Erweiterungsfach bereits im Master studieren?

Wenn das Lehramtsstudium Fragen und Probleme aufwirft ...
StephanNRW
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Re: Erweiterungsfach bereits im Master studieren?

Beitrag von StephanNRW »

@chilipaprika:

Von "schämen" habe ich auch nicht gesprochen. Meine Aussage war nicht wertend gemeint. Ich meine hierbei in erster Linie den quantitativen Vergleich der Inhalte eines Lehramtsstudiums (2 Fächer, plus Bildungswissenschaften) in Relation zu einem wissenschaftlichen Studium (1 Fach, keine Bildungswissenschaften) auf nur ein Fach bezogen. Dass dieser Unterschied, bezogen auf ein Fach, dann auch einen qualitativen Unterschied in eben diesem bedingt, ist eine logische Folge, ohne dies als abwertend empfinden zu müssen.

Als Lehrer muss man nun mal in 10 Semester drei Fächer abdecken, als wissenschaftlich Studierender konzentriert man sich in 10 Semester aber auf nur ein Fach. Das letzterer in diesem einen Fach natürlich besser ausgebildet wurde, sollte klar sein.

chilipaprika
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Re: Erweiterungsfach bereits im Master studieren?

Beitrag von chilipaprika »

Hallo!

1) Das mit dem einen Fach in 10 Semestern gilt nur bedingt: es mag in den Natur- und Ingenieurwissenschaften der Fall sein, das ist in den Geistes- und Sozialwissenschaften anders. Selbst die Dipl-Pädagogen oder Dipl-Politologen haben in der Regel auch Hilfswissenschaften...

2) mehr Quantität bedeutet nicht unbedingt mehr Erkenntnisse oder mehr Qualität.
Beispiel (aus einem meiner Fächer, mit anderen kenne ich mich nur bedingt aus, aber mit den StO und PO ziemlich aller Fächer meiner Uni war ich mehrere Jahre lang befasst...):
Ob ich als "1-Fach-Studentin" zusätzlich zu meinem Seminar "Einführung in die Literaturwissenschaft"
- 1 Grundseminar und 1 Hauptseminar oder
- 2 Grundseminare und 2 Hauptsemare belege,
macht meiner Meinung nach keinen Unterschied. Ob ich mein 1. oder 2. Seminar belegte, war für den Prof irrelevant, er erwartete dieselben Ziele am Ende des Seminars / bei der Prüfung / in der Hausarbeit.
Ich konnte zeigen, dass ich die Theorien des verstanden hatte und damit wissenschaftlich arbeiten konnte.

Klar kann ich einem 1-Fach-Studi mehr Fachwissen unterstellen, aber genauso wie genau dieser Studi alle seine Literaturseminare in dem selben Jahrhundert oder in der selben Gattung belegen konnte, steht es Lehramtsstudis bzw. 2-/3-Fächer-Studis frei, ihre Vorlesungen in anderen Themengebieten zu wählen.
An meiner Uni (und das galt bei sehr vielen Bundesländern beim Staatsexamen definitiv!) war das sogar so, dass Lehramtsstudis nur schwer irgendwelche Jahrhunderte / Gattungen / was auch immer ausklammern konnten, da im Examen ALLES dabei sein konnte. Ich musste innerhalb von 6 Wochen ein - eventuell bis dahin völlig fremdes - Fachgebiet erarbeiten und dort die Prüfung ableisten. Ich konnte mir - anders als die Dipl- oder Magister-Leute - oft meine Themen nicht aussuchen, bzw. wenn schon, war ich durch die jeweilige PO angehalten, eine höhere Breite einzuhalten, die Magisterleute einhalten mussten.

Die Aussagen gelten für ein Gym-Studium an Unis, wo 2-Fächer-Magister auch eingeführt waren: ich bin in jedem meiner Fächer so ausgebildet, dass ich mit jedem Magister oder zum Teil Dipl. mithalten kann.
Dass es in den Naturwissenschaften eventuell anders sein kann, mag sein. Aber die Aussage ist definitiv für einen Großteil der Fächer nicht gültig, wenn man mit Sek-II vergleicht. (Andere Lehrämter gab es an meiner Uni nicht, ich masse mir also kein Urteil an)

chili

StephanNRW
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Re: Erweiterungsfach bereits im Master studieren?

Beitrag von StephanNRW »

Das mag wirklich von Fach zu Fach unterschiedlich sein. Ich kann es auch nur für mein Studium (Wirtschaftswissenschaft, Diplom) beurteilen und die inhaltlichen Unterschiede und Anforderungen zu einem Wirtschaftsstudium auf Lehramt sind schon beträchtlich. Das geht nicht nur damit einher, dass die Gesamtanzahl der Credits wesentlich kleiner ist, sondern vor allem auch, dass methodische Fächer wie Mathematik oder Statistik für Ökonomen z.B. gar nicht im Fächerkanon bei einem Lehramtsstudium vorkommen (mag hier aber auch von Uni zu Uni wieder verschieden sein). Ich halte es aber davon ab auch nicht für erforderlich. Als Lehrer soll man später Heranwachsende in der SEKII unterrichten und nicht an der Uni angehende Doktoren.

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