Ref in Schleswig-Holstein - Ref in Mecklenburg Vorpommern

Habt ihr Fragen speziell an Ehemalige? Einige Junglehrer, die auch in der Referendarsbetreuung tätig sind, versuchen euch zu helfen.
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Valenzetti
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Ref in Schleswig-Holstein - Ref in Mecklenburg Vorpommern

Beitrag von Valenzetti »

Hallo ihr Lieben : )

bei mir und einigen Kommilitonen (Ba-Wü) ist es bald so weit - der Vorbereitungsdienst soll im Februar 2019 beginnen. Und zwar am Meer - also in SH oder MV ;-)
Aus Schwerin und Kiel kamen bislang positive Rückmeldungen - Zulassungen sollten idR ohne Probleme etwa ab November rausgehen, da kein Engpass zu erwarten (Regionale Schule bzw. GMS Sek I).

Wir wären sehr dankbar für Erfahrungen aus den beiden Ländern!

Beispiel Unterrichtsbesuche - werden die tatsächlich nicht bewertet, sondern nur zur Reflexion genutzt? In Ba-Wü ist es ja so, dass zumindest die ersten Unterrichtsbesuche auch "bestanden" werden müssen, weil man sonst gar nicht zum eigenständigen Unterricht zugelassen wird.

Vielen Dank im Voraus,
liebe Grüße Valerie

Löwenherz
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Re: Ref in Schleswig-Holstein - Ref in Mecklenburg Vorpommer

Beitrag von Löwenherz »

Valenzetti hat geschrieben:In Ba-Wü ist es ja so, dass zumindest die ersten Unterrichtsbesuche auch "bestanden" werden müssen, weil man sonst gar nicht zum eigenständigen Unterricht zugelassen wird.
Kleine Korrektur zu BaWü (RS/WRS/GMS): Die UBs im ersten Halbjahr (Hospitationsphase) müssen nicht "bestanden" werden. Wenn da mal einer in die Hose geht, werden Rückmeldungen bei Mentoren und Schulleitung zum sonst gehaltenen Unterricht eingeholt in dem Wissen, dass ein UB nur einen absolut marginalen Auszug zeigt und gerade der erste UB sehr viel Stress und Nervosität hervorrufen kann mangels Erfahrung. Wenn die weiteren Rückmeldungen klar ergeben, dass es anhand des bisherigen Unterrichts keinen Zweifel daran gibt den/die Anwärter_in in den eigenständigen Unterricht zu lassen (insbesondere, wenn es keinerlei Zweifel an der hochumstrittenen, aber stark berücksichtigten "Lehrerpersönlichkeit" gibt) scheitert es nicht an einem grottigen UB. Auch hier steht der Beratungsaspekt klar im Vordergrund (was den meisten LBs auch bewusst ist).

Persönlich kann ich mir kaum vorstellen, dass ein Bundesland, dass sich die Mühe macht dem eigenständigen Unterricht eine Hospitationsphase vorzuschalten komplett darauf verzichten wollen würde "auszusieben", wen sie am Ende des ersten Halbjahres beruflich für komplett ungeeignet halten (da gab es bei uns ein paar Kandidaten...), wer noch weitere Übungszeit benötigt, um das Ziel realistisch zu erreichen (ebenfalls nicht wenige bei uns- Lehrermangel führt da keineswegs zu gesenkten Standards) und wen man guten Gewissens alleine auf die SuS "loslassen" kann.

In jedem Fall wünsche ich euch viel Erfolg bei eurem Vorbereitungsdienst. Auch wenn ich mir MV nicht unbedingt als Lehrerin vorstellen könnte, ist es landschaftlich natürlich phantastisch. Da beneide ich euch glatt ein wenig um die künftige Meeresnähe. :-)

Thickstone
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Re: Ref in Schleswig-Holstein - Ref in Mecklenburg Vorpommer

Beitrag von Thickstone »

Ich habe das Ref in SH gemacht und fand es sehr positiv. Würde nie woanders Ref machen wollen, wenn ich es noch einmal machen müsste.

