Dauer des Referendariats

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Wie lange sollte das Referendariat dauern?

Ein Jahr
105
29%
Eineinhalb Jahre
125
34%
Zwei Jahre
136
37%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 366

LarsL
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Re: Dauer des Referendariats

Beitrag von LarsL »

@Katharina Schneider:
Naja, in Pädagogik und Psychologie werden Dinge erzählt, die jedem klar sind. Dann werden manchmal irgendwelche Spielchen gespielt, die danach völlig unwissenschaftlich analysiert werden. Beispiel: 5 Gruppen sollten sich 45 Minuten mit einem Thema beschäftigen und danach 5 Minuten vortragen. Ergebnis: Wer sich mit einer Sache selber beschäftigt lernt mehr als derjenige, der nur einen Vortrag hört ... Daß es sich dabei um einen Vergleich von 45min. vs. 5 Minuten handelte war anscheinend nicht so wichtig. Die Konsequenz für uns sollte dann sein, daß wir Schüler dazu animieren Dinge selbst zu erarbeiten. Ich sage ja nicht, daß letzteres falsch ist aber die Argumentationskette dahin ist meiner Ansicht nach völlig unbrauchbar! Da ich derzeit im Einsatzjahr bin, unterrichte ich 17h pro Woche und komme eigentlich ganz gut klar. Deshalb stelle ich mir halt die Frage, warum ich mich mit 1000 EUR/Monat rumschlagen muß. Meiner Ansicht nach sind wir einfach nur billige Arbeitskräfte! Naja, meine Sichtweise ist halt ein bißchen durch die Wirtschaft geprägt, dort läuft die "Anlernphase" etwas zufriedenstellender ab.
Zuletzt geändert von LarsL am 10.03.2010, 0:11:17, insgesamt 1-mal geändert.

Illi-Noize
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Re: Dauer des Referendariats

Beitrag von Illi-Noize »

Meine Mutter meinte so "nett": "Wie sind denn die Stunden von der Seminararbeit gelaufen?"
Ich: "Passt scho."
Sie: "Was heißt passt scho? Wie fand der Betreuungslehrer die Stunden?"
Ich: "Der hat die natürlich nicht gesehen, der muss nur 3 mal pro Halbjahr kommen."
Sie: "Was ist das denn für ein Witz, wie will man so eine Arbeit fair bewerten, wenn niemand die Stunden dazu gesehen hat?"

Und da hat sie recht...

Illi-Noize
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Re: Dauer des Referendariats

Beitrag von Illi-Noize »

Klar schreibe ich darüber. Aber ob ich die Wahrheit schreibe, das könnte nur der Betreuunslehrer den beiden Beurteilern mitteilen.

Ulysses
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Re: Dauer des Referendariats

Beitrag von Ulysses »

[quote="Illi-Noize"]Klar schreibe ich darüber. Aber ob ich die Wahrheit schreibe, das könnte nur der Betreuunslehrer den beiden Beurteilern mitteilen.[/quote]

das Argument trifft den Punkt nicht so ganz. bei anderen wissenschaftlichen Arbeiten können die Prüfer ja auch nicht bei jedem Experiment, jeder Untersuchung, jeder Feldforschung, jedem Quellenstudium usw. dabei sein. auch die Forschungsliteratur können sie nie im ganzen lesen.

von daher könntest du argumentieren, dass jede Prüfungsarbeit ein Witz ist und unzureichend bewertet wird. ja, man könnte sogar die ganze Forschungsliteratur in die Tonne treten, denn wie soll z.B. ein Wissenschaftler die Publikation eines Fachkollegen für seine eigenen Forschungen verwenden können, wenn er sie nur dann beurteilen könnte, wenn er selber bei dessen Forschungen zugegen gewesen wäre?

ich denke, gerade das ist der Kernpunkt der schriftlichen Hausarbeit im Referendariat: selbständig unter Verwendung einschlägiger Fachliteratur eine eigenständige Unterrichtsreihe entwerfen, durchführen, die Ergebnisse reflektieren [b]und[/b] das ganze dann so darstellen, dass auch jemand, der nicht dabei war, die Ergebnisse der Reflexion beurteilen kann.

