Eingewöhnung in volle Stelle? Kündigung?

Habt ihr Fragen speziell an Ehemalige? Einige Junglehrer, die auch in der Referendarsbetreuung tätig sind, versuchen euch zu helfen.
Benutzernämin
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Eingewöhnung in volle Stelle? Kündigung?

Beitrag von Benutzernämin »

Hallo zusammen,

ich bin vorr. Oktober 2014 fertig mit dem Ref. Meine UBs bisher liefen i.O., wobei ich keine überfliegermäßigen Noten erwarte. Dennoch denke ich, dass ich die UPP packen würde. Die Schule, an der ich bin, ist nett, prinzipiell würde ich gerne bleiben; die Schule hat auch Bedarf an meinen Fächern, kann mit aber natprlich nichts versprechen...

Doch unabhängig von der Schule, habe ich einfach starke Selbstzweifel, ob / wie ich eine volle Stelle mit 27 Stunden schaffen soll, wenn es denn mal so weit ist?!

Dazu sollte ich sagen, dass ich mom. auch ein mächtiges Motivationsproblem habe, was die Unterrichtsvorbereitung angeht. Mache tatsächlich nur das notwendiste für den selbstständigen Unterricht und auch für den Ausbildungsunterricht und die UBs veranstalte ich kein Feuerwerk der Didaktik. Fachlich bin ich den Schülern (zumindest in dem einem Fach) meist auch nur 2 Stunden etwas voraus. Ich nehme mir Zeit für meinen Mann und mich selbst und Freunde (Sport machen, etc.) und das will ich auch beibehalten, denn ich arbeite um zu leben und nicht anders herum! Wie gesagt, bisher komme ich auch gut so durch das Ref.

Meine Frage an die Ehemaligen ist nun: schafft man es mit so einer Einstellung auch nachher? Oder ist das einfach nicht machbar, einfach von der Quantität dessen, was man vorzubereiten hat? Wie lange hat das so bei euch gedauert, bis ihr eure Routine gefunden habt mit ner vollen Stelle? Wie sah es in der Zeit des "richtigen Berufseinstiegs" aus mit dem Privatleben, Freunde treffen, etc.? Persönlich könnte ich mir auch gut Familienplanung vorstellen nach dem Ref und ich will mich einfach nicht so einlullen und überrumpeln lassen vom "workload", der auf einen zukommt, aber das scheint ja unvermeidlich zu sein... insg. gucke ich ein bisschen demotiviert in die Zukunft: keine Stelle haben wäre natürlich schlecht; Stelle haben aber auch kein "Zuckerschlecken", bzw. habe ich Angst, dass evtl. nicht zu packen.

Daran schließt sich auch die Frage: wie ist das eigentlich während der 3 Jahre "Verbeamtung auf Probe" mit dem gekündigt-werden können von Seiten der Schule? Und selbst kündigen? Welche Fristen gelten da für Beamte (die ganz normalen gesetzlichen Kündigungs(schutz)fristen?)

Würde mich über Eure Antworten/Erfahrungen freuen.
LG

Hubselzwerg
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Re: Eingewöhnung in volle Stelle? Kündigung?

Beitrag von Hubselzwerg »

Du kannst als Beamter gar nicht kündigen, du kannst nur einen Wunsch auf Entlassung äußern. (Diesem muss aber entsprochen werden.)

Damit man dich "rauswirft", müsstest du dir einiges zu schulden kommen lassen. Unfähigkeit reicht da erstmal nicht.
Als erstes würde man dir am Ende der Probezeit bescheinigen, dass du du nicht bewährt hast. Dann würde die Probezeit verlängert. Im schlimmsten Fall würdest du dich auch weiterhin nicht bewähren und dann wäre irgendwann Schluss. Ich weiß nicht, wie lange sich das hinziehen kann.
ist ja auch die Frage, ob man sich das selbst antun will.

Und ja, nach dem Ref hat man mehr Unterrichtsvorbereitung. Natürlich, man hat ja deutlich mehr Stunden. Ich empfinde das alles trotzdem als weniger stessig als das Ref, auch wenn es mehr Arbeit ist. Ich unterrichte 4 Fächer fachfremd und bin Klassenlehrerin einer Inklusionsklasse. Ja, das ist Aufwand und kostet manchmal viel Zeit.
Andererseits bin ich nun nicht mehr ganz neu. Und mit der Zeit hat man einen Vorrat an Material und Ideen zu den Themen, die sich ja wiederholen. Aber am Anfang hat man im schlimmsten Fall noch nichts. Das ging mir so. Ich hatte im Ref nur 7.Klässler in Mathe. Danach hatte ich alle Jahrgänge- außer 7.

