Boom der Privatschulen - staatliches Schulsystem am Ende?

Umfrage und Diskussion über das aktuellste schulpolitische Thema
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AnnieL

Beitrag von AnnieL »

abc
Zuletzt geändert von AnnieL am 28.09.2008, 3:53:28, insgesamt 1-mal geändert.

kakaotrinkerin

Beitrag von kakaotrinkerin »

Deine Ausführungen sind interessant und haben sicherlich auch Diskussionswert, aber es soll doch hier speziell um das Thema Privatschulsystem gehen, wenn ich mich nicht täusche.

Die Problematik der Bewertung/ Beurteilung von Schülerleistungen ist sowohl an der PS als auch an staatlichen Schulen problematisch.

Dass Werterziehung und Noten fürs Betragen nicht unbedingt immer fruchten oder das tatsächliche Betragen oder die moralische Entwicklung eines S. abbilden können, wird sicherlich auch niemand bestreiten.

Das ist aber sicher an allen Schulformen ein Problem.

AnnieL

Beitrag von AnnieL »

abc
Zuletzt geändert von AnnieL am 28.09.2008, 3:53:07, insgesamt 1-mal geändert.

Herbie
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Beitrag von Herbie »

Wie dem auch sei, ich finde, wir sollten aufhören, nach der alleinseligmachenden „Schule für alle“ zu suchen, da wir niemals mit einer solchen Schule, wie immer sie auch geartet sein mag, alle zufrieden sein werden.

Die einen wollen strenge Lehrer, die anderen nicht; die einen wollen Religionsunterricht in der Schule, die anderen nicht; die einen sagen, Mathe sei das wichtigste Fach in der Schule, die anderen sehen's ganz anders; die einen wollen das Sitzenbleiben abschaffen, die anderen sehen genau das als Bankrotterklärung ...

Ich würde sagen, da hilft nur das Motto: „Viele Wege für viele Überzeugungen und viele Begabungen“. Wir haben schließlich auch nicht „einen Arbeitgeber für alle“ oder „einen Beruf für alle“ oder „einen Laden, in dem alle einkaufen“ ...

Ich kann gut damit leben, daß es Menschen gibt, die finden, der Lehrer ein guter Kumpel des Schülers sein müsse. Aber: Ich möchte an einer anderen Schule unterrichten. Nämlich an einer, wo die Leute hingehen, die das genauso sehen wie ich.

Um nun zum eigentlichen Thema zurückzukommen: Ich unterstütze grundsätzlich die Entwicklung hin zu mehr Privatschulen. Alles, was Vielfalt begünstigt und Einfalt zurückdrängt, ist tendenziell positiv zu bewerten.
Gruß von [color=#008000][b][i]Herbie[/i][/b][/color]

Kajana
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Beitrag von Kajana »

Tja, was habe ich an einer Privatschule erlebt...

Die Lehrer wechselten dort ständig, weil sie trotz mehr Arbeit viel schlechter bezahlt wurden und somit lieber schnell ins staatliche Schulsystem wechselten (b.t.w. in Sachsen sind Lehrer angestellt, also lockt hier nichtmal die Verbamtung).
Wer länger krank war oder immer mal wieder fehlte, weil man selber krank war oder das Kind, wurde angeschrieben und ermahnt, sich zusammenzureißen und nicht immer zu fehlen.

Man hatte gefälligst zu tun, was die Eltern wollten, schließlich legen sie jeden Monat viel Geld auf den Tisch. Das Klientel war/ist entsprechend: Schule nur für Reiche.
Die Chefin stand nicht hinter einem, sondern gab immer den Eltern recht, auch wenn die Entscheidung noch so absurd und definitiv nicht zum Wohle des Kindes war.

Vom Konzept her klingt alles erstmal schön und am Anfang war es das sicher auch.
Aber mit Zunahme der Schülerzahlen wurden gar nicht mehr alle Kinder gleich gefördert und behandelt. Hat ein Schüler Dreien, werden die Eltern heranzitiert. Dreien sind ein Problem. In dieser Schule haben die Schüler doch alle nur Einsen und Zweien (wer's glaubt).
Natürlich schneidet man immer als beste in Orientierungsarbeiten, bei Wettbewerben etc. ab. In entsprechenden Artikeln werden allerdings keine Vergleichszahlen aufgeführt. Ein Schelm, wer böses dabei denkt...

