unizeit. Mögen sie auch nicht sinnvoll und allumfassend auf das wirkliche Leben an der Schule vorbereiten, können sie doch dazu führen, dass sich die wirklich rein menschlich ungeeigneten (fachlich kann man alles lernen...) für diesen Beruf schneller aussortieren (leider halten auch die meistens bis nach dem Referendariat durch...aber das gehört woanders hin).

Zum anderen die Notengebung für Lehramtler und Diplomer bzw. - noch besser - Magister. Die Lehramtler arbeiten härter für ihren - dann noch meist schlechteren - Abschluss. Das beginnt bei dem Anmelden der Staatsarbeit, dann erst Thema erfahren und losschreiben und nicht - wie die Diplomer - erst mal schreiben und dann anmelden. Ich habe außerdem für LA Deutsch ein Latinum machen müssen, das mich locker ein Semester mehr gekostet hat. Das müssen die Magisterleute nicht.

All dies zusammengenommen und die Erfahrung, dass sich die Seiteneinsteiger, sind sie denn schon im Beruf gewesen und daher etwas älter, einfach weniger sagen lassen und immer erst alles hinterfragen müssen und besser wissen (so meine persönliche Erfahrung), während der kleine und noch junge Lehramtler erst mal schaut und überlegt, bevor er den Mund aufmacht (ist jetzt komplett über einen Kamm geschoren, es gibt überall solche und solche...), führt wahrscheinlich zu diesem negativen Bild über die Seiteneinsteiger.

Eigentlich sollte man von ihrer Kompetenz im fachlichen Bereich profitieren und zusammenarbeiten - klappt aber in der Realtität nicht immer. Allerdings muss man da auch dazu sagen: Was nützt einem alles fachliche Wissen, wenn man es nicht vermitteln kann, aktiv (Lehrerpersönlichkeit) und passiv (Unistoff ist nicht gleich Schulstoff).
Am besten ist es wirklich immer noch mit denen, wie dir Lara, die wenigstens auch in dem Fach unterrichten, das sie auch studiert haben...

Ich hoffe, ich konnte das Gefühl den Seiteneinsteigern gegenüber ein wenig erklären. Ich würde dafür stimmen (das habe ich auch unserer neuen Ref an der Schule gesagt), das einfach erst mal zu verschweigen und sich zu bewähren. Denn im Referendariat sind doch alle irgendwie gleich...

abra

Vorsicht

Beitrag von abra »

Hallo Lara,
habe mit Interesse den Strang gelesen und alles ist versammelt, was an Vorurteilen, Urteilen usw. rumgeistert....Ein Tipp: Sei sehr vorsichtig mit der Kollegin, eine Freundin von mir (bezaubernd, gute Lehrerin - aber großer Fehler: promoviert!) hat ein sehr schlechtes Gutachten nach dem ersten Halbjahr bekommen - die beurteilende Lehrerin macht aber begeistert ihre Unterrichtseinheiten nach.
Auch sonst Vorsicht: Auch in den Seminaren sind Seiteneinsteiger nicht immer gut angesehen (in ihnen brennt nicht das Feuer der Begeisterung - O-Ton), betrifft Seminarleiter und oft gerade andere LAA.
Viele Lehrer mögen keine Seiteneinsteiger.
Ein Trost: Noch weniger werden OVPB-ler gemocht (berufsbegleitendes Ref), der Spezies gehöre ich an, die nehmen nämlich angeblich den anderen noch die Stellen weg. (Blödsinn!!!!)
Noch ein Trost: Es gibt auch viele nette Menschen und auch nette Lehrer und Seminarleiter....Trotzdem: Mit der Seiteneinsteigerdiskussion Vorsicht in Seminar und Kollegium.
Viel Glück und manchmal Ohren zuklappen
abra

Gast

Beitrag von Gast »

Hallo abra,

wir haben auch Seiteneinsteiger nach OVPB in unserem Seminar. Schon in der Einführungswoche wurde von allen Fachleitern nur negativ über diese Gruppe gesprochen.
Dieses Verhalten finde ich kleinkariert und arrogant.
Für die Schüler aller allgemeinbildenden Schulen können berufserfahrene Fachleute, zumindest in Fächern wie z.B Arbeitslehre, nur profitieren. An den Berufsschulen gibt es die Fachlehrer schon seit ewiger Zeit und kein Hahn kräht mehr danach. Man sollte auch bedenken, dass sog. Seiteneinsteiger eben auch fast nur in technischen Fächern zugelassen werden. In meinem Seminar gibt es keinen Seiteneinsteiger, der nicht mind. zwei naturwissenschaftliche Fächer hat. Also dürfte es für die Geisteswissenschaftler eh keine Konkurrenz bedeuten.
Ich empfinde Seiteneinsteiger als Bereicherung für jede Schule.
Viele Grüße und kann deine Freundin denn nicht gegen das Gutachten Widerspruch einlegen? Oder vielleicht doch die Schule wechseln?

Gruß

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