Lehrer werden ja oder nein?

Habt ihr Fragen speziell an Ehemalige? Einige Junglehrer, die auch in der Referendarsbetreuung tätig sind, versuchen euch zu helfen.
Thisbe
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Re: Lehrer werden ja oder nein?

Beitrag von Thisbe »

Ich kann auch nur sagen: Die Kritik meiner Fachleiter ist immer sehr konstruktiv und ich empfinde die Anleitungen und Kritik als Hilfestellung sowie die Betreuung als erstklassig, bekomme praxistaugliche Tipps zu meinen Klassen und in der Vorbereitung auf eine Lehrprobe immer Hinweise, die mich wirklich weiterbringen oder weiterbringen sollen - was ich draus mache, ist ja meine Sache. Das hat bei uns einen "Mentor-Charakter", von dem ich sehr positiv überrascht bin.

User65
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Re: Lehrer werden ja oder nein?

Beitrag von User65 »

lisamaus hat geschrieben: Eigentlich wollte ich Ausbilder in einem größeren Betrieb werden, also Azubis auswählen, betreuen, innerbetrieblichen Unterricht durchführen usw. Das war schon immer mein Traum.
Das kann ich verstehen. Würde ich auch gerne machen. Solche Jobs sind aber sehr, sehr rar, und man muss dazu sicher auch örtlich sehr flexibel sein.

Du musst bedenken, dass der Umgang mit Jugendlichen im Ausbildungsbetrieb ganz anders ist als in der Schule. Ein Betrieb hat notfalls sehr heftige Sanktionsmöglichkeiten, von denen Schullehrer nur träumen können.

Wenn du jetzt einen guten Job hast, der auch einigermaßen sicher ist, würde ich mir das Referendariat nicht mehr antun.
Man kann auch ohne Alkohol Spaß beim Feiern haben. Aber ich gehe auf Nummer sicher.

KB207
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Re: Lehrer werden ja oder nein?

Beitrag von KB207 »

Dass im Referendariat systematisch jemand gebrochen wird, ist genauso ein Mythos wie "Lehrer haben ab Mittag Freizeit." Subjektiv kann das in Einzelfällen oder sogar in einzelnen Seminaren so sein, aber wenn ich für mich spreche, hatte ich eine teils sehr stressige, aber gute Zeit.
StR
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Sokrates2011
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Re: Lehrer werden ja oder nein?

Beitrag von Sokrates2011 »

lisamaus hat geschrieben: Angst habe ich durchaus vor dem Referendariat, ich bin ja keine 20 mehr und bin es gewohnt als vollwertiger Mitarbeiter wahrgenommen zu werden.
Diesen Punkt würde ich nicht zu sehr gewichten. Innerhalb der Schule kann man durchaus als vollwertiger Mitarbeiter wahrgenommen werden, das hängt einfach stark von Deinem Selbstbild / Auftreten ab. Ansonsten ist man in einer Ausbildungsrolle, OK, aber erstens hat das auch Vorteile und zweitens kommt man da schon irgendwie durch.
lisamaus hat geschrieben:Und natürlich ängstigen mich die Lehrerbedarfsprognosen.
Das ist natürlich nicht von der Hand zu weisen - kommt aber sehr auf BL und Schulfächer an. Alle Auskünfte zu diesen Thema sind immer Blicke in die Glaskugel...
lisamaus hat geschrieben: Ach und was mich momentan auch abschreckt: ich habe nur Erfahrungen im Unterrichten von Erwachsenen. Keine Ahnung, wie ich mit Disziplinproblemen und Pubertät zurecht kommen kann.
Das kann man zum Glück lernen, wenn man sich die richtigen Vorbilder / Ausbilder / Fortbildungen etc. exakt zu diesem Thema sucht. Je nach Typ kann dieser Lernprozess natürlich unterschiedlich dauern / erfolgreich verlaufen. Dass es sich um "reine" Typsache handelt, ist aber ein Gerücht. Professionalisierung ist möglich und eine gute Ausbildung besteht darin, dass sie Dir im besten Fall genau dies bietet.
lisamaus hat geschrieben:Was mich aber eben immer umtreibt ist das Bild des Lehrers, welches ich als Idealbild habe. Ich finde mich nicht zu 100% in diesem Idealbild wieder und weiß nicht, ob ich zu hohe Ansprüche definiere, oder ob das ein Zeichen sein sollte, dass ich es lieber bleiben lassen sollte. In meinen Augen sollte man nicht Lehrer wegen der Bezahlung werden, aber genau die ist es, die mich reizt. Mein Gedankengang ist in etwa "wenn ich momentan doch eh' schon unterrichte, warum sollte ich es dann nicht für mehr Geld machen?"
Ketzerischer Gedanke: Was ist daran so schlimm, es "nur" wegen der Bezahlung zu machen? Solange Du es 1) gut machst und 2) gerne machst?