Schön fand ich, dass immer genug Material da war. Es war kein Problem, für den Unterricht z.B. bunte Papierbögen zu bekommen, um mit dem Schülern zu arbeiten oder kreativ etwas zu gestalten.
Allerdings mussten alle Schüler Bücher und Hefte kaufen und oft wurden die Arbeitshefte nicht genutzt.

Ich weiß von anderen privaten, dass die Klassen dort nicht unbedingt kleiner sind und sie auch mit diversen Problemen zu kämpfen haben.

Mein Fazit: eine Schule - egal ob öffentlich oder privat - steht und fällt mit ihrem Personal, vom Chef bis zur Putzfrau.
Mit ein bisschen Geschick kann auch eine staatliche Schule gut ausgestattet und ein schöner Lernort sein.
Und letzten Endes kommt es ja auf die Menschen an...

AJ05
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Beitrag von AJ05 »

Ich möchte gar nicht bestreiten, dass das Geschriebene hier nicht stimmt. Allerdings erwecken einige Beiträge den Eindruck, dass auf einer privaten Schule die Noten hinterhergeschmissen werden, es keine Probleme geben darf und die Eltern mit viel Geld alles erreichen können.

Stimmt meiner Meinung nach nicht. Mir sind noch im Studium Leute begegnet, die das Vorurteil offen aussprachen und meinten " Ahhh...Bonzenschule!" Tja, auf so unqualifizierte Meinungen könnte ich auch antworten: "kann ja nichts dafür, dass Deine Eltern kein Geld hatten. Sozialneider!" So kommen mir hier einige Beiträge vor.

Ich kenne auch sehr viele Lehrer, die eben nicht nur auf die Kohle schauen. Sie verdienen immer noch ganz gut und ziehen dann eine gute Arbeitsatmosphäre gern vor. Ja, es ist eben so, dass man mit Geld mehr in der Schule bewirken kann. Und ich finde es auch nicht schlimm, wenn die Eltern dann tatsächlich mal zum Elternsprechtag antanzen.

Und warum sollte es in einer Privatschule keine Probleme geben? Die Schüler bewegen sich doch wie alle anderen Kinder auch draußen in der freien Umwelt. Drogen und andere Probleme gibt es eben auch dort.

Und nochmal: Eltern, die ihre Kinder auf Privatschulen schicken sind nicht gleich Bonzen und reiche Schickis. Es sind oft auch ganz normale Eltern, die sich einen Urlaub weniger leisten oder eben gar keinen, die nicht jeden Monat die neuesten Nike-Schuhe ihren Kindern kaufen, sondern sie mal zum Klavierunterricht schicken etc. Sagt doch mal ehrlich wie teuer manche Privatschulen im Monat sind! Wir reden doch hier nicht von den Ausnahmen wie Salem etc., sondern von ganz normalen Schulen.

Es gibt ja nun auch genügend staatliche Schulen, die einen sehr guten Ruf haben und auf die die Bonzenkinder auch gehen. Für mich klingt hier bei einigen der Sozialneid ganz gewaltig durch!

Ich habe nichts dagegen, wenn auch die Bildungsschicht weiter gefördert wird und sich selbst weiter fördert. Bidlungsschicht heißt eben oft auch Mittelschicht, die in unserer aktuellen politischen Debatte ja leider viel zu kurz kommt. Und da liegt erstmal der Fehler! Und Lehrer heißt für mich nicht immer gleich Sozialarbeiter.

Rico
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Registriert: 17.02.2007, 15:37:23

Beitrag von Rico »

Ich kenne keine Zahlen, aber die meisten privaten Schulen sind doch wohl staatlich anerkannte Schulen in kirchlicher Trägerschaft, in denen die Lehrer weitgehend unter gleichen Bedingungen arbeiten wie an staatlichen Schulen und an denen kein Schulgeld gezahlt wird. Dementsprechend gemischt kann auch die Schülerschaft sein.

Nach meiner Erfahrung identifizieren sich Schüler, Lehrer und Eltern sich mit einer solchen Schule viel stärker als dies an einer staatlichen Schule der Regelfall ist. Darin sehe ich einen großen Pluspunkt.

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