Zukünftige Chancen der angehenden Lehrerinnen und Lehrer

Wenn das Lehramtsstudium Fragen und Probleme aufwirft ...
Camulus
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Zukünftige Chancen der angehenden Lehrerinnen und Lehrer

Beitrag von Camulus »

Unter dem Link weiter unten findet ihr eine Modellrechnung zum Bedarf von Lehrerinnen und Lehrer in Zukunft in ganz Deutschland. Es wird in der "Studie" lediglich zwischen Ost und West unterschieden.

Um ein kurzes Fazit daraus zu geben:

Situation in den westdeutschen Ländern:
Angebot an Lehrkräften liegt etwa 39 % über dem Bedarf (d. h. Überangebot von
jährlich rund 8.100 Personen)

In den ostdeutschen Ländern:
Bedarfsunterdeckung von durchschnittlich 12 % (d. h. es fehlen jährlich ca. 600
Personen); drohende Mangelsituation auf dem Lehrerarbeitsmarkt

In allen 16 Ländern:
Mangels Lehrerangebots sind Stellen zum Teil nicht besetzbar, abhängig von:
Lehramt und Fächern bzw. Fachrichtung.

Ich kann euch sagen, dass diese Zahlen auch viele Gesrpäche mit Kolleginnen und Kollegen entsprechen. Vor allem in der Grundschule und der Sekundarstufe II wird es in Zukunft sehr, wenn überhaupt, schwer, eine Stelle zu finden.

Bei aller berechtigten Kritik an den Zahlen, deren Erhebung und meinem subjektiven Fazit, ich glaube es wird in Zukunft wirklich hart werden.

Fränzy
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Re: Zukünftige Chancen der angehenden Lehrerinnen und Lehrer

Beitrag von Fränzy »

Ja, das kann sein, ABER ich finde, dass die Personen, die mit Leib und Seele Grundschullehrer werden wollen, die sollen das Risiko eingehen. Zur Not, wenn gar nichts drin ist, werden sich Alternativen auftun. So wie damals in den 80ern. Die sind auch alle untergekommen, manche an Privatschulen und später im ÖD - z.B. bei uns in der Schule. Die haben sich nicht abhalten lassen von ihrem Traumberuf - zum Glück nicht! (Ich spreche hier nicht von unorientierten Verlegenheitsstudierenden und Personen, die den Beruf wegen Sicherheitsaspekten wählen, denn SICHER ist nix).
שָׁלוֹם

User65
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Re: Zukünftige Chancen der angehenden Lehrerinnen und Lehrer

Beitrag von User65 »

Fränzy hat geschrieben:(Ich spreche hier nicht von unorientierten Verlegenheitsstudierenden und Personen, die den Beruf wegen Sicherheitsaspekten wählen, denn SICHER ist nix).
Klar, und am Ende sind diejenigen, die keine Stelle und auch keine angemessene Alternative bekommen haben, unorientierte Verlegenheitstrottel und Sicherheitsfanatiker gewesen bzw. hatten und haben sonstige persönliche Defizite, die ihnen den Zugang zum Akademikerarbeitsmarkt verwehren. Die haben dann selber Schuld und müssen sich auch noch die verbalen Arschtritte irgendwelcher selbsternannten Welterklärer gefallen lassen, denen der Rotz noch aus der Nase läuft.
Fränzy hat geschrieben:So wie damals in den 80ern. Die sind auch alle untergekommen,
Na das ist ja tröstlich. Sicher kennst du auch "alle" Untergekommenen.

Es wäre einfach wunderbar, wenn erheblich weniger Menschen ein Lehramtsstudium aufnehmen würden. Da aber mit Aufnahme des Studiums keine individuellen Einstellungsprognosen oder -zusagen gegeben werden, wird es immer Leute geben, die sich mit glühender Hoffnung durch die Ausbildung manövrieren. Wenigstens konnte ich in meinem Umfeld schon dazu beitragen, dass einige junge Leute diesen Weg nicht gehen.
Man kann auch ohne Alkohol Spaß beim Feiern haben. Aber ich gehe auf Nummer sicher.

Lenya
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Re: Zukünftige Chancen der angehenden Lehrerinnen und Lehrer

Beitrag von Lenya »

Uns wurde zum Ende des Refs auch gesagt, dass wir - wenn auch viele erst in ein paar Jahren - wohl noch Planstellen bekommen, die aktuell Studierenden es da aber schwer haben werden.
Aber ehrlich: Mir wurde vom Berufsberater vor dem Abi schon gesagt, dass ich mit dem Lehramt für die Arbeitslosigkeit studieren werde. Aber ich hab ja eine Stelle.

Ich denke auch, man sollte das tun, was einen glücklich macht. Was nutzt es mir, 40 Jahre in einem Beruf zu arbeiten, den ich hasse? Nichts.
LG, Lenya

Camulus
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Re: Zukünftige Chancen der angehenden Lehrerinnen und Lehrer

Beitrag von Camulus »

Ich wollte mit diesem Beitrag keine leidenschaftliche Diskussion über die Berufsentscheidung losbrechen, mir ging es nur darum, dass man sich solche Statistiken ansieht und im Hinterkopf behält. Viel zu oft habe ich in meinen Seminaren hören dürfen, dass der Lehrberuf "eine gute Alternative ist", "sicher ist", ein Halbtagsjob ist", etc. Wenn ich dann auch mit älteren Statistiken über den sog. "Schweinezyklus" aufgeklärt habe und die Folgen für die Stellenlage, waren manche anscheinend aus ihren Träumen erwacht.

Ich persönlich denke:
In Zukunft wird es definitiv sehr schwer werden, da man immer davon ausgehen muss, dass im Endeffekt (noch mehr) gespart wird und so vielleicht sogar noch weniger eingestellt wird. Zudem kommen zu jedem neuen Jahrgang die aus den vorherigen Jahrgängen, die keine Stelle erhalten haben und im besten Fall durch Vertretungsunterricht ihre Abschlussnote verbessern konnten. Dadurch wird es für die frisch fertigen Lehrkräfte nochmal schwerer.

Ein Nachteil an solchen Prognosen ist die schwierige Vorausberechnung, die unsichere politische Lage und die persönliche Qualifikation (u.a. Abschlussnote, Vitamin B, Flexibilität, Fächerkombinationen, Schulform). Ich möchte niemanden abraten das Lehramtsstudium durchzuführen, würde aber jedem gegenüber so ehrlich sein und auf diese und andere Statistiken verweisen. Dann würden manche Forenthemen wesentlich weniger belebt sein ;)

reffinrw
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Re: Zukünftige Chancen der angehenden Lehrerinnen und Lehrer

Beitrag von reffinrw »

also auswandern

User65
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Re: Zukünftige Chancen der angehenden Lehrerinnen und Lehrer

Beitrag von User65 »

Camulus hat geschrieben:die unsichere politische Lage und die persönliche Qualifikation (u.a. Abschlussnote, Vitamin B
Es lässt tief blicken, dass "Vitamin B" an zweiter Stelle der persönlichen Qualifikationen genannt wird! :lol: Heute umschreibt man das doch mit dem politisch korrekten Begriff des "Netzwerks"!

Ich persönlich denke:
Die ausbildenden Länder haben gegenüber ihren arbeitslosen Lehrern eine ganz besondere Verantwortung, die weit über die Verantwortung für andere Stellensuchende hinausgeht. Hier geht es natürlich um die politische Dimension des Problems.
Man kann auch ohne Alkohol Spaß beim Feiern haben. Aber ich gehe auf Nummer sicher.

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