Festival-Bändchen im Ref.

[El_Tim]

Einen wunderschönen guten Morgen,

ich starte in nun knapp zwei Wochen ins Ref. in einer kleineren Stadt in Ostwestfalen und frage mich nun seit längerem, wie genau ich mit meinen doch sehr lieb gewonnen Festival-Bändchen verfahren soll. Meine Mutter meint, dass diese doch einen eher unseriösen Eindruck machten würden, und im Ref. erfahrungsgemäß der erste Eindruck von enormer Wichtigkeit sei. Ich wiederum meine, dass, wenn schon stets eine Orientierung an der Lebenswirklichkeit der SuS gefordert wird, ich als Lehrer durchaus nicht so tun muss, als würde ich meine Freizeit nur mit klassischer Musik und Theaterbesuchen ausfüllen. Es handelt sich hierbei nicht um Wolfgang-Petry´sche Auswüchse; es sind nur vier Bänder bekannter Metal-Open-Airs. Ich verstehe aber auch, dass Festivals - und vor allem das WOA - bei vielen Menschen ausschließlich mit Alkoholmißrauch und - etwas überspitzt gesagt - Tier- und Jungfrauenopfern assoziiert werden. Dass man die ja zugegebenermaßen sehr martialisch anmutende sonstige Metal-Kleidung nicht in der Schule tragen sollte, leuchtet mir natürlich ein! Es geht nur um die Bändchen und ich würde mich über Meinungen sehr freuen

So long!

[chilipaprika]

häää??

1) dein Ref fängt im Herbst / Winter an: deine Bändchen sind eh (halb) unterm Pulli, wird also keiner merken.

2) Glaubst du wirklich, dass sich jemand für deine 4 (!!!) Armbänder interessiert?

3) Sollte sich jemand daran stören, wird er dir das sagen, und dann kannst du es immer noch wegschneiden.

Meiner Meinung nach: völlig übertrieben.
und: ich kann Metall-Musik sowas von gar nicht leiden, bin aber nie auf die Ideen gekommen, die du jetzt auflistest.

chili

[El_Tim]

Ich selbst wäre auch kaum auf die Idee gekommen, dass es groß stören könnte, aber nachdem eben meine Mutter und vor allem diverse Arbeitskollegen stets selbstverständlich davon ausgingen, dass ich die jawohl als Lehrer abschneiden würde, hat mich doch eine gewisse Verunsicherung gepackt Vor allem die Meinung der Kollegen, die auf der einfachen Argumentation beruhte, dass das jawohl "einfach nicht ginge, so als Lehrer", fand ich enorm kleinkariert, aber das hilft ja nichts, wenn eben diese dann Eltern meiner Schüler sind!
Diese Assoziationen schreibe ich auch nicht unserer (?) Generation zu, aber eben der potentieller Vorgesetzter und Eltern, was aber eben vor allem aus den Erfahrungen beim Jobben hervorging, und worin ich mich gern eines Besseren belehren lassen würde!

[chilipaprika]

also:
es hängt vom Seminar ab.
An "meinem" Studienseminar wurden alle Piercings abgenommen. mehr oder weniger freiwillig, aber jeder hat es verstanden.
Tatoos habe ich keine gesehen, weil KEIN Mensch sie jemals an diesem Seminar gezeigt hätte.

Du bist aber woanders und du wirst es sehr schnell rausfinden.
Wie gesagt: du gehst zur Vereidigung und zu den Einführungswochen mit einem Hemd und langärmligen Pulli, du wirst doch relativ schnell feststellen, ob du lieber dafür sorgst, dass die Bändchen verschwinden, oder ob du sie "einfach tragen" kannst.

Bändchen am Arm sind wirklich was anderes als eine offensichtliche Bekundung auf einem T-Shirt zum Beispiel.
und Metal ist wirklich was anderes als Nazi-Sprüche...

aber ja: ich würde mich erstmals umsehen.

chili

[qotsaf]

Ich würde an deiner Stelle ebenfalls abwarten, wie es an deinem Seminar und in deiner Schule ist. Fühlst du dich mit den Bändchen wohl, lässt du sie dran. Wenn nicht, dann nicht.

Trifft nicht ganz deinen Fall, aber: Ich bin seit einem Jahr in einem kleinen Ort in Ostwestfalen im Ref und durfte mir zu meinem, meiner Meinung nach, sehr unauffälligen und dezenten Stecker in der Nase ein paar Seitenhiebe anhören, seitens der Schule, nicht dem Seminar.

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich, solange ich mich vor der Klasse und im Kollegium wohl fühle, trage, was ich will. Piercing bleibt drin. Vor allem jüngere Schülerinnen kleben oder malen sich gerne mal kleine Punkte auf den Nasenflügel, wenn sie mich sehen. Solang es meinen Unterricht nicht stört, ignorier ich sowas und begegne Kommentaren im Kollegium mit Humor. Hat ja auch was mit Authentizität zu tun...

[KB207]

Dass Du Dir Gedanken machst, ehrt Dich, aber warte es ab, wir hier in Ostwestfalen sind toleranter als Du vielleicht glaubst ! Selbst wenn die Schüler Dich danach fragen, sei authentisch, warum sollst Du Dich verbiegen?
Wichtiger ist ein gepflegtes Auftreten, dass ist beim Camping auf Festivals ja eher zweitrangig .

[Sebastian87]

Vor allem jüngere Schülerinnen kleben oder malen sich gerne mal kleine Punkte auf den Nasenflügel, wenn sie mich sehen.

Das ist süß. Pass nur auf, dass in der Mittelstufe keine Nachmach-Wünsche aufkommen á la "Ich will auch so ein cooles Piercing wie der/die Lehrer(in)!"

Ich bin selbst kein Piercingträger, sehe es aber genauso wie viele andere in diesem Thread. Auf der einen Seite sollen wir um jeden Preis authentisch sein. Auf der anderen Seite dann politisch korrekt das Festivalbändchen abschneiden und den Nasenstecker 'rausnehmen, bevor wir die Schule betreten? Auch nach der Schule bloß nicht "schwarz" herumlaufen, weil es das Ansehen des Lehrers und der Schule befleckt (warum eigentlich)?

Wir sollen authentisch sein, Toleranz vermitteln, den SuS zeigen, dass jeder so sein darf wie er ist - und selbst dafür quasi-uniformiert sein, bloß nicht abweichend verhalten.