das klingt vielleicht für den Lehrerjob recht unnötig, da man ja eher selten ausführliche Arbeiten über seinen Unterricht schreibt. trotzdem halte ich es für sinnvoll, weil man so gezwungen wird, einmal ausführlich über den Sinn und Unsinn des eigenen Tuns nachzudenken und die eigenen Gedanken intersubjektiv verständlich aufzubereiten. das ist nicht mehr und nicht weniger, als wir tagtäglich im Lehrerzimmer tun, wenn wir uns gegenseitig Tipps geben, um Rat fragen oder einfach nur aus gegenseitiger Neugier und erzählen, was wir so machen.

da so oft das Einzelkämpfertum des Lehrerberufs beklagt wird, sollte klar sein, wie wichtig es ist, wenn man das gut hinkriegt. und da ist die Hausarbeit doch eine sehr gute Übung (ebenso wie die Lehrprobenentwürfe), denn was man ausführlich und intensiv im Großen geübt hat, das kriegt man umso besser auch spontan im Kleinen hin.

Scooby

Re: Dauer des Referendariats

Beitrag von Scooby »

[quote="SL"]Erstens bewertet nicht Ihr Betreuungslehrer die Arbeit sondern ihre Seminarlehrer. Und zweitens müssen auch die die Stunden nicht sehen (und werden dies in der Regel auch nicht), denn Sie schreiben ja in Ihrer Arbeit darüber.[/quote]

Und drittens hab ich genau aus dem Grund meine Stunden für die Arbeit noch an der Seminarschule gehalten (an der Realschule geht das am Ende des ersten Jahres) und die Seminarlehrkraft dazu eingeladen (die dann auch zweimal da war) und viertens hab ich genau aus dem Grund während der Produktions- und Präsentationsphasen eine Kamera mitlaufen lassen und die Schlüsselszenen anschließend zu einem knapp zehnminütigen Film zusammengeschnitten. Steht ja jedem frei, das so zu machen.

Zum ursprünglichen Thema: Das System an der bayerischen Realschule finde ich sehr gelungen: Ein Jahr an der Seminarschule in aller Ruhe die Basics wiederholen und ausprobieren (1. HJ), im zweiten Hj. dann unter regelmäßiger Betreuung bis zu 8 Stunden halten und im zweiten Jahr dann an einer Einsatzschule unter nur mehr gelegentlicher Beobachtung und weitgehend frei 16 Stunden halten und in dieser Zeit dann auch die Prüfungen machen. Das heißt, dass der Pegel die ganze Zeit über konstant mittel bleibt und auch noch genug Zeit für Freizeit, Familie, etc. bleibt.

LarsL
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Re: Dauer des Referendariats

Beitrag von LarsL »

@Ulysses: Ich denke man sollte die Facharbeit nicht mit einer wissenschaftlichen Arbeit gleichstellen, denn diesem Anspruch wird sie ganz sicher in der Regel nicht gerecht. Wenn jemand beispielsweise eine wissenschaftliche Arbeit in der Biologie verfasst, wurden da z.B. Experimente durchgeführt und die Ergebnisse analysiert. Dies findet im Normalfall in einem statistisch relevanten Rahmen statt, während die Facharbeit z.B. die Erfahrungen einer Unterrichtssequenz widerspiegelt. Diese ist nicht von Anderen unter gleichen Bedingungen wiederholbar und somit nicht verifizierbar. Was in meinem Unterricht gut gelaufen ist muß bei Dir noch lange nicht gut laufen und umgekehrt.

Illi-Noize
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Re: Dauer des Referendariats

Beitrag von Illi-Noize »

Scooby hat geschrieben:und im zweiten Jahr dann an einer Einsatzschule unter nur mehr gelegentlicher Beobachtung und weitgehend frei 16 Stunden halten
Inzwischen 17 ;-) Habe 13 Mathe-Stunden, 2 BWR und 2 WR (+ Sprechstunde, + 2 Besprechungsstunden), also quasi 20 Stunden Anwesenheit ohne mögliche Freistunden. Ist unter'm Strich immer noch weniger als im 1. Jahr (6 Fachsitzungen in den Fächern + 10 Stunden, 6 Fachsitzungen am Nachmittag) und dazu noch ein freier Tag, so dass mir das 2. Jahr deutlich besser gefällt als das 1. Jahr.

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