starke Zweifel im Studium

Wenn das Lehramtsstudium Fragen und Probleme aufwirft ...
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saurus
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starke Zweifel im Studium

Beitrag von saurus »

Hallo zusammen,

also ich studiere Geschichte und Sport auf Lehramt, bin 23 und im 3ten Semester.
Und die Sache ist, ich zweifle gerade enorm an meiner Entscheidung Lehrer zu werden und weiss gerade nicht ob ich das Studium wirklich weitermachen sollte.
Es geht nämlich um den Aspekt Kommunkation im Allgemeinen und auch vor allem auch vor dem Seminar/Klasse zu stehen und den Unterricht zu leiten..

Ich versuche das mal genauer zu erläutern indem ich euch kurz meine Geschichte näherbringe.
Die Motivation Geschichte und Sport auf Lehramt zu studieren, beruht eigentlich ausschließlich auf dem Fach Sport.
Damals, vor 3 Semestern, nachdem ich das erste Studium abgebrochen habe, habe ich mir vorgenommen Sport zu studieren, da ich zum einen immer schon medizinisches Interesse habe und auch weil ich immer schon sportlich gewesen bin und eine gewisse Identifikation durch den Sport hatte. Ob auf Bachelor oder Lehramt wusste ich noch nicht, ich habe erstmal angefangen für den Eignungstest zu trainieren und im Endeffekt habe ich diesen auch geschafft.

Allerdings habe ich mich dann doch für das Lehramt entschieden, da einfach der Aspekt der Sicherheit für mich wichtig ist und durch die Möglichkeit der Verbeamtung war dieser Punkt abgedeckt. Geschichte kam hinzu, da es zum einen für mich am machbarsten erschien und zum anderen war ein gewisses Interesse für dieses Fach auch da.
Alles andere (z.b referate halten, vor der Klasse stehen usw usw.), so habe ich mir gesagt, wirst du im Studium lernen und auch meistern können.

Nun, ich bin jetzt wie gesagt im dritten Semester, habe allerdings bemerkt, dass ich wirklich große Probleme im Zuge des erziehungswissenschaftlichen Studiums habe.
Wir müssen in fast jedem Seminar, um einen Schein zu kriegen, für eine Stunde eine Seminarleitung übernehmen und diese sehr interaktiv gestalten. Das heisst, nicht nur ein Referat stumpf vom Blatt ablesen, sondern wirklich frei zu sprechen und so oft es geht die Leute im Seminar mit einzubeziehen. Simulation des Unterrichts halt.

Und das ist der Punkt. Ich kann sowas einfach nicht gut. Ich muss zugeben, in der Schule war ich eher der ruhige Typ, habe mich kaum beteiligt geschweige denn kurze Referate gehalten oder ähnliches. Deswegen kam ich ins Studium mit keinerlei Vorwissen oder Übung was das anging. Trotzdem verkacke ich total, obwohl ich mich meiner ansicht nach gut vorbereite und auch Arbeit nicht scheue.



Wenn fragen der Mitschüler auftreten, kann ich diese oft einfach nicht beantworten, weil mein Gehirn einfach nicht auf der Höhe ist. Ich muss erstmal 20-30 Sekunden nachdenken bevor ich die richtige antwort geben kann. Auch sonst, wenn ich ein normales referat halten muss, habe ich schwierigkeiten mit Körpersprache zu agieren und meisten halte ich einfach nur mein Blatt vor mich und lese ab. Zu mehr fühle ich mich einfach nicht in der Lage.

Naja hinzu kommt, dass ich selbst bei kleinen Seminarbeiträgen auch schon Probleme habe, dass heisst oft ist das was ich sage sehr unstrukturiert und oft versteht man den Sinn meiner Aussagen nicht, da es sehr chaotisch ist. Und diese Unstrukturiertheit lässt sich sehr oft bei mir wiederfinden.

Meine komilitonen und komilitoninnen sind mir, was diesen Aspekt der Unterrichtsleitung oder Referat Halten angeht, ENORM weit vorraus. Teilweise habe ich da Leute, die 4-5 Jahre jünger sind als ich und die stehen da vorne und sprechen und sprechen und sprechen absolut frei und mit so einer Motivation, als ob die in ihrem Leben nichts anderes gemacht hätten. Ich fühle mich dann wie im falschen Film.

