Referendariat in Rheinland-Pfalz

Habt ihr Fragen speziell an Ehemalige? Einige Junglehrer, die auch in der Referendarsbetreuung tätig sind, versuchen euch zu helfen.
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Gorbanas
Beiträge: 2
Registriert: 07.11.2016, 13:38:46

Referendariat in Rheinland-Pfalz

Beitrag von Gorbanas »

Hallo liebe Gemeinde,

Ich lese nun schon seit Stunden in diesem Forum hier und finde es toll, dass eine solche Plattform existiert.
Leider tue ich mich unglaublich schwer, mich für ein Bundesland für mein Referendariat zu entscheiden. Ich habe Gymnasiallehramt mit den Fächern Englisch und Sport in Hessen studiert und habe leider keinen Platz in Hessen erhalten. Nun liegen mir Zusagen aus Niedersachsen, Thüringen, Saarland und RP vor und ich muss mich entscheiden.
Natürlich habe ich die Ausbildungsverordnung für die einzelnen Bundesländer gelesen, aber dennoch tue ich mich schwer.
Ich würde gerne heimatnahe bleiben, sodass ich mich spontan für RP entscheiden würde. Ich habe eine Zusage am Studienseminar Kaiserslautern. Allerdings habe ich die Informationen gelesen, welche online auf dem "Bildungsserver" zu finden sind und muss mir eingestehen, dass ich mich aufgrund der genannten Ausbildungsrichtlinien und des anzufertigenden Entwicklungsberichts sehr verunsichert fühle. Zum einen werden im Zuge der Ausbildungsrichtlinien Kompetenzen genannt (unter der Kategorie: "Vor Beginn des Vorbereitungsdiensts"), die ich nach meinem Empfinden noch nicht wirklich besitze und die ich erst noch erlernen muss. Darüber hinaus scheint der Entwicklungsbericht mit Blick auf das bereitgestellte Manual eine unglaublich umfangreiche Aufgabe zu sein, die die sowieso schon stressige Referendariatszeit noch stressiger zu machen droht.
Ich wäre für ehrliche Kommentare bezüglich des Referendariats in RP unendlich dankbar. Vielen Dank für eure Mühen.
PS: Ich habe bereits die Suchfunktion des Forums genutzt und bin leider kaum fündig geworden. Wenn überhaupt, finde ich nur veraltete Beiträge, sodass aktuelle Informationen unglaublich wertvoll wären

Drops
Beiträge: 1501
Registriert: 22.09.2008, 20:39:26
Wohnort: RLP

Re: Referendariat in Rheinland-Pfalz

Beitrag von Drops »

Ich habe Dir eine PN geschrieben, trotzdem gehe ich nochmals auf allgemeine Dinge hier ein:

Leider sind mir die von Dir genannten Manuals unbekannt. Ich kann Dich jedoch insofern beruhigen, dass auch in RLP nur mit Wasser gekocht wird, wobei allerdings richtig ist, dass die Studienseminare sich in ihren Ansprüchen in unserem schönen Bundesland enorm unterscheiden.
Tatsächlich bin ich mir sicher, dass Du diese Kompetenzen, von denen gesprochen wird, bereits mitbringst, denn diese besitzt im Grunde jeder, der das erste Stex erfolgreich absolviert hat.

Das Referendariat läuft in seinen Grundzügen so ab:
Als Referendar hast Du direkt eigenverantwortlichen Unterricht (evU) und zwar sieben Stunden (3 Stunden in dem einen, 4 Stunden in dem anderen Fach. Dies wechselt dann zu Beginn des nächsten Halbjahres), zusätzlich musst Du in den angeleiteten Fachunterricht. Somit kommst Du auf 12-15 Wochenstunden.
Zweimal pro Woche finden Fachseminare statt, die von Deinem Dich ausbildenden Fachleiter gehalten werden. Dieser Fachleiter kommt zu Unterrichtsmitschauen (UM) und zu Unterrichtsbesuchen (UB). Theoretisch wird gesagt, diese seien bis zur Vornotenverkündung unbenotet, in der Realität wirst Du aber definitiv bewertet, denn irgendwie müssen sie ja auf die Vornote kommen.
Zusätzlich findet einmal pro Woche das Allgemeine Seminar statt. Du bist also stramm unterwegs, denn die Schultermine nimmst Du auch noch wahr: Es gibt ein Schulseminar, geleitet von Deinem schulischen Ausbildungskoordinator (AKO), der Dein Ansprechpartner in der Schule ist, zu Deinen UBs/UMs mitkommt und Dir die Schulnote gibt.

