Zentralabitur - Chance oder Angriff auf den Föderalismus?

Umfrage und Diskussion über das aktuellste schulpolitische Thema

Bundeseinheitliches Zentralabitur - Chance oder Gefahr? (Achtung: nur eine Antwortmöglichkeit!)

Ja, ich bin uneingeschränkt für ein bundeseinheitliches Zentralabitur.
19
35%
Im Zuge der Globalisierung und der international vergleichbaren Master-Studiengänge sollte auch das deutsche Abitur vergleichbar sein.
11
20%
Durch ein Zentralabitur wird endlich auch die Studienplatzvergabe gerechter.
9
16%
Nein, ein einheitliches Zentralabitur ist nicht hilfreich.
8
15%
Das Zentralabitur ist nicht nötig, denn regionaler Wettbewerb belebt das Bildungsgeschäft.
2
4%
Wir brauchen kein Zentralbitur, denn die Staatsexamina und die Masterprüfungen an den Universitäten sind schließlich auch nicht bundeseinheitlich.
6
11%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 55

Titania
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Registriert: 31.08.2005, 19:14:18
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Beitrag von Titania »

Das Zentralabitur ist nur möglich, wenn nicht jedes BuLa sein eigenes Süppchen kocht, dh. der Förderalismus muss einem Zemtralismus im Bildungswesen weichen. Andererseits bin ich aber dem Förderalismus insoweit dankbar, dass wir hier nicht denselben Schwachsinn machen müssen, wie die Hessen. Für mich sieht diese Abstimmung also eher aus wie eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera.
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SL

Beitrag von SL »

Titania hat geschrieben:Das Zentralabitur ist nur möglich, wenn nicht jedes BuLa sein eigenes Süppchen kocht, dh. der Förderalismus muss einem Zemtralismus im Bildungswesen weichen.
Also nochmal:
Aufgrund eines KMK-Beschlusses vom 24.5.2002 gelten bereits seit 2005 "einheitliche Prüfungsanforderungen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch in den Ländern als Grundlage der fachspezifischen Anforderungen in der Abiturprüfung nach den Gegebenheiten der jeweiligen Abiturbestimmungen."
( http://www.kmk.org/doc/beschl/epa_rahmentext.pdf )

Die ganze Sache wird also wieder mal heißer gekocht als gegessen und von Aufgabe des Föderalismus kann echt keine Rede sein.

Titania
Beiträge: 365
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Beitrag von Titania »

Und wie funktioniert das in der Praxis? Muss Bayern sein Niveau runterschrauben oder fallen in anderen BuLäs mehr Abiturienten durch? Solange nicht gleich Lernausgangsvoraussetzungen von der Primarstufe an gelten, kann man keine gleichen Anforderungen im Abitur erfüllen. Sagt mir zumindest mein gesunder Menschenverstand.
Wer nie verliert, hat den Sieg nicht verdient

SL

Beitrag von SL »

Titania hat geschrieben:Und wie funktioniert das in der Praxis? Muss Bayern sein Niveau runterschrauben oder fallen in anderen BuLäs mehr Abiturienten durch? Solange nicht gleich Lernausgangsvoraussetzungen von der Primarstufe an gelten, kann man keine gleichen Anforderungen im Abitur erfüllen. Sagt mir zumindest mein gesunder Menschenverstand.
Ja, also wir haben dann ja auch 6 Wochen weniger Zeit...
Nein, Quatsch, war natürlich nur ein Spaß. :mrgreen:

Also, zunächst einmal, es funktioniert ja bereits. Und das große Gefälle besteht ja vor allem zu Bundesländern ohne Zentralabitur. Dort werden die Anforderungen dann eben steigen müssen.
Aber das hat nichts mir dem Niveau in Bayern zu tun, sondern vielmehr damit, dass ein Zentralabitur naturgemäß höhere Anforderungen an die Ausbildung stellt als ein schulinternes.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch mal selbstkritisch anmerken, dass Bayern längst nicht mehr so spitze ist, wie man es von seiten der Politik immer noch darstellt.
Zum einen hat Bayern die Oberstufenreform verschlafen, die BW bereits durchgeführt hat. Zum anderen hat BY zur Zeit gerade große Probleme mit dem überstürzt eingeführten G8.
Ulysses hat das ja bereits angedeutet.

luncatic
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Beitrag von luncatic »

SL hat geschrieben: Also, zunächst einmal, es funktioniert ja bereits. Und das große Gefälle besteht ja vor allem zu Bundesländern ohne Zentralabitur. Dort werden die Anforderungen dann eben steigen müssen.
.
ein zentralabitur sichert kein höheres niveau, ganz im gegenteil. ich arbeite in rlp (das letzte land ohne zentralabitur) und seit zwei jahren darf ich in der kommission arbeiten, die die prüfungen auswählt (für jeden kurs werden 3-5 prüfungsvorschläge beim ministerium eingereicht und dort wird eine ausgewählt, bis zum tag der prüfung weiß auch die schule nicht, welche prüfung letztlich kommt). ich habe schon den eindruck, dass - zumindest in meinen fächern - die aufgaben selbst schwerer sind als beispielsweise in den bayerischen prüfungen. und da ich selbst den fall auch schon miterlebt habe, dass allle vorschläge einer schule unbrauchbar waren und wir eine neue aufgesetzt haben, ist das niveau durchaus gesichert.

THX-1138
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Beitrag von THX-1138 »

luncatic hat geschrieben:ich habe schon den eindruck, dass - zumindest in meinen fächern - die aufgaben selbst schwerer sind als beispielsweise in den bayerischen prüfungen.
english-kollegen verglichen ZA-aufgaben aus NRW und BY und haben dabei festgestellt, dass die inhalte bzw. kompetenzen, die SuS zum erfolgreichen lösen der aufgaben zwar die gleichen, oder zumindest vergleichbar sind. der unterschied, der zum besseren abschneiden bayrischer abiturienten führt (mutmaßung) ist die kleinschrittigkeit der aufgabenstellung im freistaat.
nrw-schüler bekommen den text und die aufgabe, diesen zu analysieren. das wissen um die akspekte einer analyse wird in nrw vorausgesetzt! die bayern splitten das ganze in teilaufgaben und führen den schüler quasi an den hand / leine(?) durch die analyse.
Zuletzt geändert von THX-1138 am 01.09.2007, 13:41:07, insgesamt 1-mal geändert.

Giftzwerg
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Beitrag von Giftzwerg »

In NRW wurde das Zentralabitur ja dieses Jahr zum ersten Mal durchgeführt. Mir haben mehrere Lehrer gesagt, dass sie die Aufgaben als zu leicht ansehen. Sie hätten schwierigere Aufgaben gestellt...
Es ist nicht schlimm, wenn man mal hinfällt. Schade ist es, wenn man liegen bleibt.
Klassenleitung einer 6. und einer 7. Klasse.

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