Bei allen Ärzten, Handwerkern, Anwälten etc. erwarte ich doch auch nur, dass sie ihren Job ordentlich erledigen; wie ihre privaten Ideale dazu aussehen, ist schlichtweg uninteressant. Warum glauben eigentlich alle, bei Lehrern müsse das total anders sein?

lisamaus
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Re: Lehrer werden ja oder nein?

Beitrag von lisamaus »

Hallo nochmal,

vielen Dank für die vielen Kommentare/Anregungen schon mal.

Ich bin immer noch hin und her gerissen, was ich machen soll. Aber nächste Woche ist Anmeldeschluss.
sokrates2011 hat geschrieben:
lisamaus hat geschrieben: Was mich aber eben immer umtreibt ist das Bild des Lehrers, welches ich als Idealbild habe. Ich finde mich nicht zu 100% in diesem Idealbild wieder und weiß nicht, ob ich zu hohe Ansprüche definiere, oder ob das ein Zeichen sein sollte, dass ich es lieber bleiben lassen sollte. In meinen Augen sollte man nicht Lehrer wegen der Bezahlung werden, aber genau die ist es, die mich reizt. Mein Gedankengang ist in etwa "wenn ich momentan doch eh' schon unterrichte, warum sollte ich es dann nicht für mehr Geld machen?"

Ketzerischer Gedanke: Was ist daran so schlimm, es "nur" wegen der Bezahlung zu machen? Solange Du es 1) gut machst und 2) gerne machst?

Bei allen Ärzten, Handwerkern, Anwälten etc. erwarte ich doch auch nur, dass sie ihren Job ordentlich erledigen; wie ihre privaten Ideale dazu aussehen, ist schlichtweg uninteressant. Warum glauben eigentlich alle, bei Lehrern müsse das total anders sein?
Du hast wohl Recht. Mein Problem ist wohl, dass es zwei Berufe gäbe, bei denen ich mit voller Überzeugung sagen würde, dass ich dafür geschaffen wäre. Aber die sind eben unrealistisch. Weil Job a) typischer kleiner Mädchen-Traum ist und Job b) einfach zu wenige Stellen in der betrieblichen Erstausbildung vorhanden sind.


Ich bin also ein wenig weiter und denke, dass ich mich zu 80% anmelden werde.

Das wirft aber weitere Fragen auf:
  • Ich habe einen Dozentenvertrag an der Volkshochschule. Nachdem im Referendariat das Geld nicht so dicke ist würde ich das gerne weitermachen. Ich habe gehört, dass Nebenjobs durchaus erlaubt sind, aber vom Seminar genehmigt werden müssen. Ist das eher so ein durchwinken, oder gestaltet sich das schwierig?
  • Ich werde wahrscheinlich dieses Jahr noch heiraten, aber jetzt bin ich es noch nicht. Da schaue ich dann in die Röhre mit den Sozialpunkten, oder?
  • Bei verheirateten gibt es ja Trennungsgeld und Fahrtkostenersatz, wenn man wo anders hin versetzt wird. Gibt es das auch schon im Referendariat? Mit wie viel kann man da rechnen?
Sorry, jetzt sind einige Fragen wohl eigentlich aus anderen Forenkategorien dabei, aber irgendwie lauter neue Fäden aufmachen fand ich auch blöd.
Vier ist bestanden, bestanden ist gut und gut ist fast eine Eins!