Wichtig sind für einen Referendaren aber insbesondere die anleitenden Fachlehrer, denn über die läuft die eigentliche Ausbildung. Nimmt der Fachlehrer seinen Job ernst, so setzt er sich mit Dir zur Reihen- und Stundenplanung hin, übt mit Dir die Reflexion und steht Dir während der Unterrichtsbesprechungen mit Deinem Fachleiter zur Seite, allerdings all das ohne Entlastungsstunden.

Da das Referendariat in RLP seit knapp 3 Jahren (glaube ich) auf 18 Monate verkürzt wurde, steht dem Ref einen stressige Zeit bevor. Zwar entfällt die zweite Staatsexamensarbeit, stattdessen wird aber eine Präsentation verlangt.
Im Examen legt jedes Seminar andere Schwerpunkte: Ich hatte eine der beiden Examenslehrproben sowie alle drei mündlichen Prüfungen an einem Tag; die Refs an meiner Schule haben alle Prüfungen über gut 4-6 Wochen verteilt. Beides hat Vor- und Nachteile.

Tatsächlich denke ich, dass gerade in punkto Stress sich alle Ausbildungen in den Bundesländern gleichen. Bestimmt gibt es -wenn überhaupt- nur sehr, sehr wenige Referendare, die ihr Ref als stressfrei und "chillig" ansahen. Wenn ich nur an das einjährige Ref in Sachsen denke, hat eine 18-monatige Ausbildungszeit definitiv Vorteile.

Vielleicht findet sich hier jemand, der momentan oder vor gar nicht allzu langer Zeit in KL ist/war und kann Dir mehr helfen als ich. Ich kenne das jetzige Referendariat nur noch aus Fachlehrersicht, da sind andere Berichte bestimmt wesentlich hilfreicher.

Thaicurry
Beiträge: 12
Registriert: 27.05.2015, 13:10:22

Re: Referendariat in Rheinland-Pfalz

Beitrag von Thaicurry »

Ich bin momentan in Kaiserslautern im Referendariat.

Ein paar wichtige Punkte vorab: Der Entwicklungsbericht ist eigentlich nur für dich selbst und wird nicht (!) benotet. Im Bedarfsfall können die Fachleiter aber Einblick in bestimmte Teile des Berichts verlangen. Die Prüfungen sind inzwischen alle rum, Mitte Januar haben wir die Zeugnisübergabe und ich habe bisher noch von keinem Referendar gehört, bei dem die Fachleitung wirklich einen Blick in den Bericht werfen wollte. Also bzgl. des Berichts würde ich mich auf keinen Fall verrückt machen, das hört sich schlimmer an als es ist.

Das mit den vorausgesetzten Kompetenzen ging mir und vielen anderen anfangs auch so. Aber auch hier gilt: immer den Ball flach halten und nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Wirklich "wichtig" werden diese Kompetenzen nur, wenn du beim Beratungsgespräch mit Blick auf die Ausbildungslinien deinen Ausbildungsstand reflektieren sollst.

Generell ist das Seminar in KL von dem, was ich so erlebt habe und von anderen Seminaren höre, durchaus anspruchsvoll. Meiner Meinung nach steht und fällt die Ausbildung aber mit deinen Fachleitern. Erwischst du gute Fachleiter wird das Ref gut, erwischst du miese, kann es sehr stressig und teils wirklich frustrierend werden. Das dürfte aber eine Tatsache sein, die auch über die Grenzen RLPs gültig sind.

Wenn du weitere Fragen hast, meld dich einfach.

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