Wieviel "private Einbindung" in Schule und Studien

Habt ihr Fragen speziell an Ehemalige? Einige Junglehrer, die auch in der Referendarsbetreuung tätig sind, versuchen euch zu helfen.
pferdchen

Wieviel "private Einbindung" in Schule und Studien

Beitrag von pferdchen »

eine wichtige frage, die mich auch schon im vorfeld beschäftigt:

wie hoch ist die private einbindung in schule und studienseminar, mit der man während des refs rechnen muß?

ich meine jetzt solche dinge wie "kollegentreffs" (sei es fussballspielen, jubiläum.. was weiß ich) oder kneipenabende mit mitreferendaren.

ich weiß, für einen teil der personen hier wird sich das merkwürdig anhören, weil sie diese dinge gerade herbeisehnen und erleichtert sind, wenn sie in einer fremden stadt jemanden jemanden zum reden finden, aber bei mir verhält es sich genau anders herum. bin ein introvertierter typ, hab nur meine ein bis zwei handverlesenen freunde und das wars. mehr brauch ich nicht. vor allem keine gruppentreffs, clübchen etc.;

nur ist es ja leider nun so, dass man schnell schief angeguckt wird, wenn man sich aus solchen aktivitäten komplett heraushält. -wie sind/waren da eure erfahrungen?




grüße,

pferdchen

Reffi
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Beitrag von Reffi »

Ich denke private Einbindung ist sehr wichtig und denke nicht, dass man sich aus Gruppenbildung und Stammtischen etc. raushalten sollte. Diese helfen doch, gerade um an den Erfahrungen der anderen teilzuhaben. Gerade als Lehrer sollte man doch seine soziale Kompetenz erweitern, bzw. sie erwerben, falls man keine hat. Meiner Meinung nach solltest Du da an Deiner Einstellung arbeiten und versuchen, extrovertierter zu werden, Introvertiertheit ist doch auch im Unterricht nicht gut, schließlich handelt es sich um einen Beruf, bei dem Sozialverhalten und Extrovertiertheit wichtiger ist als in jedem anderen. Wie möchtest Du denn mit den Schülern umgehen und auf sie zugehen, wenn Du so introvertiert bist, dass Du mit Deinen Kollegen nichts zu tun haben möchtest oder würdest Du das trennen? In diesem Beruf ist es meiner Meinung nach nicht möglich, das Privatleben nicht in den Beruf mit einfließen zu lassen.
Viele Grüße
Reffi

pferdchen

Beitrag von pferdchen »

hallo reffi,

genau, das ist ja das verrückte:
ich kann sowas extrem gut trennen. beruflich in der lehrerrolle kann ich extrovertiert sein, witze machen. aber privat blocke ich ab. möchte, dass mir in den pausen weder ein kollege noch ein schüler private fragen stellt.

ich könnt das zB auch nie (wie ich das mal in einem lehrerzimmer erlebt habe zw. den kollegen) schwätzchen über mein privatleben halten, was ich am wochenende gemacht habe, wohin ich in den urlaub, wie es mir geht (btw: sollte man da überhaupt je ehrlich sein?). ich mag solche dinge mit niemandem teilen außer wirklichen freunden. wenn mich menschen auf solche dinge anreden, zu denen ich kein vertrauen habe, antworte ich nur mit ja und nein.


stell mir diesen spagat zw. beruf und privat auch irre schwierig. ich seh ja durchaus ein, dass austausch am anfang wirklich sinnvoll ist, aber gleichzeitig graut mir davor.

bzw. ich würds mal so ausdrücken:
vor den "sinnvollen" treffen (supervission oder wie das heute neumodisch heißt) würd ich schon hingehen, aber dieses gesellschaftliche zu pflegen, nur um des spaßes willen, da bin ich halt nicht der typ für.

noch was: ich könnt mir wirklich gar nicht vorstellen, eine horde schüler in meine wohnung einzuladen, was ja auch viele lehrer sehr gerne machen.
ich hab das schon umgekehrt als schülerin nicht gemocht. mir war das viel zu privat.

andererseits wird heute in den medien (denke gerade an eine ZDF-reportage vor einer woche) ein lehrertyp gewünscht, der seinen schüler kumpelhaft um den hals fällt und private grillpartys für sie schmeißt.

versteht das einer? bzw. welche rolle vertretet ihr da?

:roll:

Reffi
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Beitrag von Reffi »

Hallo Pferdchen,
ich könnte mir vorstellen, dass Du in der Schule auf wenig Verständnis stoßen wirst, weil Dir Dein Verhalten als Arroganz oder Sturheit o. ä. ausgelegt werden. Die Wenigsten können sich mit dieser Einstellung identifizieren denke ich. Ich wünsche Dir auf jeden Fall trotzdem viel Glück im Referendariat, aber schau zwischendurch vielleicht doch mal nach links und rechts, eventuell entgehen Dir neue Freunde. Auf keinen Fall solltest Du Dich allerdings verbiegen und Dich zum Smalltalk und privatem Geplauder zwingen. Wenn es Dir nicht liegt, dann lass es lieber sein, gekünsteltes Verhalten nimmt man niemandem ab. Das merkt man.
Viele Grüße
Reffi

Kajana
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Beitrag von Kajana »

Ich hatte im letzten Schuljahr eine Kollegin, die die Grenze ganz klar gezogen hat. Wochenenden waren bei ihr immer privat, da wollte sie mit Schule nichts zu tun haben (Ausnahmen wie TdoT o.ä. waren aber ok, weil nur selten).
Jeder im Kollegium hat das akzeptiert.

Ich könnte mir vorstellen, das auch mal konsequent so zu handhaben.
Unter der Woche mit den Kollegen ein Bierchen trinken zu gehen, muss ja nicht heißen, dass du dein Privatleben vor allen offen präsentierst. Versuch, gelegentlich dabei zu sein, aber habe auch keine Angst, den ein oder anderen Kollegenschwatz mal abzusagen. Ich mache das auch, das nimmt dir keiner krumm.
Übrigens: auch am Stammtisch geht's oft nur um die Schule und die Schüler.

Kaj

Lichtschlag
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Beitrag von Lichtschlag »

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Zuletzt geändert von Lichtschlag am 31.10.2006, 13:12:36, insgesamt 5-mal geändert.

luncatic
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Beitrag von luncatic »

mal ganz davon abgesehen, dass ich es persönlich nicht nachvollziehen kann, wie man sich so abkanzeln kann und bloß keine minute länger mit kollegen verbringen will als man zwingend muss (noch dazu, wenn man sie noch nicht einmla kennt), denke ich nicht, dass es besonders sinnvoll ist. zum einen findet gerade im informellen rahmen sehr viel wichtiger austausch statt, zum anderen wird das betriebsklima dadurch deutlich besser.
mal ganz davon abgesehen empfinde ich es von solchen kollegen als besonders unverschämt, dass sie sich penetrant weigern mit auf klassenfahrt zu fahren (weil man da ja seine private freizeit verliert) und regelmäßig ausflüge beim studientag abgeblockt werden (motte: "lieber in der schule bleiben, dass können wir um spätestens 15 uhr wieder abhauen."). ich denke nicht,d ass jemand mit solchen sozialphobien ausgerechnet in einem solchen umfeld arbeiten sollte. wer nichts mit anderen menschen zu tun haben will, ist imho in der schule völlig fehl am platz.

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