Die Schule der Zukunft

Wenn das Lehramtsstudium Fragen und Probleme aufwirft ...
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schule2050
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Die Schule der Zukunft

Beitrag von schule2050 »

Wir sind eine Referatsgruppe (Lehramtsstudenten) der Universität Marburg, die im Rahmen des Pädagogikseminars „Schule im Angesicht der Herausforderung des 21. Jahrhunderts“ eine Schulvision für das Jahr 2050 erarbeitet haben, die wir Euch im Folgenden vorstellen wollen. Bei dieser Vision handelt es sich keinen Falls um unsere Wunschvorstellung von Schule, sondern um eine unserer Meinung nach realistischen Einschätzung der zukünftigen Entwicklung zu einer leistungsorientierten Wissensgesellschaft.


Gefährliche Vision oder erstrebenswerte Entwicklung?

• Grundidee eines integrativen Gesamtschulsystems – Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems.
• Schulöffnungszeiten von 9.00 – 18.00 Uhr, Mittagspause eine Stunde -> zeitgleich finden AG`s statt sowie werden Räumlichkeit zur individuellen Nutzung (Sport, Musik, Kunst etc.) zur Verfügung gestellt.
• Zu Beginn des Schuljahres finden Einstufungstests statt, die die individuellen Leistungsstärken, Leistungszeiten (Biorhythmus) ermitteln.
• Entsprechend der daraus ermittelten Leistungskurve wird jedem Schüler ein individueller Stundenplan erstellt.
• Klassenverbände werden abgeschafft; im Vordergrund steht der individuelle Schüler.
• Klassenzimmer im klassischen Sinne werden durch virtuelle Klassenzimmer mit Computerterminals ersetzt -> die Schüler können sich in die Schulplattform überall und jeder Zeit einloggen, auf der Unterrichtsmaterial, Anweisungen und Tests abrufbar sind.
• Der Lehrer wird zur Betreuungs- und Aufsichtsperson.
• Klassenstufen werden durch Kompetenzlevel ersetzt, in denen die Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit des Schülers zunimmt.
• Schüler können die Level durch Erreichen von gesetzten Bildungsstandards steigern.
• Es obliegt der individuellen Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Schülers mit welcher Geschwindigkeit er das Level durchläuft (z.B. ein mathematisch begabter Schüler befindet sich in Mathematik im Level 11aber dafür in Kunst in Level 5).
• Level 5 bis einschließlich Level 8 sind obligatorisch zum Erreichen des Minimalabschlusses.
• Es ist obligatorisch ein vorgegebenes Mindestniveau zu erreichen (Level 8 ) um die Schule abzuschließen, jede weitergehende Spezialisierung für ein Fachgebiet (Sprachen, Naturwissenschaft) ist optional aber notwendig um sich für ein Studium zu qualifizieren.


Mit Deiner kurzen Beantwortung dieser Fragen hilfst Du uns sehr.

Frage 1: Wie ist Dein erster Eindruck unserer Vision 2050?



Frage 2: Welche Vorteile beinhaltet ein solches System?



Frage 3: Welche Nachteile beinhaltet ein solches System



Frage 4: Abschließende Einschätzung / Kommentar:




Wir würden uns über Dein Feedback sehr freuen! Vielen Dank!

studi02
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Re: Die Schule der Zukunft

Beitrag von studi02 »

Hallo nach Marburg!
Kurz und knapp:
So könnte es tatsächlich werden und vielleicht sollte es das auch. Die Punkte entsprechen ja schon teilweise dem Schulsystem im Ausland (z.B. USA). Zur Diskussion steht dazu auch, ob das Beamtentum für Lehrer nicht (endlich?!) abgeschafft werden sollte.
Unser jetziges Bildungssystem bleibt einfach fraglich...
VG

Illi-Noize
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Re: Die Schule der Zukunft

Beitrag von Illi-Noize »

Frage 1 - 3:
• Grundidee eines integrativen Gesamtschulsystems – Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems.

Als Realschullehrer halte ich von einer Gesamtschule rein gar nichts und es ist ebenso bekannt, dass sie keinerlei bessere Ergebnisse bringt.

• Schulöffnungszeiten von 9.00 – 18.00 Uhr, Mittagspause eine Stunde -> zeitgleich finden AG`s statt sowie werden Räumlichkeit zur individuellen Nutzung (Sport, Musik, Kunst etc.) zur Verfügung gestellt.
Hoffentlich ist im Jahr 2050 der Deppenapostroph nicht erlaubt und es heißt immer noch "AGs". Wenn man so eine Ganztagsbetreuung will, dann muss auch das ganze Vereinswesen umgestaltet werden. So auf den ersten Blick ist der alleinige Vorschlag der Tod vieler Vereine. Wollen wir es wie in den USA? Ich zumindest nicht.