SamBell
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Re: Lehrer werden ja oder nein?

Beitrag von SamBell »

lisamaus hat geschrieben:Ich habe gehört, dass Nebenjobs durchaus erlaubt sind, aber vom Seminar genehmigt werden müssen. Ist das eher so ein durchwinken, oder gestaltet sich das schwierig?
Bei uns war es, wenn die Noten ok waren, eher ein Durchwinken.

Sokrates2011
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Re: Lehrer werden ja oder nein?

Beitrag von Sokrates2011 »

lisamaus hat geschrieben: Du hast wohl Recht. Mein Problem ist wohl, dass es zwei Berufe gäbe, bei denen ich mit voller Überzeugung sagen würde, dass ich dafür geschaffen wäre. Aber die sind eben unrealistisch. Weil Job a) typischer kleiner Mädchen-Traum ist und Job b) einfach zu wenige Stellen in der betrieblichen Erstausbildung vorhanden sind.
das kann ich natürlich nicht beurteilen. Wenn Du die Gelegenheit hast, einen anderen Beruf auszuüben, den du lieber machen würdest - warum nicht? Ansonsten könntest Du das Ref. ja immer noch als eine Zeit sehen, in der Du dem Lehrerberuf eine Chance gibst. Denn erst nach einiger Praxis kannst Du ja entscheiden, ob das etwas für Dich ist.

(Bringt natürlich nur etwas, wenn es eine "faire" Chance ist, sprich, wenn Du berücksichtigst, dass in einer Ausbildungssituation eben vieles noch nicht klappt und nicht bei jedem Rückschlag gleich an allem zweifelst - ist im Alltag oft alles andere als leicht, aber ich will's zumindest mal gesagt haben...)
lisamaus hat geschrieben: Das wirft aber weitere Fragen auf:
  • Ich habe einen Dozentenvertrag an der Volkshochschule. Nachdem im Referendariat das Geld nicht so dicke ist würde ich das gerne weitermachen. Ich habe gehört, dass Nebenjobs durchaus erlaubt sind, aber vom Seminar genehmigt werden müssen. Ist das eher so ein durchwinken, oder gestaltet sich das schwierig?
das hängt im Wesentlichen vom Umfang der Nebentätigkeit ab. Wenn es "nur" um einen Kurs in der Woche geht, sollte das eigentlich kein Problem sein. In meinem Seminar gab es glaube ich sogar eine Art Richtlinie, dass Nebentätigkeiten, die dem Ausbildungsziel ähneln wie z.B. Lehraufträge etc., besonders gute Genehmigungschancen haben. Dass es im Ermessen der Seminarleitung liegt, kann dir durchaus zugute kommen - das Argument, dass Du das Geld brauchst, sollte das schon was zählen, vermute ich mal.
lisamaus hat geschrieben: Ich werde wahrscheinlich dieses Jahr noch heiraten, aber jetzt bin ich es noch nicht. Da schaue ich dann in die Röhre mit den Sozialpunkten, oder?
richtig. Sozialpunkte kriegst Du nur für den Familienstand, den Du JETZT hast. Könnte höchstens sein, dass Du die Heirat noch nachmelden kannst, wenn Du vor dem Antritt des Ref. heiratest.
lisamaus hat geschrieben: Bei verheirateten gibt es ja Trennungsgeld und Fahrtkostenersatz, wenn man wo anders hin versetzt wird. Gibt es das auch schon im Referendariat? Mit wie viel kann man da rechnen?
nie gehört. Eine Versetzung liegt in Deinem Fall ja auch nicht vor. "Versetzt" wirst Du dann, wenn Du als Staatsdiener bereits am Ort A arbeitest und der Dienstherr dich DANN an den Ort B schickt.

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