Was mich echt irritiert: Warum bist du den Schülern in deinen studierten Fächern (!) nur 2
Stunden voraus? Klar lernt man im Studium nicht den Unterrichtsstoff. Aber den sollte man sich mit seinem Fachwissen doch mit einem kurzen Blick ins Buch erschließen können.
Ich wundere mich, wie du so überhaupt durch das Ref kommst.
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Benutzernämin
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Re: Eingewöhnung in volle Stelle? Kündigung?

Beitrag von Benutzernämin »

Hubselzwerg hat geschrieben:Du kannst als Beamter gar nicht kündigen, du kannst nur einen Wunsch auf Entlassung äußern. (Diesem muss aber entsprochen werden.)
Ok... aber warum sollte so einem Wunsch nicht entsprochen werden? Die Schule kann sich doch dann denken, wie entsprechend motiviert die Lehrkraft das dann weiter ausführen würde. Das wäre doch ein Schuss ins eigene Knie.
Hubselzwerg hat geschrieben: Ich unterrichte 4 Fächer fachfremd und bin Klassenlehrerin einer Inklusionsklasse. Ja, das ist Aufwand und kostet manchmal viel Zeit.
Andererseits bin ich nun nicht mehr ganz neu. Und mit der Zeit hat man einen Vorrat an Material und Ideen zu den Themen, die sich ja wiederholen. Aber am Anfang hat man im schlimmsten Fall noch nichts. Das ging mir so. Ich hatte im Ref nur 7.Klässler in Mathe. Danach hatte ich alle Jahrgänge- außer 7.
Respekt, das ist ja eine ganze Menge, was Du da leistest! Hm, stimmt, ich hoffe auch, dass ich nach dem Ref. einfach nicht mehr diesen teils lähmenden Druck auf mir verspüre und mir die Mehrarbeit deshalb dann entsprechend leichter fällt.
Hubselzwerg hat geschrieben: Was mich echt irritiert: Warum bist du den Schülern in deinen studierten Fächern (!) nur 2
Stunden voraus? Klar lernt man im Studium nicht den Unterrichtsstoff. Aber den sollte man sich mit seinem Fachwissen doch mit einem kurzen Blick ins Buch erschließen können.
Ich wundere mich, wie du so überhaupt durch das Ref kommst.
Naja, das war mit Sicherheit grade überspritzt ausgedrückt und betrifft vielleicht grade 2 Stunden der von mir unterrichteten Fächer. Allerdings kann ich aber auch nicht grade behaupten, das Studium hätte mich auf den Stoff des Schulalltags vorbereitet... Aber klar, durch einen Blick ins Buch kann ich mir das schon alles sehr erklären... nur ist ja auch die Frage, wie weit man im Buch vorraus schaut... wie gesagt, momentan leide ich etwas an Demotivation, fühle mich teils gelähmt, langfristig zu planen... und schaffe es deshalb (leider) nur recht kurzfristig (vielleicht nicht so extrem von Tag zu Tag, eher von Woche zu Woche).

chilipaprika
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Re: Eingewöhnung in volle Stelle? Kündigung?

Beitrag von chilipaprika »

Hallo!

Also: ich bin erst aus dem Ref raus, habe aber dank Vertretungsstellen vor dem Ref Routine und Belastbarkeit im Hinblick auf die "hohe Stundenzahl".
Das mit dem "2 Stunde im Voraus" verstehe ich absolut und ich halte es in einzelnen Bereichen auch für ganz normal, zumindest in der Oberstufe. Ich habe zum Beispiel Politik / SoWi studiert. Beim Entwickeln des Studiengangs hat sich wahrscheinlich keiner gedacht, dass Wirtschaft wichtig ist. Dafür hätte ich mich im Ref echt gut bedanken können, als ich die Wirtschaftstheorien im LK durchnehmen musste ;-) Aber durch das Studium ist man eben in der Lage, trotzdem sich schneller einzuarbeiten.

Obwohl ich in dem einen Fach schon alle Jahre unterrichtet habe und deswegen das komplette Material habe und quasi die Hälfte der Stunden aus dem Stand halten kann, ist die Vorbereitung in dem anderen Fach für mich zur Zeit sehr unzufriedenstellend. Es ist halt die Frage, inwiefern du mit dem Gefühl leben kannst.
Und mein Genickbruch kommt zur Zeit von der Korrekturbelastung. Volle Stelle mit 2 Korrekturfächern, zentrale Prüfungen, ich habe im Schnitt einen Korrekturstapel pro Woche auf dem Schreibtisch. Dass es natürlich nächste Woche keinen gibt (ich zerre aber noch an den 2 der letzten 2 Wochen), die Woche darauf 3 und die Woche noch darauf 2 sind, ist eine andere Sache...