• Zu Beginn des Schuljahres finden Einstufungstests statt, die die individuellen Leistungsstärken, Leistungszeiten (Biorhythmus) ermitteln.
• Entsprechend der daraus ermittelten Leistungskurve wird jedem Schüler ein individueller Stundenplan erstellt.
• Klassenverbände werden abgeschafft; im Vordergrund steht der individuelle Schüler.
• Klassenzimmer im klassischen Sinne werden durch virtuelle Klassenzimmer mit Computerterminals ersetzt -> die Schüler können sich in die Schulplattform überall und jeder Zeit einloggen, auf der Unterrichtsmaterial, Anweisungen und Tests abrufbar sind.
Alles eine Kostenfrage - und zu viel Selbstverantwortung bei den Schülern.

• Der Lehrer wird zur Betreuungs- und Aufsichtsperson.
• Klassenstufen werden durch Kompetenzlevel ersetzt, in denen die Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit des Schülers zunimmt.
Dann hocken da also evtl. Schüler ganz verschiedenen Alters? Aus meiner Sicht bringt das mehr Nachteile als Vorteile, grad beim Stichwort "Adoleszenz".

• Schüler können die Level durch Erreichen von gesetzten Bildungsstandards steigern.
• Es obliegt der individuellen Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Schülers mit welcher Geschwindigkeit er das Level durchläuft (z.B. ein mathematisch begabter Schüler befindet sich in Mathematik im Level 11aber dafür in Kunst in Level 5).
• Level 5 bis einschließlich Level 8 sind obligatorisch zum Erreichen des Minimalabschlusses.
Ist mir zu universitär, falls es dieses Wort gibt.

• Es ist obligatorisch ein vorgegebenes Mindestniveau zu erreichen (Level 8 ) um die Schule abzuschließen, jede weitergehende Spezialisierung für ein Fachgebiet (Sprachen, Naturwissenschaft) ist optional aber notwendig um sich für ein Studium zu qualifizieren.
Klingt nach dem gängigen Leistungskurssystem, das ist ok.

Frage 4:
Was gab es nicht alles schon für tolle Ansätze - und wie viele gingen voll daneben. Schauen wir mal, was die Zukunft bringt bzw. wie die technische Entwicklung dann ist. Aber die Ideen sehen mir zu wenig nach klassischer Schule aus, vor allem für kleine und pubertierende Kinder.

EDTY
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Re: Die Schule der Zukunft

Beitrag von EDTY »

schule2050 hat geschrieben: Frage 1: Wie ist Dein erster Eindruck unserer Vision 2050?
Ich denke mal, es gibt schon einige Schulen, die einige dieser Ideen umsetzen, es sind allerdings überwiegend Privatschulen, wie etwa die Freie Schule Anne Sophe des Schraubenimperiums Würth - dort hat man sich hochkarätige Schulentwickler aus de Schweiz eingekauft und solche Konzepte umgesetzt - man hat allerdings auf einen Gesamtschuleinheitsbrei verzichtet.
schule2050 hat geschrieben: Frage 2: Welche Vorteile beinhaltet ein solches System?
Das lässt sich wohl erst feststellen, wenn man langjährige Längs- / Querschnittsuntersuchungen mit entsprechender Evaluation hat.
schule2050 hat geschrieben: Frage 3: Welche Nachteile beinhaltet ein solches System
Siehe Antwort 2
schule2050 hat geschrieben: Frage 4: Abschließende Einschätzung / Kommentar:
Die Tendenz zum gläsernen Schüler wird wohl in Zukunft zunehmen, ob das eine positive Entwicklung, mag ich mal dahin gestellt lassen. Jährliche Lernstanderhebungen mögen sinnvoll sein, werden aber kaum von dem bisher ermittelten Wissensstand abweichen. Die Vemutung, dass sich die Intelligenz und die Arbeitshaltung durch solche qualitativen & quantitaven Verfahren bei den SuS ändert, ist Irrglauben. Individueller Förderbedarf ist wünschenswert, hat aber bei Klassenstärken > 30 SuS keinen Sinn. Klassenteiler auf 22 SuS herunter und man kann sich viele der Extrawürste sparen, weil man einfach mehr Zeit am Kind hat.
Selbstständiges / selbstorganisiertes Lernen ist wünschenswert, ist aber an entwicklungspsychologische Prozesse und an Lerntypen gekoppelt. Die Möglichkeit der Darstellung individueller Stärken (bei den Schwächen im Sinne eines Arbeitszeugnisses wirds schon schwieriger) schon im Zeugnis halte ich für längst überfällig. Da gibt es gute Beispiele jenseits des Atlantik. Um den Begriff des virtuellen Klassenzimmers noch mal aufzugreifen - in 40 Jahren wird wohl keiner mehr im Klassenzimmer sitzen, sondern alle SuS sind mittels Videokonferenz von zuhause aus via DSL zusammengeschaltet. Klassenarbeiten und Arbeitsaufträge werden per Email versandt, große Prüfungen werden an wenigen Präsenztagen in einer angemieteten Sporthalle organisiert. Auch das gibts in ähnlicher Form schon, die radio schools in Australien - das funktioniert seit Jahrzehnten perfekt.
2050 bin ich hoffentlich schon 20 Jahre im Ruhestand und muss mir darüber keine Gedanken mehr machen :mrgreen: - den letzten Satz bitte nicht so ernst nehmen :mrgreen:
Fachberater WAG & MNT

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