Tja , mir wurde jetzt schon paar mal von den Dozenten gesagt, dass mein referat oder Seminarleitung nicht wirklich gut geklappt hätte und das ich das noch weiter üben müsste.

Aber irgendwie weiss ich meine Situation ejtzt nicht einzuschätzen. Von Tag zu Tag schwindet meine Motivation und Optimismus, wenn ich meine Kollegen und Kolleginen sehe, die irgendwie viel weniger Probleme haben als ich. Und ich versuche mich immer gut mit Methodik vorzubereiten, trotzdem gelingt mir die Kommunikation einfach nicht.

Ich merke, dass ich viele Schwächen aufweise und dass ich sogar einiges aus der Schule noch nachholen müsste. Ich denke ein Hauptgrund für meine Schwäche ist, dass einfach nicht geübt bin und mich nicht Sicher fühle. Das liegt denke ich auch daran, dass ich halt in der Schule sehr ruhig war und mich bis zur 12ten Stufe kaum beteiligt habe.

Mein Problem macht mir wirklich sehr zu schaffen und ich frage mich echt, ob ich das irgenwie in den Griff kriegen kann. Derzeit fühle ich allerdings überhaupt nicht so.

Ich interpretiere meine Siuation folgendermaßen: Wenn es mir jetzt schon so enrom schwerfällt, den Anforderungen manchen Seminaren nicht zu entsprechen, dann werde ich auch große Probleme haben im Laufe meines weiteren Studiums und auch in meinem Beruf.

Wie seht ihr mein Situation?

Fränzy
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Re: starke Zweifel im Studium

Beitrag von Fränzy »

Hallo,

was mir an Deinem Beitrag auffällt ist, dass Du mit keiner Zeile erwähnst, dass Du Spaß daran hast jungen Menschen Inhalte näher zu bringen (und ggf. zu erziehen). Ich meine, das ist die Hauptmotivation für das Lehrerdasein. Referate halten, das kann man lernen. Willst Du denn die Rolle des Lehrers wirklich ausfüllen? Das ist weit mehr als nur mal ein Referat. Das sind je nach Schulart bis zu 29 Stunden. Jede Woche. Inhalte musst du rüberbringen, Formen des Lernens auf den Weg bringen, Gruppenprozesse steuern, Disziplin halten, Streit schlichten, Elternabende (mit)moderieren (je nach Schulart mehr oder weniger auch ganz/mit deiner Kombi geht der Kelch evtl. ganz an dir vorbei), Elterngespräche führen. Wenn Du Dir das alles zutraust, dann kann ich mir vorstellen, dass es gehen kann. Wenn nicht, dann probiere es im Praktikum aus und entscheide Dich ggf. um.

Nur Interesse für EIN Fach (und auch für ZWEI) reicht als Entscheidungsgrundlage für diesen Beruf nicht aus.

Alles gute für eine gute Entscheidung

Franzi
שָׁלוֹם

Sally81
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Re: starke Zweifel im Studium

Beitrag von Sally81 »

Hallo,
du musst tatsächlich für dich persönlich erstmal die Frage beantworten "Will ich Lehrer werden?" -auch ich halte deine Begründungen für die Wahl des Lehramtsstudiums für etwas dürftig (Sport hat mich interessiert, Geschichte erschien mir machbar, ...)
Natürlich kann man Methodik und souveränes Management einer Klassensituation bis zu einem gewissen Maß erlernen und durch Übung verbessern. Jedoch funktioniert das meines Erachtens nur wenn man das tatsächlich will, sonst werden die Stunden vor einer KLasse zur Qual, für dich aber auch für die Schüler.
Hast du irgendwelche Erfahrungen eine Gruppe zu leiten, z.B. Sportverein, NAchhilfe geben in einer Kleingruppe, ... . Eine Kollegin hat mit dem Theater spielen angefangen und hat dadurch ein großes Maß an Souveränität vor der Klasse gewonnen - denn man darf das 45-Minuten-Beobachtet werden nicht unterschätzten.
Wie liefen denn deine bisherigen Praktikas? - Solltest du im dritten Semester tatsächlich noch kein Schulpraktikum gemacht haben, dann schnellstens nachholen. Denn (unmotivierte) Schüler sind ein ganz anderes Kapitel als Seminare an der Uni, wo man mal die "Seminarleitung" innehat und jeder bemüht ist, mitzumachen.