Es hängt sehr von den Ausbildungsgruppen ab, in die du kommst und dementsprechend ändern sich auch deine Studienleiter (die prüfen dich am Ende). Ich fand meine Studienleiter anspruchsvoll, aber fair. Es ging denen bei den Besuchen nie um ein Feuerwerk an Methoden, sondern um gut durchdachte/begründete Stunden. Ich hab pro Studienleiter mindestens einen Besuch gegen die Wand gefahren, das war denen im Examen dann egal. Wie gesagt, sehr fair, aber auch stark defizitorientiert. Habe sehr sehr viel mitgenommen.

An Prüfungsleistungen erbringst du eine 20-seitige Hausarbeit, die dank Arial 1.0 Zeilenabstand aber eher 30 Seiten bedeutet (wenn man die üblichen 1.5 Abstand zu Grunde legt).
Du wirst drei Gruppen zugeteilt: Fach A, Fach B und Pädagogik. In allen machst du mindestens drei Besuche (in Päda nur 2) und einen freiwilligen vierten. Da kommt dann nur die Seminarleitung, dein Mentor und ggf. die Schulleitung. In allen Gruppen wirst du auch einen zusätzlichen großen Besuch haben, in denen du ein Modul ausrichtest: Da zeigst du dann deiner kompletten Gruppe + Studienleitung eine Stunde, die danach besprochen wird. Das ist je nach Klima in der Gruppe und den Teilnehmern sehr sehr unterschiedlich vom Ablauf und dem Wohlfühl-Faktor. Ich hatte immer Glück, aber einige Refis wurden total zerrissen (vor allem von den Schlaumeiern der Gruppe).

Am Ende des Refs folgt dann der Examenstag. Das wird in Schleswig-Holstein in 6-8 Stunden abgehandelt, ist entsprechend sehr heftig für alle Beteiligten, aber man ist halt an dem Tag auch komplett mit allem fertig. Da die Motivation am Ende eh nicht mehr so hoch ist (ging vielen von uns so), fand ich das einfach nur erlösend.

Einige spezifische Aspekte: In SH bekommst du in jedem Fach einen Mentor, der jede Woche bei dir eine Stunde hospitiert und das ganze dann eine Stunde lang nachbespricht. Das ist nicht in jedem Bundesland so, in HH ist das z.B. Viel unregelmäßiger. Du wirst von den Mentoren also sehr eng betreut.
Ein wichtiger Aspekt ist das Pendeln: Die Gruppen (nennt sich ,,Module’’) tagen immer an den Schulen, an denen der jeweilige Referendar seine Stunde zeigt. Das Modul tagt immer Mittwoch von 8-17 Uhr, ist also immer ein heftiger Tag. Problem ist, dass das immer irgendwo sein kann. Ich war in der Ausbildungsregion Ost zugeteilt, aber von Ratzeburg bis Lübeck und Eutin war da alles dabei. Es wäre alles immer mit den Öffis gegangen, aber Auto oder Mitfahrgelegenheit ist definitiv zu bevorzugen, wenn es sich einrichten lässt. Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass niemand geklagt hatte, dass er die Orte nicht erreichen kann.

An der Schule unterrichtest du von Anfang an 10-12 Stunden eigenverantwortlich in eigenen Klassen. Du musst übrigens aufpassen, dass Schulen dich nicht für Vertretungen, Aufsichten oder mehr Unterricht einplanen, das sollt ihr im Ref in SH nämlich nicht und einige wurden von uns da sehr ausgebeutet, haben das aber immer brav mitgemacht. Kann ich nur von abraten. Ich musste selbst 3 Vertretungen in 1 1/2 Jahren geben, weil’s nicht anders ging und damit konnte ich ganz gut leben.

Wenn du noch weitere Fragen hast (z.B. Ablauf des Examenstags etc. pp.), dann frag gerne. Das erklären dir die Studienleiter aber eh alles noch 1000 Mal.

Wie in jedem Bundesland: Wie gut oder schlimm du das ganze empfindest kommt sehr auf deine Schule, deine Mentoren und deine Studienleiter an. Und deine innere Einstellung.

Alles Gute im Ref!

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