Sprachlehrer und Agoraphobie

[Bernie35]

Liebe Forumsteilnehmer,

ich bin im 2. Semester eines Lehramtsstudiums mit zwei Fremdsprachen (Schulform Gymnasium). Leider habe ich schon seit einigen Jahren mit Platzangst zu tun und mache mir nun mehr und mehr Gedanken, ob ich die SuS bei Reisen/Klassenfahrten begleiten kann. Das Problem kann im Bus oder im Zug auftreten, Klassenreisen mit dem Flugzeug traue ich mir derzeit gar nicht zu.
Ich überlege daher, meine Fächer eventuell ohne Lehramt zu studieren oder das Fach ganz zu wechseln.
Was meinen die hier anwesenden (Fremdsprachen-) Lehrer/innen? Auf der einen Seite sehe ich wirklich nur das Problem Klassenfahrten/Schüleraustausch, auf der anderen Seite wäre es noch früh genug, um abzubrechen. Es beschränkt sich wirklich nur auf dieses Problem, welches für einen Sprachlehrer aber natürlich sehr hinderlich ist. Dass sich das Problem bis Studienende deutlich bessert, kann man nicht als sicher ansehen, dafür besteht es schon zu lange.
Fraglich erscheint mir dann auch, wie es mit dem Problem später bei der Stellensuche aussehen würde.

Über Einschätzungen hier aus dem Forum würde ich mich daher sehr freuen, schon jetzt vielen herzlichen Dank!

[Katta]

Bist du in Behandlung?
Denn auch mit anderen Fächern fährst du regelmäßig auf Klassenfahrten, das gehört in den meisten Bundesländern zur Dienstpflicht, Fächer wechseln ist also nicht automatisch eine Lösung.
Ich kenne mich mit Phobien nicht aus, aber so als Laie würde ich sagen, wenn Lehrer der Beruf ist, den du machen möchtest, mit diesen beiden Fächern, dann tu etwas gegen die Phobie, damit sie dein Leben nicht so sehr einschränkt. Aber wie gesagt, als Nicht-Betroffene habe ich da vermutlich auch leicht reden...?

[krabappel]

Du meinst wahrscheinlich Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen).
Was spricht gegen eine Therapie? Wenn du deinen Berufswunsch nach deiner psychischen Erkrankung richtest, schränkst du dich selber immer mehr ein. ("Angst vor der Angst"). Denn auch wenn du Spanisch nicht auf Lehramt studierst, musst du mal irgendwann nach Spanien reisen. Also doch keine Fremdsprache. Und wenn du tauschst und Sport auf Lehramt studierst, könnte es ja theoretisch sein, dass deine Ängste sich ausweiten und du irgendwann gar nicht mehr aus dem Haus gehst. Also doch kein Lehramt. Aber wenn du eine Lehre als Installateur anfängst, könnte es ja sein, dass...
Ich will mich nicht lustig machen, ich habe selber meine diversen Schwierigkeiten. Ich möchte dir damit nur sagen, dass es möglicherweise besser ist, der Zukunft offen gegenüber zu treten und nicht schon im 2. Semester alle Pläne über den Haufen zu werfen.

Siehs doch so, bevor du dir das gesamte Studium lang Sorgen machst: Auf Klassenfahrten mit Oberstufenschülern kann man ggf. mit dem Privatauto fahren. Oder man findet mit dem zukünftigen Schulleiter einen Weg, niemand kann dich zwingen, mit dem Flugzeug zu fliegen. Das ist noch sooooo lange hin! Und am wahrscheinlichsten ist es doch, dass du in einer Therapie lernst, deine Ängste zu verstehen und zu überwinden.
Parallel dazu könntest du auch einen Achtsamkeitskurs (MBSR) belegen. Meditation ist für mich das Mittel der Wahl geworden : - )

[Katta]

Auf Klassenfahrten mit Oberstufenschülern kann man ggf. mit dem Privatauto fahren. Oder man findet mit dem zukünftigen Schulleiter einen Weg, niemand kann dich zwingen, mit dem Flugzeug zu fliegen. Das ist noch sooooo lange hin! Und am wahrscheinlichsten ist es doch, dass du in einer Therapie lernst, deine Ängste zu verstehen und zu überwinden.
Parallel dazu könntest du auch einen Achtsamkeitskurs (MBSR) belegen. Meditation ist für mich das Mittel der Wahl geworden : - )

Ob das so ohne weiteres geht, wage ich zu bezweifeln. Englisch LK Fahrten gehen natürlich normalerweise nach GB/ Irland, da ist es mit der Autoanreise so eine Sache, von Spanien mal ganz zu schweigen. Zumal ich mich beim Kollegen, der mit mir auf die Fahrt geht, vermutlich auch bedanken würde, wenn ich den Haufen auf der An- und Rückreise dann alleine betreuen darf...
Hängt natürlich auch vom Kollegium ab, von der Schulleitung, wie verständnisvoll die letztendlich sind. Aber ganz so leicht wird das nicht, zu viele Hoffnungen würde ich mir in die Richtung nicht machen.

[Valerianus]

Wenn es tatsächlich eine Agoraphobie sein sollte, dann empfehle ich dringend eine Verhaltenstherapie, was willst du denn machen, wenn du merkst, dass du den Schulhof oder die rappelvolle Aula nicht mehr betreten kannst. Die Reisen im Schuldienst sind dann mit Verlaub dein kleinstes Problem. Gerade bei Phobien sind Verhaltenstherapien extrem wirksam und in Hinblick auf die spätere eventuelle Verbeamtung sicherlich angeratener als eine medikamentöse Behandlung, die nur die Symptome dämpft...

[krabappel]

Katta, wenn du Ängste selbst nicht kennst, dann empfehle ich, einem Angstpatienten keine einzureden. Es geht nicht darum, ob in 5 oder 10 Jahren vielleicht eine Fahrt nach Irland ansteht, dass genau ist ja die Sorge des TE. Sondern es geht um die Bewältigung des Alltags im Moment. Dazu gehört im Idealfall, sich einer Therapie zu unterziehen und nicht Angstauslöser zu vermeiden.

[Katta]

Ich habe halt umgekehrt gedacht: Quasi nicht die Möglichkeit aufzeigen, dass es ja bestimmt andere Lösungen geben wird, also ist auch der Versuch einer Therapie nicht notwendig, denn es wird schon irgendwie gehen - also eben, dass man auch in Zukunft Angstauslöser vermeiden kann.
Angst einreden war definitiv nicht meine Absicht, ich entschuldige mich, wenn das so angekommen ist.
Aber so was kann halt passieren, wenn man sich an Laien wendet.