Aber wie gesagt, die Grundsatzfrage ist: "Willst du Lehrer werden? Willst du mit vielen Menschen zusammenarbeiten und mit ihnen kommunizieren und interagieren?

saurus
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Re: starke Zweifel im Studium

Beitrag von saurus »

Sally81 hat geschrieben:Hallo,
du musst tatsächlich für dich persönlich erstmal die Frage beantworten "Will ich Lehrer werden?" -auch ich halte deine Begründungen für die Wahl des Lehramtsstudiums für etwas dürftig (Sport hat mich interessiert, Geschichte erschien mir machbar, ...)
Natürlich kann man Methodik und souveränes Management einer Klassensituation bis zu einem gewissen Maß erlernen und durch Übung verbessern. Jedoch funktioniert das meines Erachtens nur wenn man das tatsächlich will, sonst werden die Stunden vor einer KLasse zur Qual, für dich aber auch für die Schüler.

Naja, ich bin mir jetzt nach den ersten Semestern des Studiums nicht mehr sicher, ob ich wirklich Lehrer werden will. Ich habe mir vor dem Studium gesagt: "zieh erstmal das Studium durch und erreiche einen Abschluss, danach wirst du sehen ob du Lehrer werden willst oder etwas anderes machen kannst."
Naja, mittlerweile hat es sich eher verdichtet, dass ein Bachelor oder Diplom besser geeignet wäre, um dann mehr Möglichkeiten oder Chancen später zu haben. Inwiefern ich mit nem Staatsexamen da was reißen kann, weiss ich auch nicht genau. Hätte mich vlt besser informieren sollen. Was sagt ihr darüber?


Hast du irgendwelche Erfahrungen eine Gruppe zu leiten, z.B. Sportverein, NAchhilfe geben in einer Kleingruppe, ... . Eine Kollegin hat mit dem Theater spielen angefangen und hat dadurch ein großes Maß an Souveränität vor der Klasse gewonnen - denn man darf das 45-Minuten-Beobachtet werden nicht unterschätzten.
Wie liefen denn deine bisherigen Praktikas? - Solltest du im dritten Semester tatsächlich noch kein Schulpraktikum gemacht haben, dann schnellstens nachholen. Denn (unmotivierte) Schüler sind ein ganz anderes Kapitel als Seminare an der Uni, wo man mal die "Seminarleitung" innehat und jeder bemüht ist, mitzumachen.

Leider habe ich noch gar keine praktische Erfahrung gesammelt. Weder im schuligen Bereich, noch außerschulisch. Ganz zu schweigen von Sportvereinen oder dergleichen. Mein Orientierungspraktikum findet erst Ende des Semesters statt.

Aber wie gesagt, die Grundsatzfrage ist: "Willst du Lehrer werden? Willst du mit vielen Menschen zusammenarbeiten und mit ihnen kommunizieren und interagieren?

Ich habe im Laufe meines Studium gemerkt, dass Kommunikation extrem wichtig ist. Du kannst eigentlich nur das Lehramtsstudium erfolgreich meistern, und auch jedes andere Studium, wenn du mit anderen Leuten kommunizierst. Vor allem um deine Fähigkeiten der sozialen Kommunikation zu etablieren und zu verbessern, was für das spätere Leben auch im Beruf von elementarer Bedeutung ist.

Ich muss einfach ehrlich sein: Von Natur aus bin ich ein Mensch, der nur dann kommuniziert, wenn es wirklich nötig ist. Ich war schon immer ein eher ruhiger Mensch, eher introvertiert. ich bin z.b keiner, der im Seminar sitzt und die ganze Zeit am Labern ist mit seinen Kollegen oder Kolleginen,der durchgehend Witze reisst oder dergleichen. Ich rede dann viel, wenn mich ein Thema interessiert und ich darüber viel weiß. Aber ansonsten macht mir Kommunikation keinen sonderlichen Spaß. Ich hoffe ihr versteht was ich meine.
Aber ich ahne, dass ich als Lehrer deutlich mehr kommunizieren muss. Nicht nur im Rahmen meiner Fächer.