Nein, ich kann mir kaum vorstellen, dass du mit einer solchen Einstellung "ein schönes Leben" haben kannst. Du kannst aber einfach sagen, dass du "nur" 60/70% machst, das ändert sehr viel. Wenn man etwas will, muss man vielleicht Kompromisse eingehen..

chili

Benutzernämin
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Re: Eingewöhnung in volle Stelle? Kündigung?

Beitrag von Benutzernämin »

chilipaprika hat geschrieben: Nein, ich kann mir kaum vorstellen, dass du mit einer solchen Einstellung "ein schönes Leben" haben kannst. Du kannst aber einfach sagen, dass du "nur" 60/70% machst, das ändert sehr viel. Wenn man etwas will, muss man vielleicht Kompromisse eingehen.. chili
Meinst Du keine volle, sondern nur eine 60/70% Stelle antreten? Gibt's sowas überhaupt (dachte, auf solche Teilzeitverträge kann man nur nach bspw. genommener Elternzeit gehen)?
Oder meinst Du von der inneren Eintstellung her "Ich gebe nur 60/70% statt 100% und das muss dann reichen (um nicht "auszubrennen")?

chilipaprika
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Re: Eingewöhnung in volle Stelle? Kündigung?

Beitrag von chilipaprika »

Nein, ich meine Teilzeit.

In NRW (falls dein Profil stimmt) darfst du, nachdem den Vertrag unterschrieben hast und so weiter beim Ausfüllen angeben, dass du Teilzeit machen möchtest. Die Schulleitung wird in der Regel zustimmen. Nur wenn dienstliche Gründe dagegen sprechen (gar keine Personaldecke in dem einen Fach), aber ich glaube, selbst wenn sie nicht damit glücklich sind, sind sich Schulleiter bewusst: lieber 70% als längere Ausfälle.
Ist halt finanziell ein Unterschied, aber ich selbst bereue schon ein bisschen, dass ich nicht mit Teilzeit anzufangen. Kann aber natürlich schief gehen. Könnte ja sein, dass du mit 100% Klassen doppelt hast, mit Teilzeit nicht mehr. Da lohnen sich gute Gespräche im Vorfeld.

Chili

yestoerty
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Re: Eingewöhnung in volle Stelle? Kündigung?

Beitrag von yestoerty »

Also in NRW musst du nicht mal 27 Stunden machen, sondern nur 25,5.
Ich bin auch am BK und habe auch Englisch und gerade da finde ich schwankt die Belastung je nach Bildungsgang. In der Höha bin ich mit dem Vorbereiten und Korrigieren flotter als im LK bei den Gestaltern, weil mir da die Themen teilweise fremd sind, es weniger gute Lehrwerke gibt und man für Textsuche & Aufbearbeitung viel Zeit benötigt. Zum Glück habe ich ein super Team, in dem sich alle helfen und unter den Kollegen wird viel ausgetauscht.
Du solltest also später bei der Bewerbung bedenken, dass wenn du viel Material aus dem Ref benutzen kannst, sparst du Zeit in der Vorbereitung. Je weniger Bildungsgänge, desto weniger Vorbereitung. Bei uns hat jeder so seine festen Bildungsgänge (wenn er will), da verringert sich die Vorbereitungszeit. Je höher der Bildungsgrad, desto länger brauche ich für Korrekturen. Je größer die Klasse, desto länger brauche ich für Korrekturen.
Aus meinem Seminar haben einige mit 18-20 Stunden angefangen zur Eingewöhnung, ist absolut kein Problem, einfach bei Antritt auf dem Formular angeben.
Ich finde die volle Stelle nach dem Ref war in so fern stressiger, als das ich deutlich mehr Korrekturen hatte (160 Klausuren pro Quartal statt 50) und neue Bildungsgänge, die ich gar nicht kannte. Hab mich da durch gebissen und achte jetzt auch mehr auf mich. Beispielsweise kann ich mein Material wiederverwenden, weil ich jetzt einen zweiten Durchgang mache, teile viel mit Kollegen, es ist nicht alles neu. Am Anfang war das wirklich stressig (auf eine andere Weise als im Ref), aber jetzt läufts deutlich besser (abgesehen von Korrekturphasen). Aber ich freu mich auf Juni, dann sind die Abiturienten weg (-8 Stunden), die Erzieher mit den Prüfungen durch (-2 Stunden) und die 11er im Praktikum (-4 Stunden) -> Das belohnt für den Stress gerade :)

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