Aber wo ist das im anderen Berufen anders? Überall muss man viel kommunizieren, nicht nur als Lehrer. Genauso in der Wirtschaft, wo es z.b extrem wichtig ist, neben deiner eigentlichen Arbeit, immer im Small-talk mit seinen Kollegen zu bleiben um immer eine angenehme Atmosphäre zu gewährleisten.
Und wegen dem erzieherischen Aspekt. Ich habe jetzt eigentlich keine Interesse, wirklich als Erzieher zu fungieren. Ich denke, dass sollte den Eltern überlassen werden. Natürlich wird mir im Studium was ganz anderes erzählt, nämlich, dass du die Erziehung der Kinder und Jugendlichen durchaus beeinflussen kannst und auch solltest. Aber in der Praxis sieht das wieder anders aus. Wenn ich mich an meine Schule erinnere, die meisten Lehrer hatten überhaupt kein Interesse, irgendwie zu erziehen. Wenn es ein ernsthaftes Problem gab, dann wurde das nicht besprochen und gelöst, sondern der normale Unterricht einfach weitergemacht. Eine Ausnahme gab es, aber der Großteil der Lehrer waren in dieser Hinsicht überhaupt nicht aktiv. Und es hat alles dennoch gut geklappt.
Oder liege ich hier völlig falsch und habe die erzieherische Arbeit der Lehrer nicht erkannt?

Was Sport angeht, bin ich auf jeden Fall durchaus motiviert den Schülern was beizubringen. Wie gesagt, ich identifiziere mich mit Sport wenn es gelingt, dass die Schüler Spaß an Sport entwickeln, dann kann man durchaus einen Beitrag leisten, dass die Schüler wenigstens ein etwas schöneres und glücklicheres Leben haben können.

Ansonten denke ich, dass ich erstmal mir eine Basis aneignen sollte. Sprich: Genug Fachwissen zu haben, dass ich erstmal in Ruhe vorne stehen kann und keine Probleme habe, 45 oder 90 Minuten meinen Unterricht zu gestalten. Alles andere kommt dann automatisch mit der Zeit, würde ich sagen.





Mfg

Fränzy
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Re: starke Zweifel im Studium

Beitrag von Fränzy »

Nein, das kommt nicht automatisch, Fachwissen ist nur ein kleines Teilstück. Erziehung (heute mehr denn je, denn die Schüler sind einfach auch länger in der Schule und heterogener) gehört definitiv dazu und Gruppenprozesse zu strukturieren und KOMMUNIKATION während des ganzen Tages, auch im Lehrerzimmer. In einem Kommunikationsberuf ist Kommunikation (also Du als Person) das wichtigste Medium, das ist als IT Berater z.B nicht so zentral. Ich würde das also nicht so herunterspielen. Warte dein Praktikum ab und entscheide dann.
שָׁלוֹם

Corvinius
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Re: starke Zweifel im Studium

Beitrag von Corvinius »

Ach nimm dir das nicht so zu Herzen, was die Seminarleitung zu deinen Referaten sagt, mir wurde gestern eben erst das allerselbe (unstrukturiert etc...) nach dem mündlichen Stex vorgehalten. Fand ich erst auch garnicht toll, aber Stunden später konnte ich wieder drauf sche**. In Pädagogik (BY) hab ich in EWS noch den Tipp bekommen, dass das mit der Art der Vorbereitung nichts in meiner Schulstufe werden würde - bestanden hatte ich trotzdem mit 1,xx.

Und keiner weiß wie aufgeregt und mit wieviel h Arbeit die am souveränsten wirkendenen vorm Seminar stehen. Das relativiert sich glaub ich alles, ich kannte Leute mit ungelogen 30h Arbeit für ein 30 Minuten Referat (kein Scherz!), mindesten zwei weitere recht cool wirkenden Bekannten von mir hatten noch in der Uni ihre Angststörung mit xyz gedeckelt.

Fränzy
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Re: starke Zweifel im Studium

Beitrag von Fränzy »

Für mich klingt das hier aber nach mehr, als nur Probleme bei Referaten zu haben. Das kann man, da gebe ich Dir recht, lernen. Der TE hat aber nach eigener AUssage generell Probleme beim Kommunizieren.

Deswegen würde ich das nicht auf die leichte Schulter nehmen und im Praktikum gut überlegen, ob es wirklich passt und nachholbar ist. Wenn nämlich nicht, dann kommt das böse Erwachen im Ref (oder in den ersten Jahren im Beruf) und dann steht man blöd da, wenn man nicht nach Altrnativen gesucht hat. Der TE ist ja früh dran, er kann sich also sehr gut beizeiten um Alternativen kümmern.
שָׁלוֹם

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